Verschwunden

Akiro saß auf einem Bürostuhl, der hinter seinem Schreibtisch in der Basis stand und starrte nachdenklich an die Decke. Wie sollte das Ganze mit ihm und Asami bloß weitergehen? Er hatte es geschafft, seine ‚Beschützer‘ erfolgreich abzuschütteln und sich zu seinem eigenen Rückzugsort zu begeben.
Nun saß er seid über einer Stunde hier und konnte trotzdem nur an diesen Yakuza denken.
Als er plötzlich irritiert aufsah. Dieser Name kam ihm bekannt vor. Im Fernsehen liefen soeben die Nachrichten des heutigen Tages.
Das Merano brannte ...
Asamis Club ... dachte Akihito erschrocken, konnte seinen Blick nicht mehr vom Fernseher lösen und richtete sich in seinem Stuhl auf. Griff nach der Fernbedienung und stellte das Gerät lauter.
Der Reporter sprach von einem Anschlag aus bisweilen unbekannten Gründen und das der Clubbesitzer wohl zu dieser Zeit persönlich anwesend gewesen sei. Mehr bekam Akihito schon nicht mehr mit. Er war schneeweiß im Gesicht. Stand nur Sekunden später auf seinen Beinen und griff nach seiner Jacke. Auf dem Weg zu seiner Garage wurde er von Amir eingeholt, der sein überstürztes Aufbrechen auf der Überwachungskamera bemerkt haben musste.
„Was ist passiert Herr?!“, fragte dieser, als er neben Akiro her eilte.
„Asamis Club, das Merano, brennt. Ich muss schnellstmöglich dort hin. Asami war heute Abend dort.“ Das reichte Amir schon. „Ich fahre euch.“
Zusammen betraten sie die riesige Garage und liefen auf eine schwarze Limousine zu. Nachdem beide eingestiegen waren, fuhr der Sekretär auch schon los. Er kannte den Weg zu besagtem Club.

Akihito blieb nach ihrer Ankunft wie angewurzelt vor diesem stehen. Er war längst von Feuerwehrleuten umstellt und musste hilflos mitansehen wie sie versuchten zu retten, was noch zu retten war.
Hoffentlich ging es Asami gut.
Nach ein paar Minuten fischte er sein Handy aus der Jackentasche und fing an zu wählen.
„Kirishima-. Wo ist Asami? Geht es ihm gut?“
Stille ...
„Akihito, -Asami ist nicht da.“, Kirishima klang als wäre er unheimlich müde und geschafft. „-wo bist du?“, fragte dieser schließlich Akihito nach ein paar Sekunden.
„Ich steh vor dem Merano. Oder zumindest vor dem, was davon übrig ist.“
„Ich hol dich ab. Bleib wo du bist!“, mit diesen Worten legte der Sekretär auf.

Nachdem Aki seinen eigenen Mann weggeschickt hatte, begab er sich an eine Stelle etwas abseits und beobachtete die Feuerwehrleute, die Polizisten und die Schaulustigen, die sich ebenso versammelt hatten.
Es dauerte nicht lange, bis die Limousine Asamis in seinem Blickfeld auftauchte. Er lief zu dem Wagen und stieg ohne zu Zögern ein.
Nach kurzer Zeit erkannte der Junge, wohin ihr Weg ging. Sie fuhren zum Shion. Als sie dort ankamen, führte Kirishima Akihito ohne Umschweife in Asamis Büro. Welches leer war. Kein Yakuza, der hinter seinem Schreibtisch saß und ihn mit diesen schönen Augen fixierte. Ein seltsames Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus und er schaute mit angsterfülltem Blick zu dem Mafioso. „Wo ist Asami?!“
Doch dieser sah nur betreten zu Boden, was für diesen sonst so harten Mann untypisch war.
„Wo ist Asami?!“ Dieses Mal war Akihitos Tonfall energischer und forderte eine Antwort. Kirishima sah Aki an und antwortete wahrheitsgemäß. „Wir wissen es im Moment nicht. Er wurde von den Leuten entführt, die seinen Club in Brand gesetzt haben. Aber ich habe schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen.“
Ich werde dich zu Asamis Penthouse bringen. Er würde es uns niemals verzeihen, wenn dir etwas passieren würde.“
Sie sahen sich einen Moment lang schweigend an, bevor Aki das Wort ergriff.
„Das Merano war doch bestimmt genauso videoüberwacht wie all die anderen Clubs. Sonst wüsstest du ja auch nicht, das Asami noch lebt. Hast du einen Anhaltspunkt, wer das getan haben könnte?“
„Ja, der Club wurde natürlich ebenso überwacht wie die anderen, aber mit den Aufnahmen kann ich im Moment noch nicht sehr viel anfangen.“
„Darf ich sie vielleicht mal sehen?“
Kirishima ging zu dem Laptop, welcher auf dem Tisch stand, schaltete ihn ein und drehte ihn nach kurzer Zeit zu Akihito um.
Dieser verfolgte mit weit aufgerissenen Augen das Geschehen auf dem Monitor. Das ganze Ausmaß von dem was sich in diesen Aufnahmen abspielte drang noch nicht so ganz zu ihm durch. Er sah Männer, die wie seine eigenen Gefolgsleute gekleidet waren, aber nicht gänzlich, die Farben stimmten nicht. Seine Farben waren schwarz-rot. Diese aus dem Video trugen schwarz-grün. Die Farben seines Vaters.
Akiro verstand nicht und stand einfach nur da. Was hatte das zu bedeuten?
Auch nachdem die Übertragung abbrach und der Sekretär den Laptop wieder zu sich umdrehte, sagte keiner von beiden etwas. Doch schließlich ergriff Akihito nach einer langen Schweigeminute das Wort.
„Vertraust du mir Kirishima?“
Dieser sah jedoch nur verwirrt zu dem Jüngeren. „Was soll diese Frage?“
„Beantworte sie bitte.“
„Ja, ich vertraue darauf, dass du Asami nicht schaden möchtest.“
„Gut.“
Akihito griff zu seinem Handy, befahl seinem eigenen Sekretär, ihn abzuholen, nachdem dieser sich gemeldet hatte, und nannte ihm die Adresse des Shion. Kirishima stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Was Akihito dazu veranlasst hätte zu lachen, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre.
„Wir werden gleich abgeholt. Ich möchte das du und Suoh mich begleitet.“
Mit diesen Worten verließ Aki das Büro und überließ dem Älteren die Entscheidung, ob er ihm folgen wollte oder nicht. Es war an der Zeit sein Geheimnis preiszugeben und um Asami zu retten brauchte er die Leute, die dem Boss der Yakuza am nächsten standen. Er spürte, wie Kirishima ihm unauffällig folgte und dabei leise telefonierte. Als sie vor den Club traten, stand Suoh bereits dort und wartete.
Es dauerte nicht lange, bis die schwarze Limousine vor den dreien hielt und Amir aus dem Wagen stieg, gefolgt von Schahin. Die beiden Mafiosi sahen die zwei mit weit aufgerissenen Augen an und zogen fast gleichzeitig ihre Waffen. Die zwei Perser schien das nicht im Geringsten zu beeindrucken und verneigten sich tief vor Akihito.
Aki trat zwischen die vier Männer und drehte sich langsam zu Suoh und Kirishima um.
„Bitte steigt in den Wagen und kommt mit mir mit.“
Die zwei sahen den kleinen Fotografen überrascht an. Blickten abwechselnd zu Aki und den zwei Assassinen.
„Kirishima, du hast vor ein paar Minuten noch gesagt, dass du mir vertraust. Also bitte.“
Seufzend senkte dieser seine Waffe und ging langsam auf die hintere Tür des Wagens zu, dicht gefolgt von Suoh und den anderen drei. Wobei sich Amir wieder ans Steuer setzte und den Wagen anschließend geschickt durch den dichten Verkehr dirigierte.
Die ganze Fahrt über sprachen sie kein Wort miteinander. Doch die Anspannung der beiden Yakuzamitglieder war beinahe mit Händen greifbar. Schließlich hielten sie vor einem gewaltigen Eisentor, welches nach kürzester Zeit geöffnet wurde. Die beiden Männer blickten auf ein altes, aber wieder hergerichtetes Anwesen. Doch sie hielten nicht vor dem Eingang, sondern fuhren in eine unterirdische Garage. Eine riesige Garage. Der Fahrer parkte den Wagen auf einen freien Parkplatz und stellte den Motor ab. Fast im selben Moment erhob sich Schahin und öffnete die Tür, um seinen Herrn aussteigen zu lassen. Nachdem Akihito neben Schahin und Amir stand, welcher längst zu ihnen getreten war, wartete er geduldig bis Suoh und Kirishima ebenfalls den Wagen verlassen hatten. Er ließ ihnen Zeit, um alles um sich herum genau zu betrachten, bevor er ohne Worte vorausging. Die vier folgten dem Jüngeren ohne Umschweife den langen Korridor entlang. Asamis Männer mussten die Veränderungen an Akihito bemerkt haben, dieser strahlte plötzlich dieses Selbstbewusstsein aus, das sie in dieser Form normalerweise nur von ihrem eigenen Boss kannten, und veranlasste sie dazu, keine Fragen zu stellen.
Schließlich kamen sie vor einer schwer aussehenden Tür zum Stehen, welche von zwei Männern ebenfalls in schwarz-roter Kleidung bewacht wurde.
Suoh konnte ein lautes Schlucken nicht verhindern. Akihito musste auf diese Reaktion des blonden Schranks hinter ihm grinsen. So unruhig hatte er die zwei Mafiosi noch nie gesehen. Die Männer vor der Tür verneigten sich, als sie ihren Boss erblickten und öffneten die Tür um sie eintreten zu lassen. Kirishima und Suoh wussten wohl nicht, was sie erwarten würde, nachdem sie eingetreten waren, doch mit einem leeren Büro hatten sie offenkundig nicht gerechnet. Akihito musste leise lachen, als er die verdutzten Gesichter der zwei sah.
Akihito lief wie selbstverständlich um den Schreibtisch und setzte sich auf den Bürostuhl. Stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab und legte seine Fingerspitzen aneinander. Ließ seine zwei Gäste nicht aus den Augen.
Diese konnten nicht anders als Akihito verwundert anzustarren und blickten sich in dem großen Raum um.
Die zwei Perser stellten sich in der Zwischenzeit folgsam nebeneinander an die Seite und warteten auf Anweisungen.
Akihito seufzte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah zu Amir. „Ich möchte das du Nika und Amon zu mir bringst Amir.“
Dieser verneigte sich erneut und verließ rasch den Raum. Man konnte in Suohs und Kirishimas Blick deutlich lesen das sie das ganze Verhalten einfach nicht verstanden. Schließlich richtete Aki den Blick auf die zwei Gäste.
„Tut mir leid, dass ich euch keine Stühle anbieten kann. Aber es ist niemandem gestattet, sich in meiner Gegenwart zu setzten. Außer es ist eine offizielle Besprechung, in der ich es erlaube.“
Nachdem Akihito erneut kurz geschwiegen hatte, begann er all das Ganze zu erklären.
Wer er war. Wo sie sich befanden. Wer die zwei Männer waren, die sie abgeholt hatten und schließlich, wer wohl dafür verantwortlich war, dass das Merano brannte und wer Asami entführt hatte. Dabei ließ Akiro al Ghul die zwei Yakuza nicht aus den Augen. Diese starrten ihn immer noch ungläubig an, ohne einen Ton von sich zu geben. Völlig aus der Bahn geworfen. Bis Kirishima schließlich doch seine Stimme wieder fand und leise fragte. „Und jetzt?“
Akiro sah diesem in die Augen und antwortete. „Und jetzt werden wir nach Nanda Parbat reisen und Asami wieder nach Japan zurückholen. Ich weiß nicht was meinen Vater dazu veranlasst hat ihn entführen zu lassen, aber das werde ich in Erfahrung bringen. Ich werde nicht zulassen das ihm etwas Schlimmeres passiert.“
Kaum hatte Akihito seinen Satz beendet, als auch schon Amir mit Nika und Amon ins Büro trat. Amir ging auf direktem Weg zu Aki und überreichte diesem einen Brief. „Ich denke, ich weiß warum euer Vater diesen Yakuza entführen ließ mein Herr.“
Amir, Nika und Amon stellten sich neben Schahin in eine Reihe und beobachteten ihren Boss. Dieser entfaltete den Brief und begann zu lesen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, verdüsterte sich allerdings sein Blick, bis er zu Kirishima aufsah. Dieser trat angesichts Akihito’s wütendem Blick einen Schritt zurück. Dieser hielt ihm den Brief hin, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Suoh nahm ihn entgegen und reichte ihn an den Sekretär weiter. Als dieser fertig gelesen hatte, sah er stumm und mit flehendem Ausdruck in den Augen zu dem Assassinen auf. „Asami war das nicht Akihito. Unser Boss hat genau so wenig Ahnung von eurer Existenz, wie wir sie hatten. Du musst mir glauben.“, Kirishima schluckte schwer. Akihito hatte diesen Mann noch nie mit so einem verzweifelten Ausdruck in den Augen gesehen. Irgendwie glaube er ihm. Er richtete seinen Blick auf seine beiden Diener.
„Amon, Nika - wir reisen nach Nanda Parbat. Richtet alles zusammen. Schahin ... Ich möchte, dass du Tokio sicherst, während ich weg bin, und Amir ... Bring meine beiden Gäste zurück ins Hotel in dem auch Asami, wohnt. Sie sollen ihre Sachen für eine Reise mit mir packen und dafür sorgen das Tokio nicht im Chaos versinkt während Asamis Abwesenheit. Wenn sie damit fertig sind, bringe sie bitte zu meinem Jet. Ich möchte so schnell wie möglich abreisen.“
Die vier Untergebenen Akihito’s verbeugten sich tief vor ihrem Gebieter und sogar die zwei Mafiosi deuteten eine kleine Verbeugung, an was Aki ein schiefes Lächeln ins Gesicht zauberte. Sie akzeptierten die Anordnungen des Geliebten ihres Bosses ohne ein einziges Widerwort und folgten Amir Richtung Garage, um alles vorzubereiten.

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