Die zwei Gryffindor-Champions

Die Fette Dame war nicht allein, sondern unterhielt sich aufgeregt mit einer verhutzelten Hexe. Sie hielten beide inne und musterten Harry von oben bis unten.
„Schön, schön, schön", sagte die Fette Dame, „Violet hat mir soeben alles erzählt. Wer ist nun also gerade zum Schulchampion bestimmt worden?"
„Quatsch", erwiderte Harry tonlos.
„Das ist es ganz sicher nicht!", erwiderte die Hutzelhexe entrüstet.
„Nein, nein, Vi. Das ist das Passwort", erklärte die Fette Dame und schwang zur Seite, um die zwei in den Gemeinschaftsraum zu lassen.

Der Lärmschwall, der zu ihnen drang, ließ sie zurückprallen und bewegte sie fast dazu, wieder umzukehren, aber Felix schob Harry langsam weiter. Und schon wurden ihnen dutzende Händepaare entgegengestreckt.
„Du hättest uns etwas sagen sollen!", polterte Fred den Viertklässler begeistert an, während George und Lee euphorisch gegen Felix' Schultern boxten.
„Wie hast du es geschafft, ohne dass dir ein Bart gewachsen ist? Das war genial!"
„Hab ich nicht!", erwiderte Harry hilflos, „Ich weiß nicht, wie..."
„Tja, wenn nicht ich, dann ein anderer Gryffindor. Sogar zwei."
„Wir haben zu Essen, Jungs. Kommt, haut rein!"
„Ich hab wirklich keinen Hunger...", sagte Harry und Felix versuchte verbissen, ihn durch die jubelnden Gryffindors zu bringen, ohne dass er zu Boden getrampelt wurde.

Keiner von ihnen schien zu bemerken, dass er nicht in Feierstimmung war. Keiner von beiden. Sie hatten weder Hunger, noch sonderlich viel Lust, sich jetzt mit ihren Freunden zu unterhalten. Da tauchte Lee wieder auf und wickelte die beiden, mithilfe der Zwillinge, in zwei Gryffindor-Banner ein. Keine Chance, Harry durchzubringen. Ihnen wurden immer wieder Kartoffelchips, Erdnüsse und Kuchenteller in die Hand gedrückt.
Harrys „Ich war es nicht! Ich hab meinen Namen nicht in den Kelch geworfen! Ich weiß nicht, was passiert ist!" war ihnen egal.

„JETZT HÖRT DOCH ALLE MAL ZU!", brüllte Felix schließlich so laut, dass Harry vor ihm zusammenzuckte und auch die anderen Gryffindors kurz innehielten.
Felix sah in die Runde und fuhr mit ruhiger Stimme fort:
„Er weiß nicht, wie der Name in den Kelch gekommen ist, er war es nicht. Und im Moment ist er einfach nur völlig überfordert und müde. Ich glaube, wir sollten ihm etwas Ruhe gönnen."
„Aber...du feierst doch mit uns?", fragte George langsam und Felix sah zu Harry.
„Ja. Mache ich. Natürlich."
„Klasse!", schrien die Zwillinge, während Harry erleichtert die Treppe zu den
Schlafsälen hochrannte.
Felix sah ihm kurz hinterher und nahm dann mit einem kläglichen Lächeln ein Stück Kürbispastete an, während er durch den Gemeinschaftsraum gedrängt wurde.

~

Als er am nächsten Morgen erwachte, dachte er für einen Moment, dass er einfach nur geträumt hatte. Ein schlechter Traum, mehr nicht. Doch als er, zu seiner Verwunderung, eine Krawatte als Stirnband und den Gryffindor-Banner als Decke vorfand, war er sich der Situation wieder völlig bewusst.
In Rekordzeit hatte er sich fertig gemacht und ging zu Harrys Schlafsaal.

Er klopfte und eine genervte Stimme ertönte:
„Ich bin ja schon wach. Bitte noch eine Minute."
Er öffnete die Tür und streckte seinen Kopf in das Zimmer.
„Ach. Du bist es", sagte Harry sichtlich erleichtert und hängte sich eben seinen Umhang um.
„Wie geht es dir? Wo sind die anderen beiden?"
„Ich weiß es nicht und...ich weiß es nicht", sagte Harry seufzend und Felix lächelte aufmunternd.
„Wird schon. Ich helfe dir."
„Müssen wir die Aufgaben nicht alleine lösen?"
„Ist die Teilnahme von Minderjährigen nicht verboten?"
„Danke", sagte er mit einem weiteren Seufzer, der sagte, dass er definitiv nicht daran erinnert werden wollte.
„Komm, wir können nicht den ganzen Tag hier oben hocken."
Harry nickte und zusammen gingen sie in den Gemeinschaftsraum. Sofort erklang lautes Klatschen und mehrere Schüler jubelten ihnen zu.
„Keine Lust, jetzt in die Große Halle zu gehen", murmelte Harry leise.

Musste er dann zu seinem Glück auch nicht. Hermine empfing ihn vor dem Porträt mit einem Lunchpaket und bugsierte ihn sofort nach draußen zum See. Felix verabschiedete sich von ihnen und ging in die Große Halle.
Sobald er sie betrat, brach der Gryffindortisch in Applaus aus und schnell setzte er sich. Die Hufflepuffs und Ravenclaws hatten auch vereinzelt Beifall gespendet, sahen ihn aber eher distanziert an. Natürlich. Zwei Hogwarts-Champions und dazu noch von Gryffindor. An ihrer Stelle wäre Felix wohl auch beleidigt gewesen.
Und die Slytherins...die taten so, als wäre gar nichts Besonderes geschehen, was Felix auch ganz Recht war.

„Na, Kumpel?"
„Gut geschlafen?"
Er lächelte.
„Danke, Jungs. Aber..."
Er sah sich suchend um.
„...wo ist Fred?"
George seufzte theatralisch.
„Er jagt der Liebe nach. Angelina."
„Ich habe nur das Gefühl, dass sie gar nicht gefunden werden will", sagte Lee just in diesem Moment, in dem besagte Gryffindor mit ihren Freundinnen die Halle betrat und dabei prüfend die Gesichter an ihrem Tisch musterte.
„Und was ist mit Ron?", fragte Felix, als er Harrys Freund sah, der alleine und mit mürrischem Gesicht an seinem Toast kaute.
„Das wissen wir nicht. Der ist schon die ganze Zeit so drauf."
„Vielleicht sorgt er sich um Harry", vermutete Felix.
„Gut möglich."
„Aber jetzt wollen wir erst einmal unseren Champion stärken. Iss schön viel!"
George schob ihm grinsend einen vollen Teller zu, bei dessem Anblick sofort Übelkeit in ihm aufstieg. Er hatte in den letzten zwei Tagen so viel gegessen...er brauchte eine Pause.
„Nein, lasst nur, bin noch satt. Ich werd mir lieber überlegen, wie ich das mit der ersten Aufgabe anstelle."

Er stand auf und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Wenn die erste Aufgabe wirklich Drachen beinhaltete, brauchte er dringend einen Plan. Er zerbrach sich darüber noch den Kopf, da verließ er schon die Große Halle und ging den Treppen nach oben...als er plötzlich am Stoff seines Kragens gepackt und in den nächsten Seitengang gezerrt wurde.

Automatisch schlug er nach hinten aus, doch sofort wurde sein Handgelenk schmerzhaft umklammert und er wurde mit dem Rücken gegen die nächste Wand gestoßen. Er blickte genau in Snapes Gesicht.
„Professor Snape?", stieß er entgeistert hervor, „Was soll das?"
Snape sah sich kurz um, dann funkelte er ihn an.
„Ich werde Ihnen jetzt zwei Fragen stellen und die werden Sie mir wahrheitsgemäß beantworten! Haben Sie mich verstanden?", zischte er mit kalter Stimme.
Felix schluckte.
„Was ist denn los? Ich hab nichts..."
„Waren Sie in meinem Büro?"
„Bitte was? Wieso sollte ich?"
Snape zog nur seine Augenbrauen fester zusammen, schien ihn nahezu zu durchbohren.
Nein!", sagte Felix nachdrücklich, „Warum fragen Sie das?"
„Nun, ein gewisses Buch ist..."
Er machte eine lässige Handbewegung.
„...davongeschwebt. Sie ahnen sicher, welches."
Verblüfft sog Felix Luft ein.
„Was denn? Ihr altes Lehrbuch? Das ist weg?"
„Ganz richtig. Das Lehrbuch, welches Sie zurückgehalten haben, ist nicht mehr auffindbar. Sie können mir nichts dazu sagen?"
„Nein, Professor, ich schwöre."
„Sie schwören. So, so."
Für einen Moment schien er zu überlegen, dann fuhr er fort:
„Und was war das gestern Abend? In der Kammer?"
„Sir? Ich weiß nicht, was Sie meinen", erwiderte Felix.
Seine Verwirrung steigerte sich mit jeder Sekunde.

Schritte ertönten und sofort zerrte Snape ihn weiter in den dunklen Gang hinein, wo er ihn erneut gegen die Wand drückte.
„Oh nein, kommen Sie mir nicht so, Lewis!", zischte er, „Sie waren das mit dem Feuer. Haben Sie ernsthaft geglaubt, ich merke das nicht? Außerdem würde ich gerne wissen, was es mit Alastor Moody auf sich hat."
„Professor...Moody? Was meinen Sie denn damit?"
Snape legte seinen Kopf schief.
„Sie waren nach der Sperrstunde auf dem Gang und sind ihm hinterhergelaufen. Warum?"
Da fiel bei Felix der Sickel und er erblasste. Snape war ein Legilimentiker und er selbst war nicht in der Lage, seine Gedanken vor so einem zu verbergen.
Ihm wurde schlecht. Wenn Snape mit dieser Information zu Moody ging, würde er es sofort bereuen.

„Ich weiß, was Sie meinen", krächzte er daher, „Das ist sogar eine ganz lustige Geschichte."
„Auf die bin ich gespannt", knurrte Snape.
„Ja. Und zwar hat der Professor mir geraten...mich bei dem Turnier zu bewerben. Das, was Sie gesehen haben, war einfach nur...ein Traum. Ich...ich hab meinen Namen dann nachts in den Kelch geworfen. Das war erlaubt. Sir."
Snape kniff seine Augen zusammen, sodass sie nur noch zwei Schlitze waren.
„So. Wussten Sie, dass ich, natürlich als Zaubertranklehrer, einen gewissen Vorrat an Veritaserum besitze? Rundherum: Drei Tropfen würden reichen, um zu erfahren, ob das die Wahrheit war."
Er verzog seine Mundwinkel.
„Nur leider ist die Anwendung unter sehr strengen Richtlinien gestellt, weshalb ich denke, dass ein einfaches Legilimens reichen würde."
Der letzte Rest Farbe wich aus Felix Gesicht, als Snape seinen Zauberstab zog, ihn immer noch festhaltend.
„Ich bin mir sicher, das ist genauso untersagt, Professor", stieß er hervor, ohne den Zauberstab aus den Augen zu lassen.
„So?", kam es jedoch nur von dem Lehrer und er nickte.
„Zu hundert Prozent."
„Na, wir schauen einfach mal, was passiert."

Er hob seinen Zauberstab, doch im selben Moment ertönten laute Stimmen und er senkte ihn schnell wieder.
Sofort riss Felix sich von ihm los und lief auf sie zu. Snape wollte ihn fluchend wieder zurückreißen, aber da hatte er schon die nächste Abbiegung genommen und stieß wenige Sekunden später auf Angelina und Katie.
„Oh, Merlin sei Dank", stieß er erleichtert aus und sah schnell zurück.
„Was ist denn los, Felix? Als gut?"
Sofort machte er eine abwürgende Geste und flüsterte:
„Ich bin einfach an euch vorbeigelaufen. Ich bin nicht hier!"
Und im nächsten Augenblick stand er als Alicia Spinnet vor ihnen. Keine Sekunde zu spät. Starr sahen die Mädchen ihn an, da tauchte auch schon Snape um die Ecke.
Er erblickte die Mädchen und ging mit wehendem Umhang auf sie zu.

„Wo ist Lewis?", keifte er und Angelina deutete stumm an ihm vorbei ans Ende des Ganges.
„Er wollte, glaube ich, zur Bibliothek, Professor", sagte Alicia, ergo Felix und sofort stürmte er weiter.
„Verrätst du uns, was..."
Er legte seinen Finger auf die Lippen und schob sie schnell weiter.
Als er sich sicher war, dass sie weit genug entfernt waren, sagte er leise:
„Der Kerl denkt, ich hätte was mit Harrys Auswahl zu tun. Wollte einen Gedächtniszauber gegen mich anwenden."
Die Mädchen rissen ihre Augen auf.
„Ist nicht wahr."
„Ich sag's euch. Wie ein Irrer."
„Geh zu Dumbledore!", sagte Katie sofort, „Oder McGonagall. Einer von beiden."

„Warum sollte sie das tun? Was ist denn los?", ertönte da eine Stimme und Lee trat an ihre Seite.
Er warf einen kurzen Blick zu Felix und zwinkerte ihm lächelnd zu.
„Wollen wir uns nächste Woche vielleicht noch mal treffen?"
Felix errötete und sofort verwandelte er sich wieder zurück. Lee schnappte nach Luft.
„Sorry, Kumpel. Brauchte eine gute Tarnung, Snape wollte in meinen Kopf."
„Naja, viel gibt es da ja nicht zu sehen", erwiderte Lee, was ihm einen Boxhieb seines Freundes einbrachte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich die Schulter.
„Autsch, sorry. Was wollte er überhaupt?"
„Er denkt, er hätte was mit Harry und dem Feuerkelch zu tun", antwortete Angelina an seiner Stelle und er runzelte seine Stirn.
„Er war ja schon immer komisch", brummte er kopfschüttelnd.
Dann grinste er jedoch wieder.
„Der Rock steht dir übrigens. Findet sicher auch Hall."
„Alter, Lee!", murmelte er, bedachte die grinsende Mädchengruppe mit hochrotem Gesicht und zog schnell seinen Zauberstab, um seine Kleidung wieder in Ordnung zu bringen.

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