Kapitel 2 - Was passiert mit mir?

Ein ruhiger Windstoß streift meinen Nacken. Ein Gefühl von Leere umgibt mich. Ich drehe leicht meinen Kopf nach hinten und bemerke, dass ich wieder allein bin. Mein Herz beruhigt sich langsam wieder. Der Kellner ist weg, ein Glück, ich dachte echt ich müsste jetzt dran glauben. Die Dunkelheit, die er eben von sich gab, grub sich in meinen Körper und umgab mich wie ein schwerer Mantel, der mir die Luft zum Atmen nahm. Es war sehr furchteinflößend, ich bin nur froh, dass es vorbei ist.

Mein Blick richtet sich wieder zu meinen Freunden, und ich bemerke, dass auch sie sich wieder beruhigt haben. Für einen Moment durchströmt mich ein tiefes Gefühl von Erleichterung. Aber dieser Moment hält nur kurz an, denn ich sehe wie sich plötzlich Mike und Justin sich in einer gebeugten Position auf dem Tisch, mit ihren beiden Händen abstützen und dabei sehr laut anfangen zu keuchen. Währenddessen sitzt Elisa in der Ecke der Sitzbank und versteckt sich hinter ihren Armen und Beinen. Auch die Leute aus dem Restaurant schenken uns bereits jegliche Aufmerksamkeit und schauen uns sehr verunsichert an. Als ich aber meine Freunde von oben nach unten mustere, bemerke ich schnell, dass etwas nicht stimmt. Sie wirken auf mich irgendwie verändert.

Ich habe echt ein ungutes Gefühl bei der Sache. Und die unangenehme Stille, die durch das Restaurant hallt, macht dies nicht wirklich besser. Ich fange an, mich langsam Mike zu nähern, dabei hebe ich meinen Arm und strecke die Hand in die Richtung seiner Schulter. Sein komischer keuchender Atem lässt bereits mein Herz immer höher schlagen.

,,Mike... ähm... geht es dir gut?", frage ich zurückhaltend.

Doch statt einer Antwort, bricht ein gruseliges Lachen aus Mike heraus. Es klingt wie das Lachen eines Wahnsinnigen. ,,Hast du nicht gehört Noah? Wir müssen jemanden töten, wir können ewig leben" Blitzschnell bewegt Mike sein Gesicht in meine Richtung, seine Augen strahlen pure Leere aus, und er ist ganz verändert. Ich meine, was er von sich gibt, das ist nicht Mike. Und auch sein starrer Blick, der mich mustert, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Plötzlich bricht ein weiteres furchterregendes Lachen neben Mike aus, diesmal ist es Justin. Vor Schreck sehe ich mit großen Augen zu ihm. Was passiert hier nur?

,,Leute, was ist los? Ihr macht mir Angst."

Mein Atem stockt, während ich versuche mit meinen Freunden zu sprechen. Vorsichtig gehe ich dabei einen Schritt zurück, denn auch meine Knie werden immer weicher. ,,Oh Noah, was soll denn los sein, spürst du es etwa nicht? Hast du den Kellner nicht gehört? Wir haben keine Wahl oder willst du sterben?", fragt er mich in einem verstörenden Ton und sieht mich dabei mit einem teuflischen Lächeln an.

Was soll das alles, wovon redet er nur? Doch dann spüre ich etwas Eigenartiges, es ist ein Kribbeln und auch meine Sicht, es bildet sich auf ihr ein roter Schleier. Schwindel steigt in mir auf. Ein plötzliches Brennen und Kribbeln breitet sich in meinen Adern aus, mein Blut gerät immer mehr in Wallung. Ein merkwürdiges Verlangen durchströmt meinen Körper, es ist wie ein Flüstern, nein, es ist ein Drang, ein Gefühl einen Menschen töten zu wollen.

,,Haha, jetzt spürst du es auch Noah. Ich kann es fühlen, wie sich der Blutdurst in deinen Augen ausbreitet. Sie beginnen in einem von Dunkelheit erfüllten Rot zu glühen. Du wirst langsam einer von uns."

Die schreckliche Stimme von Mike klingt wie die einer Schlange, geformt aus Schatten und Dunkelheit, welche sich langsam um meinen Hals zieht. Sie ist furchterregend, und sein Blick durchbohrt mich mit einer tiefen Finsternis. Meine Sicht ist nur noch von Blut getrübt, mir ist durch und durch schwindelig und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Bis ich dann immer mehr zu Boden gehe. Ich fixiere Justin und sehe, wie er sich humpelnd mit einer ungleichmäßigen, kränkelnden Bewegung zu Elisa begibt.

Je näher er meiner Freundin kommt, desto schneller schlägt mein Herz. Ich bin wie angewurzelt, ich fühle mich ausgelaugt und kann mich kaum bewegen. Nein verdammt, ich will das nicht, du Monster, lass uns in Ruhe.

,,Ahh..." schreit Elisa laut auf als sie auf springt. Ein diabolisches Schreien, gefolgt von einem teuflischen Lachen entfährt ihrem Mund. ,,Oh Noahhhh, wo bist duuu? Komm her mein Schatz, lass uns ein paar Menschen töten und anschließend ihr Blut trinken."

Wie von einem Dämon besessen ruft Elisa nach mir. Was ist nur mit meinen Freunden passiert? Was hat dieser kranker Kellner getan? ,,Kommt Jungs, Noah braucht noch etwas Zeit. Lasst uns schon mal spielen haha", spricht Elisa zu den Jungs. Der düstere Blick in ihren Augen zerreißt mein Herz. Ein lautes und vor allem unangenehmes Zischen ertönt plötzlich. Ich sehe an Elisa herunter und bemerke, wie sie Krallen aus ihren Fingern ausfährt, dabei zieht sich ein verstörendes Lächeln durch ihr ganzes Gesicht.

,,Haha ja."

,,Ja, lass uns spielen."

Der Anblick ist unerträglich, alle drei bewegen sich schleichend davon, schwerfällig folge ich Elisa. Um sie nicht zu verlieren krieche ich auf dem Boden entlang, leider fehlt mir jede Kraft wieder aufzustehen, da ich mich ohne Ende gegen das wehre, was in mir geschieht. Ich kann schon hören, wie die Menschen, die eben noch ruhig und verängstigt zu uns sahen, anfangen wie am Spieß zu schreien. Ich sehe, wie ein Mensch nach dem anderen anfängt wegzulaufen, doch nicht jedem gelingt das.

Elisa springt wie ein Löwe auf den Kopf einer Frau, die gerade aufstehen und flüchten will. Mit ihren Krallen dringt sie tief in den Schädel der Frau ein, während ihre Schreie unerträglich ertönen und sie beginnt nach Elisa zu schlagen. Sie versucht aufzustehen, doch das Gewicht von Elisa auf ihren Kopf macht es unmöglich. Ich sehe, wie ihre Krallen in einem roten Blutschimmer funkeln, als sie sie aus dem Kopf rauszieht. Das Geschrei der Menschen um uns herum ist groß, denn auch Justin und Mike haben sich bereits ihr Opfer geschnappt. Doch dann, als könnte es nicht noch schlimmer werden, sehe ich nur, wie Elisa anfängt, das Blut von ihren Nägeln zu kosten. Es ist krank, das ganze Blut tropft dabei zu Boden, sie fischt immer mehr von dem Blut heraus, welches mittlerweile immer schleimiger aussieht. Grinsend und blutverschmiert schaut sie mich an, dabei verschlingt sie immer weiter das Blut aus dem Schädel der Frau. Mein Magen verkrampft sich und ein Brechreiz steigt in mir auf. Wann wird dieser Alptraum endlich aufhören?

Ich beobachte, wie Elisa auf allen Vieren über den Kopf der mittlerweile toten Frau krabbelt und mit ihrem Gesicht kopfüber vor dem der Frau hängt. Mit der Spitze ihres Nagels bohrt sie sich in die rechte Wange der Frau und zieht mit aller Kraft ihren Nagel hoch. Ich sehe nur, wie sie langsam das Gesicht der armen Frau immer mehr aufspaltet.

Mit ihrem Nagel schneidet sie im Kreis durch das Gesicht, dabei spritzt das Blut in alle Richtungen. Elisas Gesicht ist in Blut gebadet, während sie lächelnd in das Gesicht der Frau schaut. Langsam schiebt sie ihren Nägel unter die Haut des Gesichts und hebt es an. Was übrig bleibt, ist wirklich unbeschreiblich. Doch dann blickt sie zu mir, sie fixiert mich mit ihren knallroten Augen und ihrem mit Blut übersäten Gesicht. Ich versuche mich krampfhaft von ihr wegzudrehen, doch sie geht von der Frau herunter und folgt mir, dabei hockt sie sich mit dem Geischt der Frau in der Hand, vor mich hin. Mit ihren beiden Händen sticht sie nun in ihr eigenes Gesicht, dabei beginnt sie wie ein kranker Psycho zu lachen. Kurz nach dem Lachen, krallt sie sich in ihrem eigenen Gesicht fest. Schmerz ist bei ihr nicht zu sehen.

Stück für Stück schneidet sie nun ihr eigenes Gesicht auf und zieht es ab, ihre Adern, Muskeln und Fleisch stechen dort heraus, wo vorher ihr Gesicht war. Blut fließt wie ein Wasserfall an ihr herunter. Ihr eigener Kopf ist grauenhaft entstellt, Was auch immer meine Freundin einst war, ist weg. Ich habe sie so geliebt, Was ist nur geschehen? Dieser Tag, alles, warum? Bei dem Anblick von Elisa stehen mir mittlerweile die Tränen in den Augen, mein Magen wird schwerer und ein dumpfes Gefühl bildet sich in meiner Brust. Schlussendlich beginnt sie das eben rausgeschnittene Gesicht in ihr einst wunderschönes, mittlerweile abgezogenes Gesicht fest rein zu drücken. Dabei starrt sie mich mit einem genießenden Lächeln an. Es ist mir mittlerweile zu widerwärtig sie anzusehen, dieser Anblick fühlt sich wie ein Messerstich in meinem Herzen an. Am liebsten würde ich weg schauen, aber ich kann es nicht, irgendwie muss ich hinsehen, auch wenn dieser Anblick mich mein restliches leben lang verfolgen wird.

,,Mike, Justin, wie sieht es aus, seid ihr fertig? Kommt gefällig wieder her, ihr minderwertigen Kreaturen", ruft sie mit einer bedrohlicher Stimme nach den anderen.

,,Ja, hier sind wir, wir waren noch nicht fertig, aber es war sehr lecker und genussvoll, haha", antwortet Mike als er mit Justin auf allen Vieren angelaufen kommt.

,,Oh ja, da stimme ich Mike zu, es war ein Festmahl und nebenbei, du siehst echt gut aus Elisa, haha."

Rasend schnell läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Was ich vor mir sehe, ist unbeschreiblich verstörend.

Mein Herz bleibt gefühlt stehen, als ein teuflisches Lachen der drei plötzlich durch das Restaurant hallt. Es hört sich wie ein Echo des Teufels an. Die drei hocken nun vor mir, immer wieder starren sie mich mit ihren widerwärtigen Gesichtern an. Ich meine, sie tragen Gesichter von anderen Menschen. Wie krank ist das bitte? Ich kann das alles nicht mehr. Ich muss hier weg, dieser Anblick verstört mich zutiefst. Ich wende meine letzten Kräfte auf, um aufzustehen, doch dann überkommt mich ein komisches Gefühl, mein Blut, es kocht regelrecht. Mein Herz beginnt wieder wie wild zu schlagen und ich spüre, wie mein Blut heißer und dicker wird. Mein Blick wird immer benebelter. Ein plötzliches erneutes Brennen und Kribbeln breitet sich in meinen Adern aus, es fühlt sich an, als ob kleine Nadeln in sie hinein stechen. Ich versuche, mich zu bewegen, aber es gelingt mir nicht, es saugt mir regelrecht, wie ein Dementor, jede Kraft heraus. Die Adern an meinen Handgelenken beginnen zu pulsieren, ich kann mittlerweile Blut durch meinen Körper schießen hören. Mein Kopf sagt mir nur, Blut, Blut, Blut. Während die drei vor mir teuflisch weiter lachen.

,,Kommt ihr zwei, er ist es nicht wert, Noah ist minderwertig und dieser Sache nicht gewachsen. Er wird kümmerlich in sieben Tagen sterben, Auf die bald kommende Polizei habe ich außerdem auch keine Lust", spricht Elisa genervt zu den anderen. Ich höre nur noch, wie sich schnelle Schritte, begleitet von einem Kichern, langsam vor mir weg bewegen und eine bedrückende Stille hereinbricht.

Was passiert nur mit mir? Es ist, als wolle etwas von mir Besitz ergreifen. Das Geflüster in meinem Kopf nach Blut treibt mich immer mehr in den Wahnsinn. Die Sirenen der Polizei sind auch schon zu hören. Erneut nehme ich alle Kraft zusammen und versuche mich zu bewegen, das merkwürdige Zerren an meinem Körper erschwert es jedoch. Nein, ich muss das schaffen, die Polizei darf mich nicht so finden. Sonst denken sie noch, ich habe das alles hier getan. Ich spüre, wie ich mich langsam wieder auf meinen Füßen befinde. Meine von Blut überströmte Sicht wird plötzlich etwas blasser. Schwankend stehe ich da, mein Kopf pocht vor Schmerzen. Hochkommende Erinnerungen an eben lenken mich ab, und ein Gefühl der Leere legt sich auf meinem Herzen. Meine Brust zieht sich immer mehr zusammen und das Brennen in meinen Augen wird unerträglich.

,,Nein Noah, reiß dich zusammen, du musst gehen, du darfst nicht erwischt werden", murmle ich kaum hörbar vor mich hin. Ich werde wiederkommen, der Kellner hat mir meine Freunde genommen und dafür wird er büßen, aber auch meine Freunde werden dafür büßen, denn das was sie getan haben, ist unverzeihlich.

Meine Sehkraft wird plötzlich wieder klarer, der rote Schimmer verschwindet, ich fühle mich langsam wieder wie ich selbst, doch mein Blut kocht immer noch vor sich hin und ein verengendes Gefühl breitet sich weiter in mir aus. Ich kann hier nicht bleiben, ich muss zum hinteren Ausgang heraus, dieser Geruch von Blut macht mich wahnsinnig. Mein Fuß fühlt sich beim Gehen wie schweres Metall an, mir fehlt jegliche Kraft. Stück für Stück begebe ich mich schleppend in die Richtung vom Ausgang. Dabei stütze ich mich auf dem Weg immer wieder an den Tischen und Stühlen des Restaurants ab. Kurz vor dem Ausgang durchdringt plötzlich ein widerlicher Geruch meine Nase. Ich bemerke neben mir die Leiche, welche Elisa am Kopf aufgerissen hatte. Mein Magen verkrampft sich und ein Brechreiz steigt erneut in mir auf, als ich auf das Gehirn der Frau blicke, welches aus der Schädeldecke herausquillt. Auch dieser Geruch ist so widerlich, aber wie Elisa diese arme Frau zugerichtet hat, ist wirklich verstörend. Diese Bilder, die ich heute gesehen habe, werde ich wahrscheinlich nie wieder aus meinem Kopf bekommen, ich will auch gar nicht wissen, wie die anderen Opfer aussehen die Mike und Justin zugerichtet haben und diese Schmerzen die sie erlitten haben müssen, unvorstellbar.

Am Ausgang endlich angekommen, drücke ich die Tür auf und schreite hindurch. Eine weitere Tür durchquere ich, wodurch ich mich draußen wiederfinde. Ein erleichterndes Gefühl durchströmt mich, als ich die frische Luft atme. Mehrmals atme ich tief ein und aus und stelle mir dabei eine Frage. Was tue ich jetzt? Meine Freunde werden, denke ich, weiterhin andere Menschen töten, und das wahrscheinlich in spätestens sieben Tagen? Und dann ist da noch dieser Kellner. Werde ich wirklich sterben, wenn ich mich dagegen wehre? Mein Kopf explodiert gleich. Was soll ich nur tun? Ich kann doch niemanden töten? Ich bin kein Monster. Was geht hier eigentlich für ein kranker Scheiß ab? Das kann doch nur alles ein Alptraum sein.

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