Der Schwedische Kurzschnäuzler

Schritt für Schritt näherte er sich der Arena. Es herrschte beinahe Totenstille und als er in das grelle Licht trat, war das Erste, was er entdeckte, der blaue Drache, welcher sich schützend über einem Nest niedergelassen hatte - in welchem sich tatsächlich mehrere Eier, darunter auch ein goldenes, befanden.

Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, dachte er, im Gegensatz zu den meisten anderen Drachen, ist dieser wirklich klein. Sieben Meter. Allerhöchstens. Es gibt Drachen, die können doppelt so groß werden...sei froh.

Sei froh...daran merkte man, wie nervös er war. Wenn er sich über so etwas freute...
Schnell ging er hinter einem riesigen Felsen in Deckung und suchte die überfüllten Tribünen nach Fred und George ab.

Noch hat das Drachenweibchen unseren Champion nicht bemerkt", hallte Bagmans Stimme durch das Station. Wollen wir doch mal sehen, wie er sich schlägt. Tatsächlich scheint Lewis selbst nach etwas Ausschau zu halten..."

Und da sah er sie, tatsächlich auf der obersten Reihe. In ihren Händen hielten sie lange Feuerwerkskörper. Eigenkreationen. In diesem Moment liebte er sie so sehr, wie nie zuvor. Er hob seinen Zauberstab.
Accio, Raketen!"
Zischend flogen sie den Zwillingen aus der Hand und mit einer gezielten Bewegung lenkte er sie an dem Kopf des Drachen vorbei und mehrere Meter von dem Nest weg. Weit genug, dass er mit ein bisschen Glück genug Zeit hatte, das Nest zu erreichen und sich das Ei zu schnappen.

Und was tut er denn da? Will er diesen Drachen etwa mit ein paar Knallern ablenken?"
Bagman lachte.

Doch der Drache hob seinen Kopf und sah ihnen hinterher.
Der erste Raketenkörper explodierte und schickte eine riesige, purpurne Stichflamme in den Himmel. Der Drache gab ein leises, tiefes Knurren von sich. Die Zuschauer fingen an zu rufen und ihn (oder den Drachen) anzufeuern und Felix' Herz hämmerte ihm bis zum Hals, als er den zweiten hochgehen ließ.
Der Drache erhob sich mit einem gefährlichen, donnerähnlichen Grollen und reckte seine Schnauze in die Richtung des Spektakels. Felix hatte seine Aufmerksamkeit.

Und tatsächlich lässt das den Drachen nicht kalt. Aber ob Lewis das Weibchen damit wirklich von seinem Nest locken kann?"

Beim nächsten Mal ließ er gleich zwei hochgehen. Es zischte und pfiff und gleißende, bunte Lichter schossen in die Höhe. Für ein so aufbrausendes Gemüt war das zu viel.
Brüllend stürmte er los. Er flog knapp über den steinigen Boden auf die restlichen Raketen zu, die jetzt auch in die Luft gingen und Felix sprintete unter dem Jubel und Schreien der Zuschauer los. An riesigen, kantigen Steinen vorbei, über enge Felsspalten und mit dem Blick fest auf das goldene Ei gerichtet.

Fast hätte er es geschafft. Er erreichte die Eier, streckte seine Hand nach dem goldenen aus und hatte es bereits ein Stück zu sich gezogen, als das Nest plötzlich in ein riesiges, blaues Flammenmeer getaucht wurde, sodass er zurücktaumelte. Das Ei fiel aus seiner verbrannten Hand und blieb einige Meter neben dem Nest liegen. Schützend schlug er sich die Arme vor das Gesicht und...stolperte.

Da hätte er es doch fast geschafft. Die Drachenwärter stehen bereit, doch ich glaube, dass..."
Entsetzt aufkeuchend verstummte Bagman.

Die Zuschauer schrien auf, doch noch ehe er zwischen die spitzen Steine fiel, wurde er zurück gerissen.
Und dann bemerkte er, dass sie genau deswegen geschrien hatten. Er hatte realisiert, dass der Kurzschnäuzler ihn fest mit seinem dicken Schwanz umklammert hatte, sodass ihm der Atem abgedrückt wurde, und langsam hochhob. Sein ganzer Körper erstarrte und entsetzt schnappte er nach Luft. Jetzt konnte Felix ihm nur noch eine Bindehautentzündung anhexen...
Aber seine Hand, die den Zauberstab hielt, war so eingeklemmt, dass er sie nicht heben konnte.

Die Menge erhob sich, Bagman starrte auf das Geschehen und vereinzelte, panische Rufe drangen zu den Drachenwärtern, die bereits angelaufen kamen und sich gegenseitig Anweisungen zuriefen.
„Nein, wartet! Wenn ihr den Jungen trefft...er ist verloren, wenn ihr sie wütend..."
„SIE IST BEREITS WÜTEND, VERDAMMT NOCH MAL!", rief eine zweite Stimme.
Charlies Stimme.

Doch Felix sah nur versteift und mit angehaltenem Atem auf den Boden. Wenn er jetzt noch den drohenden Blick des Drachen erwidern würde, wäre er wirklich verloren. Also ließ er sich einfach schlaff herabhängen. Als der Drache heiße Luft in sein Gesicht blies, kniff er seine Augen fest zusammen.
„Los jetzt!", hörte er Charlies leise Stimme.
Wahrscheinlich schrie er in Wirklichkeit aus Leibeskräften und wurde nur durch die Schreie der Schüler und Lehrer übertönt, aber er konzentrierte sich nur auf den Kurzschnäuzler.
„Auf mein Zeichen!"

Er würde sterben. Dessen war sich Felix sicher. Aber...wer würde dann aufpassen, dass Harry nichts geschah?
Er hatte niemandem von seiner Beobachtung erzählt. Nicht einmal seinen Freunden. Nicht einmal Harry selbst. Idiot!
Fest biss er sich auf die Zunge. Nicht einmal ein ganzes Geschwader an Wassereimern würde verhindern, dass er in wenigen Sekunden aussah, wie ein Phönix am Tag des Feuers.
Er spürte etwas Raues auf seinem Gesicht, wodurch sein Kopf hin und her gedrückt wurde, und ein widerlicher Geruch von Verwesung erfüllte die flimmernde Luft um ihn herum. Mit aller Kraft kämpfte er gegen die aufsteigende Übelkeit an, als er plötzlich wieder durch die Luft bewegt wurde.

Er riss seine Augen auf und starrte fassungslos auf den näher kommenden Boden. Was zum...
Etwa einen Meter über dem Boden ließ der Drache ihn fallen und schnell stützte Felix sich krampfhaft an einem der Felsen, um nicht zu fallen. Und als wäre nichts gewesen, legte der Drache sich wieder neben das Nest und hauchte die Eier mit seinem heißen Atem an.

Und es ist kaum zu glauben", brüllte Bagman, Der Drache hat ihn abgesetzt. Wenn das mal nicht ein genialer Verwirrungszauber war. Das war doch einer, Lewis, nicht wahr?"
Er lachte auf. Doch Felix starrte nur auf das Ei.

Das Ei.

Was war er nur für ein unverbesserlicher Idiot.
Da war er gerade durch das größte Wunder seit Harrys Überleben dem Tod entkommen und er dachte nur an dieses dämliche Ei. Aber um weiterzukommen, musste er die Aufgabe erfüllen. Ohne den Drachen aus den Augen zu lassen, bewegte er sich langsam auf die Stelle zu, an der es lag.

Und er lässt sich von diesem Drachenweibchen nicht entmutigen. Schritt für Schritt nähert er sich seinem Zielobjekt. Der Drache selbst lässt ihn nicht aus den Augen...noch ein paar Schritte und...oh, jetzt würde ich aufpassen, Lewis."

Der Drache stieß ein bedrohliches Donnern
aus und wie erstarrt blieb Felix stehen. Seine ganze linke Seite brannte. Seine Hand, sein Gesicht...das Drachenweibchen peitschte bedrohlich mit seinen Schweif.
Tief atmete er durch.

Sehr spannend macht es unser erster Champion, verehrte Zuschauer, sehr spannend. Wie lange sein Zauber wohl noch hält? Das Drachenweibchen scheint sich wieder zu beruhigen, doch die Drachenwärter stehen immer noch alarmiert auf ihre Posten. Und langsam geht er weiter..."

Mit klopfenden Herzen, sodass Felix dachte, es übertönte Bagmans Stimme, erreichte er das Ei. Vorsichtig beugte er sich nach unten und als er es in seinen Händen spürte, umklammerte er es fest und stolperte, Schritt für Schritt, zurück.

Und er hat das Ei! Er hat es fast geschafft. Natürlich sollte er sich noch weit genug von dem Drachen entfernen, ohne seinen Zauber fallen zu lassen. Das könnte fatale Folgen haben."
Wieder lachte Bagman.
Trotzdem würde ich meinen Blick auf den Weg richten, nicht dass wir noch...und da stolpert er, keine hastigen Bewegungen, Lewis."

Felix stürzte gegen einen Felsen und ließ fast das Ei fallen. Der Drache ließ ein weiteres Grollen ertönen und wie erstarrt blieb er stehen. Doch er blieb liegen, ließ nur feine Rauschschwaden aus seinen Nüstern steigen, und langsam setzte er seinen Weg fort.
Als er sich weit genug entfernt hatte, wirbelte er herum und lief, so gut, wie es seine zitternden Beine erlaubten, auf den Ausgang zu. Den ohrenbetäubenden Applaus überhörte er dabei vollkommen.

Nach nur acht Minuten und siebenunddreißig Sekunden verlässt Lewis mit seiner Beute die Arena. Und nun die Noten der Jury, drang es knapp an seine Ohren, Von Professor Dumbledore...NEUN PUNKTE. Madam Maxime...ah, SIEBEN PUNKTE. Und Professor Karkaroff...FÜNF PUNKTE. Von Mr Crouch ACHT bekommt er und ich selbst vergebe ebenfalls ACHT PUNKTE."

~

„Mr Lewis!"
Er rannte direkt in Madam Pomfreys Arme, die ihn sofort in ein großes Zelt führte und dort auf eine Liege setzen ließ.
„Hier hinsetzen! Das Ei geben Sie mir! Mr Lewis!"
Er hielt es so fest umklammert, als wäre es der Stein der Weisen und mit sanfter Gewalt entriss sie es ihm und stellte es auf einen Tisch nebenan.
„Unglaublich. Drachen. So viel zu den Aufgaben, die die Champions nicht in Gefahr bringen", schimpfte sie, während sie Felix' gerötete Wange begutachtete, „Tut das weh?"
Er verzog sein Gesicht.
„Ja. Vor allem wenn man drauf fasst."
Sie ließ nur eine kleine Dose zu sich schweben und schmierte ihm dann eine stinkende, braune Paste auf die Brandwunde.
„In einer Stunde sind Sie wieder wie neu. Zum Glück haben Sie den Drachen verhext. Professor Flitwick ist sicher begeistert."

Der zweite Pfiff ertönte.
„Haben Sie einen Eimer?"
Die Hexe hielt verdutzt inne.
„Einen..."
„Einen Eimer. Irgendwas", sagte Felix schnell, der schon käseweiß geworden war.
Er schluckte und presste sich die Faust auf seinen Mund.
„Oh, aber natürlich."
Sie wischte mit ihrem Zauberstab durch die Luft und drei Sekunden später hing Felix über den großen Eimer und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
„Hier. Trinken Sie das!"
„Was ist das?"
„Wermutaufguss gegen die Übelkeit. Trinken!"
Er gehorchte und augenblicklich fühlte er sich besser. Erleichtert legte er seinen Kopf in den Nacken.

Von draußen hörte man ein wutentbranntes Brüllen und das Jubeln und Pfeifen der Menge. Dann war es still. Wenige Minuten darauf erklang der dritte Pfiff. Fleur Delacour war an der Reihe. Und danach Harry.
Er stand auf und wollte auf den Zelteingang zugehen, aber Madam Pomfrey hielt ihn zurück.
„Sie setzen sich! - Nein, kein Aber! Machen Sie jetzt keinen Ärger, ich bin schon mit
ganz anderen fertig geworden. Außerdem muss ich mich auch noch um die anderen Champions kümmern."
Ergeben setzte er sich zurück auf die Liege und mit einem bangen Gefühl wartete er auf den Ausgang der ersten Aufgabe.

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