Traue keinem Wesen, das eine Woche bluten kann, ohne zu sterben
Ich krieg Periode
Ich hab Periode
Wenn Leute in meiner nächsten Umgebung diese Sätze nur hören, zittern schon die Knochen. Insbesondere meine Knochen.
Es kündigt sich manchmal Wochen vorher an und zieht kochendes Blut, Gelenk-, Rücken-, Muskel- und Bauchschmerzen nach sich. Und heftige Besuche von Zília. Wer nicht weiß, wer das ist, sollte meine Bücher nochmal lesen. Ich kann nicht mehr stehen, noch liegen, bin müde, ausgelaugt und erschöpft, habe kaum genug Energie, um die Treppe in den ersten Stock zu erklimmen und besitze die Konzentration einer Amöbe. Meine Bauchkrämpfe spürt man noch drei Kilometer weiter, meine Heulwassermassen fluten ganze Kontinente und meine Launen durchtrennen jeden Nerv im Umkreis von 500 Metern.
Kurzum, mir geht's absolut beschissen.
Aber ich überlebe es. Jeden Monat erneut. Denn wenn es mir erst mal so richtig beschissen geht, wenn ich vor Schmerzen Wahnvorstellungen habe, am lautesten mit dem Dämon in meinem Kopf diskutiert habe und erst wieder zu Atem komme nach einem weiteren Heulkrampf, dann, ja genau dann, ... setzt gerade mal die Blutung ein. Ab da wird all das bisherige Übel begleitet von dem abgrundtief ekelhaften Gefühl, wenn man spürt, wie sich die abgestorbenen Blutkörperchen und Schleimhäute aus dem eigenen Körper lösen und quasi herausgerissen werden. Man macht sich im Grunde permanent in die Hose und kann es nicht verhindern, dennoch spürt man, wie es läuft und man kann nur hoffen, dass die momentane Windel, auch Binde genannt, noch nicht so voll ist, dass sie nichts mehr aufnehmen kann oder so schief sitzt, dass alles vorbei fließt.
Immer wieder ein wunderschönes Gefühl.
Perfekt wird es dann, wenn die aufgeschlossenen Weiber von Heute mir vermitteln wollen, dass Periode nichts abstoßendes sei und man sich und seinen Körper für alles lieben sollte und das Blutung etwas völlig natürliches ist, wofür man sich nicht schämen braucht.
JA! NATÜRLICH IST DER SCHEIß ETWAS VÖLLIG NATÜRLICHES!
Aber wenn ich wieder dieses Ziehen in meinem innersten Inneren meines verdammten Uteruses spüre, dann will ich nicht, dass es natürlich ist. Dann hasse ich meinen Körper dafür, dass er mir das antut. Dann finde ich mich absolut ekelhaft und würde am liebsten nur noch unter der Dusche sitzen, während ich zu müde und empfindlich bin, um die kalte Berührung von Wasser zu ertragen. Periode ist! abstoßend und widerlich, das ist ein Fakt und es macht es auch nicht besser, wenn die Frauen von heute offen mit ihrer Periode umgehen oder meine heiße Freundin meint, in der blutigen Zeit trotzdem da unten ranzudürfen.
Wenn mein Uterus blutige Tränen des Schmerzes vergießt, will ich nicht angefasst werden. Egal ob es natürlich ist oder kein Tabu Thema sein sollte oder meine Freundin ran möchte.
Und dann gibt es Monate, in denen merke ich nicht mal wirklich, dass ich meine Periode habe. Ich wache morgens auf und habe Blut in der Hose. Ganz einfache Sache. Keine Bauchschmerzen, keine Muskelkrämpfe, keine schlaflosen Nächte, ... einfach nur Blutung und ehe ich mich versehe, blute ich auch gar nicht mehr.
Periode? Welche Periode?
Und wisst ihr schon das beste von allem?
Meine Ausbildung hat vor einer Woche begonnen. Und ich bin in den heftigsten Monaten meiner Periode. Fantastisch. In meinem FSJ im Kindergarten hab ich mich dann Krank geschrieben. Aber in der Ausbildung? Gleich in der zweiten Woche krank sein? ... unpassend ...
Außerdem kommt meine Freundin dieses Wochenende wieder zu Besuch. Während ich heftige Periode habe.
Angenehm.
Ansonsten läuft die Ausbildung bisher noch ziemlich gut. Mit Ausnahme davon, dass ich manchmal noch sehr oft mit dem komplexen Programm überfordert bin und die unterschiedlichen Zeiten noch nicht so drauf habe, weshalb ich letzten Freitag eine halbe Stunde zu spät kam, weil ich dachte, ich hätte an dem Tag die spätere Zeit.
Peinlich c.c
Ist aber zum Glück niemandem aufgefallen, zumindest keinem der Chefs. Den anderen Azubis ist es aufgefallen, aber es wurde ziemlich entspannt gesehen. Die Atmosphäre ist bisher ziemlich gut. Die Azubine, die mit mir gerade angefangen hat, sitzt im Büro neben mir.
Im übrigen hab ich ein eigenes Büro! Gut, ich teile es mir mit einem alten Hasen, eben einem Kollegen der mich quasi überwachen kann. Ich habe auch meine eigene Firmen E-Mail Adresse bekommen! Cool was?
Der zweite Azubi, heißt übrigens genau wie mein Onkel, arbeitet im Büro nebenan und lernt Ingenieurbau und so.
Und die vierte Azubine ist bereits im 2. Lehrjahr und ich kenne sie bereits seit der Grundschule! Wirklich wahr! Wie klein die Welt doch ist. Wir waren mal beste Freunde, dann kam sie aufs Gymnasium, um dort gemobbt zu werden und ich kam auf die Realschule, um da gemobbt zu werden. Da haben wir uns dann langsam aus den Augen verloren.
Und noch ein weiteres bekanntes Gesicht arbeitet dort. Meine ehemalige Prellball Trainerin! Ich habe Prellball früher unheimlich gerne gespielt. Es hat Spaß gemacht und ich war gut darin. Wir haben auch mehrfach die ersten Plätze der Bezirksmeisterschaften belegt. Unteranderem habe ich dann deswegen damit aufgehört, weil mir die Trainerin zu cholerisch und gemein war.
...
Sind wir mal gespannt was draus wird ...
Und ob das mit der Ausbildung überhaupt was wird ...
Bisher habe ich nicht wirklich was gegen die Ausbildung. Mir gefällt die Atmosphäre da und mit den Programmen komme ich bis jetzt auch noch ganz gut klar. Es sind halt nur immer wieder die Momente, wo ich da vor einer Aufgabe sitze oder generell nach 7 Stunden Sitzen eine andere Position suche, an denen ich überlege, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, immerhin muss ich das jetzt vermutlich mein ganzes Leben so machen ... ich frage mich oft, ob mich diese Arbeit auf Dauer erfüllt und ob ich mit den Schulfächern klar komme, sobald die Schule los geht.
Ich habe in meinem Schwerpunkt unheimlich viel mit Mathe zu tun.
Yeah, Mathe ...
Aber Räumliches Denken und Geometrie haben mir schon immer gelegen und ich hab die Hoffnung, dass ich darauf bauen kann. Bisher war noch reichlich wenig mit Geometrie. Das Programm rechnet für mich. Hab die Zeit bisher damit verbracht, Shortcuts zu lernen und das Programm zu steuern. Irgendwie hab ich Angst, dass ich die Schule nicht schaffe.
Die Studentin in dem Betrieb, die ebenfalls mal Azubine dort war, hat erzählt, dass Bauzeichner eine der komplexesten und schwierigsten Ausbildungen ist ...
Hm.
Aufmunternd ...
Versteht mich nicht falsch, ich halte mich durchaus nicht für bescheuert. Nur mit Mathe ... und generell Dinge lernen, die mir nicht gefallen, ... ja ... damit hat es bisher immer gehapert. Die meisten Fächer, die wichtig sind, liegen mir einfach nicht so. Sie interessieren mich nicht.
Warum mache ich die Ausbildung?
Damit ich nach den drei Jahren mein eigenes Haus in Stand halten kann. Damit ich nicht auf fremde Hilfe angewiesen bin, um mein eigenes Heim zu halten. Ich will Reperaturen zur Not auch alleine machen können und nicht immer Papa oder einen Handwerker rufen muss, der für einen prüfenden Blick gleich 200 Euro sehen will.
Was mache ich, wenn die Ausbildung doch nichts für mich ist?
Drei Jahre mache ich da bestimmt durch, das ist mein festes Ziel. Ob was draus wird, weiß ich nicht. Ich hoffe. Ich will wenigstens so lange drin bleiben, bis ich alles wichtige in dem Gebiet gelernt habe. Und dann? Wenn Bauzeichner nichts für mich ist? Wenn mich alleine die Voraussicht deprimiert, dass ich das nun mein Leben lang machen muss?
Dann suche ich mir eine neue Ausbildung.
Als was?
Ich habe keine Ahnung. Ich bin schon unheimlich froh, dass ich Bauzeichner für mich entdeckt habe. Wenn das nicht funktioniert, dann weiß ich gar nicht, was ich werden soll. Für die meisten Sachen fehlen mir entweder die schulischen Qualifikationen oder die Ausbildung wird hier nicht angeboten oder die Bereiche gefallen mir generell nicht.
Ich hab mich wirklich schwer getan, den Beruf Bauzeichner für mich zu finden. Wie entdecke ich die nächste Ausbildung? Als was? Ich habe ehrlich keine Ahnung. Ich finde, in den Schulen wird viel zu wenig vorbereitet. Klar müssen sich Schüler auch selber informieren, aber trotzdem ist es doch so, dass die Schulen alles notdürftig in den Kopf stopfen und dann ins kalte Wasser werfen.
Steuern, Wirtschaft, Versicherungen, Berufe, ... das bleibt meistens auf der Strecke und wird nur ganz zart angekratzt. So war das jedenfalls bei mir. Es gibt zur Zeit in der Politik die Überlegung, ob man für solche Fächer stattdessen Musik und Kunst wegfallen lässt. Hm. Dem stehe ich Zwiegespalten gegenüber.
Ja, Kunst und Musik sind eigentlich vollkommen unnütz. Aber dennoch sind sie wichtig. Es muss ja nicht für jeden Schüler Kunst und Musik geben, eins davon reicht. Es müsste mehr AGs und Clubs dafür geben, damit man das freiwillig in seiner Freizeit machen kann. Damit man sich dort freiwillig ausleben kann. Und es sollte festgelegten Kunstunterricht geben. So ... eine oder zwei Stunden in der Woche oder alle zwei Wochen.
Mit guten Lehrern!
Ein Unterricht, in dem man ausspannen kann. Eine Art Lichtblick. Wo man wenigstens mal eine Stunde lang nicht wirklich arbeiten muss, sondern sich frei ausleben kann wie man möchte. Ich finde, so was ist unglaublich wichtig. Und es wird so oft missachtet. Mein Bruder hat damals im Kunstunterricht eine schlechte Note bekommen, weil sein Bild nicht den Vorstellungen der Lehrerin entsprach. Am Arsch! Jeder, der sich für sein Bild wirklich Mühe gibt, sollte wenigstens eine zwei bekommen, niemals eine vier oder schlechter.
Wenn ein Bild nur hingerotzt ist, kann ich schlechte Noten verstehen, aber solange man erkennt, dass sich da jemand Mühe gemacht hat, sollte es niemals schlechte Noten geben, selbst wenn es absolut hässlich aussieht.
Na ja, das Schulsystem sollte generell mal gründlich überholt werden.
Mal sehen, wie die kommende Zeit wird. Ob Bauzeichner was für mich ist oder nicht.
Meine Freundin hat vorgeschlagen, dass wir das nächste mal zusammen eine Alternative dazu suchen. Hm. Na da bin ich mal gespannt. Alles, was ich bisher gefunden habe, war zu weit weg oder ich wusste nicht, ob es mir liegt oder nicht. Wer weiß denn schon, was für Fächer man in den Ausbildungen behandelt. Und wie intensiv. Für Bauzeichner habe ich sehr lange gesucht, um herauszufinden, was für Fächer man da alles braucht und ob das überhaupt für mich geeignet ist. Es heißt immer, Mach Praktika. Am Arsch. Erstmal braucht man die Zeit dafür und zweitens lernt man in den paar Tagen meistens nicht wirklich was vom Alltag, sondern nur ein paar Highlights.
Ich finde, für jede Ausbildung sollte es einen öffentlichen Stundenplan geben, mit allen Fächern, die dadrin behandelt werden. Das würde so vieles erleichtern! Ich finde generell, dass die ganzen Politiker und Minister, bevor sie ihr Amt annehmen, erstmal ein Jahr für ein paar Monate in den verschiedenen sozialen Berufen drin waren. Drei Monate im Krankenhaus, drei Monate bei der Tafel, drei Monate in den Schulen und Kindergärten, drei Monate in den Altenheimen, im Gefängnis, ... so was eben. Alles natürlich freiberuflich. Jeder, der in die Politik geht, sollte vorher ein Jahr mit Mindestlohn in den verschiedenen Einrichtungen arbeiten.
Bin mal gespannt, wann das umgesetzt wird.
Na ja, lange Rede, gar kein Sinn, ich verabschiede mich mit diesen Worten:
Traue nie einem Wesen, das eine Woche lang bluten kann, ohne zu sterben
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