Kapitel 14
"Hoseok?"
...
"Hoseok? Irgendwas stimmt mit mir nicht..."
Eine ängstliche Stimme und ein rütteln an meiner Schulter holten mich schließlich komplett aus meinem Traumland. Langsam öffnete ich die Augen und wurde direkt mit dem Gesicht von Yoongi konfrontiert. Er rutschte unruhig hin und her und hatte einen eher gequälten Gesichtsausdruck. Sofort war ich hellwach und saß strack im Bett.
"Was hast du denn Yoongi?" fragte ich ihn besorgt, während ich die Decke von meinem Körper entfernte.
"Ich spüre so einen Druck... Unter meinem Bauch. Ich weiß nicht was das ist Hoseok. Habe ich mich mit einer menschlichen Krankheit infiziert?"
Ich hatte Yoongi noch nie so ängstlich gesehen, trotzdem musste ich bei der Beschreibung seines Problems grinsen. Das klang eher nach einem Fall von "Ich muss aufs Klo". Das Grinsen verschwand aber gleich wieder und wurde durch Verwirrung ersetzt.
"Sag bloß du bist auf deinem Berg nie aufs Klo gegangen?"
Kurz hörte der Schwarzhaarige mit seinem unruhigen hin und her Rutschen auf, um dann seinen Kopf schief zu legen. Dafür hatte er echt immer Zeit.
Seufzend stand ich auf, machte dabei eine Geste, dass er mir folgen sollte und zeigte ihm den Weg ins Bad.
Mein bad war insgesamt ziemlich klein. Meine Badewanne passte gerade so rein und die Toilette war auch eher in die Ecke gequetscht, aber mir machte das nichts aus. Man kam ja trotzdem an alles nötige heran.
"So Yoongi. Das ist eine Toilette. Ich glaubs nicht, dass ich dir das echt erklären muss," ich stoppte kurz, um mir mit meiner Hand durch meine Haare zu fahren," Das was du gerade hast... du musst einfach nur auf die Toilette. Sag wenn du fertig bist, okay?"
Gerade wollte ich das Bad verlassen, da hielt mich Yoongi mit seiner nächsten frage auf, bei der ich beinahe lauthals losgelacht hätte.
"Wie benutzt man eine Toilette? Was macht die denn dann überhaupt?"
"Yoongi, setz dich einfach drauf und ... entspann dich? Achso. Du solltest vorher deine Hose runterziehen."
Und schon war ich aus dem Bad verschwunden. Kaum zu glauben, dass er sogar vergessen hat, wie man auf die Toilette geht.
Seufzend lief ich in die Küche. Bei einem Blick auf die Uhr musste ich mit einem Schrecken feststellen, dass ich bereits über 2 Stunden zu spät dran war!
"Scheiße!"
xxxx
Nach einer weiteren Stunde, in der ich mich so schnell wie möglich fertig gemacht hatte, Yoongi einiger meiner Klamotten zu geschmissen, ihm im schnell Durchgang das Wichtigste über meine Wohnung erklärt hatte und schließlich nach einem Sprint bei Jins Cafe ankam. Waren ja nur drei einhalb Stunden Verspätung...
Als ich das Chocolat betrat, rechnete ich bereits mit dem schlimmsten, doch überraschenderweise schien alles unter Kontrolle.
"Hier ist ihre Bestellung, Sir."
Ein junges Stimmchen zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein schwarzhaariger Kellner trat in mein Sichtfeld, welcher gerade einen Kaffee servierte und sich gerade wieder auf den Weg zum Tresen machen wollte, als er mich erblickte und strahlend auf mich zu kam.
"Hallo, Hoseok. Schön dich wieder zu sehen."
"Jungkook!"
Den Jungen hatte ich doch beinahe vergessen. Lächelnd nahm ich ihn in die Arme, um ihn in der Familie willkommen zu heißen.
"Seit unserem letzten Mal bist du ja immer noch nicht gewachsen," zog ich den Kleineren auf, während wir uns zum Tresen begaben.
"Du bist echt gemein!" fing Jungkook an zu schmollen und plusterte dabei seine Wangen auf.
Wäre ich seine Mutter, ich würde ihn nur unter Aufsicht auf die Straße lassen. Wie kann ein Mensch nur so unschuldig sein...
xxxx
Wir hatten endlich Schluss. Lange, war ich schon nicht mehr so erledigt gewesen. Dabei waren heute nicht mal so viele Kunde da. Nach einer Predigt von Jin, in der er sehr betonte, dass er den Laden, heute nur dank Jungkook öffnen konnte, war er schon wieder am Fragen, wie es denn mir und Yoongi ginge.
Vielleicht hatte er mich auch nur so angestrengt?
"Hatschie!"
"Gesundheit."
Jungkook kam gerade aus der Küche, als er sich vor mich stellte und mit einem besorgten Blick musterte.
"Alles in Ordnung? Du siehst nicht gut aus," fragte er mich mit Besorgnis in der Stimme.
Generell war mir nur ein bisschen zu warm, und die Müdigkeit eben, aber das schob ich einfach auf den langen gestrigen Tag und die kurze Nacht. Da fiel mir Yoongi ein. Er war den ganzen Tag allein, in meinem Haus.
Oh Verdammt.
Er hatte kein Essen.
ich habe ihm nicht erklärt, dass er bei der Toilette spülen muss!
Der Toaster!
"Hey Jungkook. Tut mir leid, aber ich muss jetzt echt los. Sagst du Jin für mich Bescheid? Danke, bist ein guter Junge," kurz darauf sprintete ich los und hörte nur noch Jungkooks wütende Stimme im Hintergrund rufen:" Ich bin kein Junge!"
Keine 15 Minuten später riss ich meine Haustür auf, warf meine Schuhe an ihren Platz und zog hastig meine Jacke aus.
"Yoongi?"
Ich fing an meine Wohnung nach dem Schwarzhaarigen zu durchsuchen. Ich war bereits erleichtert, dass er kein Feuer oder sonstiges ausgelöst hatte.
In meinem Zimmer angekommen, kam die nächste Überraschung auf mich zu. Wie sehr ich mir gewünscht hatte, dass ich in dem Moment einfach nur träumte. Neben meinem geöffneten Wandschrank stand Yoongi. Aus irgendeinem Grund war er völlig nackt. Die Klamotten, die ich ihm gegeben hatte, lagen verstreut auf dem Bett und wo steckte Yoongi drin? Sein kleiner Freund schien in einer unschönen Lage zu stecken. Mit anderen Worten, er steckte in dem Schlauch meines Staubsaugers, der Teilweise in Eis steckte. Als seine Augen mich erblickten, zeigte er mit einem Finger auf den Staubsauger und sagte völlig außer Atem:" Er hat mich angegriffen!"
Wäre ich selber nicht so Geschafft, hätte ich wohl über diese Situation gelacht, aber in diesem Moment wusste ich einfach nicht, wie ich reagieren sollte.
Hatte Yoongi so sehr gegen meinen Staubsauger gekämpft, dass er sich dabei so ausgepowert hatte?
Eine Schweißperle rann an seiner Wange herunter und tropfte auf den Boden.
"Yoongi? Wieso bist du nackt? Was hast du überhaupt gemacht?"
Mit schnellen Schritten lief ich auf den Staubsauger zu und versuchte irgendwie den Schlauch von dem Sauger zu trennen, was leider wegen des Eises gar nicht so einfach war.
"Es war zu warm." antwortete er und schien mich bei meinem Tun zu beobachten.
Nach etlichen Versuchen gab ich es auf. Das Eis war einfach zu stark. Ohne ein Wort zu verlieren ging ich in die Küche, holte einen Kühlakku und suchte nach einer Schere, als es an der Tür klingelte. Was ich jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, waren Besucher. Genervt ging ich zu meiner Sprech-Anlage, drückte auf einen Knopf und fragte, vielleicht etwas zu unfreundlich:" Wer ist da?"
Einige Momente war nichts zu hören, bis zwei allzu bekannte Stimmen durch den Lautsprecher ertönten.
"Hey Hobi. Wir wollten nur mal gucken wie es euch geht," meinte Namjoon
"Du warst heute so schnell verschwunden."
Schon standen sie in meinem Wohnzimmer, Jin mit einer Blume in der Hand, die er mir sogleich überreichte.
"Jungkook meinte, du sahst vorhin nicht so gut aus. Wie gehts dir denn?"
Seufzend stellte ich das Pflänzchen auf das kleine Tischchen vor dem Sofa. Warum verflucht sah meine Couch nur gerade so verführerisch weich aus.
"Mir gehts gut, aber Yoongi hat ein Problem," gab ich schließlich seufzend zu.
"Was denn für ein Problem?," fragte mich Jin, während er und Namjoon sich von ihren Draußen-Klamotten befreiten.
"Er steckt in meinem Staubsauger."
Wie erwartet, sahen mich die beiden einfach nur verwirrt an, ehe ich sie seufzend in mein Zimmer geleitete. Ich war anscheinend zu lang weggewesen, denn Yoongi kniete mittlerweile und war ganz schön am hecheln und schwitzen.
"Hobi..."
"Wie hat er das denn geschafft," entkam es Jin, der sich geschockt eine Hand vor den Mund hielt.
Ich ging überhaupt nicht auf seine Frage ein, sondern hockte mich einfach neben Yoongi und hielt ihm vorsichtig den Kühlakku an die Stirn. Meine Müdigkeit war vergessen.
Kaum hatte die Kälte seine Stirn berührt, entkam ihm ein entspanntes seufzen und er schloss genießend die Augen.
"Hallo, Yoongi. Ich bins, Jin. Sag mal, wie bist du denn in diese... unschöne Situation geraten?"
Mein Chef näherte sich ihm ein wenig. Er hatte auf jedenfall die Aufmerksamkeit von Yoongi erweckt, denn dieser schaute ihn nun aus misstrauisch, zusammengekniffenen Augen an.
"Er hat sich um dich gekümmert, kurz nach dem du hier angekommen warst," versuchte ich ihn etwas zu besänftigen.
Meine Worte schienen ihn tatsächlich zu beruhigen. Er entspannte sich und genoss einfach wieder das Kühlpack an seiner Stirn.
"Es hat geknurrt. Ich dachte, dass es verletzt ist, aber dann hat es aufeinmal angefangen die Luft einzusaugen und mich gleich mit. Ich dachte, es wollte mich verschlingen."
Ich hatte absolut keine Idee, von woher ein Knurren gekommen sein sollte. Normalerweise knurren Staubsauger nicht. Nun ja. Zumindest meiner nicht.
Ich verschob das Grübeln auf später. Erst wollte ich Yoongi aus dem Schlauch befreien. Das Problem war, wir mussten ihn da rauskriegen, ohne dass wir ihn gleich kastrierten.
Hilfesuchend warf ich einen Blick zu meinen zwei Freunden.
"Sieh mich nicht so an, Hoseok. Mir fällt nichts ein außer ziehen oder den Schlauch aufschneiden," hob Namjoon seine Hände und machte einen Schritt zurück.
"Wie wäre es mit flüssig Seife? Wenn wir ihn mit etwas glitschigem beschmieren, könnte er vielleicht rausrutschen."
Stolz, wegen seines Einfalls, stemmte Jin seine Hände in die Hüften und beugte sich zu meiner Höhe hinunter.
Ich wollte auch gar nicht an seinem Einfall zweifeln, aber müssten wir die Seife dann nicht nur vorne sondern auch hinten in den Schlauch kippen? Eigentlich wollte ich mir keinen neuen Staubsauger kaufen müssen.
Einen Versuch war es Wert.
Seufzend stand ich auf und wollte gerade etwas Seife holen gehen, da wurde ich von einer Hand, die mich an meinem Handgelenk festhielt, aufgehalten.
"Ho-Hobi, bitte verlass mich nicht wieder."
Hatte... Hatte er da gerade meinen Spitznamen benutzt?
Langsam stieg mir die Hitze in die Wangen, was es nicht besser machte, als ich mich zu ihm umdrehte. Seine Augen wiesen eine leichte Rötung auf, als würde er direkt los weinen, wenn ich auch nur das Zimmer verlasse.
Seit wann ist mein kleiner Yoongi denn so ein Hoseok bedürftiger "Mensch" geworden.
Lächelnd setzte ich mich wieder hin und ignorierte Jins:" Aw. Er ist so süß."
Namjoon kannte sich, als mein bester Freund, beinahe genauso gut wie ich mich in meiner Wohnung aus. Mit anderen Worten, er musste die Seife holen.
"Namjoon?" sagte ich ernst und sah ihn an," Ich habe eine neue Mission für dich! Begib dich in den Küchen-Quadranten und stehle die magische Seife aus der Schrankstadt."
Namjoon setzte nun eine genauso ernste Miene auf, salutierte und antwortete:" Ai, ai Captain!"
Kurz darauf war er bereits aus meinem Zimmer verschwunden, um besagte "magische" Seife zu besorgen. Jin verdrehte einfach nur grinsend seine Augen. Bestimmt fragte er sich gerade, wieso er mit so einem kindischen Mann zusammen war, aber das habe ich mir ja nicht ausgesucht.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder zurück auf Yoongi, der sich den Kühlakku nun alleine gegen die Stirn hielt.
"Ich verlasse dich nicht, so lang du nicht willst, dass ich gehe. Verstanden?" sprach ich sanft, griff nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
Und dieses Wort würde ich halten, selbst wenn es mich in den Tod führen würde.
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Weshalb ich das mit dem Staubsauger gemacht habe? Keine Ahnung. Eine Serie hatte mich dazu inspiriert, damals fand ich es irgendwie witzig, jetzt ist es wohl mehr albern, aber Spaß muss sein.
Wie immer, hoffe ich, dass es dir gefallen hat und wenn ja, dann sehen wir uns beim nächsten Mal.
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