Das Trimagische Turnier
Als die pferdelosen Kutschen endlich durch das von geflügelten Ebern bewachte Schlosstor fuhren, hatten die Jungs alle einen grünen Ton um die Nase. Ein rauer Sturm war aufgezogen und hatte die Kutschen ordentlich durchgeschüttelt.
Dankbar traten sie in die Eingangshalle, stellten ihr Gepäck ab und gingen dann, jeweils zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, nach oben und in die Große Halle.
Dabei wichen sie noch schnell Peeves' Wasserbomben aus, die stattdessen Ron, Hermine und Harry erwischten.
Grinsend setzten sie sich auf die Bänke des Gryffindortisches und sahen sich um. Dicke Regentropfen schienen durch die Decke zu fallen, lösten sich dann aber mitten in der Luft auf.
George deutete zum Lehrertisch, dessen Plätze schon voll besetzt war. Bis auf den des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
„Was glaubt ihr, wer Professor Lupins Nachfolger wird?", fragte Felix, aber sie zuckten nur mit den Schultern.
„Aber Dumbledore", meinte Felix mit zuckenden Mundwinkeln und schüttelte bedauernd seinen Kopf, „Ob er jemals diesen Platz verlässt?"
„Ja. Wenn er in sein Büro geht, um sich seine Rede vorzubereiten..."
„...und all die Phrasen auszudenken, mit denen er uns verwirren kann."
Sie lachten auf. Da erhellte ein Blitz die Halle und die Zwillinge sahen wieder an die Decke.
„Das wäre eigentlich eine gute Gelegenheit, ein paar von Filibusters Feuerwerkskörpern loszulassen."
„Macht doch selbst welche", murmelte Felix, einer ganz anderen Sache nachhängend, „Mit Lichteffekten, Pfeifen und Zischen."
Als er realisierte, was er gesagt hatte, schlug er sich die Hände vor das Gesicht.
„Oh nein!"
Aber die Zwillinge sahen sich bereits begeistert an.
„Das ist die Idee. Wir übertreffen sogar den guten Dr Filibuster selbst", sagte George euphorisch und klatschte laut in die Hände.
„Fe. Manchmal bist du ein richtiges Genie. Ein halber Slytherin, aber ein Genie."
„Daran müsst ihr mich wohl auch immer wieder erinnern, oder?"
„Stört es dich?"
„Nicht die Tatsache, dass es fast dazu gekommen wäre. Aber wie schon gesagt. Noch weise ich keine Vorfälle der Amnesie auf."
Die beiden kicherten belustigt und wandten sich dann der Planung der Feuerwerkskörper zu. Kopfschüttelnd sah Felix zu den großen Flügeltüren. Wo Lee nur blieb?
Im Zug war er auch nicht gewesen. Dieser Trottel war doch auch im letzten Jahr zu spät gekommen. Wer wusste schon, was es diesmal war.
Die Zwillinge schwiegen erst wieder, als die Zeremonie der Häusereinteilung begann. Insgesamt elf neue Schüler bekamen sie. Dann, nach Kevin Whitby, welcher nach Hufflepuff sortiert wurde, erhob sich Dumbledore. Ein Ächzen von einem der Gryffindors war zu hören und grinsend sahen die Zwillinge zu ihrem Bruder, der sein Besteck wieder auf den Tisch legte. Doch das Einzige, was Dumbledore sagte, war:
„Ich habe nur zwei Worte zu sagen: Haut rein!"
Das ließen sie sich nicht zwei Mal sagen und lachend und unterhaltend fingen sie an, sich das Essen auf den Tisch zu häufen.
„Was ist denn mit Hermine?", fragte Felix und deutete auf das Mädchen, welches verdrossen auf ihren Teller starrte.
Fragend sah er zu Harry, der seinen Kopf zu ihm gedreht hatte und mit seinen Lippen ein „Später" formte.
„Hi, Leute", sagte da eine keuchende Stimme und Lee ließ sich neben ihnen auf den Platz fallen.
Schnell machte Felix ihm ein bisschen mehr Platz.
„Lee, hi. Da bist du ja", begrüßte er ihn strahlend, wurde aber im nächsten Moment von ihm umarmt.
Überrumpelt sah er über seine Schulter erst zu Fred, dann zu George. Der war genauso baff und sah verwirrt zu seinem Bruder.
„Ich...ähm...ich freu mich auch, dich zu sehen", murmelte Felix.
Schnell ließ Lee ihn wieder los.
„Sorry, war jetzt ein bisschen...stürmisch", stotterte er.
„Ach - alles gut. Nur...überraschend. "
„Du kommst auch immer zu spät, oder?", unterbrach Fred sie und Lee grinste.
„Meine Mum bestand auf meinen zweiten Umhang, den ich aber nicht gefunden habe. Letztendlich haben wir dann den Zug verpasst und Dad musste mich selber fahren. Allerdings habe ich dann extra noch meinen Geldbeutel vergessen."
„Trottel."
Felix lachte leise auf, bevor er ihm noch einen knappen Seitenblick zuwarf.
„So", sagte Dumbledore lächelnd, als sie alle mit dem Essen fertig waren, „Da wir nun alle frisch gefüttert und gewässert sind, ist es mein Anliegen, euch noch einmal an das Zauberverbot in den Gängen und an das Verbot den Wald außerhalb des Unterrichtes zu betreten zu erinnern. Außerdem wurde die Liste der verbotenen Gegenstände im Schloss durch Jaulende Jo-Jos, Fangzähnige Frisbees und Bissige Bumerangs erweitert."
Seine Mundwinkel zuckten, als er in die Richtung der Gryffindors, explizit in die der Zwillinge, Lee und Felix, sah.
„Zudem habe ich die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, dass der diesjährige Quidditch-Wettbewerb zwischen den Häusern nicht stattfinden wird."
Ein entsetztes Raunen ging durch die Schüler.
„Nein!", stieß Felix hervor, während die Zwillinge mit offenen Mündern Dumbledore nur flehend anstarren konnten.
„Der Grund ist die Veranstaltung, die im Oktober beginnt und den Lehrern und Schülern viel Zeit und Mühe abverlangen wird", fuhr der Schulleiter unbeirrt fort, „Doch ich bin mir sicher, ihr werdet alle viel Spaß haben. Mit größtem Vergnügen möchte ich ankündigen, dass dieses Jahr in Hogwarts..."
Durch ein ohrenbetäubendes Donnergrollen wurde er unterbrochen und die breiten Flügeltüren der Halle flogen polternd auf.
Die Schüler wirbelten herum.
Im Rahmen des Einganges stand ein leicht nach vornüber gebeugter Mann, welcher sich auf einen langen, klobigen Stock stützte. Seine Kleidung triefte und die langen, grau-weißen Haare hingen wirr in sein Gesicht. Die Schüler reckten ihre Köpfe, um ihn besser zu sehen, als er mit missmutigem Blick durch den Mittelgang schritt. Dabei erklang nach jedem zweiten Schritt ein dumpfes Geräusch, welches wohl auf sein Holzbein zurückzuführen war. Felix erschauderte, als er sah, dass eines seiner Augen ebenfalls eine Prothese war, welches sich nach allen möglichen Richtungen drehte.
Der Fremde baute sich vor Dumbledore auf und murmelte ein paar unverständliche
Worte. Dumbledore nickte nur mit einem breiten Lächeln und deutete auf den leeren Platz. Der Fremde brummte kurz, setzte sich und warf seine strähnigen Haare nach hinten. Sein dunkles Auge auf seinen gefüllten Teller und das künstliche, hellblaue auf die Schüler vor sich gerichtet.
„Das ist Moody", flüsterte Fred Felix zu, der den Mann beobachtete.
„Das? Das ist nicht das...was ich erwartet habe."
„Er ist genauso, wie er aussieht."
„Was ist mit seinem Gesicht passiert?", fragte Lee dann, dem die vernarbte Haut auffiel.
„Wundert dich das? Die Hälfte der Insassen Askabans ist sein Verdienst."
„Wie ich eben erwähnte werden wir in den kommenden Monaten die Ehre haben, Gastgeber einer sehr spannenden Veranstaltung zu sein. Eines Ereignisses, das seit über einem Jahrhundert nicht mehr stattgefunden hat", fuhr Dumbledore nach einem kurzen Räuspern lächelnd fort, „Mit allergrößtem Vergnügen teile ich mit, dass in Hogwarts dieses Jahr das Trimagische Turnier stattfinden wird."
Nach einer Sekunde des Schweigens rief Fred:
„Sie machen Witze!"
Die ganze Halle lachte und Dumbledore gluckste vergnügt.
„Ich mache keine Witze, Mr Weasley. Obwohl, da fällt mir ein, im Sommer habe ich einen köstlichen Witz gehört. Ein Troll, eine Vettel und ein irischer Kobold gehen in eine Kneipe. Da sagt der Troll..."
Das laute Hüsteln von Professor McGonagall ließ ihn verstummen.
„Natürlich. Also. Wo war ich stehen geblieben? Genau. Bei dem Trimagischen Turnier. Für die, die noch nicht wissen, was das ist, werde ich es selbstredend kurz erklären. Das Trimagische Turnier ist ein freundschaftlicher Wettstreit, welcher zum ersten Mal vor etwa siebenhundert Jahren zwischen den drei größten europäischen Zauberschulen stattfand: Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule wählte einen Repräsentanten, den sogenannten Champion aus. Diese drei Champions mussten dann im Wettbewerb drei magische Aufgaben lösen, bei denen Tapferkeit, Intelligenz und magische Geschicklichkeit auf die Probe gestellt wurden."
Die Zwillinge stießen sich mit glänzenden Augen an.
„Die Zauberergemeinschaft sah dies als wunderbare Gelegenheit, die Bande zwischen den Schulen zu knüpfen. Bis die Turniere dann aber aufgrund der steigenden Todesrate eingestellt wurde."
„Todesrate?", wiederholte Felix, der glaubte, sich verhört zu haben.
„Todesrate", bestätigte George.
„Im Laufe der Jahrhunderte gab es mehrere Versuche, das Turnier wieder auf die Beine zu stellen, war aber von keinem großen Erfolg gekrönt. Doch dieses Jahr wird es wieder stattfinden. Unsere Abteilung für Magische Spiele und Sportarten hat die Regeln so geändert, dass die Champions keiner Lebensgefahr mehr ausgesetzt werden. Im Oktober werden die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang mit einer engeren Auswahl ihrer Schüler hier eintreffen. Der Ausscheidungskampf wird an Halloween stattfinden. Der Preis für das Turnier sind tausend Galleonen und der Ruhm seiner Schule."
„Ich mach mit!", zischte Fred sofort laut und deutlich, wie so viele andere Schüler.
Doch Dumbledore verpasste ihnen sogleich einen Dämpfer.
„Die Meisten von euch würden sicher voller Eifer daran teilnehmen wollen, aber, um den Aufgaben gewachsen zu sein, werden sich nur volljährige Schüler bewerben können."
Ein empörtes Murmeln hallte durch den Raum, die Zwillinge riefen wütend, was sie davon hielten und Dumbledore hob beschwichtigend seine Hände.
„Dies ist ein Schritt, den wir für unbedingt notwendig halten und der auch eingehalten wird. Ich selber werde mich darum kümmern, dass keiner unserer Schüler den unparteiischen Richter, der die Auswahl vornehmen wird, überlisten kann."
Er lächelte.
„Ich bin mir sicher, dass ihr unsere Gäste über das Jahr mit aller Herzlichkeit behandeln werdet und unseren Champion mit Herz und Geist unterstützen werdet. Und nun, da ich sehe, wie spät es bereits geworden ist, halte ich es für das Beste, euch alle in die Betten zu schicken, damit ihr morgen ausgeruht seid. Husch, husch!"
Er klatschte in die Hände und die Schüler gingen aufgewühlt schwatzend auf die Türen zu.
„Wenn das mal nicht..."
„...wahnsinnig unfair ist", brummten die Zwillinge.
„Allerdings. Das wäre die Gelegenheit, sich zu beweisen", stimmte Lee ihnen zu. Felix lachte nur leise, was ihm drei Hiebe einbrachte.
„Ja, ja, lach du nur. Du hast vor der Ankunft der Schulen noch Geburtstag. Du kannst mitmachen."
Er wollte etwas erwidern, aber eine knurrige Stimme ertönte hinter ihnen.
„Da hat wohl jemand Glück."
Sie drehten sich um und sahen in das grimmige Gesicht von Mad-Eye Moody. Sein blaues Auge huschte über die Zwillinge und Lee, während das andere konzentriert Felix fixierte. Seine Mundwinkel zuckten nach oben.
„Ich glaube nur nicht, dass ich daran teilnehmen werde", widersprach Felix jedoch lächelnd.
Er erkannte nun ganz gut, worüber Charlie und Bill nun wirklich gesprochen hatten und er legte keinen allzu großen Wert darauf, gegen Drachen zu kämpfen. Moody zog seine rechte Augenbraue nach oben und brummte:
„Ich kann dir nur dazu raten, Junge. Versuch es!"
Damit ging er an ihnen vorbei und ließ Felix völlig verdattert zurück.
„Nein!", sagte er schließlich, als müsste er sich selber daran erinnern, „Ich bewerbe mich nicht."
„Wir versuchen es auf jeden Fall", sagte Lee mit einem verschwörerischen Blick zu den Zwillingen, als sie weitergingen.
Felix schüttelte seinen Kopf.
„Dumbledore trifft seine Vorkehrungen. Ihr könnt den Richter nicht überlisten."
„Oh, wir finden einen Weg", sagte George grinsend.
„Oh ja. Ich denke, ein paar Tropfen Alterungstrank werden genügen."
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