Die dritte Aufgabe
Trotz der ermutigenden Worte saß Felix nur stumm beim Abendessen und brachte nicht einen Bissen hinunter. Sein Magen drehte sich förmlich um, wenn er an die bevorstehende Aufgabe dachte.
„Alles in Ordnung?"
Er sah zur Seite.
Liv hatte sich zwischen ihn und Lee gesetzt, welcher etwas missmutig brummend zur Seite rutschte, und sah ihn besorgt an. Er lächelte.
„Ich bin nur etwas nervös, alles gut."
Sie erwiderte sein Lächeln ermutigend, dann sah sie zum Lehrertisch.
„Echt toll, dass Professor Lupin gekommen ist", sagte sie. „Auch wenn Snape und Adrian etwas verbittert schauen..."
Sie lachte leise und Felix winkte ab.
„Ach. Lass die schauen. Ändert nichts an der Sache, dass er immer noch ein ganz normaler Zauberer ist."
„Eben."
Sie sah wieder zu ihm.
„Ich geh dann mal wieder. Und hör mal. Das mit dem Schlag tut mir leid, war vielleicht etwas überreagiert."
„Nein, nein, das war gut. Mir tut es leid, ich hätte das nicht tun sollen. Ich...es ist gut, wie es ist."
„Alles klar. Viel Glück."
Sie lächelte ihn warm an, dann war sie verschwunden. Etwas unbeholfen rutschte er auf der Bank hin und her.
„Lasst das! Zwischen uns ist nichts", zischte er, als er die grinsenden Gesichter der Zwillinge bemerkte.
„Ist klar."
„Wir freuen uns doch nur für dich", erwiderte George.
„Obwohl Davies mich so anschaut, als würde er mir jeden Augenblick den Todesfluch geben?"
George winkte ab.
„Ach was. Der Kerl hat nie auch nur ein Wort mit ihr gewechselt."
„Soviel ich weiß, wollte er sie auch zum Ball einladen."
„Die zwei kennen sich doch nur vom Sehen."
„Ach ja?"
„Ganz sicher."
„Pff."
Felix schob seinen Teller weg.
„Und jetzt geht das wieder los", sagte Fred seufzend.
„Gleich schlag ich zu."
Seine Freunde lachten.
„Na, komm schon, Fe. Morgen bist du der Gewinner des Trimagischen Turniers und Liv kann dir gar nicht mehr widerstehen."
Kichernd stieß George seinen Bruder an, der aber nur einen kurzen Blick zu Lee warf.
„Wahnsinnig witzig."
„Das war vollkommen ernst gemeint, Kumpel."
„Was ist denn nun, wenn ich gar nichts von ihr will? Oder überhaupt...von irgendeiner von denen?"
Verwirrt sahen sie ihn an.
„Wie meinst du denn das?", fragte Lee.
Er zuckte mit den Schultern.
„Da hab ich echt keine Ahnung", murmelte er.
Da stand Dumbledore auf und völlige Stille legte sich über die Halle.
„Meine Damen und Herren, noch fünf Minuten und ich werde Sie bitten, sich auf den Weg zum Quidditchfeld zu begeben zur dritten und letzten Aufgabe des Trimagischen Turniers. Die Champions folgen bitte schon jetzt Mr Bagman hinunter zum Stadion."
Harry und Felix erhoben sich vom Gryffindortisch, der in lauten Applaus ausbrach und zusammen mit Fleur, Viktor und Bagman gingen sie auf den Ausgang zu.
Felix war so nervös, dass er einen Moment brauchte, um die hingehaltene Hand von Viktor zu bemerken.
„Viel Glück", sagte dieser lächelnd.
Felix ergriff sie.
„Danke. Dir auch."
Bei dem Feld angekommen, schaute er stumm auf die sieben Meter hohe Hecke, die um das ganze Spielfeld herum gewachsen war. Vor ihnen befand sich der Eingang in den Irrgarten. Der Weg lief aber genau in rabenschwarze Dunkelheit, sodass man keine zwei Meter hineinschauen konnte.
Wenig später füllten sich dann die Ränge.
Felix knetete die ganze Zeit über nervös seine schwitzenden Hände und ließ seine Blicke über die Hexen und Zauberer schweifen. Als er Lupin entdeckte, welcher von einigen Schülern mit Zurückhaltung angestarrt wurde, reckte dieser kurz seine Faust in die Höhe, doch Felix konnte sehen, dass auch er nervös war und dass seine Augen immer wieder unauffällig zu Moody wanderten.
Dann kamen die beiden mit Professor Flitwick, Professor McGonagall und Hagrid auf sie zu. Leuchtend rote Sterne prangte auf ihren Hüten, in Hagrids Fall auf seiner Maulwurffellweste und McGonagall sagte:
„Wir werden um den Irrgarten herum Wache gehen. Wenn Sie in Schwierigkeiten stecken und gerettet werden wollen, sprühen Sie rote Funken in die Luft und einer von uns wird Sie da rausholen, verstanden?"
Die vier Champions nickten und schnell schluckte Felix den Kloß in seinem Hals runter. Auch Harry war nervös, wie er an der ständigen Bewegung seines Kehlkopfes sehen konnte. Die fünf trennten sich, Lupin klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, und verschwanden an der Seite des Labyrinths.
Bagman richtete den Zauberstab auf seine Kehle, murmelte „Sonorus" und seine magisch verstärkte Stimme hallte auf den Tribünen wider.
„Meine Damen und Herren, gleich beginnt die dritte und letzte Runde des Trimagischen Turniers! Zu Ihrer Erinnerung noch einmal der gegenwärtige Punktestand! Mit jeweils fünfundachtzig Punkten zusammen auf dem ersten Platz: Mr Felix Lewis und Mr Harry James Potter. Beide von der Hogwarts-Schule!"
Die Menge brach in Applaus und lauten Jubelrufen aus. Felix trat von einem Fuß auf den anderen.
„Auf dem zweiten Platz, mit achtzig Punkten: Mr Viktor Krum vom Durmstrang Institut! Und auf dem dritten Platz: Miss Fleur Delacour von der Beauxbatons-Akademie!"
Auch für diese beiden Champions wurde kräftig Beifalls gespendet.
Dann wandte sich Bagman an Harry und Felix.
„Ihr zwei beginnt. Auf meinen Pfiff. Drei...zwei...eins."
Er pfiff kurz in seine Trillerpfeife und sie liefen in den Irrgarten hinein. Augenblicklich verstummten die Rufe der Zuschauer und die großen, schwarzen Hecken warfen düstere Schatten auf die zwei Champions. Felix und Harry zogen ihre Zauberstäbe und beide erhellten mit einem „Lumos" den Weg, auf dem sie gingen.
Nach einer Weile stummen Nebenhergehens erreichten sie eine Weggabelung und sie sahen sich an.
„Bis später", sagte Harry und schlug den linken Weg ein.
Felix nickte und nahm den rechten. Ein zweites Pfeifen verriet ihm, dass nun auch Viktor den Irrgarten betreten hatte.
Er beschleunigte seine Schritte und drehte sich immer wieder prüfend um. Seinen Zauberstab hatte er erhoben. Es gefiel ihm gar nicht, dass Harry nun völlig dem ausgeliefert war, was sich Moody ausgedacht hatte. Er musste sich beeilen. Wenn er das Turnier gewann, konnte er...er wich mit einem Satz zurück, als er ein riesiges Monstrum vor sich auftauchen sah.
„Was zum..."
Eine Feuerball schoss explosionsartig auf ihn zu und mit einem Hechtsprung brachte er sich in Sicherheit. Es war einer von Hagrids Knallrümpfigen Krötern.
„Merlin, bist du fett", murmelte Felix.
Was hatte Hagrid da nur aufgezogen?
Der Kröter stampfte auf einer Stelle und richtete seinen Stachel erneut auf Felix. Der riss seinen Zauberstab nach oben. Und genau, als der Fluch ihn traf und erstarren ließ, verließ der nächste Feuerball den Stachel und Felix zwängte sich gegen die Hecke. Um Haaresbreite schoss der Ball an seinem Arm vorbei.
„Scheiße!"
Schnell klopfte er auf den qualmenden Stoff und stolperte weiter. Als er um die Ecke bog, stieß er auf Harry, der erleichtert seinen Zauberstab sinken ließ. Felix war froh, dass es ihm gut ging.
„Hagrids Knallrümpfige Kröter!", fauchte er, „Die sind riesig geworden. Das Vieh hätte mich fast umgebracht!"
Er schüttelte seinen Kopf und ging schnell weiter.
Er wandte sich nach links, dann nach rechts, wieder rechts und...ein helles Licht erleuchtete den Abendhimmel. Er erstarrte und sah auf den roten Schimmer. Dann ein abgewürgter, fast gurgelnder Schrei und...er zuckte zusammen. Wer war das gewesen?
Das klang wie...er verwarf den Gedanken sofort wieder und lief schnell weiter. Nur nicht erst in Erwägung ziehen. Ihm ging es gut. Er war vorsichtig. Schon immer. Er konnte auf sich achten.
Als er um die nächste Ecke bog, blieb er wie erstarrt stehen.
„Felix!"
Das war...er kannte diese Stimme.
„Felix, Liebling!", rief sie erneut und er wollte schon loslaufen, als er sich aber besann und langsam seinen Stab anhob.
So warm, wie sie auch klang, sie war nicht echt. Sie konnte nicht echt sein!
Langsam setzte er einen Schritt nach dem anderen und an der Kreuzung sah er sie. Seine Eltern. Sie standen Hand in Hand da. Ihre Kleidung war zerfetzt und ihre Gesichter...Felix fröstelte. Sie waren völlig entstellt. Die Haut war verbrannt und die Augen waren nur milchig weiße Flecken, welche ihn anstarrten.
Felix zitterte und erhob seinen Zauberstab. Das konnte eigentlich nur eines sein.
„Riddikulus!"
Es gab einen Knall und seine Eltern standen in den Karnevalskostümen von vor zehn Jahren da. Sein Vater in die Kleidung eines Clowns gezwängt und seine Mutter mit diesem übergroßen Hut und der grünen Feder, den sie ihm immer gegeben hatte. Sie hatten damals bei den Eltern seines Vaters zu Abend gegessen. Die Tatsache, dass sein Dad fast durchgehend die Gestik und Mimik seiner Eltern übertrieben nachgeahmt hatte, hatte die Sache noch besser gemacht.
Er schluckte kurz und blinzelte die Tränen weg. Dann hastete er weiter. Jetzt nicht daran denken, befahl er sich.
Da ertönte ein erneuter Schrei. Der war definitiv von Fleur.
„Scheiße!"
Dieser Irrgarten machte ihn noch verrückt. Mit erhobenem Zauberstab ging er weiter. Vor jeder Kreuzung blieb er erst stehen und sah vorsichtig auf den nächsten Pfad.
Da ertönte ein Knacken hinter ihm und ein lautes „Expelliarmus" wurde ausgesprochen.
Sein Zauberstab flog ihm aus der Hand. Er wirbelte herum.
„Viktor?"
Viktor Krum stand vor ihm. Starr sah er ihn an und eben, als Schritte auf der anderen Seite der Hecke ertönten, hob er seinen Zauberstab.
„Was tust du da?", fragte Felix ungläubig und wich einen Schritt zurück, „Viktor, was zum Teufel hast du vor?"
„Crucio!"
Felix ging mit einem Aufschrei zu Boden. Der sengende Schmerz fuhr ihm durch Mark und Bein, als würden unzählige, glühende Messer jeden Zentimeter seiner Haut durchbohren. Erst versuchte er, keinen weiteren Schrei verlauten zu lassen, aber das hielt er keine drei Sekunden durch. Er schrie über die höllischen Qualen hinweg und versuchte so, sie wenigstens etwas zu lindern. Er grub seine Finger in die feuchte Erde. Weiße, gezackte Blitze tauchten in seinem Sichtfeld auf.
Und dann erloschen sie von einer Sekunde auf die andere. Nach Atem ringend setzte er sich auf. Der Pfad drehte sich und zitternd griff er sich an die Stirn um das Schwindelgefühl loszuwerden.
„Felix!", rief eine Stimme und jemand half ihm auf die Beine.
„Harry. Geht es dir gut?"
„Das fragst du mich?"
Harry sah ihn besorgt an und wandte sich dann zu Viktor, der einige Meter entfernt flach auf dem Boden lag.
„Was ist nur in ihn gefahren?"
„Ich glaube, er war verhext. Sein Blick war ganz starr."
„Du meinst, etwas hat ihn verhext?", fragte Harry.
Oder jemand, dachte Felix insgeheim, nickte aber einfach nur.
„Ja. Wir sollten aufpassen. Und ihn vielleicht abholen lassen."
Sein Atem ging immer noch schwer, aber er hob seinen Zauberstab und ließ einen roten Funkenstrahl aus der Spitze seines
Zauberstabes sprühen.
„Hast du vorhin Fleur schreien gehört?", fragte Harry da.
„Ja."
Beide sahen auf Viktor hinab, dann sagte Felix:
„Wir sollten weitergehen und diese ganze Scheiße endlich hinter uns bringen."
Harry nickte.
„Ja. Wir sollten vielleicht ein paar Meter zusammenbleiben. Zu zweit haben wir, gegen was auch immer, eine bessere Chance."
Felix nickte zustimmend. So würde er auch in den letzten Augenblicken des Turniers auf Harry achten können.
Der hatte einen Zauber auf seinen Stab gelegt, der ihm den Weg zeigte und so gingen sie mehrere Gänge weiter, ehe sie wieder stehen blieben.
„Willst du links oder rechts?", fragte Harry und sah mit zusammengepressten Kiefern auf einen der Pfade.
Felix folgte seinem Blick, dann legte er lächelnd seine Hand auf seine Schulter.
„Kannst du dir aussuchen. Pass auf dich auf!"
Harry nickte und schlug den rechten Gang ein.
„Du auch."
Damit war er verschwunden.
Sofort ging Felix weiter. Bei jedem Geräusch, bei jeder einzelnen Bewegung suchte er nach der Ursache. Er fröstelte.
Er war sich sicher, dass Moody Viktor verhext hatte. Aber warum?
Hatte er gewollt, dass sie zusammen weitergingen?
Hatte er vielleicht sie beide außer Gefecht setzen wollen?
Wer sollte seiner Meinung nach gewinnen?
Es konnte doch nur einer sein.
Je mehr er darüber nachdachte, desto verworrener wurden seine Gedanken. Er konnte sich einfach keinen Reim auf die ganze Sache und ihren Beweggründen machen.
Felix schüttelte seinen Kopf. Er war komplett verwirrt.
Und dann, gerade als er sich wunderte, warum alles so friedlich ablief, sah er etwas aufleuchten. Auf der anderen Seite der Hecke.
Mithilfe des Reduktor-Fluches verschaffte er sich einen Durchgang, preschte auf den Weg und rannte auf das blaue Licht zu. Das war es. Er konnte es beenden. Ein paar Schritte und es war vorbei.
„Felix! Pass auf!"
Noch ehe er reagieren konnte, gab es ein Prasseln und Krachen und er stürzte nach hinten. Etwas Schweres landete auf ihm und entsetzt sah er auf die riesige Spinne, die auf ihm thronte, gegen die auch Harry mit seinen Schockzaubern nichts ausrichten konnte. Sie prallten einfach an ihr ab.
Verzweifelt versuchte Felix die riesigen, klappenden Zähne von sich fernzuhalten und gleichzeitig an seinen Zauberstab zu gelangen, der ihm aus den Händen gefallen war.
Die Zähne klackerten bedrohlich, während Harry brüllend einen Fluch nach dem anderen auf sie abgab.
Da sah sie zu ihm. Genau in dem Moment, in dem Felix seinen Zauberstab zu fassen
bekam und was ein Schockzauber allein niemals geschafft hätte, erreichten sie durch zwei gleichzeitig.
Schnell rollte Felix sich unter ihr weg, bevor sie krachend auf den Boden fiel und den gesamten Weg versperrte. Mit wackeligen Beinen lehnte er sich gegen die Heckenwand.
„Alles in Ordnung?", fragte Harry von der anderen Seite der Spinne und sein Kopf lugte besorgt hinter ihren haarigen Beinen hervor.
Felix nickte und hob beruhigend seine Hand. Dann drehte er sich wieder zu dem blauen Licht. Es war der Pokal, den die Champions erreichen mussten. Dann sah er zu Harry.
Er winkte.
„Komm rüber. Du bekommst den Pokal."
„Was? Nein! Beeil dich einfach und beende das Spiel. Na los!"
„Harry, du hast mich allein in der letzten Viertelstunde zwei Mal gerettet."
„Ach ja? Ich wäre gar nicht so weit gekommen, wenn du mir nicht schon bei der ersten Aufgabe geholfen hättest."
„Wird das jetzt etwa ein Wettbewerb?", erwiderte Felix wütend.
Er hatte an diesem Turnier niemals teilnehmen wollen. Sie beide nicht. Jetzt sollte gefälligst auch der gewinnen, der dazu gezwungen wurde.
„Bei der ersten Aufgabe war ich mir nicht einmal sicher", erinnerte er Harry, „Komm schon, du bist nicht freiwillig hier. Du musstest das alles ohne absehbaren Grund auf dich nehmen. Jetzt komm rüber und nimm diesen blöden Pokal!"
Harry sah ihn stumm an.
„Aber..."
„Jetzt komm endlich!"
Langsam nickte Harry und kletterte schaudernd über den erstarrten Spinnenleib. Als er auf der anderen Seite ankam, gingen sie, Harrys Bein schien verletzt zu sein, zusammen auf die kreisrunde Fläche zu, in deren Mitte der Trimagische Pokal stand. Dabei fiel ihm auf, dass Harry etwas hinkte. Er war wirklich verletzt.
Sie hatten die Fläche kaum betreten, da leuchtete ein zweiter blauer Schimmer auf und ratlos sahen sie auf die Stelle wenige Meter weiter links.
„Zwei?", fragte Felix verwirrt in die laue Nacht.
„Eine Auswahl", stellte Harry tonlos fest und sah zwischen beiden hin und her.
„Eine Aus...nein! Nein! Warum sollten sie das tun?"
Sich die Haare raufend lief er auf und ab. Das durfte nicht wahr sein.
„Jeder nimmt einen", sagte Harry und er hob seinen Kopf.
„Du suchst aus."
Harry zögerte zunächst, nickte dann aber und betrachtete die Pokale. Dann stellte er sich neben den Rechten.
„Ich nehme diesen."
Felix trat vor den zweiten Pokal. Stumm betrachtete er ihn. Was bezweckte Moody damit?
Warum machte er das mit ihnen?
Am Liebsten würde er einfach wieder umdrehen.
„Auf Drei, okay?"
Felix nickte und langsam begann Harry zu zählen.
Das war die letzte Aufgabe.
„Eins..."
Was soll jetzt noch passieren? Sie waren kurz vor dem Ziel.
„...zwei..."
Noch eine Sekunde, dann hätten sie es geschafft.
„...drei!"
Gleichzeitig griffen die Jungs zu.
Und prompt drehte sich die ganze Welt. Als würde man ihn mit einem Haken an seinem Nabel wegziehen. Der Boden wurde Felix unter den Füßen weggerissen.
~
Völlig verwirrt sprang Felix wieder auf, als der Kelch sich mit einem Puffen in Luft auflöste. Er sah sich nach Harry um. Sein Kelch lag immer noch neben ihm.
„Du hast gewonnen", stellte er fest, aber Harry runzelte nur seine Stirn.
„Warum sind wir dann...hier?"
Er hatte Recht. Sie befanden sich mitten auf einem Friedhof. Die Grabsteine waren allesamt beschädigt und die verwitterten Daten und Namen waren kaum noch lesbar. Zwischen den Gräbern wuchsen düstere, steinerne Statuen aus dem Boden. Eine davon war die riesige Gestalt des Todes mit einer breiten Sense und weiten Schwingen. Felix fühlte sich etwas unwohl unter den toten Augen dieser stillen Beobachter. Er fröstelte leicht und ließ seinen Blick über die übrigen Gestalten wandern. Es war ihm ein Rätsel, warum dieser Ort Teil des Trimagischen Turniers sein soll.
Sicherlich war er nicht zu vergleichen mit den Drachen, auf welche sie hier wohl kaum treffen würden, doch trotzdem. Irgendetwas war an diesem Ort, was jegliches Fluchtgefühl in ihm auslöste. Alles hier schrie nur: Lauf! Lauf, Lauf, Lauf!
Vielleicht sollten sie...
„Felix!", ertönte da Harry entsetzte Stimme, „Geh zurück zum Pokal! Sofort!"
Felix wirbelte herum. Harry stand vor einem großen Grabstein und sah starr auf dessen Inschrift. Im nächsten Moment ging er mit einem Aufschrei in die Knie. Seine Hand hielt er sich fest auf die Stirn gedrückt.
„Harry! Was ist..."
„Zurück...zum Pokal!"
„Warte!"
Felix griff dem Jungen unter die Arme und wollte ihm eben auf die Beine helfen, als eine kleine Gestalt zwischen den Gräbern auftauchte.
Und im selben Moment wurde die Luft von einem seltsamen Knistern erfüllt, das Felix einen Schauer über den Rücken jagte.
Wer auch immer dort war, er wusste, er wollte ihn nicht näher an sich heran lassen.
„Halt! Wer ist da?", rief er sofort und trat einen Schritt von Harry weg.
Er zog seinen Zauberstab, doch da leuchtete ein roter Blitz auf und noch ehe er reagieren konnte, wurde er in ein dichtes, schwarzes Tuch gehüllt.
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