Garrick Ollivander
Die folgenden Schultage waren unfassbar nervenaufreibend. Jeder zweite Lehrer ermahnte ihn, weil er im Unterricht nicht aufpasste. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Besonders schlimm war es bei Snape.
Nicht nur, dass er sogar ein zweites Mal versucht hatte, ihn abzufangen, was McGonagall glücklicherweise verhindert hatte, da sie in dem Moment zu ihnen stieß und ihm den Auftrag erteilte, eine Papierrolle zu Dumbledore zu bringen. Nein, fast noch gründlicher als sonst, überprüfte er jeden einzelnen seiner Schritte in der Zaubertrankherstellung und atmete ihm dabei unheilvoll in den Nacken.
„Weniger Plangentinien, Lewis", zischte er einmal und Felix hielt inne.
„Schreiben Sie nicht selbst, dass man so viele in den Trank geben muss, bis dieser sich purpur färbt?", erwiderte er leise, aber gerade noch laut genug, dass sich die Schüler an den Nachbartischen neugierig zu ihnen umdrehten.
„Vorsicht!", flüsterte Snape drohend und ging weiter, „Miller, was ist denn das? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Sehen Sie sich einmal diese Sauerei an."
Aber noch schlimmer hatte es wahrscheinlich Harry selbst. Die Slytherins zogen noch häufiger und noch auffälliger über ihn her. Die Hufflepuffs, die selber auf einen ihrer Schüler gehofft hatten, Cedric Diggory, dachten, dass Harry nur seinen eigenen Ruhm vermehren wollte und Kommentare, wie Verräterischer Bastard und Aufmerksamkeitssüchtiges Schwein waren keine Seltenheit.
Sogar die Ravenclaws schienen sich gegen ihn verschworen zu haben, da sie genau der gleichen Ansicht, wie die Hufflepuffs waren und setzten dafür auf Felix, dem das Ganze extremst unangenehm war. Noch dazu, dass er von unzähligen Mädchen genauso belagert wurde, wie Viktor Krum selber.
Erst am Donnerstag bat ihn eine ganze Gruppe aus seinem Jahrgang um Autogramme auf ihren Schultaschen. Nachdem er sie höflich abgewimmelt hatte, ging er schnell an den Tisch der Hufflepuffs und ließ sich neben Liv fallen, welche hier in einem Buch las. Vielleicht wurde er ja jetzt verschont.
„Meine Güte", brummte er und sah der enttäuschten Menge hinterher, „Wer hätte das gedacht?"
„Was?", murmelte Liv, ohne ihren Kopf zu heben.
„Die Mädchen. Das ist unglaublich. Fast...lästig."
„Fast?"
„Es ist lästig", sagte er und warf ihr dann einen stirnrunzelnden Blick zu.
„Alles in Ordnung? Ist irgendwas passiert?", fragte er und griff nach einem Krug.
„Es ist alles in Ordnung", erwiderte sie spitz.
Felix hielt inne und stellte den Krug wieder auf den Tisch.
„Ähm...sicher? Ist es etwas wegen..."
„Entschuldigung?", meldete sich eine schüchterne Stimme und er sah zu der Drittklässlerin, welche ihn zaghaft anlächelte.
„Darf ich wohl...ein Autogramm von dir haben?"
Liv schnaubte spöttisch durch die Nase und überfordert klappte er seinen Mund auf und zu. Er sah zwischen beiden Mädchen hin und her.
„Äh...nein, jetzt nicht. Später vielleicht."
„Ah", sagte die Ravenclaw nur und verschwand wieder.
Felix drehte sich zu der Hufflepuff.
„Ist es deswegen, Liv? Weil diese Horden mich rund um die Uhr belagern?"
„Jetzt erzähl keinen Unsinn", fauchte sie und er lachte auf.
„Du bist...eifersüchtig? Ernsthaft?"
Ein Fehler, wie er eine Sekunde später feststellte, als sie ihm eine Ohrfeige verpasste.
„So ein Quatsch! Gott, du Idiot!"
Mit zornig funkelnden Augen sprang sie auf und verließ fast fluchtartig die Halle. Entgeistert sah er ihr hinterher.
„Felix, was hast du verbrochen?", fragte George lachend, der mit seinem Bruder zu ihm stieß. Belustigt betrachteten sie seine lodernde Wange.
„Ich...weiß nicht", antwortete er immer noch stirnrunzelnd, „Jungs, wisst ihr, was das bei Mädchen bedeutet? Sie sagen dir nicht, wenn was nicht stimmt, aber wenn du sie danach fragst oder Vermutungen anstellst, ist das...falsch?"
Die Zwillinge prusteten.
„Felix, im Umgang mit Mädchen musst du noch viel lernen. Und wenn du sie erst einmal verstanden hast..."
„...kommst du zu uns und erklärst es uns, verstanden?"
Felix nickte.
„Mach ich."
Als sie dann Freitag Mittag zum Essen gingen, fielen ihnen mehrere Schüler mit Ansteckern an den Roben auf.
„Hat Hermine etwa neue Mitglieder gefunden?", fragte Lee verwundert, aber Felix sah im selben Moment, dass dies ganz andere Anstecker waren.
POTTER STINKT, leuchtete es in großen Lettern und als einige der Schüler ihn entdeckten, drückten sie darauf und der Schriftzug veränderte sich.
Ich bin für FELIX LEWIS - den WAHREN Hogwarts-Champion.
Felix errötete und ging mit seinen Freunden schnell weiter. Wie konnte man nur auf so etwas Geschmackloses kommen?
Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, stand Zauberkunst an. Heute würden sie mit dem riesigen Thema der nonverbalen Zaubersprüche fortfahren.
Eben versuchte er, mit dieser Methode einen dicken Wälzer vor sich zum Fliegen zu bewegen, was nach dem letzten Schuljahr schon relativ gut funktionierte, als es an der Tür klopfte und Professor McGonagall hereintrat. Sie ließ ihren Blick kurz an den Ravenclaws vorbei zu den Gryffindors schweifen und sagte dann laut:
„Ob ich mir wohl für einen Moment Mr Lewis ausleihen dürfte, Professor?"
Professor Flitwick nickte hastig und schnell packte Felix seine Schulsachen ein und folgte der Lehrerin.
Sie führte ihn in ein recht kleines Klassenzimmer, in dem alle Tische und Stühle an die Wände gestellt worden waren. Längs der Tafel hatte man jedoch drei Tische mit samtenen Tüchern bedeckt. Fünf Stühle standen dahinter. Auf einem von ihnen saß Ludo Bagman. Neben ihm saß eine fremde Hexe in einem magentafarbenem Anzug, welche eifrig auf ihn einredete.
Viktor Krum war bereits anwesend und stand missmutig in der Ecke und Fleur Delacour kam durch den Raum, um sich mit ihm zu unterhalten.
„Du bist Felixe, richtig?", fragte sie lächelnd, „Es freut misch, disch kennenzulernen. Auf dass die Bessere von uns gewinnt."
Er lachte leise auf.
„Oder der Bessere."
„Das ist natürrrlisch auch möglich. Bist du schon aufgeregt? Wegen derrr ersten Aufgabe."
„Also, ich...weiß es nicht genau. Vielleicht. Aber ja, ich glaube schon", antwortete er, „Und du? Was ist mit dir?"
„Oh..."
Sie legte ihren Kopf schief.
„Ich glaube, dass isch zurechtkommen werde."
Die Tür öffnete sich und Harry trat ein. Felix sah noch Colin Creevey davonhuschen, dann fiel die Tür ins Schloss. Bagman sprang sofort auf und ging strahlend auf ihn zu.
„Aah, da ist er ja, unser Champion Nummer vier. Komm herein, Harry, nur immer herein. Es geht nur um die Eichung der Zauberstäbe, die anderen Schiedsrichter werden auch gleich hier sein."
„Eichung der Zauberstäbe?, fragte Harry nervös.
„Keine Sorge. Wir müssen nur überprüfen, ob die Zauberstäbe auch in tadellosem Zustand sind und euch während des Turniers keinen Ärger machen. Der Fachmann ist noch bei Dumbledore. Und danach wird es noch einen kleinen Fototermin geben."
Lächelnd deutete er auf die Frau, die immer noch am Tisch saß und eifrig auf einen kleinen Block kritzelte.
„Darf ich vorstellen? Rita Kimmkorn. Sie schreibt einen kleinen Artikel über den Tagespropheten."
„Vielleicht nicht ganz so klein", erwiderte sie und sah an ihm vorbei.
Interessiert musterte sie Harry von oben bis unten.
„Wäre es vielleicht möglich, dass ich ein Wort mit ihm wechsle, bevor wir anfangen, Ludo? Der jüngste Champion, Sie wissen schon...damit die ganze Sache ein wenig
Pep kriegt."
„Natürlich", sagte Bagman, „Also...nur, wenn Harry keine Einwände hat."
„Ähm...", brachte Harry jedoch nur heraus und sie klatschte in ihre Hände.
„Das ist ja wunderbar."
Sie sprang auf, griff mit ihren rot lackierten Fingern nach Harry und zog ihn aus dem Zimmer.
„Gute Güte", murmelte Felix und sah zurück zu Fleur, die ihre Augen verdrehte.
Dann sah er zu Viktor, der seine Augen mürrisch auf den Boden gerichtet hatte. Entschlossen ging er zu ihm und streckte seine Hand aus. Viktor sah auf.
„Viel Glück schon mal im Voraus."
Viktor sah auf die Hand und ergriff sie dann.
„Dir auch", sagte er mit seinem leicht russischen Akzent und seine Mundwinkel zuckten nach oben, was man tatsächlich als Lächeln ansehen konnte. Wenn man es sehr gut meinte.
Wenige Minuten später betraten Karkaroff, Madam Maxime und Crouch den Raum und nur kurz darauf kamen auch Harry, Rita Kimmkorn, Dumbledore, der ihr einen flüchtigen, funkelnden Blick zuwarf und ein älterer Zauberer, dessen mondhelle Augen jedoch die Champions interessiert musterten. Garrick Ollivander.
„Darf ich Ihnen Mr Ollivander vorstellen?", begann Dumbledore und setzte sich an den Schiedsrichtertisch, „Er wird Ihre Zauberstäbe prüfen und sicherstellen, dass sie bei dem Turnier in gutem Zustand sind."
„Mademoiselle Delacour", sagte Ollivander zugleich mit einem freundlichen Lächeln, „Dürfte ich Sie wohl als Erste nach vorne bitten?"
Das Mädchen schwebte förmlich zu ihm und reichte ihm ihren Zauberstab.
„Hmmmm...", murmelte der Zauberstabmacher nachdenklich, zwirbelte ihn in seiner Hand, wie einen Taktstock und ließ schließlich kleine Funken aus der Spitze sprühen.
Dann hielt er ihn dicht an seine Augen und musterte jeden einzelnen Zentimeter des hellen Holzes.
„Ja", flüsterte er leise, „Neuneinhalb Zoll...unbiegsam...Rosenholz...und er enthält...ach, du meine Güte..."
Er warf Fleur einen Blick zu, die sagte:
„Ein 'aar einer Veela. Eine meiner Großmütter."
„Ja", sagte Ollivander, „Ja. Ich habe natürlich nie das Haar einer Veela verwendet, ich finde, das ergibt doch recht eigenwillige Zauberstäbe. Aber...für jeden gibt es den richtigen und wenn dieser zu Ihnen passt...Orchideus!"
Ein bunter Blumenstrauß erschien und zufrieden nickte er.
„Sehr schön, sehr schön. Zum Arbeiten völlig geeignet."
Er reichte Fleur den Zauberstab zurück und sah zu Felix.
„Mr Lewis, Sie sind dran."
Felix trat vor und gab dem Mann seinen Zauberstab.
„Ah, ich erinnere mich. Dreizehn Zoll...unnachgiebig...Holunder und...Drachenherzfaser."
Er strich über das Holz, um eventuelle Kratzer oder Dellen zu entdecken.
„Hm, lassen Sie mich einen Augenblick schauen..."
Er drehte den Zauberstab ebenfalls und ging dabei ein paar gelassene Schritte. Dann wirbelte er ihn in der Luft und eine kleine Stichflamme schoss daraus hervor, sodass der Schimmer in seinen Augen aufleuchtete.
„Perfekt", sagte er, „Ja, das ist wirklich der richtige Stab für Sie. Mr Krum, wenn Sie so freundlich wären."
Krum watschelte zu ihm, streckte ihm ruppig seinen Zauberstab entgegen und wartete dann mit den Händen in der Hosentasche und finsterer Miene ab.
„Ah...ich erkenne diese Arbeit. Gregorowitsch, wenn ich mich nicht irre...in der Gestaltung manchmal ein wenig...ja. Weißbuche und Drachenherzfaser, hm? Avis!"
Es gab einen hellen Knall und ein Schwarm gelber Vögel flog durch den Raum und durch das offene Fenster.
„Sehr schön. Bitte sehr. Bleibt nur noch Mr Potter."
Harry trat nach vorne und gab ihm auch seinen Zauberstab. Ollivanders Augen leuchteten auf.
„Ja, ja, ja. Ich erinnere mich."
Vor sich hin plappernd drehte und wendete er den Zauberstab in seiner Hand und nach einer kleinen Ewigkeit gab er Harry den Zauberstab zurück.
Dumbledore erhob sich.
„Ich danke Ihnen allen", sagte er, „Sie können wieder in den Unterricht gehen. Oder doch lieber zum Essen, wo es doch bald so weit ist."
„Die Fotos, Dumbledore, die Fotos", rief Bagman erregt und Dumbledore nickte.
„Richtig. Die Champions und Richter, oder?"
Begeistert wies Rita Kimmkorn den Beteiligten ihre Plätze zu und scharwenzelte wie ein aufgeregtes Huhn um sie herum.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top