3. Zaubertränke

Gleich nachdem Harry am nächsten Morgen die Augen öffnete, kam ihm wieder in den Sinn, welcher sein letzter Gedanke gewesen war, bevor er am vorigen Abend eingeschlafen war. Draco Malfoy. Er schämte sich in Grund und Boden. Es wurde dringend Zeit, dass er das, was er an diesem Abend am See gesehen hatte, wieder vergaß. Und noch während er beschloss, jegliche Gedanken, die auch nur in die Richtung des Slytherin gingen, zukünftig einfach zu ignorieren, dachte er schon wieder daran.

Verärgert schlug er die Bettdecke zurück, stand auf, zog sich an und machte sich auf den Weg in die Große Halle, um zu frühstücken. Hermine und Ron grinsten beide, als sie ihn erblickten.

„Na, bist du fit?" Hermine schmunzelte und reichte ihm die Teekanne.

Harry brummte leise, schenkte sich Tee ein und griff in den Brotkorb. „Und ihr?"

Ron zuckte mit den Schultern, nahm einen riesengroßen Bissen von seinem Brötchen und murmelte: „Geht so."

„Also ich bin hellwach", grinste Hermine und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Kein Wunder, du hast ja auch nichts getrunken." Ron verdrehte die Augen.

„Sehr richtig, Ronald. Und habe ich dadurch etwas verpasst? - Nein. Hatte ich dadurch weniger Spaß? - Nein."

Harry musste grinsen, als Ron begann, mit ihr zu diskutieren. Einerseits fragte er sich manchmal, wie um alles in der Welt die beiden nur ein Paar werden konnten, und andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass sie keines geworden wären. Sie gehörten einfach zusammen, das sah selbst ein Blinder.

Er zuckte zusammen, als er sich zur Seite drehte und plötzlich jemand neben ihm saß.

„Luna!" Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er die zierliche Ravenclaw erkannte.

„Hallo, Harry." Sie erwiderte sein Lächeln und ließ sich von ihm in eine sanfte Umarmung ziehen. Luna war über all die Jahre eine sehr gute Freundin von Harry geworden.

„Ich habe dich in diesem Jahr noch gar nicht gesehen", stellte Harry fest.

„Ich bin erst seit gestern in Hogwarts. Meine Tante ist gestorben." Ihre Stimme war so ruhig wie eh und je.

„Oh nein, das tut mir leid", sagte Harry aufrichtig und legte seine Hand tröstend auf ihren knochigen Rücken.

„Schon okay. Ich habe mich nicht so gut mit ihr verstanden. Sie war ein wenig eigenartig."

Harry zögerte kurz und unterdrückte ein Schmunzeln. Dass Luna jemanden als 'eigenartig' bezeichnete, war völlig verrückt, denn Luna war selbst die eigenartigste Person, die Harry kannte. Wenn jemand noch seltsamer war als sie, musste derjenige absolut wahnsinnig sein.

„Tut mir trotzdem sehr leid. Geht es dir gut?"

„Ja. Danke der Nachfrage." Sie blickte auf ihr Handgelenk und sagte: „Ich muss jetzt los. Auf Wiedersehen, Harry."

Nun grinste Harry, denn Luna trug gar keine Uhr und tat dennoch so, als hätte sie die Zeit abgelesen. „Tschüss Luna." Er lächelte ihr hinterher.

Ohne dass er es hätte beeinflussen können, wanderte sein Blick zum Tisch der Slytherins, doch Draco war nicht an seinem Platz. Er sah sich kurz um, doch konnte ihn nirgendwo entdecken. Als ihm klar wurde, dass er ihn mittlerweile sogar schon suchte, wurde ihm für einen kurzen Moment schlecht. Das alles ging in eine völlig falsche Richtung. Er verstand nicht, warum er sich seit neuestem so sehr für seinen ehemaligen Erzfeind interessierte. Jahrelang hatte er Draco Malfoy gemieden, so gut es ging - und nun plötzlich hielt er sogar Ausschau nach ihm. Der Teenager zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Gerne hätte er sich jemandem anvertraut, doch das konnte er wohl unmöglich jemandem erzählen.

Die nächsten Tage verliefen ruhig und ereignislos. Hermine hatte Harry und Ron dazu verdonnert, jeden Abend mindestens noch eine halbe Stunde mit ihr zusammen zu lernen. „Wenn ihr euch den Stoff jeden Tag noch ein bisschen anschaut, bringt das viel mehr, als wenn ihr euch einmal in der Woche für drei Stunden hinsetzt und paukt", hatte sie gesagt und damit vermutlich völlig Recht gehabt. Zwar hatte Ron sie sofort für die Äußerung „drei Stunden am Stück lernen" ausgelacht, aber auch er hatte zugeben müssen, dass regelmäßiges Lernen vermutlich effektiver war, also saßen sie - so wie mittlerweile jeden Abend - noch in der Großen Halle und lernten. Am Abend war hier kaum noch etwas los, daher hatten sie mehr oder weniger ihre Ruhe, und vor allem: Jede Menge Platz. Hermine hatte mehrere Bücher nebeneinander aufgeschlagen, vor sich ein Notizbuch liegen, eine Kanne Tee, eine Schale mit Mini-Schokofröschen, einige Karteikarten und sogar ein kleines Diktiergerät, welches Ron interessiert abgespielt hatte. Hermine hatte ihm sofort auf die Finger gehauen. „Das sind lediglich gedachte Randnotizen, die ich noch aufschreiben muss", erklärte sie und steckte sich das Diktiergerät in die Jackentasche.

Noch während Harry über sein Buch gebeugt saß, spürte er einen kühlen Luftzug im Nacken. Er drehte sich reflexartig um und zuckte kurz zurück, als sein Blick auf einen blonden Haarschopf fiel. Draco war hinter ihm vorbeigegangen, um an seinen Platz zu gelangen. Sofort wandte sich der Teenager wieder seinem Buch zu, doch an Konzentration war jetzt nicht mehr zu denken. Harry schien selbst die bloße Anwesenheit des Slytherins zu spüren - was hatte es damit auf sich? Und warum war Draco plötzlich überall, wo auch Harry war? Oder kam es ihm nur so vor? Bildete er sich das alles vielleicht nur ein? Vermutlich fiel ihm der Slytherin nur deshalb ständig auf, weil er so fixiert auf ihn war. So war es doch immer: Wenn man einmal auf etwas achtete, dann sah man auf einmal nichts anderes mehr. Trotzdem ärgerte es Harry. Es kam ihm vor, als hätte er keine Chance, an etwas anderes zu denken, weil er ihn gerade dann, wenn er einmal nicht an ihn dachte, wieder sah und alles von vorne anfing.

Als Harry seinen Kopf zum Tisch der Slytherins umdrehte, blickte er prompt in Dracos Augen, die ihn wachsam betrachteten. Nun zuckte Harry vollends zusammen. Der stechende Blick von Dracos grauen Augen, ließen Harrys Herz kurz stolpern. Er drehte sich viel zu schnell und zu hektisch wieder um. Sein Kopf senkte sich hinab und er tat rasch so, als würde er weiterlesen. In Wahrheit liefen seine Gedanken Amok. Hatte Draco ihn beobachtet, oder war es Zufall, dass sie sich im selben Moment angesehen hatten? Und warum um alles in der Welt machte ihn das so nervös? Warum reagierte er so heftig? Sein Herz pochte noch immer. Er war sich ganz sicher, allmählich den Verstand zu verlieren.

-

„Wie bitte? Projektarbeit? Das letzte Mal, als wir Projektarbeit hatten, waren wir in der dritten Klasse!", wisperte Ron Harry zu und dieser nickte beipflichtend. Snape, der seine Arbeit als Lehrer im Fach Zaubertränke wieder aufgenommen hatte, spazierte mit langsamen, schweren Schritten vor seinen Schülern auf und ab.

„Glauben Sie mir, ich bin der Letzte, der etwas von Projektarbeit hält, doch Anweisung bleibt Anweisung", schnarrte er und funkelte Ron düster an, der sofort seinen Kopf einzog und schwieg. „Sie werden Ihren Projektpartner nicht selbst wählen", fuhr er fort. „Ich werde Sie jemandem zuweisen und es wird keine Widerrede geben, habe ich mich klar ausgedrückt?" Er ließ seinen Blick durch die Bänke schweifen und vereinzelt hörte man ein gemurmeltes „Ja, Sir" - doch kaum hatte Snape begonnen, die Namen der Schüler, die zusammenarbeiten sollten, vorzulesen, war gedämpftes Geflüster und Gemurre zu hören. „Ruhe", schnarrte der schwarzhaarige Lehrer, hob eine Augenbraue und wartete, bis alle Schüler still waren. Erst dann las er weiter: „Ron Weasley und Blaise Zabini."

Rons Mund klappte auf, er sah hinüber zu dem Slytherin, schluckte schwer, rempelte Harry an und flüsterte: „Harry, tu doch was! Ich will nicht mit Zabini arbeiten!" Harry zuckte bloß hilflos mit den Schultern. Er ahnte Schlimmes.

„Hermine Granger und Pansy Parkinson."

Selbst Hermine senkte in dem Moment resignierend den Kopf. Harry wusste schon, was kommen würde, noch bevor Snape es aussprach: „Harry Potter und Draco Malfoy."

Dem Gryffindor rauschte das Blut in den Ohren. Er sah zu dem blonden Slytherin, der seinen Kopf gelangweilt auf seine Handinnenfläche gestützt hatte, nun skeptisch die Augenbrauen hob und einen kurzen Blick zu Harry warf.

„Schöne Scheiße", murmelte Ron neben ihm und ließ sich tiefer in seinen Stuhl sinken.

Dass bei dieser Projektarbeit gerade Schüler aus den ehemals verfeindeten Häusern zusammenarbeiten sollten, war natürlich Absicht, doch das machte die Sache nicht unbedingt besser. Schon jetzt war Harry ungewöhnlich nervös. Snape befahl den Schülern, neben ihrem jeweiligen Partner Platz zu nehmen, und als Draco keine Anstalten machte, sich zu bewegen, erhob Harry sich mit einem leisen Seufzen, nahm sein Buch und setzte sich neben den blonden Slytherin, der ihn noch nicht einmal ansah. Noch immer war wirres Gemurmel zu hören und einige Schüler weigerten sich, überhaupt neben ihrem Projektpartner zu sitzen, so auch Ron, der ebenso stur auf seinem eigenen Platz sitzen blieb, wie auch Zabini. Das brachte Snape dazu, sich mit verschränkten Armen vor der Klasse aufzubauen und mit bedrohlicher Stimme zu surren: „Die meisten von Ihnen sind mittlerweile achtzehn Jahre alt und ich möchte behaupten, dass es in dem Alter wohl nicht zu viel verlangt ist, mit einem Schüler aus einem anderen Haus zusammenzuarbeiten. Reißen Sie sich zusammen, sonst wird es Punktabzüge geben." Das Gemurmel wurde kurz noch etwas lauter und auch Draco gab nun ein schnaubendes Geräusch von sich. „Dumbledore ist übergeschnappt."

Harry sah ihn an. „Wieso Dumbledore?"

Wieder ein abfälliger Laut des Slytherin. „Dieser Projektarbeitsschwachsinn war seine Idee, oder glaubst du wirklich, dass Snape auf so einen Humbug kommen würde?"

Der Gryffindor zögerte. Deshalb hatte Snape also vorhin gemeint „Anweisung bleibt Anweisung". Harry verdrehte seufzend die Augen; er hätte auch selbst darauf kommen können, dass das auf Dumbledores Mist gewachsen war. Aber sei's drum - nun galt es, das Beste aus der Situation zu machen.

Snape hatte begonnen, die Aufgabe zu erklären. Sie sollten ein Euphorie-Elixier herstellen, was - verglichen zu den anderen Zaubertränken - ein leichter Anfang sein sollte; wenn man nicht zufällig Harry Potter hieß und eine absolute Niete im Fach Zaubertränke war. Schon jetzt graute es dem Schwarzhaarigen vor dieser Projektarbeit. Er war so schlecht im Brauen von Zaubertränken, dass diese Sache höchstwahrscheinlich ziemlich peinlich enden würde, denn er war definitiv auf Dracos Hilfe angewiesen, wenn er den Klassenraum nicht in die Luft sprengen wollte.

Zu allem Überfluss hörte er Snape schnarren: „Ich erwarte eine professionelle Vorgehensweise und exzellente Ergebnisse."

Ihm wurde übel. Draco schlug sein Buch „Zaubertränke für Fortgeschrittene" auf und Harry tat es ihm gleich. Er suchte die Seite über den Euphorietrank und noch während er den Artikel las, um sich einen groben Überblick zu verschaffen, hatte Draco bereits begonnen, die Zutaten für den Trank aus den Regalen zu holen und auf dem Tisch zu platzieren. Harry staunte nicht schlecht. Draco schien besser in diesem Fach zu sein, als er angenommen hatte. Die einzigen, die ebenfalls schon die Zutaten bereitgestellt hatten, waren Hermine und Pansy - und das auch nur, weil Hermine bestens Bescheid wusste.

„Woher weißt du, was wir alles brauchen?", fragte Harry überflüssigerweise.

„Steht doch da", murrte der Slytherin und tippte auf die Zutatenliste im Buch.

Harry errötete ein klein wenig. So weit war er noch gar nicht gekommen, er hatte sich gerade erst durchgelesen, wofür dieser Trank überhaupt verwendet wurde. Er schluckte und blickte sehnsüchtig herüber zu Ron. Der Rothaarige hatte sich über das Buch gebeugt und las sich den Artikel ebenfalls durch. Er war sichtlich mies gelaunt. Insgeheim war Harry froh, dass er nicht der Einzige war, der nicht unbedingt seinen Wunschpartner für diese Projektarbeit bekommen hatte. Noch während Harry darüber nachdachte, wie seine Freunde mit der Situation umgingen, machte sich Draco an die Arbeit, eine Ingwerwurzel in schmale Streifen zu schneiden. Harrys Blick lag auf der schlanken, blassen Hand des Slytherin, die nicht einmal ein kleines bisschen zitterte, obwohl die Streifen, die Draco schnitt, exakt gleich breit sein mussten, sonst würde der Zaubertrank nicht wirken.

Der Schwarzhaarige blickte angestrengt ins Buch, auch er wollte sich nützlich machen, doch schon allein die Anleitung zu dem Trank überforderte ihn.

„Löffelkraut mörsern und portionsweise zu dem Ingwer geben."

Er besah sich die Zutaten, die auf dem Tisch standen. Insgesamt drei kleine Gläschen beinhalteten irgendeine Art Kraut, und Harry wusste nicht, welches davon das Löffelkraut war. Er nahm sich ein Glas und suchte unauffällig nach einem Etikett, doch natürlich gab es keines, das wäre ja auch zu schön gewesen. Er öffnete das Gläschen, roch an dem Inhalt und verzog angewidert das Gesicht. Es roch nach Essig, gemischt mit Lavendel und alten Socken. Zögernd stellte er das Glas zurück und nahm sich das Zweite. Auch bei diesem machte er einen kleinen Schnuppertest, gab dann jedoch auf, immerhin hatte er keinen Schimmer, wie Löffelkraut roch, als brauchte er sich die Mühe nicht zu machen. Er stellte auch dieses Gläschen zurück und biss sich kurz auf die Unterlippe. Schon jetzt wurde es peinlich für ihn, obwohl sie gerade erst angefangen hatten. Draco unterbrach seine Arbeit und stellte ihm wortlos eines der Gläser vor die Nase.

„Ist das Löffelkraut?"

„Ja."

„Woher weißt du das?"

Nun hob Draco den Blick. „Ist das dein Ernst? Das lernt man in der zweiten Klasse." Sein Tonfall war so abfällig und arrogant wie immer, doch Harry zuckte bloß mit den Schultern - und als er sah, dass sich Draco ganz eindeutig ein Schmunzeln verkneifen musste, grinste der Schwarzhaarige und begann, das Löffelkraut zu mörsern. Der Slytherin hatte sich ebenfalls rasch wieder an seine Arbeit gemacht. Dass Harrys Herz nun ein ganz klein wenig schneller schlug, als zuvor, schob er auf die ungewohnte Situation. Es war lange her, seit er das letzte Mal mit Draco geredet hatte.

Als Harry mit dem Löffelkraut fertig war, bekam er von Draco die nächste Zutat vor die Nase gestellt und als er ihn daraufhin fragend ansah, tippte der Slytherin bloß wortlos auf die Anweisung im Buch. Harry erledigte auch diese Arbeit und schwieg - doch als Draco begann, die zubereiteten Zutaten in den Kessel zu werfen und Harry sein gemörsertes Löffelkraut dazugeben wollte, schnellte Dracos blasse Hand nach vorne und griff an sein Handgelenk. „Nicht!" Harry war so perplex, dass er das Kraut beinahe fallen ließ.

„Du darfst nicht das ganze Kraut auf einmal dazumischen. Du musst lesen, was im Buch steht", zischte der Blonde und ließ kurz darauf Harrys Handgelenk los, als hätte er sich an seiner Haut verbrannt.

„Ich hatte keine Zeit, zu lesen, du hast ja sofort angefangen", zischte Harry zurück.

„Mir ist dieses Elixier bekannt, wenn du es nicht kennst, dann lies gefälligst zuerst die Anleitung, oder willst du uns alle in die Luft sprengen?!"

Harry schnaubte und biss die Zähne fest aufeinander. Das Schlimmste war, dass Draco Recht hatte. Zaubertränke waren nicht ohne. Wenn das Mischverhältnis der einzelnen Zutaten auch nur minimal von der Vorgabe abwich, hatte das meiste verheerende Folgen. Der Schwarzhaarige beugte sich über das Buch und studierte die Anleitung des Trankes ganz genau, während Draco schon die nächsten Schritte einleitete.

„So, so. Der große Harry Potter kann zwar den dunklen Lord besiegen, aber schafft es noch nicht einmal, einen simplen Euphorietrank zu brauen", spottete Draco.

Wieder zuckte Harry mit den Schultern. „Voldemort zu besiegen war einfacher."

Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag zuckte Dracos linker Mundwinkel kurz nach oben und er wandte sich schnell wieder von Harry ab, dem das kurze Grinsen des Blonden jedoch nicht entgangen war.

Tatsächlich schaffte Harry es bloß mit Dracos Hilfe, den Euphorietrank korrekt zu brauen. Sie hielten gespannt die Luft an, als Draco die letzte Zutat in den Kessel gab. Laut Anleitung musste sich der Trank lila färben, dann hatten sie alles richtig gemacht." Sie spähten in den Kessel. Der Inhalt blubberte kurz, begann zu dampfen, und während Draco noch ein paar Mal kurz darin rührte, wechselte die Farbe von dunkelgrün zu lila. Harry strahlte. Es war das erste Mal seit unglaublichen sechs Jahren, dass er einen Trank komplett ohne irgendwelche negativen Vorkommnisse hergestellt hatte. Und dass auch nur, weil Draco ihm geholfen hatte - ansonsten wäre das Unglück bereits bei der zweiten Zutat geschehen.

„Na bitte", murmelte Draco, klopfte den Löffel am Kesselrand ab und legte ihn zur Seite. Er schlug das Buch gelangweilt zu und winkte Snape herbei, der sich das Ergebnis genau besah.

„Tadellos." Snape nickte, ohne eine Miene zu verziehen und ging zurück zu seinem Schreibtisch, um sich eine entsprechende Notiz zu machen.

Harry grinste noch immer, er freute sich ehrlich. Es war ein wirklich tolles Gefühl, eine gute Note in seinem absoluten Hassfach zu bekommen.

„Und was bekomm ich jetzt dafür, dass ich dir den Arsch gerettet hab?" Draco musterte ihn herausfordernd. Harry sah ihn an. Es war das erste Mal in dieser Schulstunde, dass sie sich geradewegs in die Augen sahen, und wieder musste der Schwarzhaarige mit Erschrecken feststellen, dass sich sein Herzschlag ein wenig beschleunigte.

„Was willst du denn dafür?"

Nun plötzlich lachte Draco leise. Es war kein geräuschvolles Lachen, eher ein leises Schnaufen. An seinen Augenwinkeln hatten sich kleine Lachfältchen gebildet und Harry erwischte sich selbst dabei, diesen Anblick wirklich schön zu finden. „Tja, lass dir was einfallen, Potter."

Harry grinste nun ebenfalls und als sich ihre Blicke trafen, und sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben gegenseitig anlächelten, zog sich sein Herz kurz zusammen. Dieser Augenblick dauerte nur wenige Sekunden und fand ein jähes Ende, als Ron am Nachbartisch zu singen begann. Harry blickte ihn verdutzt an und auch alle anderen Augen richteten sich auf den Rothaarigen. Snape ging auf ihn zu und verdrehte die Augen. „Und hier, meine Damen und Herren, wird sehr anschaulich demonstriert, wie das Elixier auf den Menschen wirkt." Er verschränkte die Arme. „Würden Sie bitte die Freundlichkeit besitzen, mir zu sagen, warum Sie von dem Trank gekostet haben, Mr. Weasley?"

Ron wippte nervös mit seinem Fuß, er strahlte noch immer über alle Backen und rief: „Zabini hat gesagt, wir müssen ihn kosten, um zu sehen, ob wir alles richtig gemacht haben! Das ist so cool! Haben wir alles richtig gemacht? War der Trank richtig gebraut, ja?" Noch bevor Snape antworten konnte, begann Ron erneut zu singen, und zwar so hoch und schrill, dass sich ein paar Schüler die Ohren zuhielten.

„Mr. Potter, schaffen Sie Mr. Weasley hier raus."

Harry nickte rasch, schnappte sich sein Buch und zog den noch immer singenden Ron am Arm aus dem Unterrichtsraum. Kurz bevor sie draußen waren, hörte er Snape schnarren: „Mr. Zabini, fünfzig Punkte Abzug für Slytherin." Ein Raunen ging durch die Menge. Harry schloss die Tür hinter sich und Ron, und atmete erst einmal tief durch.

„Was für eine coole Unterrichtsstunde! Saugeile Idee mit der Projektarbeit!" Ron hüpfte ein paar Mal auf und ab, rempelte Harry begeistert an, und dieser hoffte bloß augenrollend, dass die Wirkung des Trankes bald nachlassen würde.

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