Kapitel 8
Das Ende des Tages näherte sich. Zwei letzte Kunden saßen an ihren Tischen und aßen genüsslich ihren Kuchen oder tranken zufrieden ihren Kaffee. Der Tag hatte sich für mich gezogen wie Kaugummi, so aufgeregt war ich endlich Yoongi wiederzusehen. Was ich ihm mitbringen sollte wusste ich zwar immer noch nicht, aber mir würde schon etwas einfallen. Aufeinmal wurde ich von jemandem in die Seite gestupst.
"Bemerkst du ihre Blicke?" fragte mich Jin und lehnte sich neben mich an den Tresen.
Verwirrt hob ich eine Augenbraue.
"Was für Blicke?"
Ich ließ meine Augen durch den hellen Raum gleiten, bis sie an einer jungen Frau anhielten. War das nicht diese neue Kundin, die ich vor kurzem bemerkt hatte?
Erst richtete sie ihren Blick auf den Kuchen vor sich und schließlich schaute sie wieder zu mir rüber.
"Meinst du diese Kundin?"
Lächelnd nickte mein Chef und wackelte mit den Augenbrauen. In Gedanken versunken sah ich die junge Frau an. Sie hatte braune Haare, die an den Spitzen anscheinend blond gefärbt wurden und reichten ihr gerade mal bis über die Schulter. Sie war nicht hässlich, das musste ich ihr lassen, aber eine Beziehung konnte ich mir zwischen ihr und mir einfach nicht vorstellen.
„Nicht dein Typ?" fragte mich Jin leise, der wieder von seinem Verkupplungs-Ross herabgestiegen war. Manchmal hielt er nach bestimmten Personen im Cafe ausschau, nur um mich zu fragen, ob sie nicht mein Typ sei. Bis jetzt hatte er leider nie Erfolg. Vielleicht sollte es auch einfach nicht sein, oder ich hatte die Person noch nicht getroffen.
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Der Morgen brach an, sagen wir eher die späte Nacht. Oder wie sollte ich um vier Uhr morgens aufstehen nennen? Ich war so müde, hätte ich mir nicht drei Wecker gestellt und zwei von ihnen versteckt, hätte ich es wohl nie geschafft zu so früher Stunde aufzustehen.
Weshalb war ich überhaupt so früh aufgestanden? Nun ja. Ich hatte mir am gestrigen Abend darüber Gedanken gemacht, ob ich noch irgendwas zu Yoongi mitnehmen wollte und da fiel mir ein, dass ich noch duschen musste und ich brauchte noch Proviant. Außerdem wollte ich so schnell wie möglich bei diesem unglaublichen Menschen sein. Es war wie das Bedürfnis auf die Toilette zu gehen.
Sagen wir eher, wie das Bedürfnis etwas zu trinken. Kopfschüttelnd betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare waren immer noch das reinste Chaos und nichts wollte sie davon überzeugen normal auf meinem Kopf zu liegen. Seufzend gab ich es schließlich auf. Nach über einer Stunde duschen,anziehen und sich um die Haare kümmern reichte es irgendwann auch mal. Nachdem ich meinen Proviant fertig eingepackt hatte, überprüfte ich nochmal mein Gepäck. Wer hätte es gedacht? Beinahe hätte ich mein Handy vergessen. Den kleinen elektronischen Kasten eingesteckt, machte ich mich auf den Weg zu Yoongi.
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„Yoongi?" rief ich aus vollem Hals.
Ich machte mir Sorgen. Er war nicht in seiner Höhle und er reagierte nicht auf meine Rufe. Es gab natürlich keinen Grund, dass er darauf reagieren müsste, aber ich dachte, dass wir bereits eine klitze kleine Beziehung zueinander aufgebaut hatten und er mir wenigstens ein bisschen vertraute.
Das ewige Herumlaufen und die eisige Kälte zerrten an meinen Kräften. In meinem Kopf machte ich mir eine Liste, dass ich mir nächste Mal einen Handwärmer einpacken sollte. Frierend irrte ich durch das Labyrinth aus Schnee. Überall sah es gleich aus. Nur hier und da stand mal ein Baum.
Oder war dies sogar der selbe, den ich vorhin schon gesehen hatte?
Ich verlor meine Orientierung und jeder einzelne Schritt fiel mir immer schwerer. Plötzlich knickte mein rechtes Bein weg und ich sackte, mit einem etwas unmännlichen Schrei, in den Schnee. Erst dann bemerkte ich, dass bereits meine Zähne klapperten und ich kein Gefühl mehr in meinen Händen hatte. Ein kurzer Zweifel huschte durch meinen Kopf.
War er vielleicht doch nur Einbildung?
Aber ich hatte ein Foto von ihm und mir. Er musste real sein.
Mit letzter Kraft versuchte ich mich wieder aufzuraffen, doch meine Beine knickten wieder ein und ich fiel wieder zurück in den Schnee. Es hatte keinen Sinn. So würde ich keinen einzigen Meter mehr weiter laufen können und das gefiel mir gar nicht. Eine leichte Panik breitete sich in meinem Körper aus.
Würde ich hier und jetzt sterben? An meinem ersten freien Tag? Würde ich gefunden werden oder elendig vor mich hin verwesen?
Meine Augen brannten, aber weinen wollte ich nicht. Ich musste stark bleiben.
Mein Körper sackte schließlich komplett in den Schnee. Einige Windböen verteilten ihre Eiskristalle auf mir. Ich war müde. Meine Augenlider ließen sich fast gar nicht mehr auf halten. Ich wollte nach Hilfe schreien, aber mehr als ein Hauchen brachte ich nicht zustande. Ein letztes Mal sah ich hinauf zu den Wolken, bevor ich den Kampf gegen die Müdigkeit verlor und mich die Dunkelheit komplett in ihren Fängen willkommen hieß.
„Du bist auch kalt."
Verzerrt nahm ich eine Stimme war. Nur wo kam diese her?
„Magst du Wärme? So wie ich?"
Etwas schlängelte sich um meinen Bauch und schien mich anzuheben, denn im nächsten Moment fühlte ich mich beinahe schwerelos.
„Ich bringe dich zu meinem Baum. Da ist es schön warm, weißt du?"
Immer wieder drangen Worte in mein Unterbewusstsein durch. Das was sich um meinen Bauch gewickelt hatte, fing an eine unglaublich angenehme Temperatur auszuströmen.
Verwirrt versuchte ich nachzudenken, was überhaupt mit mir geschehen war, wo ich mich aufhielt und wer oder was mich gerade wo hin brachte. Vielleicht war ich ja doch gestorben und einer von Gottes Engeln holte mich gerade ab. War Baum dann eine Metapher für Himmel?
Aufeinmal spürte ich Gras. Das etwas löste sich um meinem Körper und legte mich komplett auf einer Grasfläche ab.
„Gleich wird es besser."
Die Stimme war tief. Noch nie hatte ich eine so tiefe Stimme gehört. Mit der letzten Kraft,die ich noch heraufbeschwören konnte, öffnete ich meine Augen. Die Bilder die ich sah waren allesamt verschwommen. Ich konnte sogar meinen Retter ausmachen, doch aus einer Person wurden zwei und ganz plötzlich stand er wieder alleine da.
Erschöpft schloss ich wieder meine Augen. Mir brannten so viele Fragen auf der Seele, aber das Einzige was ich herausbekam war ein:" Wer..."
Die Person sagte noch etwas zu mir, aber da driftete ich bereits zurück in das Land der Träume.
"Ich wusste es!"
Grummelnd drehte ich mich zur Seite. Mister Ich-schreie-einfach-rum-obwohl-da-jemand-schläft riss mich unsanft aus meinem Schlummer und dabei hatte ich gerade einen so schönen Traum gehabt.
"Ist er wach? Oh,oh! Soll ich ihn anstupsen?"
Die Hoffnung, dass ich einfach so weiterschlafen könnte wurde somit zerstört. Müde öffnete ich meine Augen und das Erste was ich erblickte war ein Blätterdach. Es kam mir irgendwie bekannt vor, aber die Frage, wo ich war und was mit mir nun passiert war, drängte sich in den Vordergrund.
Sofort setzte ich mich aufrecht hin.
"Siehst du? Ich sagte doch, dass er noch lebt!"
Die Person klatschte fröhlich in die Hände. Dem Geräusch folgend sah ich schließlich hinter mich. Geschockt weitete ich meine Augen und hielt die Luft an.
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Babum!
Noch ein Kapitel in dieser Woche!
Hiermit möchte ich mich erstmal bei euch allen bedanken. Danke an jeden, der bis hier hin gelesen hat, einen Stern oder sogar ein Kommentar da gelassen hat. Es freut mich wirklich jedes einzelne Mal und kann einem echt den Tag retten.
Kommen wir zum Kapitel.
Jemand neues ist ins Rampenlicht gestiegen. Oh ja. Ich hatte mal wieder keine Ahnung, wie und wann ich diese Person einbringen sollte, aber die Geschichte verselbstständigt sich einfach und tut was sie will..
Wer denkst du, ist jetzt dazu gekommen?
Wenn du weiter liest, findest du es vielleicht heraus.
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