16. Eingeständnis

Harry wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal so viel gefühlt hatte. Er war so glücklich wie lange nicht mehr, gleichzeitig aber auch ängstlich, wie es weitergehen würde. Er war nervös, aufgeregt und energiegeladen. Zeitgleich ein wenig erschöpft von den vielen Gedanken und dem Gefühlschaos. Der Gryffindor hatte keine Ahnung, was zwischen Draco und ihm passierte, oder was das alles zu bedeuten hatte. Er wusste nur, dass er, als er spät nachts in seinem Bett lag, rätselte, ob er all das nur geträumt hatte, oder ob es wirklich geschehen war. Es fühlte sich surreal an. Er träumte mit offenen Augen von ihren Küssen und sein Herz begann zu rasen. Alles an dem Blonden wirkte verlockend auf Harry. Selbst die Tatsache, dass sie „Verbotenes" taten und niemand wusste, was zwischen ihnen ablief, war so reizvoll für ihn, so etwas hatte er noch nie erlebt.

Harry kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er leiden würde. Er wusste bloß nicht, wie lange, oder wie stark. Er würde leiden, wenn sie so tun mussten, als wäre nie etwas passiert. Er würde leiden, weil er sich von Draco fernhalten musste, ihn noch nicht einmal berühren durfte, ohne gleich die Aufmerksamkeit des ganzen Universums auf sie zu ziehen. Er würde leiden, wenn Draco ihn erneut abweisen würde, was durchaus passieren konnte, so wie Harry ihn inzwischen kannte. Er würde leiden, weil er niemandem von dieser Sache erzählen konnte.

Der Gryffindor schob diese Gedanken rasch beiseite. Fürs Erste wollte er glücklich sein, alles andere würde noch früh genug kommen. Er wollte noch eine Weile lang auf seiner Wolke schweben und das Herzklopfen genießen.

Er ahnte nicht, dass es Draco genauso erging. Nachdem die vielen Gedanken den Blonden beinahe wahnsinnig gemacht hatten, war sein Kopfkino irgendwann ganz automatisch zurück auf die zärtlichen Küsse zwischen Harry und ihm gesprungen. Was er nun vor seinem inneren Auge sah, gefiel ihm schon viel besser, also verweilte er einen Augenblick lang in diesem Moment, bis er schließlich einschlief.

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„Es ist ja wohl offensichtlich, dass ein Mädchen dahintersteckt", wisperte Hermine. Sie saß zusammen mit Ron auf dem Sofa des Gemeinschaftsraumes.

„Das hätten wir ja wohl mitbekommen, wenn er plötzlich eine Freundin hätte, oder meinst du nicht?"

„Offenbar nicht. Aber er wird schon seine Gründe haben, warum er es uns nicht erzählt."

„Pfff", machte Ron, „diese Geheimnistuerei nervt doch. Ich versteh das nicht. Was ist denn schon so schlimm daran, dass er sich mit jemandem trifft? Warum sollte er es verstecken wollen? Ich meine, es wird ja wohl kaum die maulende Myrte sein, oder?" Er grinste breit und Hermine kicherte.

„Wer auch immer es ist - wir sollten abwarten, bis Harry uns von sich aus erzählt, was Sache ist. So ist es bisher immer gewesen, das weißt du doch." Hermine küsste den Rothaarigen sanft, bevor dieser protestieren konnte.

Sie hatten nicht mitbekommen, dass Harry seit geraumer Zeit unten am Treppenabsatz im Gemeinschaftsraum gestanden hatte, da sie mit dem Rücken zu ihm saßen. Nun kam er mit hörbaren Schritten näher und gähnte demonstrativ. Seine Freunde zuckten erschrocken zusammen.

„Guten Morgen."

„Guten Morgen, Harry." Hermine lächelte. Ron murmelte ein freundlich gemeintes „Morgen", und Harry wusste genau, dass er sich arg bemühen musste, seinen Unmut zu verbergen.

„Wie geht's dir?", fragte Hermine.

Harry zögerte einen Augenblick lang. „Ganz gut, danke. Und euch?" Er versuchte, sich möglichst unauffällig zu verhalten.

„Ja, auch."

Natürlich wollte Harry vermeiden, dass das Thema als nächstes in unangenehme Richtungen wanderte, daher überredete er seine beiden Freunde, erst einmal frühstücken zu gehen. Er hatte tatsächlich ziemlichen Hunger. Dass sein Blick in der Großen Halle gleich zum Tisch der Slytherins wanderte, war für den Schwarzhaarigen mittlerweile fast schon normal. Dummerweise entgingen auch Hermine, die nun auf der Hut war, seine Blicke nicht. Ron hingegen bemerkte nichts; er steuerte geradewegs auf ihren Stammplatz zu.

Gerade als Harry sich hingesetzt und sich eine Tasse Tee eingeschenkt hatte, betrat Draco die Große Halle. Er sah sofort zu Harry, senkte dann den Blick und lächelte leicht. Harry unterdrückte ein Grinsen. Er war glücklich.

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Der vorige Abend hatte einiges in den beiden ehemaligen Erzfeinden ausgelöst. Harry entging nicht, dass Dracos Augen ihn suchten - aber auch nur, weil Harry selbst ständig zu ihm schauen musste. Er wurde nervös, wenn sich ihre Blicke trafen. So nervös, dass er gleich wieder reflexartig wegschauen musste. Er fühlte sich wie ein verliebter Teenager und schämte sich dafür, war er doch längst aus dem Alter raus, doch er konnte nichts dagegen tun. Die typischen Anzeichen ereilten ihn, wie etwa „Schmetterlinge im Bauch" - alles in ihm kribbelte, wenn Draco ihn ansah und obgleich sein Gesicht keinen Ausdruck zeigte, gingen seine Blicke ungewöhnlich tief und lösten so viel in Harry aus.

Am Abend, als er im Gemeinschaftsraum saß und Hausaufgaben machte, wartete er vergeblich auf ein Zeichen von Draco, doch nichts kam. Er selbst wusste nicht, was er hätte tun sollen und er wollte dem anderen nicht auf die Nerven gehen, also ging er zwei Stunden später lediglich unzufrieden und etwas traurig ins Bett. Er hatte versucht, sich seine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen, als er sich von den anderen zum Schlafengehen verabschiedet hatte, doch Hermines Gespür für seine Gefühle war viel zu gut, als dass er sie hätte täuschen können. Die junge Hexe machte sich Sorgen um ihn.

Harry wälzte sich lange Zeit schlaflos im Bett herum. Seine Gedanken kreisten um Draco und um ihre Beziehung zueinander, die schon von Anfang an sehr speziell gewesen war. Er dachte darüber nach, wie lange sie sich schon kannten und dass sie sich - hätten sie sich von Beginn an richtig kennengelernt - vielleicht besser verstanden hätten. Das würde gleichzeitig bedeuten, dass sicher einiges anders gelaufen wäre, und Harry war sich nicht sicher, ob das so gut gewesen wäre. Er hätte sich bestimmt nicht mit Ron und Hermine, oder all den anderen angefreundet. Der Gedanke, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür war, Draco etwas näher kennenzulernen, beflügelte ihn förmlich. Sie mussten keine Feinde mehr sein, der Krieg war endlich vorbei. Die Möglichkeiten, die sich ihm nun boten, waren grenzenlos. Als stünden ihm sämtliche Türen offen.

Erst ganz langsam drang die Erkenntnis zu Harry durch, dass er auf dem besten Wege war, sich in einen Mann zu verlieben. Das war gewiss kein Problem für den Gryffindor - er hatte schon immer damit gerechnet, sich sicher nicht daran zu stören, sollte er sich in einen Mann verlieben - und doch war es ein wenig überraschend für ihn. Anders als andere Homosexuelle, die er kannte - und die Anzahl derer hielt sich durchaus in Grenzen - hatte er noch nie zuvor auch nur die entfernteste Berührung mit diesem Thema gehabt. Er hatte sich vorher nie zu Männern hingezogen gefühlt. Nicht, weil er es nicht wollte, sondern einfach, weil niemand dabei war, der in Frage gekommen wäre. Im Grunde genommen war da nur Ginny gewesen, als potentielle Partnerin. Und möglicherweise Cho, doch in die hatte Harry sich relativ spontan verguckt, und ebenso schnell war es auch wieder vorübergegangen. Er konnte sich jedoch partout nicht daran erinnern, das gleiche einmal von einem anderen Mann behaupten zu können. Zwar hatte er damals beispielsweise Cedric als durchaus gutaussehend empfunden, doch es hatte nichts in ihm ausgelöst. Draco war somit der erste Mann, zu dem er sich wirklich hingezogen fühlte.

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Bereits am nächsten Tag überraschte Draco Harry, indem er ihn nach dem Mittagessen, als Harry auf dem Weg zum Quidditchfeld war, kurzerhand draußen auf dem Hof zur Seite hinter eine der großen Säulen zog. Der Gryffindor war so perplex, dass er erst einmal erschrocken die Luft ausstieß, als er den Blonden erkannte.

„Hey."

Draco schmunzelte. „Hey. Kannst du mir einen Gefallen tun und das hier zurück zu Hagrid bringen?" Er hielt ihm die Phiole mit einem kleinen Rest des Einhorn-Horn-Pulvers hin.

Harry wollte sie zunächst annehmen, doch dann kam ihm eine bessere Idee. „Nein."

„Nein?" Draco zog eine Augenbraue hoch - und Harry empfand die leichte Arroganz urplötzlich als ziemlich sexy. Diese Erkenntnis verwirrte ihn kurz.

„Nein", wiederholte er. „Wenn, dann musst du schon mit zu Hagrid kommen." Er grinste ein wenig und blickte den Slytherin herausfordernd an.

„Du hast es faustdick hinter den Ohren, Potter", raunte der Blonde und grinste ebenfalls.

„Heute Nachmittag? Gegen vier?"

„In Ordnung. Wir treffen uns wieder hier." Er zeigte auf den Fleck, auf dem sie gerade standen und Harry nickte.

„Dann bis später." Kaum hatte Harry sich umgedreht und seinen Weg in Richtung Quidditchfeld fortgesetzt, breitete sich ein riesengroßes Grinsen auf seinem Gesicht aus, das für den Rest des Tages nicht mehr verschwinden wollte. Das hatte er sauber hingekriegt.

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Es wurde allmählich ziemlich schwierig, sich immer wieder neue Ausreden einfallen zu lassen, wohin er gehen würde und aus welchem Grund er alleine sein wollte. Als er Ron und Hermine nach der Schule erzählte, er würde noch kurz bei Hagrid vorbeischauen, wollten sie sich ihm glatt anschließen und das hatte der Schwarzhaarige natürlich verhindern müssen, indem er log, er müsste etwas Privates mit Hagrid unter vier Augen besprechen. Dass er mittlerweile die geballte Ladung Misstrauen seiner Freunde auf sich gezogen hatte, war ihm durchaus bewusst. Was er jedoch nicht wusste war, dass die beiden ihm klammheimlich gefolgt waren und nun beobachten konnten, wie er geradewegs auf Draco zusteuerte, der hinter der Steinsäule lehnte, sie sich kurz lächelnd begrüßten und sich dann auf den Weg in Richtung Hagrids Hütte machten.

„Das gibt's doch nicht", flüsterte Ron und starrte ihnen mit offenem Mund hinterher. „Malfoy steckt also dahinter."

Hermine kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe herum. Sie hatte so eine Vermutung, was da vor sich ging...

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„Weiß Hagrid, dass wir kommen?" Draco versuchte, seine Nervosität zu überspielen, doch es gelang ihm nicht so recht. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Harry wirkte sehr entspannt, er schlenderte lächelnd neben ihm her, während Draco das Gefühl hatte, viel zu sehr zu schwitzen und am ganzen Körper zu zittern. Er fand, dass Harry unheimlich gut aussah. Er war frisch geduscht, Draco konnte den frischen Duschgel-Duft riechen, und er hatte ein dunkelrotes Shirt an, was ihm wirklich außerordentlich gut stand. Der Blonde bemerkte selbst gar nicht, dass er ihn anstarrte und seinen Blick schamlos von oben nach unten wandern ließ - bis Harry leise lachte. „Gefällt dir, was du siehst?"

Sofort errötete Draco merklich und sah schnell weg. Er sagte nichts, schmunzelte bloß und das war für Harry Antwort genug. Er grinste und ließ nun ebenfalls seinen Blick über den Slytherin schweifen, der - wie immer - verdammt gut aussah. Harry konnte nicht leugnen, dass Draco viel mehr Sinn für Stil hatte, als er selbst. Er suchte sich seine Kleidung hauptsächlich nach Bequemlichkeit aus, wohingegen Draco mehr auf das Aussehen achtete.

Sie unterhielten sich recht entspannt, während sie quer durch die großen Wiesen in Richtung Hagrids Hütte liefen. Das Wetter war herrlich und beide Männer atmeten tief durch, fühlten sich frei und grenzenlos. Harry sah, wie Dracos graue Augen in die Ferne spähten und er musste den Drang, ihn einfach hier und jetzt zu küssen, mit aller Kraft unterdrücken. Ginge es nach ihm, hätte er es getan, und es wäre ihm völlig egal gewesen, ob jemand sie dabei beobachten würde. Doch natürlich tat er es nicht, begnügte sich stattdessen damit, ihn einfach anzusehen. Er war schön.

Als sie bei Hagrid ankamen, hatten sie Glück, ihn noch zu erwischen, denn der Wildhüter wollte gerade seinen wöchentlichen Rundgang im Verbotenen Wald abhalten. Nun aber zog er sich die Jacke wieder aus, nahm Minnie die Leine ab und machte sich und seinen beiden Besuchern erst einmal einen Tee. Während Draco sich dieses Mal etwas selbstsicherer in Hagrids Wohnzimmer umsah, nahm Harry bereits auf dem gemütlichen Sessel Platz und stibitzte sich einen Keks vom Couchtisch.

Hagrid stellte jedem eine Tasse hin. Draco zückte derweil die kleine Phiole aus seiner Hosentasche und hielt sie dem Riesen hin. „Es ist noch etwas übrig geblieben", erklärte er und schluckte. „Danke noch mal."

Hagrid nahm den Rest des Einhorn-Horn-Pulvers an sich, nickte mit gesenktem Kopf und nahm den Slytherin plötzlich so fest in den Arm, dass dieser kurz keuchen musste. „Es tut mir sehr leid, Draco. Wirklich sehr", sagte Hagrid leise, strich ihm kurz väterlich über den Kopf und ließ ihn dann wieder los.

Dracos Augen schimmerten, doch er sah schnell weg, bedankte sich leise und setzte sich rasch auf einen der freien Sessel. Harry blickte den Slytherin ein wenig sehnsüchtig an, seufzte dann kaum hörbar und nahm einen Schluck Tee.

Sie verbrachten einen schönen Abend bei Hagrid, der irgendwann seine lustigsten Abenteuer zum Besten gab und Draco damit so sehr zum Lachen brachte, dass dieser sich die ein oder andere Träne aus dem Augenwinkel wischen musste. Harry kannte die ganzen Geschichten bereits, lachte dennoch herzlich mit und genoss es, Draco zu beobachten. Er konnte sich nicht erinnern, ihn überhaupt schon einmal so lachen gesehen zu haben - und er konnte sich nichts vormachen: Dracos Lachen war wunderschön. Der Slytherin lachte viel zu selten, fand Harry. Er jedenfalls bekam nicht genug davon.

„Hagrid ist wirklich ein guter Kerl", sagte Draco, als sie sich wieder auf dem Weg zurück zum Schloss befanden. Es war schon fast dunkel und in wenigen Minuten war Sperrstunde, daher mussten sie sich beeilen. Hagrid hatte Draco zum Abschied noch einmal fest in den Arm genommen und ihm gesagt, dass er bei ihm jederzeit willkommen sein würde. Harry war dem Wildhüter unheimlich dankbar dafür, dass er Draco so liebevoll aufnahm und ihn auf andere Gedanken gebracht hatte. Das war genau das, was Draco jetzt am meisten brauchte.

„Ja, er ist einer meiner besten Freunde", erwiderte Harry lächelnd.

„Du hast Glück, solche Freunde zu haben."

„Ich weiß." Sie waren mittlerweile beim Schloss angekommen und standen nun geradewegs vor dem Schlosseingang. „Ich finde, du solltest mal was mit uns unternehmen."

Draco zögerte kurz. „Du meinst mit..."

„Mit Ron, Hermine und mir." Harry lächelte. „Wir machen hin und wieder Spieleabende, du weißt schon, Brettspiele, Schach, sowas halt. Oder wir liegen einfach am See herum, wenn es warm ist. Hättest du nicht mal Lust, mitzukommen?"

„Ich weiß nicht", sagte Draco schnell und schluckte nervös. „Mal schauen." Er grinste entschuldigend und Harry nickte verständnisvoll. „Okay." Er konnte verstehen, dass die Vorstellung, Zeit mit einem Haufen Gryffindors zu verbringen, für Draco geradezu beängstigend war. Es war kein Geheimnis, dass Ron und Hermine Draco nicht sonderlich gut leiden konnten, und bei Merlin, so war es Harry ja bis vor kurzem selbst noch ergangen. Dass sie sich nun so gut verstanden, kam einem Wunder gleich. Andererseits stellte der Schwarzhaarige immer wieder fest, dass sie sich vorher wirklich kein bisschen gekannt haben; nicht einmal annähernd. Sie hatten sich gegenseitig in der Vergangenheit immer nur die negativen Seiten gezeigt, sodass Harry niemals geahnt hätte, dass bei Dracos Lachen die Sonne aufging, oder dass man mit ihm so gut reden konnte. Dass er so viel Humor besaß, so viele Emotionen zeigen konnte und so sanft sein konnte. Dass er so eine große Last auf den Schultern trug und sich doch so selten beklagte. Dass er tapfer war, so vieles ertrug und so wunderbar ehrlich war. Oder dass er so verdammt gut küssen konnte.

Harry stand vor dem Slytherin, befeuchtete sich nervös die Lippen und schwieg. Er wünschte sich einen Kuss. Mehr als irgendetwas sonst in diesem Augenblick. Sein Herz begann, schneller zu schlagen.

„Danke für heute", sagte Draco und sah ihm geradewegs in die Augen. Harry bekam eine Gänsehaut, so intensiv war sein Blick. „Ehrlich, ich... ich hab mich lange nicht mehr so amüsiert."

„Das hast du Hagrid zu verdanken", grinste Harry.

„Und dir, immerhin hast du mich dazu genötigt, mit dir zu ihm zu gehen." Draco schmunzelte und ging einen kleinen Schritt auf Harry zu.

„Ich habe dich also dazu genötigt." Harry lachte leise und kam ihm ebenfalls ein wenig entgegen.

Draco grinste. Es war offensichtlich, dass beide Männer es genossen, miteinander zu flirten. Draco überbrückte den letzten Schritt zwischen ihnen und zog Harry in seine Arme. Der Gryffindor schlang sofort beide Arme um Dracos schmalen Körper und drückte ihn fest an sich. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er war sich sicher, dass Draco es spüren konnte. Dass das Herz des Slytherin ebenfalls lautstark pochte, wusste er nicht. Sie schwiegen, hielten sich bloß fest, bis Draco sich langsam wieder von ihm löste.

„Gute Nacht", sagte er lächelnd und hatte sich schließlich schon wieder so weit von Harry entfernt, dass ein Kuss nicht mehr in Frage kam.

Dennoch lächelte Harry tapfer, obgleich die plötzliche Distanz ihm schmerzte. „Gute Nacht."

Der Blonde drehte sich um und ging. Harry musste in die entgegengesetzte Richtung, sah ihm aber noch einen Moment lang wehmütig hinterher. Er hätte ihn wirklich, wirklich gerne geküsst. Jede Gelegenheit, in der sie alleine waren und sich nicht küssten, war für den Gryffindor plötzlich kaum zu ertragen, gab es doch ohnehin nur so wenige Augenblicke, die sie nur zu zweit verbrachten. Er biss sich auf die Unterlippe, schluckte seinen Frust herunter und setzte sich mit leicht hängenden Schultern schließlich ebenfalls in Bewegung. Er war gerade erst hinter der ersten Ecke angekommen, als er knirschende Schritte hinter sich hörte. Erst langsam, dann immer schneller. Harrys Hand lag an seinem Zauberstab, er fuhr herum, sah Draco mit schnellen, langen Schritten auf sich zu gehen und sein Herz überschlug sich. Mit einer einzigen, flüssigen Bewegung hatte Draco seinen Kopf mit beiden Händen umfasst und seine Lippen auf Harrys gepresst. Er ließ von ihm ab, nur um ihn gegen die Wand hinter sich zu drücken. Harry keuchte auf, wurde sogleich wieder hungrig von Draco geküsst. Ihre Zungen umfuhren sich intensiv, während Harry an Dracos Hüfte fasste und ihn grob zu sich zog. Der Slytherin stöhnte leise in den Kuss hinein. Sie standen lange dort, verborgen in der zunehmenden Dunkelheit, küssten und streichelten sich begierig.

Noch immer wurde Harry von dem Blonden gegen die Steinwand hinter sich gedrückt, ihre Unterleiber pressten sich gegeneinander und dank Dracos Küssen spürte Harry schon bald, wie sich eine Erektion ankündigte. Es war ihm egal, er schämte sich nicht, denn als Draco den nächsten Kuss startete und sich kurz an ihm rieb, war auch dessen Lust nicht zu leugnen. Harrys Hände fuhren seinen Rücken auf und ab, krallten sich schließlich leidenschaftlich in Dracos Haare, während dieser seine Hände völlig ungeniert auf Harrys Hintern legte. Als er beherzt zupackte, konnte Harry ein Stöhnen nicht unterdrücken. Er schluckte. Draco massierte seine Pobacken und das fühlte sich so unglaublich gut an, wie Harry es nie für möglich gehalten hätte. Innerhalb kürzester Zeit war er vollständig erregt - und Draco schien es nicht anders zu gehen. Doch anders als Harry, hatte er noch einen kleinen Funken Selbstbeherrschung, denn er löste sich schließlich atemlos von ihm. Sie blieben sich ganz nahe, hielten sich gegenseitig im Arm und brauchten eine Minute, um wieder zu Atem zu kommen. Die Bestätigung, dass Draco genauso fühlte, wie Harry, ließ seinen gesamten Körper kribbeln. Alles drehte sich, ihm war ein bisschen schwindelig, vor lauter Glück.

„Ich will nicht, dass du gehst", flüsterte Harry, als Draco Anstalten machte, ihn loszulassen.

„Ich..." Draco schluckte, schüttelte bloß den Kopf und küsste Harry erneut. Der Schwarzhaarige seufzte leise, vertiefte den Kuss und streichelte zärtlich über seinen Rücken.

Ihre Küsse wurden ruhiger. Harry streichelte Dracos Gesicht, während dieser die Augen geschlossen hielt und die Zärtlichkeiten genoss. Sanfte Finger fuhren die Konturen seines Gesichts nach, strichen liebevoll über seine Wange und schließlich durch die dichten, blonden Haare. Der Gryffindor hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe - und das war der Moment, in dem sich beide der eigenen Gefühle bewusst wurden. Sie hatten sich ineinander verliebt. Arm in Arm standen sie dort draußen und jeder Kuss, jede Berührung, übermittelte pure Zuneigung.

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