03
Schule. Lernen. Hausaufgaben. Üben. Kaum mehr Zeit für erholsamen Schlaf, aber Draco brauchte seine Übung mit dem Eis und besonders in letzter Zeit mit dem Wasser.
In ihr schöpfte er Kraft. Ganz ohne fühlte er sich unglaublich leer.
Die ersten beiden Schulwochen hatten ihn sehr zugesetzt, er wurde von Snape ermahnt und folglich versuchte Draco wirklich alles unter einen Hut zu bekommen. Leider kam das Üben viel zu kurz. Das bedauerte er sehr.
Der heiße und schwüle Sommer, das Gefühl draußen keine Luft zu bekommen, tat ihm gewiss nicht gut und obwohl es immer kälter wurde, spürte er, dass sich jede Sehne seines Körpers sich den Winter zum Kraft auftanken wünschte. Nichts Schlimmeres gab es für ihn, als in der Sonne zu verbrennen. Viel lieber ging er draußen im Schnee spazieren und fühlte sich somit mehr als pudelwohl. Er blieb die meiste Zeit im Schloss und verließ es nur, wenn es nicht zu vermeiden war, beispielsweise zu Quidditch oder zum Unterricht. Der Sommer war schlichtweg nicht seins...als Kind schon konnte er sich nichts Besseres vorstellen, als draußen in der weiten Schneelandschaft zu stehen. Barfuß. Energie tankend und den warmen Atem in der Luft zu Dampf werden zu lassen. Seine Mutter beobachtete ihn dabei immer interessiert und ihre blauen Augen waren gefüllt mit Sorge, aber sie war aber froh, dass ihr Kind den Winter genießen zu schien. Ihr einziger Sohn, mir einer solch wundervollen Gabe. Sie betete täglich, dass Voldemort dies nicht herausfinden würde... Er war etwas Besonderes. Einmalig.
„Draco, sag mal... magst du mit mir über irgendwas reden?", fragte ihn Blaise eines Abends. Überrascht schaue Draco von seinen Hausaufgaben auf und ließ die schwarze Feder locker in seiner Hand liegen. Ein paar Mal drehte er sie abwesend zwischen den Fingern. Sie befanden sich gemeinsam lernend in der Bibliothek.
Der Schwarzhaarige kannte seinen besten Freund schon seit frühster Kindheit und wusste, dass er ein in sich gekehrter Mensch war. Man musste ihm immer alles aus der Nase ziehen.
Nur seit Beginn des Schuljahres schien er noch mehr in sich gekehrt zu sein und zusätzlich noch neben der Spur zu sein als für ihn üblich. Manchmal nahezu selten konnte Blaise hinter seine Maske aus Eis schauen. Diesen Draco dahinter mochte er wesentlich lieber, aber ihn zu etwas zwingen oder desgleichen stand nicht zur Debatte. Irgendwann würde sich Draco der Welt öffnen und mehr Menschen würden erkennen, was für eine liebevolle Person er doch sein konnte.
„Nein.", sagte Draco schließlich, der andere beließ es dabei. Keine Nachfrage, wieso, weshalb, warum Blaise so dachte, ein Einfaches nein war seine einzige und finale Antwort.
Damit war die Sache für Blaise auch erledigt, vorerst.
Draußen wurde es dunkel und Madame Pince jagte sie nach draußen. „Los, raus, raus, meine Lieben. Die Bibliothek schließt.", sagte sie und die wenigen Schüler, die sich noch in der Bücherei befanden, verließen ebendiese, darunter auch Harry, Ron und Hermine. Harry schaute argwöhnisch auf Draco und unterdrückte nicht einmal seinen neugierigen Blick. „Du starrst.", zischte Hermine und Harry wurde rot. Wenn er herausfinden wollte, was mit dem anderen los war, sollte er wirklich vorsichtiger sein... Diese Müdigkeit von dem ganzen Lernen, die Privatstunden bei Dumbledore und Draco... alles auf einmal, das machte ihn einfach ganz wuschig und wirr im Kopf.
Draco hatte den Blick bemerkt und grinste hämisch. „Gefällt dir, was du siehst?", feixte er und Blaise lachte.
Ihre Wege trennten sich und die Schüler teilten sich auf, gingen jeweils in das dazugehörige Haus und in die passenden Schlafräume.
Blaise und Draco machten sich bettfertig. Zumindest dachte das Blaise, der Blonde würde definitiv noch nicht schlafen gehen. Dass sein Kumpel meist morgens fehlte, war Blaise aufgefallen, wo er sich genau herumtrieb, das traute er sich nicht zu fragen. Er hatte vorhin sein „Nein" kassiert und würde abwarten, bevor er weiter nachhakte oder seine Sorge größer wurde. Draco war nicht dumm und konnte sich wehren.
„Ich gehe noch spazieren.", sagte Draco und nahm sich seine schwarzen Stiefel aus dem Kleiderschrank heraus.
Blaise zog eine Augenbraue in die Höhe. Sie hatten nur noch eine Stunde bis zur Nachtruhe, ob sich das lohnte? Nicht, dass er erwischt werden würde.
„Soll ich mit?", fragte er und Draco schüttelte den Kopf.
„Ich möchte alleine gehen, ... bisschen den Kopf von all den Hausaufgaben frei bekommen, weißt du.", er zuckte mit den Schultern, wartete keine Antwort ab, sondern machte sich auf den Weg in den Raum der Wünsche. Zurück blieb ein verwirrter und zugleich etwas besorgter Blaise.
In den Gängen trieben sich nur noch ältere Schüler herum, in kleinen Grüppchen spazierend, lachend und redend oder einige hin und wieder knutschend in einer stillen, ruhigen Ecke. Bevor er ganz nach oben in den Raum der Wünsche gehen würde, hatte er vor, tatsächlich noch etwas frische Luft zu schnappen. Zudem es gerade draußen etwas kühl war, das würde ihm guttun.
Im dunklen konnte er einen Slytherin ausmachen. Dieser besagte rauchte auf dem kleinen Hof vor dem Schloss. Versteckt stand er im Innenhof zwischen zwei Laubbäumen.
„Seit wann machst du denn sowas, Nott?", verspottete Malfoy seinen Kollegen und lief ein paar Schritte zu ihm. Draco hatte nie vergessen, dass sie einmal miteinander etwas hatten. Da war für Draco klar gewesen, wenn er sich zu jemanden hingezogen fühlte, dann gleichgeschlechtlich. Sonst hatte er sich auch mit diesem Thema niemanden anvertraut, allerdings brauchte er das auch nicht. Theodores Augen funkelten, als er ihn anblickte und er grinste.
„Hm? Was juckt dich das?", bekam Draco von ihm zu hören und beide lachten. Draco stand ihm nun gegenüber.
„Muggleerfindung? Oder nicht?", erkundigte sich der Malfoysprössling und nahm sich, ohne zu fragen die Packung Zigaretten, welche aus dem Umhang des anderen hervorschauten. Ein paar Zigaretten befanden sich noch in ihr.
„Weiß ich nicht. Aber ist doch egal, woher oder von wem es kommt. Hat mir mein Ex gezeigt, hab nur noch die Packung und wüsste halt nun selbst gerne, woher ich das Zeug bekomme.", lachte er. Malfoy beobachtete den anderen interessiert. Andere Leute würden nun fragen, welcher Ex denn? Magst du reden? Aber darauf hatte Draco definitiv keine Lust.
„Dann such halt danach, irgendjemand besorgts dir sicherlich."
„Zigaretten oder im Bett, weil ich keinen Freund mehr hab?", fragte er dämlicherweise, er hatte aber genau verstanden, wie Draco seine Aussage gemeint hatte.
„Idiot.", murrte Draco und hustete ein paar Male, da Nott ihm frech den Rauch genau ins Gesicht pustete.
„Wag dich das nochmal zu tun.", drohte er und Theo verzog seine rosigen Lippen zu einem hämischen Grinsen. Er liebte das an Draco wirklich. Dieses liebevolle, kratzbürstige. Er hatte schon immer etwas für den Blonden übriggehabt. Schade nur, dass er einen schwer bis gar nicht an sich heranließ. Emotional war das quasi unmöglich, aber immerhin hatte er auf physische Art und Weise einmal die Ehre gehabt.
„Sonst?", provozierte Theodore ihn.
Draco nahm ihm die Kippe aus der Hand und drückte ihm die Zigarette auf seinem Handrücken aus. Nott schrie vor Schmerz auf und konnte gleichzeitig aber nicht aufhören zu lachen.
„Ich liebe es, wie du deine Drohungen immer so schön wahr machst, weißt du."
„Ach komm, halt dein verficktes Maul, Nott.", Draco lachte und hoffte aber insgeheim, den anderen nicht allzu sehr verletzt zu haben. Theodore hatte aber schon seinen Zauberstab gezückt und begann mit einem kleinen Zauberspruch die Miniverbrennung zu behandeln, sodass man nach ein paar Sekunden nichts mehr von ihr sehen konnte.
„Man sieht sich, gell?", sagte Theodore und kam Draco gefährlich nahe, man konnte einander den Atem auf der Haut spüren. Nott trug ein verdammt gutes Parfüm, roch zugleich nach dem Zigarettenrauch. Draco wunderte sich, wie dieser wohl schmecken würde. Er blieb standhaft und wich nicht von Theo zurück.
„Natürlich.", Draco rang sich ein halbes Lächeln ab und Theo küsste ihn ganz vorsichtig auf die Wange, der Blonde drehte sich daraufhin nur um und ging Richtung See. Würde er jetzt wie geplant zum Raum der Wünsche gehen, kämen von dem anderen Fragen auf und auf der anderen Seite, wollte er nicht denselben Weg mit ihm zurück gehen. Nicht, nach diesem komischen, aber angenehmen Kuss.
Draco schüttelte den Kopf, als ob ihm das helfen würde, seine Gedanken zu ordnen oder die komischen zu verscheuchen.
Während Draco sich auf den Weg zum schwarzen See machte, gammelte Harry im Gemeinschaftsraum herum und beobachtete die beiden Punkte der Slytherins, wie sie sich immer weiter voneinander entfernten. Er hatte den Drang, den Blonden ausfindig zu machen. Er wollte schauen, was er so trieb. Wieso er zu dieser Uhrzeit dort herumlungerte.
Jedoch machten ihm seine Freunde einen gehörigen Strich durch diese Rechnung, er wurde aufgefordert zu rücken. Harry beendete seinen Schneidersitz und genoss den Abend lang noch die Gesellschaft von Hermine, Ron, Seamus und Ginny. Sie lachten und quatschten ausgelassen, der Plan, Malfoy zu folgen, war so schnell verflogen, wie er aufgekommen war.
Hätte der Gryffindor doch nur gewusst, was ihn erwartet hätte, wäre er ihm gefolgt.
Draco stand nah am Ufer von dem See und vergewisserte sich mehrmals, dass sich niemand in seiner Nähe befand. Zudem sprach er noch einige Schutz- und Verwirrungszauber für den Umkreis von hundertmeter aus, falls sich jemand nähern würde, würde er wirre Gedanken kommen und sich fragen, was er denn überhaupt hier draußen zu suchen hatte. Folglich würde diese Person kehrt machen und er würde nicht erwischt werden.
Draco beherrschte unglaublich viele dieser Zauber und das auch noch richtig gut, für ihn in seiner Position ein absolutes Muss.
Er setzte sich auf den feuchten Kies und rückte in die Nähe des Wassers, sodass seine Fingerspitzen in das eiskalte Nasse tauchen konnten. Tief atmete er ein und aus, lies das Wasser zu ihm kommen und wieder zurück schweifen, machte seine eigenen Wellen. Beruhigend.
Die Zeit verging, bis Draco einen Blick in seinem Rücken spürte. Ein eiserner, durchbohrender Blick. Langsam drehte er sich Draco um. Niemand war da. Er stand behutsam auf, klopfte den Kies von seiner pechschwarzen Hose und umklammerte mit der Rechten seinen Zauberstab.
Er machte nicht den Mund auf, verhielt sich mucksmäuschenstill und ging in die tiefen des Dunklen hinein. Er verließ seine Schutzzone und dann....
„Mr. Malfoy. Ausgangssperre überschritten. 20 Punkte Abzug für Slytherin."
Sein Blut gefror in den Adern und er drehte sich zu seinem Hauslehrer um. Immerhin war es ‚nur' Snape.
Gemeinsam allerdings schweigend gingen sie in Richtung Slytherin Schlafbereich.
„Morgen Nachmittag hast du bei mir Nachsitzen, Draco.", Severus legte seine Stimmlage und klang wahrhaftig besorgt.
„Seit wann sind wir bei dem du?", fragte Draco ihn.
„Benimm dich und werde' nicht frech. Ich habe dich mit aufgezogen. Jetzt geh."
Dass dieser Abend so aus dem Ruder lief, war definitiv nicht geplant. Er hatte schon so genug zu tun, da brauchte er keine Nachsitzstunde bei seinem Paten.
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