Das Loch

„Treffen wir uns wieder bei dir?", erkundigt sich Maxim, als er seines und Nadjas Tablett von der Theke nimmt.

„Ja, wäre mir lieb." Ich versuche mit einer Hand mein eigenes Tablett zu balancieren und mit der anderen die schwankende Nadja zu stützen.

„Ich hab – hicks - Dischtmaterschal beschorgen können", lallt diese. „Wenn wir das Loch hi-hick-seute freilegen, kö-können wir gleisch loschlegen."

Anouschka nimmt mir kurzerhand das Tablett ab. „Am besten trägst du sie." Und zu Nadja: „Das hast du fein gemacht, Duschka!"

„B-bin nischt schüssch", widerspricht Nadja. „Bin – hicks – schauer. Scheisch-gärung. Mir ischt schlecht."

Das ist ihr anzusehen. Ich mustere besorgt die grünliche Farbe ihres Gesichts, das gegen meine Schulter lehnt. „Heute ist es besonders schlimm, oder?"

„Da wa-waren Rohre – hicks – undischt", teilt mir Nadja mit. „Uäh – der Geruch – hicks – furschtbar. Scho schtark!"

Womit sie auch erklärt, wie sie an das Dichtungsmaterial gekommen ist. Das ist mehr als willkommen. Seit Tagen sind wir auf der Suche nach dem Grund für die Feuchtigkeit in meinem Zimmer. Mit stibitzten Meißeln haben wir Rohre in einer Wand freigelegt, die laut Grundriss und Verwaltung keine beinhalten dürfte und auch die Stelle gefunden, an der das Wasser in die Mauer eindringt. Wir müssen nur das betreffende Rohr vollends freilegen, um es zu flicken. Die Verwaltung verweigert uns das benötigte Material sowie die Werkzeuge, mit dem Argument, dass es an der Stelle unmöglich einen Wassereinbruch geben kann, darum haben wir alles mitgehen lassen, was uns brauchbar erschien.

„Wasch gibtsch denn – hickseute?" Nadja ist fast völlig hinüber von den giftigen Dämpfen, denen sie den ganzen Tag lang ausgesetzt war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas essen möchte.

„Borschtsch", sagt Kosma strahlend. Diese traditionelle Suppe mögen wir beide gerne.

„Fein", murmelt Nadja. „Kannscht meine Porschion haben, Mirko." Borschtsch gehört ohnehin nicht zu ihren Lieblingsgerichten und ist auch nicht das Richtige bei Übelkeit.

„Danke", ich setze Nadja auf einem Stuhl ab. „Kannst du alleine sitzen?"

Nadja hickst heftig. „Verschuschsch", versichert sie mir. Anouschka rückt ihren Stuhl dicht an Nadjas. „Stütz dich auf mich, Duschka."

Ich setze mich an Nadjas andere Seite. „Ist vielleicht besser, wenn du in meine Richtung fällst, bevor du unser Küken noch umwirfst."

Nadja lächelt unbestimmt in die Ferne. „Danke, ihr schwei."

Schweigend löffeln wir den Borschtsch und kauen dazu Roggenbrot mit saurer Sahne. Eine Scheibe stecke ich ein. Wenn es Nadja später besser geht, wird sie wohl Hunger bekommen.

„Mediathek?", erkundigt sich Kosma, nachdem er die leeren Tabletts fortgebracht hat. Maxim nickt. „Auf jeden Fall. Sonst fragen sie, was wir alle in Mirkos Zimmer machen."

Also machen wir uns auf den Weg. Da wir uns mit dem Essen beeilt haben, treffen wir als eine der ersten Gruppen ein und kommen sofort dran. Die Mittvierzigerin hinter dem Ausgabeschalter blickt uns besorgt an. „Ist sie krank?" Sie weist auf Nadja.

„Nein, Máma", Kosma seufzt. „Sie war heute in der Gärung."

„Oh weh", Kosmas Mutter scheint das auch schon einmal durchgemacht zu haben. „Dann sollte sie sich ausschlafen."

„Will'n Puschel", mosert Nadja. Kosmas Mutter nickt. „Meinetwegen, aber ein einfaches." Sie tippt etwas auf ihre Tastatur, blickt auf den Monitor, wählt etwas mit ihrer Maus aus und bestätigt die Anfrage. Sekunden später rumpelt ein kleiner Karton aus dem Ausgabeschacht neben ihr. Kosma greift ihn sich und verkündet: „Und ich möchte ein Würfelspiel." Maxim wünscht sich ein Memory, Anouschka ein Buch. Die Frage: „Geschichte oder Fachgebiet?" beantwortet sie mit: „Nähen", also werfe ich ein: „Bei mir Geschichte." Auf diese Weise sind wir schnell abgefertigt. Kosma bekommt alles auf die Arme gestapelt, ich nehme Nadja wieder auf und wir ziehen in Richtung der Unterkünfte ab. „Viel Spaß", ruft uns Kosmas Mutter noch hinterher.

Dieser Ruf wird von einigen Leuten aufgenommen, die sich bereits in die Schlangen an den Schaltern eingereiht haben. Andere blicken missgünstig auf Kosmas Last. „Habt ihr uns noch was übrig gelassen?" Als ob sie nicht wüssten, dass jedem ein Medium pro Abend zusteht.

„Diese ewigen Neider!" Maxim schmettert die Tür hinter uns zu, während ich Nadja auf meinen Bett ablege. „Geht's soweit?"

„Hicksa. Wer macht mein Puschel?"

„Ich." Den Karton hat Kosma bereits auf meinem Schreibtisch abgestellt. Anouschka drückt Nadja ihr Buch in die Hand. „Sollte morgen ne Prüfung sein – das kenn ich eh auswendig."

„Kommt, wir würfeln. Mirko, du bist für die Antworten zuständig." Maxim faltet das Spielbrett auf dem niedrigen Tisch aus und lässt sich auf einen der drei Sessel fallen. Der ächzt bedenklich, hält aber stand.

Anouschka verschwindet in meiner Badnische und kommt mit einem Glas Wasser wieder, welches sie für Nadja auf meinen Nachttisch stellt. Ich leere einen kleinen Mülleimer aus und stelle ihn ihr hin. „Sollen wir dich höher betten?"

„Ja, bitte", Nadja liegt mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und bewegt sich kaum, als Anouschka und ich sie in eine halb sitzende Position bringen. „Wasser und Spuckeimer stehen bereit", teile ich ihr mit und drücke ihr Anouschkas Buch direkt in die Finger. Sofort beginnt Nadja die Seiten umzublättern. „Danke", murmelt sie. „Ihr scheid echte Freu-hicks-heunde."

„Das sind wir doch alle füreinander", Kosma steht an meinem Schrank und drückt mit aller Kraft.

„Durak, das schaffst du nicht alleine!" Ich stelle mich hinter ihn und schiebe den Schrank mit einem Ruck von der Wand fort.

„Selbst Durak!" Aber Kosma grinst dabei. Solche Nettigkeiten tauschen wir öfters aus.

„Hey, Mirko wird hier nicht als Dummkopf bezeichnet!", interveniert Anouschka. „Sonst hilft er uns womöglich nicht mehr!" Sie würfelt, zieht und seufzt theatralisch, als die Frage auf ihrem Feld aufleuchtet. „Siehste, schon passiert! Mirko, wie lange ist eine Kuh trächtig?"

„283 Tage." Während ich die Antwort gebe, suche ich bereits die Randstücke von Nadjas Puzzle zusammen. Mit etwa 80 Teilen ist es nicht allzu schwierig; ich sollte es in wenigen Minuten schaffen.

„Stimmt, Duschka!" Anouschka jubelt und reicht den Würfel an Maxim weiter. „Wie kommt man bloß auf so eine genaue Zahl?"

„Das ist der Durchschnitt aus vielen Beobachtungen", erkläre ich ihr.

Kosma tastet die halb aufgebrochene Wand hinter meinem Schrank ab. „Hier ist es neu ausgelaufen. Der Riss geht einmal ums ganze Rohr rum."

Maxim horcht auf. „Das heißt, wir müssen das gesamte Rohr freilegen?"

„Wäre gut. Es scheint weiter oben auch auszulaufen. Nicht viel, aber genügend."

„Ich verstehe nicht, warum die Verwaltung darauf besteht, dass hier keine Rohre verlaufen würden." Anouschka ist wieder mit Würfeln dran. „Ich meine, dein Bad ist zwar auf der anderen Seite, aber das hier können doch die Leitungen für die Unterkünfte hinter deiner sein."

Anouschka hat sich die Pläne nicht angesehen. „Hinter Mirkos Zimmer endet dieser Sektor", erklärt Maxim ihr darum. „Dahinter sollte eigentlich nur noch Fels sein oder in was auch immer sie damals diese Bunker gegraben haben. Darum glauben uns die Beamten auch nicht."

„Und zeigen sollten wir ihnen das besser nicht", Anouschka nickt verständnisvoll. „Die vermuten sonst wieder irgendeinen Blödsinn. Wie bei Dobrinka." Ihre Miene verfinstert sich. „Dass Dobrinka für die Nazis spioniert haben soll – so ein Mist. Aber niemand außer uns hat sich für sie eingesetzt und auf uns haben sie nicht gehört. Stattdessen beobachten sie uns jetzt auch."

„Was war eigentlich genau los?" Kosma, der jüngste von uns, hat die Affäre damals nicht so genau mitbekommen wie wir anderen.

„Dobrinka hat einige Widersprüche in einem Geschichtsbuch gefunden und nachgefragt", erkläre ich ihm.

„Und das war alles?"

„Ja, das war alles. Sie wurde beschuldigt, die Geschichte bewusst falsch ausgelegt haben, zugunsten der Nazis natürlich. Und dann hier falsche Informationen zu verbreiten und Sympathien für die Nazis zu erwecken."

„Ich hasse die Nazis", schimpft Anouschka. „Dauernd versuchen sie uns weiszumachen, wir seien die Bösen und sie die Guten. Wem wollen sie denn etwas vormachen? Sie sind es doch, die die Weltherrschaft anstreben und in anderen Ländern einfallen. Warum können sie uns nicht einfach in Ruhe leben lassen?"

„Schie glauben, schie wär'n wasch Bescheresch", steuert Nadja bei. „Schie schin' scha die Herrenrasche. Un' wir blosch Tiere."

„Ich frage mich, wie man auf so etwas kommt", grübelt Kosma und setzt erneut den Meißel an. „Ich meine, was will man eigentlich mit der Weltherrschaft anfangen? Was hat man davon, wenn man bestimmen kann, was andere Menschen tun? Mehr als sich von hinten bis vorn bedienen lassen kann man doch nicht."

„Bedienen laschen isch fein." Nadja lässt das Buch aus den Fingern gleiten. „Fertsch. Gib ma dasch annere."

Ich lege ihr mein Geschichtsbuch hin und sie schlägt es auf. „Wieso liescht du scho dicke Büscher?"

„Bei dem musst du nicht alles durchblättern", erkläre ich ihr. „Die Sensoren sind schon mit vierzig Seiten zufrieden."

„Ladno", Nadja blättert brav und zählt dabei. „Ras, dva, tri ..."

Ich passe das letzte Puzzleteil ein. „Ich hab's. Wie weit seid ihr?" Während ich das Zusammenlegspiel wieder einräume, verkündet Anouschka: „Ich bin am Ziel, sobald mir jemand verrät, welcher Zar Finnland wieder ins Reich zurückgeholt hat."

„Alexander I.", kommt es aus der Mauer, an der Kosma arbeitet. Ich widerspreche sofort: „Nikolaus II. Der schränkte Finnlands Rechte dermaßen ein, dass es nur noch eine russische Provinz war."

Anouschka hat bereits gesetzt. „Alexander ist richtig."

„Dann ist die Frage falsch. Finnland hat vor Alexander nicht zu Russland gehört."

Mit einem Mal tritt absolutes Schweigen ein. Anouschka hält den Würfel noch immer Maxim hin, der die Hand ins Leere ausstreckt, ohne den Würfel entgegenzunehmen. Kosma hat Hammer und Meißel sinken lassen und selbst Nadjas Schluckauf hat aufgehört. Meine Freunde starren mich entgeistert an, als hätte ich mich vor ihren Augen in einen Teufel verwandelt. Ich lese Zweifel und Misstrauen in ihren Mienen und sie scheinen von mir abzurücken. Mir wird kalt und meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen.

„Aber Mirko", beginnt Anouschka schließlich. „Die Zaren haben doch niemals nicht-russische Gebiete erobert. Sie haben nur die Oblasten, welche von den europäischen Staaten annektiert wurden, wieder befreit."

Kosma stimmt zu. „Russland wurde immer schon von außen bedroht. Im Norden waren es die Ewenken und Schweden, im Osten die Tartaren und Ainu und im Süden die Kaukasier und Mongolen. Und noch viele Völker mehr, alle haben immer wieder versucht, Russland zu erobern. In der Zarenzeit haben mächtige Herrscher dem Expansionsdrang der anderen Reiche dann endlich ein Ende setzen können. Bis viel später die Nazis gekommen sind."

Maxim fällt ihm ins Wort: „Mirko, du weißt das doch so gut wie wir alle! Dass die Zaren Europa überfallen hätten und nicht umgekehrt, ist typisches Nazi-Gerede!"

„Ruhe!" Nadja richtet sich mühsam auf und zeigt mit dem Finger auf mich. „Ihr wischt alle, dasch Mirko schisch in Geschischte auschkennt! Wenn er schowasch schagt, isch wasch dran!"

Nachdem ich Nadjas Lallen übersetzt habe, fängt mein Herz wieder an zu schlagen. Wenigstens Nadja glaubt mir noch und lässt mich erklären: „Ich habe in keinem Geschichtsbuch einen Hinweis darauf gefunden, dass Finnland vor Alexander einmal russisch war. Aber in einem Buch habe ich gelesen, dass Finnland damals ein Teil von Schweden war und Alexander es vereinnahmt hat. Seitdem suche ich dieses Buch wieder, um das nachzuprüfen. Bisher hab ich's nicht gefunden."

„Scha, schie geb'n unsch scha auch immer irgendein Buch", bemerkt Nadja krächzend, greift mit unsicherer Hand nach dem Wasserglas und trinkt hastig, bevor sie weiterspricht: „Selbsch wennsch'n Titel wüschtesch, die geb'nsch dir nich'."

„Ja, und den weiß ich nicht mehr genau", gebe ich zu.

„Meine Mutter hat mal gesagt, sie kann das auch gar nicht", Kosma hat sich wieder beruhigt und hämmert weiter auf die feuchte Wand ein. „Sie gibt nur ein, aus welchem Gebiet das Buch sein soll und dann wird ihr irgendeines geschickt."

„Und was ist, wenn wir uns alle mal ein Geschichtsbuch wünschen? Dann könnten wir die auch direkt miteinander vergleichen und müssten uns nicht auf Mirkos Gedächtnis verlassen." Auch Anouschka hat offensichtlich ihren Schrecken über mein „Nazi-Gerede" überwunden.

„Können wir mal versuchen." Maxim gefällt die Idee. „Vielleicht haben wir Glück und sie geben nicht jedem von uns das gleiche Buch."

„Was ist denn mit dem, was Nadja in der Hand hat?" Kosma hat sich zurückgelehnt und atmet einmal tief ein, bevor er wieder mit Kopf und Oberkörper in das Loch taucht, das wir in mühsamer Kleinarbeit freigelegt haben.

„Das kenne ich fast auswendig. Da steht das nicht drin." Ich okkupiere den dritten Sessel und kippe das Memory aus. „Los, lasst uns das schnell spielen, damit die Sensoren unsere Aktivität registrieren und wir dann Kosma helfen können."

„Hast du schon mal ein Medium zurückgegeben, ohne dich damit beschäftigt zu haben?", fragt Anouschka, während sie mir hilft, die Karten auszulegen.

„Nein." Das habe ich mich noch nie getraut. Mich haben zu viele Leute davor gewarnt.

„Ich ja", gibt Maxim zu und dreht die ersten beiden Karten um.

„Und?"

„Drei Tage Verhör, warum, wieso und weshalb. Gründliches Nacharbeiten, ich musste das Buch nicht nur lesen, sondern auch etliche Fragen zum Inhalt beantworten und mehrere Inhaltsangaben schreiben, die sie miteinander verglichen. Wäre ich ein Nazi-Spion gewesen, hätte ich mich bei einem Text vermutlich verplappert; ihr wisst ja, dass die Nazis Geschichtsfälschung in sehr großem Maß betreiben." Maxim schüttelt sich bei der Erinnerung. „Das muss ich nicht nochmal haben."

Ich nehme ein zusammenpassendes Paar auf, lese die daraufhin aufleuchtende Frage und tippe auf die richtige Antwort. „Auf sowas bin ich auch nicht scharf. Sag mal, Kosma, was haust du eigentlich so weit rechts neben dem Rohr herum?"

„Ich schaffe Platz, damit ich den Meißel besser ansetzen kann." Kosma lässt sich nicht beirren. „Wenn ich den Beton hinten am Rohr wegbekommen will, muss ich den Meißel noch weiter in die Wand reinhalten als das Rohr ist."

Das ist etwas ungeschickt ausgedrückt, aber verständlich. „Recht haste", gebe ich zu. „Aber buddel dich nicht bis zu den Dinosauriern vor."

„Nein, bei den Neandertalern mache ich Halt, damit du deine Familie begrüßen kannst." Kosma hämmert munter weiter und wir lösen derweil das Memory, welches wie üblich unentschieden zwischen mir und Anouschka ausgeht.

„Wie könnt ihr euch nur so gut merken, welche Karte wo liegt?", murrt der weit abgeschlagene Maxim, als wir das Spiel einräumen.

„Sei doch froh drum", meint Kosma dazu. „Wir zwei würden die vollen zweieinhalb Stunden Freizeit verbrauchen. Mit den beiden ist das wenigstens schnell durch."

„Stimmt auch wieder. Rutsch mal, Kleiner." Maxim hat sich einen weiteren Meißel genommen und kniet sich neben Kosma. „Wo bist du gerade? Ah, sehe schon." Er setzt an und schlägt kräftig mit dem Hammer zu. „Autsch!"

„Hast du dir auf die Finger geschlagen?" Anouschka stellt das frisch gefüllte Wasserglas für Nadja hastig ab und kommt zu ihm.

„Nein, ich bin durchgerutscht." Maxim starrt auf seinen Meißel, der zur Hälfte in der Wand steckt. „Dahinter ist Luft!"

„Horosho!", jubelt Kosma. „Dann haben wir's leichter. Mach ne richtige Mulde, wenn das Felsloch groß genug ist dafür." Wie wir alle geht er davon aus, dass Maxim auf den natürlichen Grund gestoßen ist und prompt eine Aushöhlung erwischt hat.

Eine Weile hämmern die beiden also auf die Rest der durchfeuchteten Wand ein, während ich weiter oben mehr vom Rohr freilege, um bis zu dem Punkt vorzustoßen, ab dem das Rohr außen trocken ist.

„Mann, ist die Höhlung groß", stellt Kosma schließlich fest.

„Ist doch gut, so können wir besser arbeiten", meint Maxim.

„Naja", Kosma zögert und zieht noch einmal tief die Luft ein. „Es fühlt sich an, als käme von da Luft rein."

„Grubengasch?", kommt es erschreckt vom Bett.

„Nee, auch wenn's etwas muffig riecht."

„Ihr habt bestimmt ne andere Unterkunft aufgeschlagen", jammert Anouschka. „Die da drüben sind bestimmt sauer."

„Die da drüben hätten schon längst was gesagt, wenn die da wären", kontert Kosma. „Gib mir mal Mirkos Taschenlampe, die müsste in der Schreibtischschublade sein."

Schön, wie meine Freunde so einfach über mein Eigentum verfügen.

Anouschka reicht Kosma das geforderte Utensil, welches dieser einschaltet und in den Mund steckt. Dann streckt er seinen Kopf durch das Loch, welches jetzt in meiner Zimmerwand gähnt.

Sehr lange bleibt es still. Kosma bewegt den Hals, offenbar sieht er sich auf der anderen Seite gründlich um. Ansonsten regt er sich jedoch nicht. Und wir anderen beobachten Kosma und warten voller Spannung ab. Maxim und ich halten die Meißel still, Anouschka hat sich neben Nadja aufs Bett gesetzt.

Nach Minuten zieht Kosma den Kopf wieder zurück und sieht uns mit dem Blick eines Menschen an, der soeben den Besuch eines überirdischen Wesens erhalten hat und nun darüber nachdenkt, ob der Gast aus der Hölle oder vom Himmel kommt.

„Und?", drängt Anouschka und zappelt dabei mit den Beinen.

Kosma schüttelt langsam den Kopf, als ob er aus einem Traum erwacht. „Nein. Nein, das kann ich euch nicht erzählen. Das würdet ihr mir niemals glauben! Und ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll."

Plötzlich greift er nach dem Meißel. „Los, wir müssen die Öffnung größer machen. Das müsst ihr einfach sehen!"

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