Kapitel 18 - Das Ende naht
Das alles kann einfach unmöglich wahr sein, das geht schon seit Hunderten von Jahren so, ich weiß nicht einmal wie ich das Aiden sagen soll, geschweige ihm erklären soll, warum ich gerade sein Handy weggeworfen habe. Na gut, vielleicht denkt er sich das ja alles bereits und will nur nichts dazu sagen. Ich meine allein der Name wirft ihn schon völlig aus der Bahn, ich kann spüren wie stark er noch immer am Zittern ist. Ach egal, ich erspare ihm die Details, ich werde jetzt erst einmal nur für ihn da sein. Ich meine, was sollte es auch bringen? Es gibt einfach keine Rettung. Wir werden sterben, also warum Aiden noch unnötig belasten, wenn wir die Zeit zusammen genießen können, die wir noch haben? Schließlich ist es nur noch ein ganzer Tag. Denn diesen Sieg gönne ich dem Monster nicht. Wir werden glücklich sterben und nicht traurig.
„Aiden", spreche ich kurz, „Mach dir keine Sorgen. Was auf der Webseite steht, ist irrelevant. Es zählt nur noch, was wir beide gemeinsam erleben. Und was auch passieren mag, ich bin bei dir."
Aiden zieht sich nur noch fester an mich. Er bewegt sich kein Stück. Sanft lege ich mich nach hinten.
„Komm her, leg dich neben mich, lass uns einfach entspannen und die schöne Zeit genießen. Es wird alles gut werden."
Ich lege vorsichtig meine Hände unter seine Arme und ziehe ihn etwas näher zu mir. Daraufhin bewegt er sich mit, doch noch immer richtet er sein Gesicht nach unten und sieht nicht einmal hoch. Er legt seinen Kopf neben meinen, ich kann seine warme und pulsierende Wange spüren. Sie liegt sie so sanft an meine, und ist auch so weich. Sein Arm legt er um mich herum und sein Bein legt er unter meins. Daraufhin zieht er sich fest an mich. Sein warmer Atem hallt auf meinen Hals, er gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit und Frieden. Aber dennoch bemerke ich, wie kurz und unregelmäßig er ist. Ich bin mir sicher, dass es ihm nicht gutgeht. Das eben hat ihn dermaßen aufgewühlt. Ich meine, an jemanden erinnert zu werden, der wirklich auf eine grauenhafte Art und Weise enthauptet wurde, muss zum Fürchten sein. Ich mag mir kaum vorstellen, wie es ihm damit ergehen muss. Zwar kann ich es mir nicht vorstellen, aber ich kann für ihn da sein und das werde ich auch.
Ich umschließe ihn nun mit meinen Armen und ziehe ihn noch fester an mich ran und kreuze meine Beine mit seinen. Er erwidert das und zieht sich auch noch fester an mich ran. Ich kann fühlen, wie seine Gefühle durch seinen zitternden Körper zu mir durchdringen. Ich halte ihn weiter fest, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein ist. Ich lasse langsam meine Hand über seinen Rücken gleiten. Sein eben noch unregelmäßiger Atem beginnt etwas ruhiger zu werden. Ich hoffe wirklich, dass ich seinen Schmerz lindern kann. Ich würde am liebsten etwas sagen, doch mir fehlen die Worte. Aber wie heißt es so schön, Taten sagen mehr als Worte. Zusammen liegen wir jetzt da. Es ist wirklich schön, doch dann bemerke ich, wie seine Schultern anfangen zu zucken.
Kurz darauf macht sich plötzlich ein nasses Gefühl auf meiner Haut breit. Ich kann fühlen, dass es seine Tränen sind. Was in ihm vorgeht, ist unvorstellbar. Aber er muss das einfach mal herauslassen. Tatsächlich sage ich diesmal nichts. Ich halte ihn nur fest im Arm und lasse ihn einfach weinen. Ich kann ihm schlecht immer wieder einreden, dass alles gut wird. Er muss einfach mal alles hinauslassen. Ich möchte ihn am besten vor allem schützen und retten, aber manchmal geht das einfach nicht. Vor allem jetzt geht es nicht.
Ich kann spüren, wie heftig sein Körper anfängt zu beben. Es ist, als würden alle Emotionen versuchen, aus ihm herauszubrechen, und langsam bin ich mir sicher, er lässt in diesem Moment alles raus, alles, was ihn seit Langem quält. Seine Tränen fließen wie ein reißender Strom meinen Hals entlang. Aiden bricht dabei förmlich zusammen.
Ich streichle weiter sanft seinen Rücken, ich möchte ihm einfach das Gefühl geben, dass es völlig in Ordnung ist. Nach einer Weile spüre ich, wie er sich langsam wieder beruhigt und sein Atem ruhiger wird. Aber dennoch löst er sich nicht von mir, und ich weiß, dass er noch ein wenig Zeit brauchen wird. Aber das ist in Ordnung. Er soll sich die Zeit nehmen, die er braucht. Als nun etwas Zeit vergangen ist, spüre ich, wie seine Atmung immer tiefer wird und auch sein Körper immer schwerer.
„Aiden", flüstere ich kurz, doch es kommt keine Antwort.
Er ist wohl eingeschlafen. Seine Emotionen haben ihn wirklich völlig überwältigt. Der ganze Tag war schon echt anstrengend, auch wenn wir nur auf seinem Handy nach einer Lösung gesucht haben. Ich kuschle mich mit ihm jetzt so hin, dass es etwas gemütlicher wird. Dabei versuche ich mich kaum zu bewegen, da ich ihn auf keinen Fall wecken will. Er schläft wie ein ruhiger Engel, dabei verblasst sein warmer und ruhiger Atem auf meinem Hals. Es ist ein sehr schönes Gefühl.
Langsam schließe auch ich meine Augen. Sie werden durch seine angenehme Wärme immer schwerer, bis ich schließlich nachgebe. Ich spüre, wie ich immer mehr abschweife. Ich bin so dankbar für diesen Moment mit ihm. Jeder Tag, der vergeht, gibt mir das Gefühl eine immer stärkere Bindung zu ihm zu entwickeln.
Und bevor ich jetzt komplett in den Schlaf falle, flüstere ich Aiden mit sanfter Stimme noch etwas zu: ,,Gute Nacht, bis morgen. Ich liebe dich, mein Prinz. Irgendwann heirate ich dich, auch wenn es erst im nächsten Leben passieren wird, denn auch da werden wir uns wiederfinden, nichts wird uns jemals trennen."
Bevor ich jedoch friedlich einschlafen kann, werde ich aus dieser friedlichen Stille gerissen. Ein lauter, ohrenbetäubender Schrei durchdringt meinen Kopf. Ich setze mich nur noch vor Schreck auf und mustere hektisch meine Umgebung. Mein Herz pocht wie wild gegen meine Brust und auch mein Atem ist verdammt schnell. Doch dann sehe ich etwas in der Ferne. Hektisch taste ich nach Aiden, aber als ich nichts fühlen kann, schweift mein Blick nach rechts ab und dann trifft mich der Schock. Ich springe auf, er ist nicht mehr da. Nein, das kann nicht real sein. Hier stimmt etwas nicht. Noah, verdammt, wach auf. Ganz überfordert entferne ich mich immer weiter vom Häuschen. Es ist, als würde ich in die Dunkelheit fallen. Ich sehe wirklich gar nichts mehr. Verdammt, Aiden, wo bist du?
"Haha."
Vor Schreck drehe ich mich um. Ein tiefes und dunkles Lachen ertönt. Was ist das verdammt?
,,Das hier ist kein Traum, es ist real und auch meine letzte Warnung. Wenn ihr nicht bald euer Schicksal akzeptiert, werdet ihr auf eine grauenhafte Art und Weise sterben, denn Aiden sein letzter Tag ist bereits angebrochen. Deshalb... tötet endlich jemanden oder ihr werdet es bitter bereuen, haha", flüstert das Monster teuflischen.
,,Nein, das kannst du vergessen. Ich habe damit abgeschlossen. Lieber sterbe ich, als ein Monster zu werden."
Ich schreie wie wild in die Dunkelheit, lege mich förmlich mit dem Monster an und zeige ihm meinen Mut. Doch innerlich fürchte ich mich. Mein Herz schlägt rasend schnell und auch das Adrenalin schießt durch meine Adern. Und wie aus dem Nichts läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Ich spüre etwas im Nacken. Meine Haare im Nacken stehen zu Berge und auch ein merkwürdiges...
,,Wo bist du?", rufe ich, als ich mich vor Schreck umdrehe. Gerade spüre ich eine kalte Hand auf meiner Schulter.
,,Wenn du uns nicht in Ruhe lässt, werde ich dich finden und dich vernichten."
Völlig aufgebracht schreie ich das Monster immer wieder an, doch dann kehrt Stille ein. Ich höre nur noch meinen Atem, wie er rast, denn sonst höre ich nichts. Wie aus Instinkt laufe ich einfach blind los. Ich laufe und laufe, aber ich komme nirgendwo an.
,,Lass mich endlich gehen", schreie ich panisch, während ich mir die Hände am Kopf halte. Es ist, als würde sich alles um mich herum drehen und das Monster lacht dabei immer wieder diabolisch auf. Dieses Lachen wird immer lauter. Ein Ruckeln macht sich an meinem ganzen Körper breit. Alles dreht sich immer schneller, mir wird ganz schwindelig und alles verschwimmt.
,,Ahh", schreie ich mit meiner letzten Kraft und fuchtele mit meinen Händen in alle Richtungen.
,,Noah, Noah, beruhige dich. Es ist vorbei, Noah. Ich bin es, Aiden. Mach endlich die Augen auf."
Warte, was? Ich reiße die Augen auf und finde mich im Wald wieder. Aiden sitzt vor mir und sieht mich mit gefürchteten Augen an. Mein Herz rast so schnell, selbst das Pochen zieht sich bis in meinen Kopf. Auch meine Atmung ist so schnell, dass ich kaum in der Lage bin, mich zu beruhigen.
,,Aiden, es tut mir leid... Ich wollte dir keine Angst einjagen... Der Kellner... Er war in meinem Kopf... Er warnte uns, aber ich schrie ihn nur an... Und... Und... Ich sagte ihm, dass wir niemals zu so einem Monster werden würden, und... Und... Und... Oh Gott..."
,,Hey, ganz ruhig, shhh, es ist vorbei, es war nur ein Alptraum. Alles wird gut. Ich bin da. Komm mal her", spricht er mit sanfter Stimme, um mich zu beruhigen. Daraufhin nimmt er mich tief in den Arm. Es tut so gut, ihn im Arm zu halten, aber dieser Traum... er war nicht da. Es war so schrecklich. Ich dachte bis jetzt, ich schaffe das schon irgendwie, aber wenn es sich morgen genauso anfühlt, wenn er dann nicht mehr da ist, nein, ich kann das nicht. Wie soll ich das nur schaffen?
Aber Aiden reißt mich aus diesen negativen Gedanken mit seinem plötzlichen und vor allem sanften Streicheln. Auch mein Herz beruhigt sich langsam wieder. Es war wirklich ein schlimmer Alptraum. Als ich mich nun wieder beruhigt hatte, fiel mir auf, dass es langsam hell wurde. Der nächste Tag brach an und somit auch unser letzter. Das wird einfach nur hart werden, das weiß ich jetzt schon.
Es wird nicht leicht werde den Tag mit ihm zu genießen, so nach dem Motto, es wird nichts passieren. Denn innerlich denke ich bereits daran, dass ich ihn morgen nicht mehr bei mir haben werde, was wahrscheinlich auch am Traum liegt. Okay, Noah, reiß dich zusammen. Du darfst jetzt nicht weinen, noch nicht. Du musst Aiden den schönsten Tag überhaupt bescheren. Das schaffst du, schieb einfach alle Emotionen zur Seite, denn auch du bist bald dran.
Ich löse mich aus der Umarmung und sehe Aiden an.
,,Danke, das hatte ich jetzt echt gebraucht. Ich hoffe, ich habe dir keinen zu großen Schrecken eingejagt?", frage ich ihn in einem ruhigen Ton, während ich seine Hand streichle. Seine Augen fangen auch schnell an, wieder zu strahlen.
,,Nein, das hast du nicht, alles gut. Das ist echt süß von dir. Zum Glück war es ja nur ein Traum. Und ganz ehrlich, dieser blöde Kellner hat keinen Einfluss mehr auf uns. Wir sind stark, zusammen schaffen wir das schon", spricht Aiden aufmunternd mit einem positiven Lächeln zu mir. Er hat wie immer recht. Dieser Kellner kann uns mal. Auch wenn es hart wird, lasse ich mir den letzten Tag mit Aiden auf gar keinen Fall versauen.
Ich stehe nun auf. Aiden seine Augen folgen mir dabei. Ich reiche ihm meine Hand und lächle ihn an.
,,Na, komm, lass uns einen Spaziergang machen. Wir machen uns heute den schönsten Tag, den wir je hatten. Na, was sagst du?"
Aiden nickt und zieht sich an meiner Hand hoch.
,,Das hört sich wundervoll an. Dann lass uns gehen."
Wir lächeln uns nur gegenseitig an und gehen zusammen los, dabei schwingen wir unsere verschränkten Hände immer wieder hin und her.
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