Kapitel 13 - Was nun?

Ein wärmendes Gefühl erblüht auf meiner Haut und ein merkwürdiger Geruch von verbranntem Holz und Rauch erfüllt meine Nase. Ich höre ein leises Knistern. Langsam schaffe ich es, meine Augen zu öffnen und blicke in ein flackerndes oranges und gelbes, verschwommenes Licht. Irgendwie fällt es mir schwer, zu atmen. Ich versuche ein paar Worte zu sagen, aber ich nuschle nur leise vor mich hin und bringe kaum ein Wort heraus.

,,A-a-i-den."

Es fühlt sich an, als würde mein Kopf explodieren. Was ist nur passiert? Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen kann, überkommt mich ein Gefühl von Schwäche. Ich spüre, wie meine Augen plötzlich wieder schwerer werden und sie langsam wieder zufallen.

Als ich es schaffe, wieder meine Augen zu öffnen, bemerke ich eine Veränderung. Mein Blick wird wieder klarer und ich sehe wie dunkel es bereits ist. Mit aller Kraft schaffe ich es, mich aufzurichten.

,,Ahh, mein Kopf, er dröhnt so sehr", murmle ich vor mich hin.

Vor Kopfschmerzen halte ich meine Hand an meinen Kopf. Ich sehe vor mir ein Lagerfeuer, das eine angenehme Wärme ausstrahlt. Es ist wirklich schön, aber wo bin ich und woher kommt dieses Feuer? Nachdem mein Blick mittlerweile ganz klar ist, spüre ich ein merkwürdiges Gefühl in meinen Lungen. Es ist ein trockenes und kratziges Gefühl, das einige Bilder in mir aufblitzen lässt. Ich war am Ertrinken, und oh verdammt... Aiden.

Mein Herz beginnt sofort zu rasen und ich springe hektisch auf. Das kann vorhin nicht echt gewesen sein. Aiden kann doch nicht einfach verschwunden sein, er muss irgendwo sein, ich brauche ihn doch. Beim weiteren Umsehen überkommt mich ein Schwindelgefühl. Alles um mich herum beginnt sich zu drehen, ich verliere mein Gleichgewicht und falle hin.

Als ich wieder aufwache, erkenne ich eine Gestalt über mir, welche immer klarer wird. Mich umgibt ein wärmendes und friedliches Gefühl. Ich spüre, wie jemand über meine Wange streicht. Das kann nur Aiden sein. Nachdem ich alles wieder klar sehen kann, erkenne ich auch die Gestalt. Er ist es tatsächlich.

Ich schaue ihm tief in die Augen und lächle. Es ist schön, in seinen Armen zu liegen. Ich weiß zwar nicht, was vorhin alles echt war und was nicht, aber ich bin froh, dass Aiden mich vor dem Ertrinken bewahrt und mich hierher gebracht hat.

Jetzt breitet sich auch ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

,,Na, wie geht es dir?", flüstert er mir sanft zu.

,,Eigentlich ganz gut, bis auf die Kopfschmerzen, danke dass du mich hergebracht hast", antworte ich ihm hustend, mit einer rauen Stimme.

,,Kein Ding. Komm, lass uns schlafen gehen. Du musst dich ausruhen. Ich habe extra ein Feuer gemacht, weil es auf einmal sehr kalt wurde. Ich war auch so frei, dir wieder etwas anzuziehen", spricht er mit gesenkter Stimme zu mir und fährt mir mehrmals durch die Haare, was sich sehr angenehm anfühlt und mich entspannen lässt.

Er ist wirklich süß. Was er alles für mich getan hat. Aber ich frage mich echt, wie er mich hierhergeschleppt hat. Obwohl, es ist eigentlich nicht so wichtig, ich bin nur froh, bei ihm zu sein und dass alles wieder gut ist. Am liebsten würde ich ihm alles erzählen, aber mir fehlt einfach die Kraft dazu. Ich nicke ihm nur zu und grinse kurz.

Zusammen stehen wir auf und gehen zur Hütte. Er hilft mir dabei und stützt mich ab. Als wir dort ankommen, zieht er mir das T-Shirt aus und auch die Hose. Das stört mich überhaupt nicht, denn es hilft mir sehr. Daraufhin lässt er mich zum Boden hinunter und zieht sich nun auch aus. Ihm dabei zuzusehen, ist wirklich schön. Er hat wirklich den schönsten Körper überhaupt. Ich kann nicht anders als zu grinsen, was er aber bemerkt und ich vor Scham ganz rot werde.

,,Stalker, gefällt dir, was du siehst?", fragt er mich in einem frechen Ton.

,,Ähm ich...", stottere ich überfordert, bis er mich unterbricht.

,,Haha alles gut, ich mache nur Spaß, du bist echt besonders. Kein Wunder, dass ich dich so gerne habe. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass bereits mehr zwischen uns ist, als uns beiden bewusst ist."

,,Danke, das kann ich nur zurückgeben", antworte ich krächzend. Aber es ist mehr zwischen uns als uns bewusst ist? Wie meint er das? Meint er das in Hinsicht, was Gefühle betrifft, wenn ja, kann das echt sein? Ich meine klar irgendwie haben wir uns ineinander verliebt, aber schon mehr, obwohl wir uns gestern erst kennengelernt haben? Ach, ich weiß es auch nicht, ich weiß nur er ist wirklich süß und ich möchte am liebsten immer an seiner Seite bleiben. Für mich gibt es nur noch ihn. Nachdem er fertig ist, legt er sich zu mir auf die Decke. Vorsichtig zieht er mich an sich heran.

,,Es ist wirklich schön, mit dir hier zu sein. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht. Jetzt kannst du dich entspannen", flüstert Aiden mir zu, während er seine weichen Lippen sanft auf meine legt. Der Kuss ist zart und liebevoll. Ich schließe meine Augen und lasse mich fallen. Ich spüre die Wärme seines Körpers, wie sie mich zärtlich umarmt. Ich lasse meine Hände durch seine Haare gleiten und genieße jeden Moment dieses wundervollen Kusses. Als sich Aiden von mir löst, streicht er mir noch einmal über die Wange.

,,Gute Nacht, mein Süßer. Weißt du, als ich dich fast verloren hätte, wurde mir vorhin eins klar, dass dieser Kellner uns noch immer bedroht, obwohl er nicht mal bei uns ist und das macht mir eine scheiß Angst. Da wir auch nicht wissen, wann vielleicht unser letzter Tag sein wird, will ich dir es einfach sagen, worüber ich seitdem du bewusstlos warst drüber nachgedacht habe. Es ist... ich... ich... verdammt, warum fällt mir das jetzt so schwer, im Kopf, was das irgendwie leichter. Na gut, ich sage es einfach frei raus... Noah ich denke ich liebe dich und ich will die restlichen Tage meines Lebens mit dir verbringen. Du bedeutest mir so viel und ich will nicht noch die Chancen verlieren, um dir das zu sagen. Ich bin mir mittlerweile einfach sehr sicher bei der Sache, ich meine vielleicht gibt es ja wirklich Liebe auf den ersten Blick, unabhängig von unserer Situation natürlich."

,,Aiden... ich... ich"
Verdammt, wieso bekomme ich denn jetzt kein Wort raus, er hat gerade wirklich ich liebe dich zu mir gesagt. Ich weiß nicht wieso, irgendwie hatte ich damit gerechnet, aber irgendwie kam es auch unerwartet, ich weiß nicht mal, ob ich es schaffe es ihm auch zu sagen, verdammt.

,,Hey, ist schon okay, du musst nichts sagen, entspann dich erstmal und schlaf jetzt eine Runde", spricht er beruhigend zu mir.

Ich schalte nun meinen Kopf ab und blicke in Aiden seine Augen, in denen ich mich sofort verliere. Ich merke auch immer mehr, dass vom anfangs ängstlichen Aiden immer weniger da war. Ich meine, er hat mich sogar gerettet. Er ist einfach ein Held, mein Held. Plötzlich drückt er mich jetzt fest an sich ran und umschlingt mich mit seinen Armen. Nach diesem harten Tag ist es wirklich ein unglaubliches Gefühl, in seinen Armen zu entspannen. Ich kann fühlen, wie sich unsere Haut nur noch zärtlich berührt. Seine Wärme umgibt mich wie ein Schutzschild. Ich fühle mich bei ihm einfach so geborgen.
Endlich kann ich mich entspannen. Ich atme tief ein und genieße den Geruch meines Partners. Er riecht wirklich atemberaubend.
Ich schließe indessen langsam meine Augen und genieße jeden Augenblick mit ihm.

Nach einem erholsamen Schlaf breitet sich ein schönes Gezwitscher in meinen Ohren aus, die Klänge des Waldes sind wunderschön. Der Duft von frischem Gras und dem feuchten Boden zieht durch meine Nase, doch der Geruch von Aiden übertrifft alles, er riecht so gut. Ich öffne leicht meine Augen, das warme Sonnenlicht dringt durch das Fenster des Häuschens auf meine Haut. Schnell bemerke ich, dass Aiden nicht mehr neben mir liegt und ich setze mich auf. Ich sehe, wie er draußen am mittlerweile erloschenen Feuer sitzt. Ich stehe auf, ziehe mir ein T-Shirt über und gehe zu ihm rüber.

,,Oh guten Morgen. Hast du gut geschlafen?", fragt mich Aiden fröhlich.

,,Guten Morgen", gebe ich gähnend von mir und setze mich zu ihm. ,,Ja das habe ich wirklich. Der gestrige Tag war echt intensiv, aber ich fühle mich schon viel besser und mein Hals kratzt auch nicht mehr so sehr. Aber warum sitzt du denn schon so früh hier?"

Aiden sein Ausdruck ändert sich schnell, von einem Lächeln ist nicht mehr viel übrig. Ich bemerke, wie sich Tränen in seinen Augen sammeln. Wie aus einem Impuls ziehe ich Aiden an mich ran und lege meinen Arm um ihn.

,,Hey, was ist denn los? Sei nicht traurig. Erzähl mir, was los ist. Ich bin für dich da."

,,Ich... ich... ich hatte einen schrecklichen Traum letzte Nacht. Du warst im See am Ertrinken und... und... ich konnte dich nicht retten. Es war schlimm. Deine Hilfeschreie brannten sich in meinen Kopf. Einfach schrecklich."

Aiden ist völlig aufgelöst, seine Tränen rollen über seine Wangen. Er vergräbt sich in meinem Shirt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm dieser Traum gewesen sein muss. Deswegen umarme ich ihn nur noch fester.

,,Es ist alles in Ordnung. Ich bin bei dir. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Traum schrecklich für dich gewesen sein muss, aber ich verspreche dir, ich werde dich niemals verlassen. Du bist wirklich das Beste, was mir hätte passieren können", flüstere ich beruhigend. Ich spüre, wie er nickt. In diesem Moment möchte ich ihm nur Geborgenheit geben, ihm zeigen, dass ich bei ihm bin. 

Eine gefühlte Ewigkeit verbringen wir in dieser Umarmung. Irgendwann spüre ich wie sein Herz wieder ruhiger wird, auch seine Atmung beruhigt sich etwas. Er löst sich aus der Umarmung und sieht mich an. Sein Gesicht ist mit Tränen überströmt. Ich nehme meine Hände und wische sie von seinen wunderbaren Wangen. Unsere Blicke verschmelzen plötzlich miteinander, seine Augen sind glasig und dennoch wunderschön. Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Wange. Er legt seine auf meine, lehnt seine Stirn an meine und schließt dabei für einen Moment die Augen.

,,Danke, dass du da bist. Ganz ehrlich, du bist der beste Partner, den ich je hatte und ich wünsche mir für immer bei dir zu bleiben. Der Ausbruch eben war nicht nur wegen letzter Nacht. Heute ist mittlerweile der vierte Tag seit dem Vorfall und ich will dich einfach nicht verlieren. Wir haben nur noch drei Tage zusammen, die Zeit rennt viel zu schnell davon."

,,Ich weiß, das ist wirklich nicht fair. Aber wenn es endet, werde ich bei dir sein. Ich werde deine Hand halten und in deine wundervollen Augen sehen. Ich bin bei dir und wir werden noch eine schöne Zeit zusammen haben, egal wie lange oder kurz sie sein mag. Und wer weiß, vielleicht finden wir am Ende ja doch noch eine Lösung."

Was Aiden eben sagte, rührt mich zu Tränen. Mir geht es genauso. Am liebsten würde ich mir wünschen, dass es nicht in drei Tagen endet, aber ich weiß einfach nicht, was wir tun können, um das Unvermeidliche zu verhindern. Zum Glück taucht ein Lächeln auf seinem Gesicht auf, welches meine Tränen im Keim erstickt.

,,Danke", spricht er kurz und küsst mich schnell. ,,Du weißt wirklich, wie man jemanden aufmuntern kann. Kein Wunder, dass ich dich so lieb...", bricht Aiden plötzlich ab und dreht sich, als hätte er sich erschrocken, zum erloschenen Lagerfeuer. Als er gerade zum zweiten Mal ich liebe dich sagte, stockt mir der Atem. Erneut bin ich sprachlos, jetzt erinnere ich mich auch wieder an sein, Ich liebe dich von gestern. Es war wirklich schön als er das gestern sagte und auch gerade eben lässt es mein Herz höher schlagen. Vielleicht sollte ich es ihm auch sagen, es fühlt sich einfach richtig an, wenn ich darüber nachdenke und worauf warten, unsere Zeit könnte nicht knapper sein, einfach auf die Unsicherheiten scheißen. Ich will ihn einfach nur Glücklich machen.

,,Aiden ich...", spreche ich kurz, als er mich  plötzlich unterbricht.

,,Ich weiß, was du sagen willst, entschuldige das eben, aber jetzt zum eigentlichen Thema, weißt du, seitdem ich hier sitze, habe ich auch über etwas anderes nachgedacht. Ist dir aufgefallen, dass wir seit dem wir hier sind, nichts gegessen haben? Ich habe gesehen, dass du immer noch einen Apfel in deinem Rucksack hast. Wir haben auch nichts getrunken und da frage ich mich, was hat dieser Kellner mit uns gemacht? Warum haben wir keinen Hunger und keinen Durst und warum werden wir heiß, wenn Blut in der Nähe ist? Wir werden nur heiß auf Blut, aber anders als auf das, was wir in uns haben, weil wir uns bisher noch nicht gegenseitig töten wollten. Was unseren Tod betrifft, habe ich auch eine Theorie. Wenn wir kein Blut zu uns nehmen ist es wahrscheinlich so, als würden wir verdursten oder verhungern und dann einfach sterben. Und Noah, da ist noch etwas, was mich beschäftigt. Was ist gestern eigentlich mit dir im See passiert? Ich habe mir solche Sorgen gemacht", erzählt Aiden besorgt und schaut mich bei den letzten Worten mit glasigen Augen an.

Aiden seine Gedanken sind berechtigt und bringen auch mich zum Nachdenken. Er hat recht, den Apfel habe ich bis heute nicht angerührt, und das ist schon echt merkwürdig. Ich meine, im Restaurant haben sich Mike, Justin und auch Elisa vom Essen übergeben. Das würde wahrscheinlich jetzt genauso passieren. Und seine Theorie mit dem Verdursten oder Verhungern bereitet mir ein ganz ungutes Gefühl. Er könnte wahrscheinlich recht haben und das gefällt mir ganz und gar nicht. Diese Theorie schockt mich förmlich und lässt sowohl mein Herz als auch meine Gedanken rasen und das spüre ich auch, als ich mich starr nach vorne richte und mich an Aiden lehne. Ich weiß auch nicht, was ich ihm sagen soll wegen der Situation am See. Es würde ihn nur noch mehr beunruhigen. Ich sehe ihm jetzt schon an, wie schlecht es ihm geht wegen der ganzen Sache. Ich weiß auch nicht, was das alles mit mir machen wird. Ich meine, er stirbt einen Tag vor mir. Ich weiß nicht, wie ich das ertragen soll. Ich habe solche Angst vor diesem Tag und es wird immer schwerer diese Angst vor ihm zu verstecken. Ich will ihn nur beschützen und ihm eine schöne Zeit schenken und ich weiß jetzt schon, ich werde ihn sehr vermissen. Denn ich bin jetzt mal ehrlich, auch wenn es bis jetzt nur zwei Tage sind, ich habe noch nie solche krassen Gefühle für jemanden gehabt als für ihm und das macht mich einfach fertig. Mir kommen schon fast die Tränen, verdammt.
Ich glaube, ich sage es ihm jetzt einfach.

,,Aiden ich muss dir was sagen", setze ich ab und blicke für einen Moment zum Feuer. ,,Wir kennen uns gerade mal seit zwei Tagen und was du gestern und heute gesagt hast, ich... weißt du...  mir geht es auch so deshalb... ich... ich liebe dich denke auch", spreche ich zu Aiden während ich ihm tief in die Augen sehen, dabei bemerke ich wie starr er plötzlich geworden ist und ihm eine Träne über die Wange läuft. Daraufhin nähere ich mich ihm und küsse ihm auf seine sanften Lippen.

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