02
Draco würde nun sein sechstes Schuljahr in Hogwarts antreten. Bisher hatte er es fünf Jahre lang in seiner Schullaufbahn gemeistert, seine Gabe nicht raus zu plappern und wurde kein einziges Mal erwischt.
Seine Mutter machte sich natürlich immer noch Sorgen, dass es jederzeit geschehen könnte. Die beiden vermieden es sogar die Gabe in den wöchentlichen Briefen zu erwähnen.
Inzwischen konnte er vieles kontrollieren, das Eis nach seinen Vorstellungen gestalten und formen, ebenso schaffte er es manchmal, nicht nur Eis, sondern auch Wasser zu kontrollieren.
Das war bisher aber noch eine Seltenheit, darauf würde er sich dieses Schuljahr unter anderem konzentrieren. An dieser Eigenschaft feilte er erst seit ein paar Monaten, es zerrte unglaublich an seiner Kraft und er musste massig Geduld aufbringen, sich das selbst beizubringen, schließlich hatte er keinen Lehrmeister oder irgendwelche Bücher zur Unterstützung.
Durch Dumbledores Armee hatte er im vergangenen Jahr den perfekten Platz zum Üben gefunden, den Raum der Wünsche. Leider musste er ihn auch für ein andere Vorhaben verwenden, welches ihn ziemlich belastete. Er hatte den Auftrag erteilt bekommen, Dumbledore zu töten ... Voldemort hatte bisher auch keinen leisesten Hauch der Ahnung über seine Gabe, allerdings konnte der mächtige Zauberer dies natürlich auch vortäuschen, dass er es nicht wüsste. Draco hatte durchaus die Angst, dass er ihn als Waffe zum Bösen einsetzen wollte. Der Blonde wollte unbedingt im Hintergrund bleiben und seine Familie weitestgehend aus weiteren Konflikten heraushalten.
Deshalb versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und die Befehle von dem dunklen Lord ohne wenn und aber durchzuführen. Sie schlugen massiv auf seine Psyche aber, ... es gab keinen anderen Ausweg. Der Druck von dem dunklen Lord und seinem Vater war viel zu groß, er konnte nicht kneifen.
Zudem befand sich schon das dunkle Mal auf seinem Arm...es gab kein zurück mehr.
Die erste Schulwoche war fast um, Draco schmiedete fleißig an Plänen, salopp ausgedrückt; Wie er Dumbledore um die Ecke bringen konnte, aber viel mehr Spaß fand er darin, sich eine Schneelandschaft in dem großen Raum vorzustellen und diese zu betreten.
So auch an einem Sonntagabend. Er war bis eben in der Bibliothek gewesen und hatte seine Hausaufgaben erledigt und nahm sich nun Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung. So anstrengend das Ganze auch war, es bereitete ihm unglaublich viel Freude. Sein "kleines" Geheimnis. Das konnte ihm niemand wegnehmen.
Vor ihm erstreckte sich eine prächtige Landschaft, es erinnerte ihn ein wenig an den Garten aus seinem Zuhause, Malfoy Manor. Es gab einen kleinen See, viele Tannen, einen Lagerfeuerplatz ... insgesamt eine idyllische Umgebung. Er lächelte. Er fühlte sich in der Kälte wohl, sie machte ihm nichts aus. So ein Gefühl von Geborgenheit und Zuhause hatte er selten und es war ein anderes Wohlfühlen als bei seiner Mutter. Viel intensiver aber nicht unbedingt greifbar.
Draco schloss seine Augen und atmete tief ein, dann stieß er ruckartig die Luft aus seinen Lungen, hob die Arme und seine Hände, die er anschließend von vorne nach hinten bewegte. Vor ihm bildete sich eine Eisbrücke, die über den See führte. Er redete sich ein, dass das eine Art kleine Aufwärmübung war, eigentlich brauchte er sowas nicht. Nun würde er sich seinem Vorhaben widmen, das Wasser kontrollieren zu können.
Die Stunden vergingen ratzfatz und er war immer noch in dem Raum der Wünsche, bis er sich fragte, wie viel Uhr es wohl war.
Zack, er dachte an eine Uhr und schon stand eine vor ihm ...Wie bitte? Zwei Uhr nachts!? Er riss erschrocken die Augen auf, er musste um sechs Uhr raus sich fertig machen, duschen, frühstücken und anschließend zum Unterricht.
Sich noch jetzt auf den Gängen rum zu treiben traute er sich nicht, denn eine plausible Erklärung weshalb er nach der Sperrstunde noch draußen war hatte er nicht. Zudem wollte er nicht großartig Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Also beschloss er die Nacht in dem Raum der Wünsche zu verbringen, das war wohl das Beste.
Die erste Stunde verbrachte er mit den Gryffindors bei seinem Paten Severus Snape, dieser hatte immer ein besonderes Auge auf ihm, da seine Mutter es mit der Fürsorglichkeit von vorne bis hinten überzog und maßlos übertrieb. Er war kein Baby mehr. Mit sechzehn Jahren wusste er mit seiner Gabe weitestgehend umzugehen. Außer Snape und seinen Eltern wusste niemand bescheid und so sollte es bleiben.
Pansy hatte ihn dazu überredet, sich neben sie zu setzen. Auf der Bank nebenan saß Potter mit seinem besten Freund Weasley.
"Guten Morgen", grüßte sie ihn und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue von oben bis unten gründlich an. "Du siehst irgendwie... anders aus", kommentierte sie und Draco rollte innerlich mit den Augen. Es konnte auch nur ihr auffallen, dass er diesen Morgen einen schnellen Zauber verwendet hatte, um sich frisch zu machen und nicht, wie sonst jeden Tag, sich duschte und sich die Haare machte. Wobei er auf Letzteres immer häufiger gerne verzichtete, denn seine Haare fielen in letzter Zeit auch so in eine schöne Frisur.
"Hey", sagte er und setzte sich neben sie, den Kommentar ignoriere er gekonnt. Seine Schulsachen hatte er mehr oder weniger gewollt vergessen und er bat sie leise darum, ihm eine Feder und ein Pergamentstück zu leihen, damit Snape ihn nicht drauf ansprach, wobei es sowieso ziemlich unwahrscheinlich war, dass er das tat.
Die Slytherins wurden stets von Snape bevorzugt und vor allem Draco hatte eine besonderen Status bei ihm, unter anderem, weil er Klassenbester in Zaubertränke gewesen war - neben seiner Rivalin Hermine Granger - und nun würde er dasselbe in Verteidigung gegen die dunklen Künste versuchen.
Snape trat in das Klassenzimmer und sofort herrschte Stille, er begann den Unterricht und Draco verwarf sein Vorhaben, heute gut mitzumachen, ebenso schnell wie es gekommen war. Die Müdigkeit plagte ihn viel zu sehr, als könnte er jetzt auf die Fragen des Professors eingehen. Seine Aufgabe bestand darin, nicht einzuschlafen. Das war mit vier Stunden Schlaf eine ordentliche Leistung.
Harry Potter beobachte seinen gehassten Mitschüler interessiert im Augenwinkel. Der Blonde neben ihm wirkte wirklich erschöpft und müde, als hätte er gar nicht oder kaum geschlafen, eigentlich ungewöhnlich. Man könnte Malfoy normalerweise wirklich als aufgeweckten Schüler beschreiben. Auch, wenn das Aufgeweckte zur Folge hatte, dass er Späße über andere machte und sie schikanierte.
Wenn etwas mit ihm war, von Müdigkeit bis persönlichen Problemen, merkte man es ihm nicht an ... Er hatte ganz klar eine Eismaske aufgesetzt, wohl angemerkt, dass das das Werk von Lucius Malfoy war.
So kalt und herzlos wie er manchmal war, was Harry am Anfang der Schuljahre noch geschockt hatte, war es für ihn jetzt keine Überraschung mehr. Die einzigen Emotionen, die er von dem Slytherin kannte, waren Aggressivität, Hass und somit zu anderen gehässig zu sein, selbst zu seinen "Freunden".
Zudem war der Blonde äußerst arrogant und von sich selbst überzeugt, ein fast schon ungesundes Selbstbewusstsein, gestützt auf das Geld der Familie, sein Aussehen und durchaus auch auf seine schulischen Leistungen.
Alles in einem konnte Harry allerdings sagen, dass er die Person Draco Malfoy jämmerlich fand und fast schon Mitleid mit ihm hatte. Er hatte bisher auch keinerlei Interesse daran gehabt, sich ordentlich mit ihm zu unterhalten.
Jedoch empfand es Harry als komisch, Draco so müde und mit tiefen Augenringen zu sehen. In den nächsten Minuten merkte er, dass der andere tatsächlich einschlief.
Seine Augen schlossen sich und den Kopf hatte er mehr oder weniger sicher auf dem Tisch mithilfe seines Armes und der Hand gestützt.
Pansy bemerkte ebenfalls, dass ihre Flamme einschlief und trat ihm unauffällig auf den Fuß, aber so feste, dass er davon wach wurde. Allerdings geschah dies viel zu spät.
Snape hatte es gesehen und ließ es nicht unkommentiert.
"Zwanzig Punkte Abzug für Slytherin, verlassen Sie meinen Unterricht, wenn sie ihm nicht aufmerksam folgen können."
Draco wurde wach(er) und blickte kurz erschrocken um sich, verdammt war das peinlich. Er ließ sich keine Sekunde Zeit und setzte schon seine undurchdringliche Maske auf, er blicke Snape in seine dunklen, fast schwarzen Augen und hielt dem Augenkontakt stand. Langsam nickte er und beschloss nicht darauf einzugehen, um kein Wortgefecht ausüben zu müssen. Denn dieses würde er auf Grund seines Schlafmangels verlieren.
Zudem wollte er sich nicht ungewollt noch mehr demütigen lassen. Ein Malfoy, der in einer Schulstunde einschläft, sein Vater wäre enttäuscht von ihm. Das war keineswegs vorbildlich.
Snape warf ihm noch einen drohenden Blick zu und machte mit dem Unterricht weiter. Keiner der Mitschüler wagte es sich darüber zu unterhalten oder etwas dazuzusagen.
Am Ende der Stunde schnappte sich Pansy direkt Draco beiseite und musterte ihn besorgt.
"Wenn du schlecht schlafen kannst, nun ja, ich kann dich gerne gründlich massieren, bevor du ins Bett gehst, damit du dich entspannen kannst."
Auf ihren Lippen lag ein seelenruhiges Lächeln aber Draco lehnte sofort ab.
Das würde mit ein-, zweimal massieren anfangen und in einem Blowjob enden. Tatsächlich hatte er es mal zugelassen. Er hatte im vierten Jahr geglaubt, dass sich etwas zwischen ihnen entwickeln könnte ... Im Endeffekt fand er sie jedoch nur ätzend, nervig und genoss nur manchmal, dass sie ihm ständige Aufmerksamkeit schenkte.
Er nutzte sie nicht aus, nicht mehr zumindest. Sie tat ihm leid. Der Blonde hatte ihr früh genug klargemacht, dass zwischen ihnen nichts war und nichts sein würde. Zudem er es immerhin mal probiert hatte. Sie hatten rumgemacht und ein wenig Oralsex war dabei gewesen, mehr aber auch nicht. Er hatte kein berühmt berüchtigtes Kribbeln im Magen gefühlt.
Viel eher hatte er sich von Theodore Nott angezogen gefühlt, als die beiden mal ziemlich betrunken auf einer der Schulfeiern in einer Ecke standen, sich unterhielten und sich ein wenig gegenseitig angefasst hatten. Die Beiden hatten nie über diesen Vorfall, wenn man es so bezeichnen möchte, geredet und waren immer noch ziemlich gute Freunde, was Draco sehr genoss. Neben Theodore war er noch mit Blaise sehr gut befreundet. Crabbe und Goyle waren wohl oder übel seine Anhängsel.
"Wir müssen zum Unterricht", sagte Draco und sah sich nach Blaise um, dieser hatte den Klassenraum allerdings schon verlassen. Dieser Idiot! Ließ ihn mit Pansy alleine, übel nehmen konnte er es ihm aber nicht.
"Malfoy, bleiben Sie kurz noch", befahl ihm Snape, als sich die beiden verkrümeln wollten.
"Ja, Professor", sagte Draco und verständigte Pansy, durch eine weisende Kopfbewegung zur Tür, dass sie schon nach draußen gehen konnte, um auf ihn zu warten oder vorzugehen. Aber so wie er sie kannte, würde sie ohnehin warten. Eigentlich schon ganz nett. Aber nervig, leider.
"Mr. Malfoy, wie geht es Ihnen?"
Draco war irritiert, ließ sich aber nichts anmerken. "Gut", antwortete er. Er war zwar müde, aber mehr oder weniger hatte er diese Antwort ehrlich beantwortet.
"Ich muss zum Unterricht", sagte er noch schnell hintendran, damit Snape ihn vielleicht früher gehen lassen würde, obwohl die Lehrer es ihm bestimmt nicht übel nehmen würden, wenn er sagen würde, dass er mit Snape noch etwas besprechen musste und deswegen zu spät kam.
"Natürlich." Draco war überrascht, dass er ihn tatsächlich gehen ließ und verließ aber daraufhin auch direkt den Raum, ohne sich umzudrehen, er war froh, dass er nicht ausgequetscht wurde oder ähnliches.
"Worum ging es?" Wie erwartet stand Pansy vor der Tür und Draco empfand es nicht als nötig, ihr zu antworten.
"Komm, wir beeilen uns", sagte er und sie sprinteten den Gang entlang in Richtung Gewächshäuser zur nächsten Stunde. Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit der Lehrer und Schüler auf sich lenken als bisher sowieso schon. Das konnte er besonders dieses Jahr nicht gebrauchen, er sollte sich so verhalten wie immer und nicht mehr als nötig hervorstechen.
"Meint ihr nicht auch, dass Malfoy heute komisch drauf war? Und das in der Winkelgasse?", sprach Harry Hermine und Ron beim Mittagessen an.
"Er ist schon den ganzen Tag so unglaublich müde und überhaupt nicht konzentriert, ist euch das mal aufgefallen?", sagte er und Hermine schüttelte nur den Kopf. Ron wirkte genervt, denn er sagte in einer gedämmten Tonlage: "Als ob du jetzt Malfoy den ganzen Tag lang beobachtet hast, wie viel Interesse bringst du denn für den Typen auf?"
"Gar nicht mal so viel...", murmelte Harry und sah deprimiert auf seinen Teller. Bildete er sich das alles ein? Oder sahen Hermine und Ron wirklich nicht das, was er sah? Beides konnte sein. Er würde auf jeden Fall noch ein Auge auf Malfoy haben. Es war ja erst der Anfang der zweiten Schulwoche. Vielleicht war es ja tatsächlich nur Einbildung.
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Ich würde mich sehr über Reviews freuen, bis dann! :)
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