Kapitel 4

Hoseok Pov:

Staunend betrat ich die Höhle, die anscheinend als Yoongis Zuhause zählte. Für mich sah sie aufjedenfall nicht gerade gemütlich aus. Es war einfach eine stinknormale Höhle mit einem vereisten Boden und einem Eisklotz hinten am Ende. Yoongi setzte sich hin und lehnte sich an eine der Wände, der Höhle und sah mich an. Sein Blick verriet mir absolut garnichts und das machte mich nervös. Er hatte eine Fähigkeit, aber er erzählte mir nichts darüber. Generell hatte er nichts mehr gesagt, bis wir hier angekommen waren. Warum sprach er nicht?

Leise seufzend ging ich bis zum Ende der Höhle und setzte mich dort, etwas weiter entfernt von dem Eisblock, hin. Yoongi hatte seinen Blick anscheinend nicht einmal von mir gelöst. Dennoch waren seine Augen wieder etwas verengt. Durfte ich nicht in die Höhle gehen?

Ich wollte wirklich gerne mehr über ihn herausfinden, aber da wäre es leichter mit der Wand zu sprechen. Irgendwie musste ich also sein Interesse wecken. Nur wie? Mir ging ein Licht auf, als ich auf den Rucksack zwischen meinen Beinen starrte.

Grinsend öffnete ich diesen und wühlte etwas in ihm herum, bis ich mein Handy gefunden hatte. Zum Glück hatte ich es dabei, ansonsten würde ich hier sitzen bis ich selber zum Eisklotz gefroren wäre.

„Hey, Yoongi. Komm mal her! Das hier wird dich bestimmt interessieren,"rief ich ihm zu, während ich mit meinem Handy in der Hand in der Luft herumwedelte.

Yoongi kam näher. Dennoch passte bestimmt noch ein Pferd zwischen uns.

Ich wischte einmal über den Bildschirm um das kleine schwarze Elektrogerät zu entsperren. Kurz darauf aktivierte ich die Kamerafunktion und hielt sie auf den Weißhaarigen mit meiner Mütze.

„Sag Cheeze!"

Grinsend drückte ich auf den Auslöser und betrachtete mein Meisterwerk. Auf dem Foto konnte man Yoongi sehen, wie er mich aus zusammengekniffenen Augen heraus ansah und auf dem Boden hockte.

„Das hier, ist ein Handy. Damit kannst du verschiedenste Dinge machen. Wie zum Beispiel, dass hier."

Ich drehte das Handy um, damit Yoongi auf den Bildschirm schauen und das Foto sehen konnte. Erst veränderte sich nichts an seinem Ausdruck. Aber dann weiteten sich seine Augen und er kam näher, bis er seine Hand nach dem Gerät in meiner Hand ausstreckte.

„Das ist ein Handy. Und das hat dieses Foto hier von dir gemacht. Das, bist du!"

„Das...bin ich."

Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Wie hypnotisiert starrte er auf sein Abbild.

„Das bin ich," wiederholte er diesmal etwas lauter und sah mich an. Er öffnete kurz seinen Mund, doch dann schloss er ihn wieder. Ich frage mich was er mir wohl sagen wollte und warum er es nicht tat.

„Wollen wir zusammen ein Foto machen?" fragte ich ihn, während ich auf meine Kamera-App tippte.

Nur aus dem Augenwinkel konnte ich erkenne, dass Yoongi wieder dabei war, sich von mir zu entfernen. Ein kurzer Stich fuhr durch mein Herz. Hektischer als gewollt streckte ich meine Hand nach ihm aus und ging dabei in kniende Stellung. Ich weiß noch, dass ich mich für einen kurzen Moment verlassen gefühlt hatte, aber dies hatte ich schnell wieder verdrängt, weil ich dieses Gefühl nicht verstanden hatte.

„Hab bitte keine Angst vor mir."

Meine Stimme klang leicht verzweifelt. Es erschreckte mich schon selber.

Jedenfalls hatte Yoongi in seiner Bewegung inne gehalten und sah mir wieder in die Augen. Ich versuchte wieder ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Es sah bestimmt weder echt noch selbstbewusst aus. Yoongi musste schlucken. Eine der wenigen Reaktionen, die ich in ihm ausgelöst hatte und sie wie den letzten Moment meines Lebens in mich auf sog.

„Komm wieder her. Das tut nicht weh, ja?" Ich konnte das Zittern in meiner Stimme einfach nicht unterdrücken und es ließ mich wieder so dermaßen unsicher klingen. Dabei wollte ich, dass er mir vertraute.

„Nicht weh tun," wiederholte Yoongi und blickte auf meine nach ihm ausgestreckte Hand.

„Es wird nicht weh tun," versprach ich ihm nochmals, ehe er auf mich zukam.

Vorsichtig streckte er seine Hand nach der meinen aus.

Leicht berührten sich unsere Handflächen. Seine Fingerkuppen legten sich an meine und es ergab sich ein echt mystischer Moment. Kurz konnte ich die Kälte seines Körpers durch meine Venen strömen spüren, bis diese sich in ein warmes kribbeln verwandelte und eine wohlige Gänsehaut auf meinem Arm hinterließ. Ich meinte sogar wieder diese Rauchschwaden zu sehen, die Yoongi um seine Hand schwirrten, als dieser mir aus dem Schnee geholfen hatte, tat dies aber als Einbildung ab. Meine Augen betrachteten seine weiße Haut. Seine Nägel schienen sogar noch heller zu sein, wenn dies überhaupt noch möglich war. Mit einem Lächeln auf den Lippen machte ich eine kleine, aber auffallende Feststellung.

„Deine Hände sind größer als meine."

Er hatte seinen Blick erst auf unsere Hände gerichtet, ehe er sich wieder auf meine Augen fokussierte.

Mit einem Räuspern löste ich unsere Hände wieder voneinander. Mein Blick senkte sich für einen Moment. Ich musste einfach dieses eigenartige Gefühl erstmal verarbeiten.

„Gut. Also.. Dann komm mal neben mich."

Da Yoongi wieder keine Anstalten machte sich zu bewegen, ergriff ich die Initiative und setzte mich neben ihn. Ich gab ihm einfach nicht die Möglichkeit vor mir zu fliehen. Trotzdem wollte ich ihn nicht berühren. Immerhin sollte er nicht wieder Angst vor mir bekommen.

Mit dem Handy vor unseren Gesichtern sagte ich:" Cheeze."

Mit einem Click löste ich den Auslöser aus und schoss ein Foto mit uns beiden.

Grinsend betrachtete ich das digitale Bild. Es sah aus, als würden wir Feuer und Eis repräsentieren. Er war komplett weiß und war somit der Eiskönig und ich war mit meinen roten Haaren der König des Feuers. Klang in meinen Ohren gar nicht mal so uncool.

„Weißt du wie wir aussehen?" konnte ich meine Euphorie nicht mehr zurückhalten," Wie Feuer und Eis."

Sein Gesicht verriet mir seine Meinung darüber nicht. Er starrte unser Foto einfach nur an.

Erschrocken stellte ich fest, dass es bereits viel zu spät war. Ich würde erst mitten in der Nacht bei mir Zuhause ankommen. Seufzend packte ich mein Handy zurück in die Tasche und stand auf.

„Tut mir leid Yoongi. Aber ich muss jetzt nachhause. Ich gehe dich bestimmt mal wieder besuchen, ja? Zieh mir währenddessen bitte nich tum."

xxxx

Ich hatte mich schließlich wieder auf den Weg nachhause gemacht und Yoongi in seiner Höhle zurückgelassen. Wohl war mir dabei nicht, dennoch lebte er dort anscheinend schon länger, weshalb ich mir eigentlich keine Sorgen machen sollte und trotzdem hatte ich ein eigenartiges Gefühl, welches einfach nicht verschwinden wollte.

Seufzend lag ich schließlich abends in meinem Bett und dachte immer noch ständig an den Eiskönig, mit den großen Händen, auf dem Berg. Grinsend drehte ich mich auf die Seite. Von Namjoon und Seokjin hatte ich den ganzen Tag lang nichts gehört. Ob mein bester freund irgendwo einen Fehler gemacht hatte und von Jin gerade ermordet wurde konnte ich auch nicht beantworten. Ein letzter Gedanke huschte durch meinen Kopf, ehe ich dann ins Land der Träume abdriftete.

Der nächste Tag war angebrochen und ich stand vor dem Cafe von Jin. Es war komischerweise offen und das „Geöffnet" Schild hing ebenso schon an der Tür. Irgendwas stimmte hier nicht. Normalerweise füllten wir am morgen erstmals die Ware auf und öffneten erst eine Stunde später.

Leise öffnete ich die Tür. Doch hatte ich das an der Tür angebrachte Glöckchen vergessen, die nun ihre Melodie glücklich durch das Cafe trällerte. Nicht mehr so leise sah ich mich um. Nichts war umgeschmissen, nichts sah beschädigt aus und die Kasse war ebenso noch da. Schonmal kein Einbrecher. Dachte ich zumindest. Als ich aber grummeln aus der Küche hörte, war ich nicht mehr so positiv Gepolt.

Angst fraß sich durch meinen Körper und ließ mich erzittern. Ich brauchte irgendwas zum Verteidigen. Mein Blick flog über die Tischreihen und blieb in der letzten Ecke hinter dem Tresen stehen. Das würde mir mein Leben nicht retten, aber wenn Rapunzel mit einer Bratpfanne überlebt hatte konnte ich Das wohl auch nehmen.

Schreiend betrat ich die Küche, mit meinen Waffen in der Hand. Meine Augen huschten schnell durch den Raum und blieben an zwei liegenden Menschen auf dem Boden hängen.

„Wenn ihr Waffen habt, lasst sie sofort bitte fallen! Ich... Ich habe... Namjoon?"

Meine laute Stimme wurde direkt leiser, als ich den schwarzen Haarschopf von meinem besten Freund ausmachte und den zusammengezuckten Mann daneben identifizierte ich als Jin.

Mein Gehirn war am rattern. Hatten die beiden etwa geschlafen? Dann wäre das Grummeln ein Schnarchen gewesen.

Meine Anspannung ließ nach und ich ließ meine Arme sinken.

„Aish, ich dachte ihr wärt Einbrecher."

Jin hatte die Tischdecke bis zur Brust hochgezogen, als wäre er nackt und starrte mich aus großen Augen an. Namjoon schien dabei gerade erst wach zu werden. Plötzlich fing Jin an zu lachen. Er wischte gefühlt erstmal alle Fensterscheiben der Welt gleichzeitig, bevor er sich ein wenig fasste und mir den Grund für seinen Ausbruch erklärte.

„Du dachtest wir wären Einbrecher? Und mit was wolltest du uns bekämpfen?"

Wieder fing er an zu lachen bevor er wieder mit Reden ansetzte.

„Und mit was hättest du uns vertrieben? Mit einem Besen und einem Kehrblech? Du hättest mein Cafe bestimmt gerettet," lachte er ironisch und bekam sich garnicht mehr ein. Während ich versuchte die Schamesröte irgendwie zu verstecken rieb sich Namjoon neben Jin verschlafen die Augen und blickte zu mir auf. Erst schien er verwirrt, bis ihm schließlich ein Licht aufging.

„Achja? Und was macht ihr auf und unter Tischdecken, in eurer Arbeitskleidung in der Küche? Was verschweigt ihr mir?" konterte ich und beugte mich, mit einem hämischen Grinsen ein bisschen zu ihnen runter, die Putzutensilien dabei hinter meinem Rücken versteckt.

Jin stellte sofort sein ulkiges Lachen ein. Er bemerkte es anscheinend erst jetzt, dass er in seiner Küche lag. Sein feuriger Blick landete auf meinem besten Freund.

„Was hast du angestellt!" meckerte er ihn mit erhobener Stimme an.

Wie ein Mädchen fing er an Namjoon zu boxen, welcher nichtmal versuchte seine Angriffe zu blocken.

„Ganz ruhig Jin! Du bist nun mal in meinen Armen eingeschlafen. Was hätte ich denn machen sollen? Dich durch die Straßen zu mir nachhause schleppen? Dich bei dir vor die Haustür legen?"

Die kleine Bemerkung mit „In seinen Armen eingeschlafen" entging mir natürlich nicht. Was zum Henker hatten die hier getrieben?
Upps. Wo kam denn jetzt dieses böse Grinsen in meinem Gesicht her?

Jin ließ von meinem besten Freund ab, drehte sich weg und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Weder noch. Du hättest mich wecken können!"

„Ein zweites Mal?" motzte Namjoon zurück.

Langsam ließ ich mich während ihres Gespräches auf die Tischdecken gleiten.

„Sagt mal, was läuft da zwischen euch?"

Was hatte ich eigentlich erwartet?

Das Gespräch der beiden fror ein. Sie schienen meinen Satz erstmal zu verarbeiten müssen, ehe Jin mit hochrotem Gesicht aufsprang und:"Nichts!" kreischte und sich aus dieser, für ihn, unangenehmen Situation flüchtete, indem er die Küche verließ.

Verlegen kratzte sich mein verräterischer, bester Freund, der mir nichts erzählt hatte, an seinem Nacken.

„Ich denke... wir müssen reden," setzte ich an.

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So. Dieses Kapitel kommt jetzt schonmal ein bisschen früher, damit ich mich selber in den Hintern trete und weiter schreibe. Ich hänge nämlich gerade an einer Stelle und der Song den ich gerade höre lenkt mich auch nur ab...

Wie auch immer.
Ich hoffe es hat dir gefallen.
Wir sehen uns im nächsten Kapitel.

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