Im Eberkopf
In den ersten Tagen des Junis breitete sich eine aufgeregte Stimmung in der Schule aus. Die dritte Aufgabe rückte immer näher. In der Woche vor Ende des Schuljahres würde sie stattfinden und die jungen Hexen und Zauberer konnten es kaum noch erwarten.
Felix, der nun wusste, was auf ihn zukam (grob, immerhin hatte Bagman ihnen nicht verraten, was für konkrete Hindernisse sich ihnen in den Weg stellen würden), nutzte fast jede freie Minute, um zu üben. Alle möglichen Flüche und Beschwörungen. Seine eigenen kamen dabei nicht zu kurz - waren bis jetzt ja nur drei. Sein Lähmzauber, seinen Spruch, um einen feindlichen Fluch zurückzuwerfen und Terra Motus. Mittlerweile brachte er das Beben, welches er auslöste, auch unter Kontrolle und wieder zum Stillstand. Ein Fortschritt.
Seltsamerweise hatte er mittlerweile kaum noch Bedenken, sich und Harry durch die dritte Aufgabe zu bringen. Nur eines bereitete ihm Magenschmerzen: Lee.
Nicht Liv, mit ihr hatte sich das sofort klären können. Ja, normale Unterhaltungen führten sie öfter, aber das war es dann auch schon. Er wusste nur nicht, was das mit Lee war. Seit sechs Jahren teilten sie sich einen Schlafsaal und immer häufiger erwischte er dabei, wie er ihn musterte oder sich Gedanken über seinen eigenen Körper oder seinen Charakter machte, wenn sie zusammen waren. Es war so banal, dass es ihm anfangs gar nicht aufgefallen war.
Er konnte nur nicht sagen, weshalb er das tat und das wurmte ihn gewaltig. Er brauchte Klarheit. Wenigstens in diesem Bereich seines Lebens.
Und dann war der Morgen der dritten Aufgabe da. Felix saß völlig übermüdet an seinem Platz und füllte sich seine Tasse mit Kaffee. Den hatte er jetzt nötig, sein Schädel brummte, als hätte ein Klatscher ihn vom Besen gehauen.
„Lewis."
Er ließ von seinem Frühstück ab und sah auf. Professor McGonagall schritt auf ihn zu.
„Hm?", murmelte er nur.
Die Champions finden sich nach dem Frühstück in dem Raum hinter der Großen Halle ein."
„Nach dem Frühstück? Professor, warum denn schon so früh?", fragte er verwirrt und sie antwortete:
„Die Familien der Champions sind eingeladen, bei der dritten Runde zuzusehen."
„Wahnsinnig witzig", murmelte Felix, dessen Laune gerade einen neuen Tiefpunkt erreichte, und wandte sich wieder seinem Frühstück zu.
„Ich gebe zu", ertönte die Stimme seiner Hauslehrerin, „dass das etwas taktlos war. Aber Sie haben auch Besuch."
„Was? Ich? Wer denn?"
„Das werden Sie dann schon sehen. Ich muss jetzt erstmal zu Potter."
Damit lief sie schon weiter und ließ Felix völlig überfordert zurück.
Wer, bitteschön, sollte ihn besuchen?
Gedankenverloren rührte er, warum auch immer, in seinem Kaffee und griff nach einer Toastscheibe.
Sobald das Frühstück beendet war, die Zwillinge hatten keinen Bissen runter bekommen, da sie jetzt ihre Tests in Zauberkunst ablegen würden (Lee blieb zuversichtlich, ja, er war gar nicht aus der Ruhe zu bringen), erhob Felix sich und sah zu der Tür. Dann ließ er seine Augen zu Harry wandern, der immer noch an dem fast leeren Tisch der Gryffindors saß und ging zu ihm.
„Ist alles in Ordnung?"
Harry sah auf.
„Ja, schon. Ich frag mich nur, wer mich besuchen sollte."
„Dein Onkel und deine Tante?", fragte Felix und er lachte bitter auf.
„Du kennst sie nicht. Lieber würden sie sterben, als ihr normales, wohlgeordnetes Leben auf die schiefe Bahn zu bringen."
Er machte eine Pause und fragte dann:
„Und wer besucht dich? Vielleicht doch irgendein entfernter Verwandter? Oder irgendein Freund deiner Familie?"
Felix zuckte mit seinen Schultern und murmelte:
„Wenn ich das wüsste. Naja, ich erfahre es ja gleich, kommst du mit?"
Harry zögerte.
„Na, komm. Du kannst ja mal schauen und wenn es dir nicht gefällt...ein Vergessenszauber hilft immer."
Harry grinste und gab sich geschlagen.
Zusammen gingen sie auf die hölzerne Tür zu und öffneten sie. Sofort leuchteten Harrys Augen auf und noch ehe er schauen konnte, wurde er in eine innige Umarmung von Mrs Weasley gezogen. Bill Weasley boxte währenddessen freundschaftlich grinsend gegen Felix' Schulter und Mr Weasley gab ihm lächelnd die Hand. Der hagere Mann zwinkerte und bemerkte:
„Das wird schwierig. Ich weiß immer noch nicht, wen von euch beiden ich anfeuern soll."
„Tja, das sollten Sie schnell tun, es wird nämlich nur einer sein können", erwiderte Felix grinsend, als er von Mrs Weasley weggezogen wurde.
„Felix, es ist einfach schön, dich zu sehen. Wie geht es dir, Junge?"
„Danke, gut", erwiderte er und sah über ihre Schulter.
Erstaunt riss er seine Augen auf und trat einen Schritt von ihr zurück. Lächelnd sagte sie:
„Naja, ich glaube, Harry führt uns erst einmal durch die Schule. Ich muss unbedingt Professor McGonagall sehen. Wir sehen uns ja später."
Und damit ließen sie ihn alleine. Er verabschiedete sich nickend und ging dann, immer noch ungläubig, auf den sich auf einen Gehstock stützenden Mann zu. Seine Kleidung war etwas schäbig und tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, aber er lächelte gutgelaunt, als er Felix begrüßte.
„Professor? Was tun Sie denn hier?", platzte es aus Felix heraus, als er seine Hand ergriff.
„Kleiner mentalischer Support meinerseits", antwortete Professor Lupin lächelnd, „Wie geht es dir?"
„Danke, Sir, gut. Und Ihnen? Kommen Sie...zurecht?"
Er betrachtete die blasse Haut und die grauen, strähnigen Haare seines ehemaligen Lehrers. Doch der behielt sein breites Lächelnd auf den schmalen Lippen.
„Oh, ich komme sogar ganz gut klar."
Er grinste und nickte kurz zur Tür. Sie verließen den Raum. Zusammen gingen sie Richtung Ausgang des Schlosses und er fuhr fort:
„Aber erst einmal etwas von dir. Warst du schon einmal im Eberkopf?"
Felix schüttelte seinen Kopf.
„Hatte nicht wirklich Zeit dafür", murmelte er und Lupin lachte auf.
„Tja, das ändern wir jetzt."
Nach kurzer Zeit hatten sie Hogsmeade erreicht, auf dem Weg bestand die Unterhaltung lediglich aus Alltäglichem und wie unglaublich nervtötend Professor Snape doch war und was für Höhen an Gemeinheit er gewonnen hatte, was Lupin nur mit einem mahnenden Blick quittierte, auch wenn er sich ein Zucken seiner Mundwinkel nicht verkneifen konnte.
„Und?", fragte Lupin eben und zwängte sich an einer Hexe vorbei, die ihm einen Blumenstrauß verkaufen wollte, „Wie macht sich mein Nachfolger?"
Da war sie. Die Frage, die Felix in den Briefen bis jetzt wunderbar umgehen konnte. Er schluckte kurz und zuckte dann mit den Schultern.
„Ach, der", erwiderte Felix ausweichend und sah interessiert einer Gruppe von Hauselfen hinterher, die riesige Körbe mit sich schleppten. „Ja, der ist ganz in Ordnung."
Lupin blieb stehen und hinkte nach einem kurzen, verwirrten Blick weiter. Na klasse. Wusste er also doch, wenn Felix log.
„Aber?", hakte er da auch schon nach, „Alastor ist eigenartig, da gebe ich dir recht, aber ich dachte eigentlich, dass er in seinem Fach sehr talentiert ist. Vermittelt er den Stoff nicht richtig?"
„Doch, er ist sehr gut. Ich kenne mich mittlerweile wahrscheinlich besser mit feindlichen Flüchen aus, als Sie."
Er lachte und sah ihn entschuldigend an, aber Lupin schien nicht darauf reinzufallen. Natürlich nicht. Das war so, als würde er Dumbledore anlügen wollen. Der kannte die Wahrheit, bevor man sie selbst kannte.
Stattdessen sah der Zauberer ihn einfach nur fragend an und Felix seufzte.
„Sie...erinnern Sie sich an den Brief, in dem ich von meinem rein hypothetischen Problem gesprochen und erwähnt habe, dass das...Beschuldigen ziemlich riskant wäre?"
Lupin stutzte, dann legte er seine Hand auf Felix' Schulter und führte ihn über die Straße auf das düstere Lokal zu.
Sie betraten den Eberkopf.
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