Kapitel 12

Hoseok Pov:

Yoongi zögerte. Seine Augen schlossen sich, während er seine Hände wieder von mir zurückzog und sich eine unangenehme Kälte an den Stellen zurückließ, an denen er mich berührt hatte.

"Warum vertraust du mir nicht?" 

Trotz meiner Bemühung, brach meine Stimme am Ende. Ich verstand mich selber nicht. 
Wieso nahm es mich nur so mit, dass mich eine fremde Person nicht mochte oder kennen wollte?

Yoongi atmete einmal tief ein und aus, bevor er sich mir zögerlich zu wandte. Seine Haltung spannte sich an und er brachte noch mehr Abstand zwischen uns. Mein Herz zog sich schmerzhaft, bei dieser Geste, zusammen. 

"Ich kann dir noch nicht alles erzählen. Es tut mir leid."

Es musste ihn sehr belasten. Ich wusste bis jetzt noch nichts über Yoongi und das musste ich auch nicht. Es reichte mir, wenn er mir nach und nach seine Geschichte erzählte, die ihn schwer zu belasten schien. 

"Dann sag mir bitte wenigstens was mit dir passiert ist, damit ich mir keine Sorgen um dich machen muss, ja?"

Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine Schulter, glücklich, dass er unseren Kontakt nicht unterbrach, brachte ihn damit nicht nur dazu sich wieder etwas zu entspannen, sondern auch, dass er mich wieder ansah. Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches ihn aufzulockern schien, denn er lächelte schüchtern zurück.

"Es... Es ist so eine Art Fehler in meiner DNA..." fing er zögerlich an," Es passiert, wenn ich in einer Umgebung mit höherer Temperatur bin. Und dasselbe passiert, wenn ich mich in kühlerer Umgebung aufhalte."

"Wie meinst du das? Du bist also jetzt gerade ein Mensch?" 

In seinen Augen schimmerte etwas trauriges, aber es war so schnell da, wie es wieder verschwand, sodass ich mich fragte, ob ich es mir nicht eingebildet hatte. Yoongi fixierte etwas hinter meinem Rücken.
Verwirrt drehte ich mich um, konnte aber nichts eigenartiges entdecken, außer die Schüssel, von Jin, auf dem Boden. 
Plötzlich fing es an leise zu knacken und ich stellte mit Bewunderung fest, dass das Wasser in der Schüssel einfror. Am Ende war nur noch ein einziger Eisklotz zu erkennen, der wegen seiner Kälte, anfing zu dampfen. Erst das Schmerzhafte stöhnen von Yoongi brachte meine Aufmerksamkeit zurück zu ihm. 

Seine Augen waren zusammengekniffen und seine Hände wieder zu Fäusten geballt.

"Was... Verwandelst du dich zurück? Yoongi..."

Zu viele Gefühle schwirrten in diesem Moment in mir herum, als dass ich sie hätte beschreiben können. 

"Gleich... Moment.." 

Yoongi holte tief Luft, ehe sich sein Körper entspannte und er sich erschöpft gegen die Sofalehne lehnte. 

"Ich kann kein Mensch mehr sein, Hoseok... Ich... suche gerade die richtigen Worte, um es dir verständlicher zu machen..."

"Lass dir Zeit."

Erwartungsvoll sah ich Yoongi in die Augen und faltete nebenbei nervös meine Hände. 

"Es ist so... Die Kälte, sie ist sozusagen ein Teil von mir. Sie übernimmt mich, wenn ich in einer kühle Umgebung bin. Wenn es aber zu  warm wird, wird eine Art Schutzmechanismus in mir aktiviert, sodass sich alles zurückzieht und mich innerlich kühl hält. Es ist schwer zu erklären..."

Yoongi sah müde aus. Er hing wie ein Schluck - Wasser an der Lehne und sah mich einfach nur an. Seine Erklärung war definitiv nicht leicht zu verstehen. Insgesamt verstand ich es so, dass Yoongi stirbt wenn es zu warm ist und sein Eis ihn versucht davor zu schützen. Weshalb er aber nun sein Aussehen verändert hatte, war bereits zu weit für mich. Irgendetwas in seinem Blut veränderte ihn. 

"Sag mal. Ähm. Taehyung sagte doch letztens.. Ich glaube aufladen. Musst du das auch?"

"Ja," war seine kurze Antwort.

Er schien seine Augen bereits kaum noch offen halten zu können, zumindest fielen sie ihm immer wieder zu.

"Und wie machst du das, wenn ich fragen darf?"

Eigentlich wollte ich meine Neugierde in Schach halten... 
Aber wenn Yoongi schon mal so gesprächig ist...

"Ich friere mich ein. Weil ich meine Energie aus dem Eis und der Kälte, um mir herum, ziehe. Es stärkt mich, wie bei euch... Ähm. Was macht ihr nochmal?" 

"Wir schlafen. Man könnte es theoretisch... Ähm... Sich hinlegen und auf Bewusstlosigkeit warten, nennen?" versuchte ich Yoongi nun die Menschenwelt wieder näher zu bringen.

Er erschreckte mich immer wieder. Ich dachte er wäre mal ein Mensch gewesen. Wie konnte er dann vergessen, was Schlafen ist oder wie das geht?

"Das klingt dämlich... Habe ich das wirklich auch gemacht?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern- Seine Augen waren nun endgültig zu gefallen, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. 
Denn er zeigte mir das erste Mal: Vertrauen.
Zumindest heißt es in der Katzensprache, wenn sie in deiner Nähe schläft vertraut sie dir.

"Yoongi? Wartest du gerade etwa darauf Bewusstlos zu werden?" scherzte ich und stupste ihn mit einem Finger an, um ihn eventuell, falls er bereits schlief, wieder zu wecken.

Der Schwarzhaarige gab bloß ein tiefes Grummeln von sich, welches ich als Ja auffasste. Zumindest sah es in seinem Fall so aus. 

Ich wollte ihn nicht anfassen, da ich nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Vielleicht war es ihm aber gerade auch egal, oder ich machte mir einfach zu viele Gedanken...

Ich beschloss einfach, dass ich ihn ganz schnell an den Füßen ziehen würde, sodass er wenigstens in einer bequemen Position auf dem Sofa läge.
Ich packte ihn also an seine Füße und versuchte meinen Plan so sachte wie möglich auszuführen. Theoretisch war er mir auch ganz gut gelungen, wenn man davon absah, dass er mich seinem Kopf auf den Rand des Sofas geknallt war, der eventuell auch nicht der weichste gewesen war. 

Yoongi wachte zwar nicht auf, dennoch stand ich auf und strich vorsichtig durch die schwarze Haarpracht, um irgendeine Verletzung auszuschließen. Erleichtert atmete ich aus, als ich nichts ausmachen konnte. 
Doch ich hörte nicht auf, durch seine Haare zu streichen. Aus welchem Grund waren sie nur so weich? Vielleicht sollte ich meinen Kopf auch mal in ein Gefrierfach stecken und testen ob kalte Temperaturen meine Haare auch so weich machen würden.

Aufeinmal spürte ich, wie er sich an meine Hand schmiegte und dabei einen zufriedenen Laut ausstieß.  
Mein Puls schoss in die Höhe und meine Wangen fingen an zu glühen.
Was war das denn jetzt?

Langsam zog ich meine Hand zurück nur um dann beide an meine Wangen zu legen. Sie fühlten sich wirklich warm an. Im nächsten Moment zogen sich kleine Eiskristalle über Yoongis Körper. Sie umhüllten ihn, wie eine schöne Decke. Sein Atem ging flach. Vermutlich war dies der Prozess des einfrierens. 

Mein immer noch schnell schlagendes Herz ignorierend, stand ich auf und verließ, auf Zehenspitzen, den Raum. Kaum war ich im Flur angekommen, roch ich einen unglaublich anziehenden Duft, der meinen Magen zum Knurren brachte. 
Essen!

Dem Geruch quasi entgegen schwebend, betrat ich die Küche, in der Jin irgendwas in einer Pfanne brutzelte und Namjoon ihn von hinten Umarmt, küsse in seinem Nacken verteilte. 
Kurz kam mir dasselbe Bild mit mir und Yoongi, an ihrer Stelle, in den Kopf, welches ich aber ganz schnell wieder abschüttelte und mir dann verwirrt die Stirn rieb. 

"Joonie. Können wir das bitte auf später verschieben? Ich muss mich hier konzentrieren."

Jin drehte sich dabei ein wenig nach hinten und als er mich im Türrahmen erspähte, befreite er sich aus, besagtem, "Joonies" Umarmung. Er stürmte auf mich zu und schlang seine Arme um mich.

"Wie geht es ihm?" fragte mein Chef, nachdem er die hektische Umarmung  wieder gelöst hatte.

"Er... Ähm. Wahrscheinlich schläft er. Oder es ist eine Mischung aus Schlafen und Aufladen..." grübelte ich, während mir meine beiden Freunde mehr als nur verwirrte Blicke zu warfen. 

Ich zuckte bloß mit den Schultern und setzte mich an den dunklen Holztisch, der in der Mitte der kleinen Küche stand. 

"Was gibts zu Essen, Joonie," grinste ich meinen besten Freund an und beobachtete wie seine Wangen einen leichten rot Schimmer annahmen. 

"Ach hab dich nicht so Namjoonie. Wegen deiner Frage. Es gibt ein gebratenes Stück Fleisch, von dessen Existenz Joonie nicht einmal wusste und dazu Gemüse. Mehr hat er hier leider nicht" 

xxxx

"Hobi? Was hast du jetzt eigentlich vor?  Ich meine. Mit Yoongi und so," fing Jin ein harmloses Gespräch an. 

Dies war sogar eine relativ gute Frage. Denn ich hatte überhaupt keinen Plan. Ich dachte nämlich, dass ich noch ein paar Wochen Zeit hätte, bevor Yoongi uns besuchen würde.  Er wird wohl über Nacht bleiben, aber ich wollte auf keinen Fall im Haushalt Kim bleiben.
Denn mit Sicherheit würde Jin auch hier übernachten und wer weiß was passiert, wenn sie denken, dass ich schlafe. 
Ein komischer Gedanke huschte mir durch den Kopf. Es verband den Telefonanruf und ein ganz bestimmtes Bett. 

Geschockt verschluckte ich mich an dem Stück Fleisch. Glücklicherweise wurde mir von Namjoon ein Glas Wasser gereicht, welches ich in einem Zug leerte. Bevor auch nur einer zu Wort kommen konnte, schrie ich den Beiden einen schlimmen Verdacht ins Gesicht.

"Ihr habt mich in das Bett gelegt, in dem ihr heute Sex hattet?" 

Namjoon kratzte sich bloß verlegen am Hinterkopf und warf einen hilfesuchenden Blick zu seinem Freund. 

"Das ist jetzt nicht Wahr. Oh bitte nicht. Bitte sagt, dass ihr wenigstens das Bett frisch bezogen habt."

Jin stopfte sich immer mehr Essen in den Mund und ich fühlte mich aufeinmal ganz, ganz, ganz viel schmutzig.

"I-ich... Brauch eine Dusche," stotterte ich zusammen, während ich aufstand. 

"Hoseok! Ich.. Wir sind nicht so weit gekommen... Ähm..."

Jin verstummte, während die Küchentür ins Schloss fiel und ich mich  auf den Weg ins Bad machte.

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Dieses Kapitel hat mir bestimmt alle Nerven geraubt. Ich hoffe ich konnte dir die Sache mit Yoongi irgendwie verständlich erklären. Ich habe mir dabei so schwer getan, das ist echt unglaublich. 

Hui.

Kommen wir zurück zum Text.
Da mir nicht einfällt, was für Fragen ich stellen kann, ohne dass ich zu viel Verrate, sage ich einfach mal: Ich wünsche dir einen schönen Tag und hoffe, dass dir das Kapitel gefallen hat.

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