Babys - Jeder liebt sie, keiner will sie

20.7.2020

Hallo und herzlich Willkommen zu unserer Rubrik 'Babys-Jeder liebt sie, keiner will sie'. Wir haben heute zu Gast die Autorin mit interessanten Informationen über diese Gewurm.

Zur Entwarnung, meine Eltern haben keine weitere teuflische Miniausgabe fabriziert. Aber nach dem Verschwinden unseres alten, alten Katers, nach dem unsere Nachbarn noch immer seit April suchen, haben wir nach einem neuen Kätzchen gesucht. Dieses mal ein Baby. Felix war ja, als er zu uns kam, schon ein Jahr alt. Aus Gründen der Stimmungsschwankungen haben wir uns bewusst gegen eine Kätzin entschieden. Stattdessen haben wir wieder nach einem Kater gesucht. Meine Mutter hatte immer schon Katzen und weiß, worauf es ankommt. Schließlich fand ich über eBay Kleinanzeigen einen süßen Kater. Gerade 8 Wochen alt. Letztes Wochenende konnten wir ihn schon abholen. Er lebte auf einem Bauernhof in einer Stallbox für Pferde. Mit seinen Geschwistern. 5 Stück insgesamt.

Mama sagt, Bauernhof ist gut, so konnte er die ersten 8 Wochen alle möglichen Geräusche mitbekommen. Er lebte in natürlicher Umgebung und nicht in klinisch abgeriegelten Räumen, das heißt auch, dass er gesunde Antikörper entwickeln konnte. Außerdem hatten die einen Hund, was den Kater schon an lautes Bellen gewöhnt hat. Die Kätzchen samt Mutter haben total entspannt geschlafen, als wir kamen. Das bedeutet, sie sind nicht gestresst, sondern leben unter guten Bedingungen.

Wir haben das Kätzchen eingepackt und sind wieder zurück gefahren. Sammy, der Kater, hat ein bisschen protestiert und gemiaut. Aber im großen und ganzen blieb er ruhig und hat sich kuscheln lassen. Zuhause hat mein Bruder die Katze gesehen. Er wollte nicht mit, sie abzuholen. Er wollte keine neue Katze. Das hat er oft genug wiederholt. Eine neue Katze ist doof. Deswegen ist es auch meine Katze. Das war von Anfang an klar. Er schläft in meinem Zimmer, kackt ins Katzenklo in meinem Zimmer, frisst in meinem Zimmer und in den ersten Monat lebt er auch dort, um sich in Ruhe einzugewöhnen. Unseren Hund kennt er bis dato noch nicht.

Kaum sieht mein Bruder den süßen Fratz, ist er kaum noch von ihm abzubringen. Und als vorbildliche große Schwester darf er jederzeit mit Sammy spielen und knuddeln. Denn ich weiß, dass Sammy sich so oder so auf mich prägen wird, weil ich fast die ganze Zeit bei ihm bin. Da kann er ruhig etwas Zeit mit meinem Bruder verbringen, bis dieser keine Lust mehr hat. Und aufeinmal ist es eine Familienkatze. Sammy ist ja für alle da und alle haben die gleichen Rechte auf ihn und jeder darf ihn knuddeln wann immer er will. An sich ok, aber es wurmt mich, dass mein Bruder das Vieh für selbstverständlich hält. Ich mache seine Scheiße weg, ich bleibe ewig wach und warte, dass er isst, trinkt und scheißt und ich beschäftige das Baby stundenlang, wenn es Abwechslung braucht. Es ist eben mein Kätzchen.

Nein, das ist ja total gemein! Er will auch Anrecht! Und es ist nur meins, weil er gesagt hat, dass er keines will und wir hätten auch ein zweites bekommen, wenn er es nur wollte und bla bla bla!!! Dabei geht es ihm nicht mal um ein eigenes Kätzchen mit Verantwortung und Arbeit! Nein, er will nur was zum Knuddeln, solange es klein und süß ist. Es geht ihm eher um die 'Ungerechtigkeit', dass ich es als meins sehe. Nein, das geht ja gegen sein Ego! Das geht nicht! Sein verdammtes Ego besteht ja nur aus heißer Luft und wenn man dagegen pustet, muss er es mit noch mehr heißer Luft kompensieren!! Und die ganze Welt dreht sich ja nur um ihn! Es war auch von Anfang an klar, dass wir nur eine kleine Katze bekommen, weil das sonst zu teuer wird. Aber er meint, er hätte nur auch eine haben wollen, dann hätten wir zwei gehabt. Dann springen unsere Eltern gleich im Dreieck für ihn. Und hätte er es gewollt, wäre es Sein Kätzchen und nicht meins geworden!!!!

Bruh!! Wo ist die Bratpfanne! Ich brat ihm eins über!! Als wäre es ein Gentlementsdelikt und er hätte mir Sammy aus Gnade und Großmut überlassen!!!!

Nur so nebenbei, vor ein paar Wochen fühlte er sich sogar von meinem 14-jährigen Ich bedroht. Denn seit wir in der neuen Wohnung leben, hab ich meine Größe dokumentiert. Und seine und die meiner Cousine. Sie ist übrigens mit 9 größer als ich mit 13 Jahren O.O
Tja, ich hab die Ergebnisse alle in eine Tabelle eingetragen. Da wir die Größe meines Bruders mit 14 nicht gemessen haben, hab ich geschätzt, denn er hatte die letzten Monate einen gewaltigen Wachstumsschub. Im Krankenhaus hatten sie ihn mit 14 auf 1,50m gemessen. Da hat er gesehen, dass ich mit 14 1,53 Meter gros war. Also drei ganze Zentimeter größer als er damals mit 14. Ohhhhhh Nein! So geht das nicht!

Ich wisse ja gar nicht mit Gewissheit, dass er damals 1,50 Meter gros war und ich würde lügen, wenn ich es so aufschreibe und das geht so nicht und bla bla bla ...
Es geht nur um fucking 3 Zentimeter! Und er ist jetzt mit seinen knapp 1,60 sowieso größer als ich, also was meckert er!

Tja, zurück zu Sammy. Das kleine Vieh ist in den letzten zwei Tagen richtig gewachsen. Am Anfang wollte der laufende Pups viel schlafen. Schlafen, schlafen, schlafen. Und spielen. Und nicht kacken. Er war frisch 8 Wochen geworden und musste sich noch an Festfutter gewöhnen. Ein richtiges Baby! Er braucht auch viel viel Liebe, weil er ja gerade erst von der Mama weg ist. Bisher hat er ja immer noch alles mit Muttermilch versüßen können. Jetzt hat er den Luxus nicht mehr. Deswegen fiel ihm anfangs das Kacken schwer und er hatte Bauchweh. Außerdem fand er das Klo nicht gleich. Gepinkelt hat er gut, aber plötzlich hockte er sich hinter den Fernseher und miaute ganz kläglich. Als ich ihn schnell packte und aufs Klo setzte, hatte er sich bereits auf meinem Teppich verewigt.

War aber nicht schlimm. Einmal mit der Schaufel eingesammelt und mit Essig drüber gewischt. Riecht und sieht man nicht mehr. Ein anderes mal hockte er sich neben meine Kommode und miaute ganz verzweifelt. Ehe schlimmeres passieren konnte, hab ich ihn gepackt und rechtzeitig auf den Pott gesetzt. Das hab ich inzwischen ganz gut drauf. Vorgesehen war, dass wir ihn einen Monat komplett in meinem Zimmer lassen, damit er sich in Ruhe umgewöhnen kann. Am nächsten Tag war er bereits eingewöhnt und wollte raus. Ihm war verdammt langweilig, also hab ich ihn auf den Arm genommen und Hab ihm unser Wohnzimmer gezeigt. Inzwischen kennt er schon jeden Winkel. Ich laufe ihm noch wie eine Glucke überall hin nach, weil er durch einen Windstoß allein schon umkippen kann und beim Scheißen regelmäßig und zielgenau seine Füße trifft. Außerdem verschwindet er ständig in Löcher.

Unterm Bett, hinterm Schrank, unterm Schrank, unterm Schreibtisch, ... Eine Weile ist er aus Neugier immer wieder hinter einen Schank geschlüpft, wo wir nicht mehr an ihn ran kamen und er auch kaum rein gepasst hat. Wir hatten Angst, er könnte irgendwann steckenbleiben, also hab ich das Loch gestopft. Ne Stunde später mussten wir ihn wieder raus fischen! Wie auch immer ist er immer und immer wieder mal reingeschlüpft und hat danach gejammert, dass er nicht mehr raus kam. Auch unters Bett. Aber das war nicht so schlimm, denn er kam immer wieder raus. Nachts schläft er noch im Käfig, denn solange er noch nicht genau weiß, was er in meinem Zimmer darf und was nicht und kaum geradeaus laufen kann ohne zu taumeln, schläft er da zur Sicherheit meines Zimmers weiterhin. Tja, so ein kleines Vieh macht mehr Arbeit als ein Großes.

Generell kann ich einfach nicht verstehen, warum Leute, die eigentlich keine Zeit haben und nur ein Kuscheltier wollen, ein 8-wöchiges Baby holen! Denn Sammy ist noch ein richtiges Baby. In Menschenjahren gerade mal 7 Monate oder so alt. Er braucht Pflege, Aufmerksamkeit und Erziehung.
Deswegen sollte man, wenn möglich, erst ab 10 Wochen eine Katze adoptieren. Mit 10 Wochen ist es komplett stubenrein, frisst festes Futter und ist im allgemeinen kein Baby mehr, um das man sich richtig kümmern muss, sondern hat schon die komplette Grundausstattung. Dann kann man es bequem an sich gewöhnen und hat weniger Arbeit.

Mein Alltag mit Sammy sieht im Allgemeinen so aus:

-Aufstehen
-Käfig aufmachen und pissen lassen
-Eventuell Kuscheln, aber sehr viel spielen.
-Spielen
-Frühstücken
-Spielen
-Schlafen
-Zimmer verwüsten
-alles annagen
-aufs Sofa klettern und wieder runter klettern
-Essen
-Spielen
-Schlafen
-Schlafen
-Schlafen
-Essen
-Spielen
-Eventuell Kacken
-Spielen
-Ecken erkunden
-Wohnzimmer erkunden
-Hund inspizieren und anfauchen
-Schlafen

Unser Plan war eigentlich, dass er einen Monat in meinem Zimmer bleibt und den zweiten Monat das gesamte Haus erkunden darf. Und erst danach darf er nach draußen. Außerdem hatten wir gedacht, wir halten unserem Hund das Kätzchen irgendwann nach ein paar Wochen nach seinem Einzug unter die Nase und er merkt, dass es ein Baby ist und lässt es in Ruhe, weil er Babys nicht mag. Es kam ganz anders.

Am Tag seiner Ankunft sah Angelo den kleinen Kater als Beute, obwohl wir noch versucht haben, die beiden bestmöglich zu trennen. Immerhin ist es nicht sein Kätzchen, sondern unseres. Jetzt, fast eine Woche später, denkt er immer noch, das kleine Gewurm sei ein Eichhörnchen oder so. Wüsste er, dass es ein Baby ist und dass er was auf den Deckel bekommt, dann hätten wir ihm vermitteln können, dass es unser Baby ist und er die Pfoten davon lassen soll. So macht es die Wölfin auch bei ihrem Rudel. Jeder, der sich ihren Jungen nur ein bisschen nähert, bekommt eine geschellt. Die Hunde verstehen das und lassen das Baby in Ruhe.

Da Angelo ihn aber als Beute und nicht als Baby sieht, würde ein Tritt in den Arsch ihm sagen, dass er aus Willkür Ärger bekommt. Er würde es nicht verstehen, wenn wir ihn anschnauzen, nur weil er seinem Jagdtrieb folgt. Deswegen halten wir sie fast völlig getrennt, bis Sammy größer ist und Angelo ihn wirklich als Katze, als Baby erkennt. Vorher bringt das nix sondern bedeutet nur Stress für den Hund. Gleichzeitig müssen wir Sammy früh an Angelo gewöhnen, damit er später keine Angst vor ihm hat und ihm zeigt wo der Hammer hängt, wenn der Hund zu aufdringlich wird.

Tja und auch der Ablauf über Sammys Entwicklung ist total durcheinander geraten. Nach zwei Tagen in meinem Zimmer war ihm schon richtig langweilig. Er hüpfte über Tische und Stühle, kroch in jeden Winkel und begann sogar, seinen Schwanz zu jagen. Ich musste mir was einfallen lassen und trug ihn kurzerhand auch ins Wohnzimmer und am nächsten Tag ließ ich ihn schon vorsichtig den Rest des Hauses erkunden. Nur so stundenweise und nur unter Aufsicht. Raus darf er noch nicht, er ist so klein, dass ihn jeder Habicht einfach wegtragen könnte. Er will auch noch gar nicht raus. Immer, wenn ich mit ihm kurz raus gehe, krallt er sich fest. Deswegen ist meine Brust auch so aufgekratzt. Überall kleine, aber tiefe Narben. Ihr habt ja keine Ahnung, wie schmerzhaft seine kleinen spitzen Dinger sein können.

Als mein Bruder Sammy das erste mal tragen durfte, wollte er einen dicken Pulli und Handschuhe. Die Weißwurst im Pelzmantel hat so einen Schiss vor Kratzern! Das glaubt ihr gar nicht. Dabei wurde ich damals von Felix meistens viel häufiger gekratzt als er!!

Inzwischen ist Sammy am nächsten Samstag genau eine Woche bei uns. Und gewachsen ist der kleine Kerl, das könnt ihr euch kaum vorstellen. Er ist immer noch klein und unbeholfen und hat ein süßes kleines Köpfchen. Aber sein Schwanz ist buschiger geworden und er ist auch sonst voll in die Länge gegangen. Richtig heftig. Gerade knabbert er an meiner Hose. Ich bringe ihm momentan Manieren bei. Zum Beispiel darf er nicht mit meiner Hand spielen, sondern nur kuscheln. Ich weiß von Felix, wie schmerzhaft das werden kann, wenn er meine Hand mit Spielzeug verwechselt und inzwischen hat er es verstanden. Auch, dass er meine Beine nicht attackieren soll. Aber meine Hose hat ein abstehendes Band und daran knabbert er gerade.

Er hat auch bald Zahnwechsel, deswegen knabbert er seit gestern alles an, was er findet. Bücher, Papier, Schränke, ... Ersteres und zweiteres habe ich ihm verboten. Wird sich noch zeigen, wie sich das kleine Baby entwickelt.

Diesen Text schrieb ich vor fast genau einem Jahr. Sammy ist inzwischen ein stattlicher Kater und richtig groß geworden. Also wirklich groß, ein schlafender Riese. Und seit einer Woche hat Sammy einen kleinen Bruder. Den Lucky. Aber davon erzähle ich euch in einer anderen Geschichte.

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