Kapitel 6
Der Wecker riss mich aus meinem viel zu leichten Schlaf. Diese Sache mit meinem besten Freund hatte mich einfach noch bis in die späten Morgenstunden verfolgt. Warum reagierte er so? Er kannte Yoongi doch nicht mal und seit wann hatte er Vorurteile gegen jemanden? Ich verstehe ja, dass ihn der Anblick von Yoongi erstmal erschreckt hat, aber trotzdem.
Nachdem wir uns gestern Abend gestritten hatten, bin ich einfach aus seinem Haus gestürmt. Mir egal, ob ich jetzt beinahe nackt durch die Straßen gerannt war. Ein frisches Paar meiner Arbeitskleidung war eh noch zuhause und wenn Namjoon mir meine Sachen nicht wieder geben würde, hetze ich einfach Jin auf ihn. Der würde die Sache dann schon regeln.
Während ich auf stand, fiel mir wieder der Grund ein, weshalb ich überhaupt gestern zu ihm kam. Seufzend betrat ich das kleine Bad und stützte meine Hände auf dem runden Waschbecken ab. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich genauso aussah wie ich mich fühlte. Nämlich furchtbar. Ich nahm mir meine Zahnbürste und fing an meine Zähne zu putzen.
Ich wollte Namjoon nicht begegnen. Egal aus welcher Sicht ich es betrachtete, ich konnte seine Reaktion einfach nicht nachvollziehen.Wenigstens würde er heute keine Zeit haben zum Cafe zu kommen, da er auch irgendwann mal wieder an seinem Arbeitsplatz auftauchen müsste.
Irgendwann war ich fertig und konnte mich auf den Weg zum CC machen. Auf dem Weg kickte ich den ein der anderen Stein vor mir her. Es frustete mich, dass ich mich ausgerechnet mit Namjoon gestritten hatte. Wollte ich ihm nicht mit Jin helfen?
Schon wieder seufzte ich, als ich das Cafe betrat. In einer Stunde würde es hier nur so vor Kunden wimmeln. Ich wollte Jin fragen, ob er mich heute früher weglassen könnte, aber das ging nun mal nicht.
Der Braunhaarige stand bereits hinter dem Tresen und füllte die Auslage mit seinen himmlischen Süßwaren.
Verdammt. Ich habe vergessen zu Frühstücken.
Meine Stimmung sank noch tiefer, wenn dies überhaupt noch möglich war.
„Guten Morgen, Hoseok. Bist du bereit für einen neuen Tag?"trällerte Jin und setzte lächelnd den letzten Muffin in die Auslage.
„Eher nicht. Aber ich bin trotzdem bereit," versuchte ich positiv zuklingen, während ich mir neben Jin die Schürze umband.
Was wenn ich doch zu hart reagiert habe? Namjoon hatte immerhin recht. Yoongi hätte mir etwas antun können oder schlimmeres und ich bin ihm einfach so gefolgt.
„Hobi? Willst du mir erzählen was los ist?"
Mein Blick senkte sich.
„Weiß nicht. Will ich das?" murmelte ich eher zu mir selbst, da ich die Antwort darauf nicht wusste.
Seokjin kannte mich so lang, dass er wusste, wenn ich so drauf bin, dass irgendwo wirklich der Furz quer hängt.
„Braucht der kleine Hobi eine Umarmung?" sprach Jin immer noch lächelnd und breitete seine Arme aus.
Ich gab eine Art grollen von mir und ließ mich einfach in seine Arme schließen. Eomma Jins Umarmungen konnten manchmal wirklich Wunder bewirken. Sie sind immer warm und so beruhigend, wie bei einer Eomma eben.
Sofort spürte ich, wie sich meine Muskeln entspannten und sich meine Nerven ein wenig beruhigten.
„Ich habe mich mit Namjoon gestritten," nuschelte ich in sein Shirt.
Obwohl er kurz innehielt, bei der Erwähnung dieses Namen, strich er mir weiterhin beruhigend über den Kopf.
„Wieso habt ihr euch denn gestritten?" versuchte er mit mir über mein Problem zu reden.
Auch wenn ich ihm vertraute, befürchtete ich doch, dass er genauso wie Namjoon reagieren könnte und das konnte ich in dem Moment einfach nicht gebrauchen.
Also schüttelte ich nur den Kopf und verkroch mich mehr in seiner Umarmung. Jin ließ mich einfach meinen Moment haben und ließ mich auch erst dann los, als er meinte, dass es mir wieder besser ginge.
„Gehts wieder Hobi? Du musst mit mir nicht darüber reden wenn du nicht möchtest."
Wenn er sich so um mich kümmert, fühle ich mich wirklich wie ein kleines Kind, dass sich mit einem anderen Kind um ein Spielzeug gestritten hat. Dennoch wollte ich nicht mit ihm darüber reden. Wieso sollte ich mich ihm anvertrauen, wenn er sich mir auch nicht anvertraut?
„Ich rede mit dir über unser Problem, wenn du mit mir über eures redest," versuchte ich also einen Kompromiss zu schließen.
Nervös biss sich Jin auf seine Unterlippe und verschränkte seine Arme vorder Brust.
Warum war es ihm nur so unangenehm?
„Jin,du kannst auch mit mir über deine Probleme reden. Auch ich habe immer ein offenes Ohr für dich," unterstrich ich meine Aussage nochmals und wartete auf seine Reaktion.
Erschien immer noch mit sich zu kämpfen eher er geschlagen seufzte:"Na gut. Aber lass uns das auf später verschieben."
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Die Tische waren gewischt, der Boden gekehrt, die Theke geputzt und die Küche aufgeräumt. Ich war sowas von bereit für Seokjins Sicht der Dinge. Wir hatten es uns an einem Tisch gemütlich gemacht. Ich bekam einen Muffin mit Schokostückchen, während mein Gegenüber das letzte Stück irgendeines französischen Zitronenkuchens aß und dabei eine Tasse mit Tee trank.
„Ich lasse dir den Vortritt," fing ich an.
Auf keinen Fall wollte ich ihm mein Herz als erstes ausschütten. Man weiß ja nie.
Jins Augen wanderten erst zu seinem Kuchen, dann wieder zurück in mein Gesicht.
„Du verarschst mich jetzt auch sicher nicht, damit ich dir das hier erzähle?"
Sofort schüttelte ich meinen Kopf.
„Nein. Danach erzähle ich dir von meinem Problem. Erst helfe ich aber dir."
Jin atmete einmal tief ein, umschloss mit seinen Händen seine Tasse und fing an zu erzählen:" Ich... glaube ich werde Schwul."
Waren seine ersten Worte. Er richtete seine Augen auf seine Tasse.
„Namjoon bringt mich durcheinander Hoseok. Wir sind Freunde, oder? Ich freue mich jedes Mal wenn er da ist. Ich fühle mich wohl. Viel zu wohl. Das kann einfach nicht normal sein."
Seine Hände verkrampften sich um die Tasse und seine Stimme zitterte, während er die nächsten Worte aussprach:" Ich habe mich noch nie so gefühlt. Mein Herz rast wenn er mir zu nah kommt. Ich vermisse ihn wenn er nicht da ist und selbst nachts habe ich keine Ruhe. Er verfolgt mich bis in meine Träume."
Ruckartig hob er seinen Blick. Eine Träne rollte seine Wange hinunter.
„Aber ich bin doch nicht Schwul, Hoseok!"
Ihm rollte eine weitere Träne die Wange hinunter.
Er machte sich wegen dieser einen Sache so einen Stress. Wie konnte man nur so verzweifelt sein. Meine zwei Deppen.
Selbst ich spürte den Kloß in meinem Hals.
„Jin..."setzte ich an, wurde aber unterbrochen.
„I-ich habe Angst, Hoseok."
Nun konnte er sich nicht mehr zurück halten. Tränen rollten seine Wangen hinunter und durchnässten nicht nur seine Klamotten, sondern auch die Tischdecke.
Ohne ein weiteres Wort erhob ich mich von meinem Platz und ging rüber zu Jin. Diesmal war ich derjenige, der ihn in eine Umarmung zog und ihm über den Rücken strich. Seine Tränen fielen auf mein Shirt und durchnässten nun dieses. Am liebsten hätte ich mit geweint. Meine Kehle war zugeschnürt. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich konnte einfach nicht sprechen. Die beiden sind einfach nur Idioten. Nach einiger Zeit hielten wir uns einfach nur noch in den Armen, das Schluchzen von Jin war verklungen, aber er ließ mich trotzdem nicht los.
„Warum machst du dir solche Sorgen darüber, dass du dich in einen Jungen verliebt hast?"
Meine Stimme war leise, und doch hörte er es.
„Ich habe meine Eltern einmal darüber reden hören... wie sie Homosexuelle anekeln und da habe ich mir versprochen.... da habe ich mir versprochen nicht so zu werden," Jins Stimme zitterte immer noch, aber so langsam verstand ich seine Angst. Angst davor, von seiner Familie verstoßen zu werden. Ich strich ihm weiterhin beruhigend über den Rücken.
„Jin. Ich verstehe deine Sorge, aber wenn es deine Familie ist, dann wird sie dich akzeptieren egal wen oder was du liebst. Selbst wenn sie es nicht tun werden, hast du mich und Namjoon und wir werden dich auch unterstützen."
Ich hätte ihm am liebsten versprochen, dass sie ihn nicht verstoßen würden, aber das konnte ich nun mal nicht versprechen. Eins wusste ich, dass egal was passiert, ich zu meinem Freund halten würde.
„Danke,ich weiß gar nicht was ich sagen soll."
„Ein einfaches, Danke, reicht," grinste ich und entließ ihn aus meiner Umarmung.
Ah. Das hat mich jetzt wirklich angestrengt.
Jins Augen waren immer noch gerötet. Das Lächeln auf seinen Lippen verriet mir aber, dass es ihm wirklich besser ging.
„Du bist dran," sprach er und stupste mir wie beim Fangen-spielen gegen die Schulter.
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Einen Muffin, ein paar Taschentücher und eine Geschichte später hatte ich nun Seokjin mein Herz ausgeschüttet.
„Ich kann Namjoons Reaktion auf jeden Fall verstehen. Wenn dieser Yoongi den Schnee anheben konnte, wer weiß was er noch hätte machen können. Hey! Sieh mich nicht so enttäuscht an! Ich sage dir nur meine Meinung dazu. Wir machen uns eben um unsere Freunde sorgen, weißt du. Wie hättest du denn in seiner Situation reagiert?"
Jin hatte Recht. Ich lag falsch. Meine Reaktion wäre bestimmt auch so ausgefallen. Ich fing an mit meinen Fingern zu spielen. Irgendwie schämte ich mich für meinen Ausraster.
„Ist doch erstmal egal. Wirst du ihn besuchen gehen?" Jin versuchte die Stimmung endlich wieder zu heben.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen antwortete ich:" Ich habs ihm versprochen, aber wann habe ich denn mal wieder Zeit?"
Das Lächeln verschwand wieder. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine. Als ich meinen Blick hob, sah ich in die ruhe ausstrahlenden Augen Jins.
„Wie wäre es. Wenn wir Montags geschlossen bleiben würden? Montags kommen meistens eh nur die Stammkunden und so viel Verluste würde ich dadurch auch nicht machen. Dann könntest du deinen Schneemann besuchen gehen. Wie wärs?"
Seine Worte... Hatte er gerade wirklich angeboten einen freien Tag einzurichten? Vor Glück wären mir beinahe wieder die Tränen gekommen. Das Bedürfnis meinen Chef und Freund zu umarmen überkam mich, aber das hatten wir an diesem Tag bereits viel zu oft getan. Also beließ ich es bei einem sanften Händedruck und einem vom herzen kommenden:" Dankeschön."
Wie zwei Honigkuchenpferde lächelten wir uns an.
Ein freier Tag pro Woche. Jetzt konnte ich Yoongi wieder besuchen gehen.
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Zack.
Somit wäre das Problem mit den freien Tagen gelöst.
Das Kapitel kommt schonmal ein paar Tage früher, da ich momentan ein wenig in der Ecke liege und wahrscheinlich über das Wochenende beschäftigt bin.
Ich hoffe mal du hattest eine schöne Woche und natürlich hoffe ich, dass dir das Kapitel gefallen hat.
Bis nächste Woche
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