Kapitel 12 - Der nächste Morgen
,,Noah... ich weiß nicht, was ich sagen soll... ich... ich..."
,,Ist okay, du musst nichts sagen, lass dir ruhig mit allem Zeit", spreche ich beruhigend zu Aiden, während ich ihm über die Wange streiche. Seine Augen werden daraufhin immer größer.
,,Nein, Noah, ich will etwas sagen. Ich glaube, ich habe auch für dich ein paar Gefühle entwickelt und letzte Nacht... es war... es war glaube die schönste Nacht, die ich je hatte... ich fühlte so viel, was ich noch nie in dieser Art gefühlt habe und das trotz meiner riesigen Angst... selbst bei meinem ex fühlte ich nie so, vielleicht liegt es an unserer Verbindung, ich weiß es nicht...", spricht Aiden ganz verlegen, während er sich über den Nacken streicht. Dabei beobachte ich, wie seine Wangen leicht rötlich werden.
Was er gerade sagte, vor allem auch wie er es tat, lässt gerade meinen Bauch ordentlich kribbeln und meine Augen. Was macht Aiden nur mit mir? Ich war doch sonst nie so emotional.
,,Tut mir leid, dass ich gerade... du bist einfach unglaublich", schluchze ich vor mich hin. Und ohne es zu merken, spüre ich, wie sich auf einmal ein weiches Gefühl auf meinen Lippen breitmacht und es wie ein Wunder meine Tränen stoppt. Sein Atem vermischt sich langsam mit meinem. Es ist, als würde jeder Nerv in meinem Körper erwachen, er schärft meine Sinne wie nie zuvor. Der Kuss ist voller Leidenschaft und Emotionen. Ich spüre das leichte Zittern in seiner Hand, als er sanft meinen Nacken umschließt. Es ist ein wahres Gefühlsfeuerwerk. Nach einem wundervollen Moment voller Leidenschaft löst er sich langsam wieder von mir. Ich öffne meine Augen wieder und sehe, wie er mich mit einem intensiven Blick ansieht. Mit diesem Kuss bestätigt er, was er fühlt, es bestätigt aber auch, was ich fühle. Klar, einige würden jetzt sagen, das geht zu schnell, aber das ist mir gerade egal.
Das, was ich bei ihm fühle, fühlt sich so einzigartig an, so einmalig. Warum sollte ich es nicht zulassen? Meine Zeit auf diesem Planeten ist eh sehr begrenzt. Warum es also aufhalten? Man weiß nie, wann das Leben enden wird. Man sollte es leben und nicht alles immer aufschieben. Ich mag Aiden jetzt schon sehr gern und das, was wir seit gestern schon durchlebt haben, ist unbeschreiblich. Klar bin ich auch aktuell unsicher, was meine Sexualität angeht, aber seien wir doch mal ehrlich, scheiß doch drauf. Warum sollte ich verwirrt sein? Wenn ich Gefühle für ihn entwickle, dann tue ich es halt. Dieses Schubladendenken macht doch nur unnötig Stress, als ob ich mich irgendwo einordnen müsste. Hier draußen können wir frei sein, abgegrenzt von unserer Gesellschaft. Und so sehr vermisse ich mein altes Leben auch gar nicht mehr, zurückkehren kann ich eh nicht mehr und Aiden ist der andere Grund.
Nach diesem Kuss eben breitet sich ein breites und warmes Lächeln in meinem Gesicht aus. Es ist wirklich schön. Auch bei ihm breitet sich ein Lächeln aus.
,,Na komm", spreche ich kurz, als ich aufstehe, und er zu mir hochsieht. ,,Lass uns hier in der Nähe zum See gehen, dann kannst du dich sauber machen, außerdem ist es hier im Moment auch nicht der schönste Ort, komm lassen wir den Hirsch in Frieden ruhen."
Ich strecke meine Hand zu Aiden aus. Er nickt mir zu und zieht sich an meiner hoch. Wir gehen kurz darauf zum Spielplatz und holen uns beide unsere wechsel Klamotten aus den Rucksäcken. Daraufhin gehen wir zusammen Hand in Hand Richtung See. Als wir dort ankommen sind, bemerke ich schnell wie wunderschön der See ist. Es ist ewig her, dass ich hier war. Aiden löst sich nun und stellt sich vor mich hin.
,,Ich glaube, du musst wohl mit in den See kommen. Ich habe dich wohl mit Blut vollgeschmiert, als ich dich eben berührt habe. Tut mir leid."
Mit einem glasigen und unangenehmen Blick schaut er mir in die Augen und reibt sich leicht am Hals. Seine Reaktion ist so süß, aber es stört mich, nicht, dass er mich mit Blut vollgeschmiert hat. Es würde mich nie stören. Ich kann aber auch fühlen, dass er es nicht ganz so schlimm findet. Er hätte mich bestimmt so oder so gefragt, ob ich mitkommen würde, aber dafür muss er etwas tun.
,,Das muss dir nicht unangenehm sein, das ist schon okay", spreche ich aufmunternd zu ihm, während ich mich ihm nähere und meine Hand auf seine Wange lege. ,,Mich würde es nie stören. Weißt du eigentlich, wie wundervoll du bist? Außerdem, bei einem so warmem Wetter könnte es nichts Schöneres geben, als eine Runde baden zu gehen, vor allem mit dir. Aber so einfach kommst du mir trotzdem nicht davon. Du musst mich nämlich als Strafe, weil du mich mit Blut vollgeschmiert hast, erstmal ausziehen, damit ich mit hineinkommen kann."
Von einem unangenehmen Blick ist plötzlich nicht mehr viel zu sehen, denn mittlerweile grinst er mich wie ein Honigkuchenpferd an. Anscheinend gefällt ihm die Idee sehr, er nickt nur noch und legt seine Hände auf meine Schulter.
Auch wenn das gerade meine Idee war und sie mir auch gefällt, bin ich dennoch etwas aufgeregt. Langsam schließe ich meine Augen, ich kann spüren wie er sanft anfängt meine Kleidung auszuziehen.
Jedes Kleidungsstück, das von mir abfällt, lässt mein Herz höher schlagen, er berührt mich immer wieder mit seinen zarten Fingern und lässt sie über meinen Körper gleiten, was mich tatsächlich etwas erregt. Er tut das bestimmt nicht unbeabsichtigt, schließlich habe ich ja gesagt, er solle es tun und ich kann fühlen, wie es ihm gefällt.
Als nun auch das letzte Teil von mir abfällt und somit auch meine Boxershorts, fühle ich mich so verletzlich wie noch nie zuvor, aber als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich wie Aiden lächelnd mir tief in die Augen sieht. Ich sehe dabei aber keine Lust trotz meiner Erektion, nein ich sehe viel Bewunderung und Freude in seinen strahlenden Augen, er gibt mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Daraufhin lässt er auch sein letztes aber auch einziges Teil fallen.
,,Du hast echt einen wunderschönen Körper, einen schöneren kann es gar nicht geben", spricht Aiden ganz romantisch mit einem großen Lächeln zu mir. Ich lächle nur noch zurück und sehe, wie er langsam auf mich zukommt, er schließt mich tief in seine Arme. Das Gefühl, dass unsere Körper sich aneinander schmiegen ist wunderschön, ich genieße es richtig, auch wenn es für einen Moment komisch für mich ist, da ich auch spüren kann wie sich etwas bei ihm erregt. Ist aber auch egal, ich sehe ja das Aiden da gar nicht daran denkt. Auch seine warmen Hände auf meinen Rücken zu spüren, lässt meinen ganzen Körper kribbeln.
,,Danke, dass es dich gibt, du bist echt der Beste, und nicht nur das, du fühlst dich auch so gut an, und du riechst unbeschreiblich schön."
Was Aiden mir ins Ohr flüstert, lässt meinen Atem stocken. So etwas Schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt, nicht mal Elisa, wie kann man nur so süß sein?
Plötzlich löst er sich aus der Umarmung und stellt sich direkt vor mich hin.
Er sieht mich an und nimmt meine Hand in sein, daraufhin hebt er sie an und legt sie auf seine Brust und fragt: ,,Noah, spürst du das?"
Ich nicke ihm zu.
,,Das ist mein Herz, nur deinetwegen schlägt es so schnell, es sehnt sich jede Sekunde nach dir und will für immer bei dir bleiben."
Aiden seine Worte rühren mich mal wieder sehr, sein Herz schlägt wirklich unglaublich schnell. Wie schafft er es nur immer wieder, mich zu Tränen zu rühren, einfach einzigartig.
,,Ich glaube ich habe mich auch in dich verliebt", spricht er ganz schnell und küsst mich auf die Lippen. Daraufhin zieht er mich direkt mit sich. Dass er komplett errötet ist, versucht er wohl zu verstecken, aber dieser Moment lässt mich auch irgendwie rot werden, schließlich haben wir es uns jetzt beide gesagt, dass wir uns ineinander verlieben oder es schon sind.
,,Na komm, lass uns jetzt ins Wasser gehen, damit wir endlich sauber werden."
Er lächelt mich kurz an und zieht mich mit ins Wasser. Ich spüre, wie das warme Wasser meinen Körper umgibt und uns sanft umschließt. Ein wohliger Schauer durchfährt mich, als ich bis zum Kinn mit Wasser bedeckt bin. Zusammen lassen wir uns treiben und genießen die Wärme und das sanfte Plätschern des Wassers um uns herum. Mit einem tiefen Blick sehen wir uns nun in die Augen. Ich hebe langsam meine Hand und beginne, seinen Körper zu säubern. Ich sehe ihm an, wie verlegen er dadurch wird, aber das werde ich auch. Es ist ein wirklich schönes und vor allem intimes Gefühl, wir sprechen keine Worte, es ist, als würden unsere Blicke und Berührungen eine eigene Sprache sprechen. Kurz darauf beginnt er auch meinen Körper sanft zu säubern.
Die Berührungen seiner Hände sind wie zarte Küsse auf meiner Haut, ich spüre, wie sich langsam meine Muskeln unter seinen Berührungen entspannen. Das Gefühl des Wassers und der warmen Sonne macht dieses Erlebnis nur noch intensiver. Ich fühle mich nur noch eingebettet von der Natur und des liebevollen Umgangs von Aiden.
Daraufhin tauchen Aiden und ich kurz ab, um unsere Haare komplett nass werden zu lassen. Sofort bemerke ich das Rauschen des Wassers, als es meine Ohren durchdringt, ein Gefühl der Schwerelosigkeit macht sich in mir breit. Ich liebte das Tauchen schon immer, es ist, als würde man in eine andere Welt abtauchen. Nach diesem Moment der Schwerelosigkeit tauche ich auch wieder auf.
,,Aiden, ich glaube, ich habe dir noch gar nicht erzählt, wie sehr... ich... das Tauchen..."
Wie durch einen Schalter wird jegliche Begeisterung plötzlich in mir erloschen, wo ist Aiden hin. Es ist wie ein Schock, ich sehe mich hektisch nach ihm um, aber ich sehe ihn nicht mehr. Eine Stille macht sich im See breit, es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Keine Sekunde später nehme ich etwas Merkwürdiges wahr, es ist ein Geflüster, das ich nicht verstehe und das immer lauter wird. Alles um mich herum taucht in ein tristes Grau ab. Währenddessen zieht sich ein mystischer Nebel um mich herum auf, aus welchem Geflüster hervorgeht.
,,Aiden verdammt nochmal, wo bist du?", rufe ich laut in der Hoffnung, dass er auftauchen wird, aber er kommt nicht.
Mittlerweile läuft es mir eiskalt den Rücken herunter, ich zittere am ganzen Körper und das Wasser wird immer kälter, die Tränen sammeln sich in meinen Augen. Wo ist Aiden, warum sehe ich ihn nicht mehr, er müsste doch schon längst wieder aufgetaucht sein. Je länger ich warte, desto mehr verkrampft sich mein Magen. Panik steigt in mir auf und auch das düstere Geflüster dominiert immer mehr meine Gedanken. Es ist, als wäre ich in einem Alptraum gefangen.
"Noahhhh... schhsch... du kannst es nicht aufhalten... ihr beide werdet sterben, wenn ihr nicht ein neues Gesicht annimmt... es gibt kein Entkommen... es ist euer Schicksal... Aiden wird vor deinen Augen sterben, hahahaha..."
Wie aus dem Nichts spüre ich ein erdrückendes Gefühl in meiner Brust. Mir fällt es immer schwerer, zu atmen. In mir steigt immer mehr Panik auf, ich versuche zu schreien, doch ein schwaches Röcheln entkommt meinem Mund. Ich fühle mich, als würde ich ertrinken, meine Sicht wird immer verschwommener, ich beginne jedoch eine merkwürdige Gestalt im Nebel zu sehen. Sie gibt eine Menge Dunkelheit von sich und das Geflüster aus der Richtung ist sehr intensiv, es brennt sich in meinen Kopf, obwohl ich nichts verstehe. Ich bekomme immer weniger Luft, in mir blitzen Erinnerungen von mir und Aiden auf. Alles, was wir seit gestern erlebt hatten, taucht auf, es ist, als würde ich es erneut durchleben. Ich möchte am liebsten weinen, doch es geht nicht, es ist, als wäre ich nicht mehr da, als wäre ich schon weit weg. Mittlerweile sehe ich nur noch Schwarz, der Druck in meinen Lungen ist unerträglich und besteht nur noch aus Schmerzen, aber dann passiert etwas, es ist, als versuche Luft sich in meine Lungen zu drängen. Ein schmerzendes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus, es ist, als würde jemand auf mir herumspringen, doch dann öffnen sich schlagartig meine Augen. Meine Lungen füllen sich mit Luft und das Wasser spritzt aus mir heraus. Meine Sicht wird Sekunde für Sekunde immer klarer, und dann sehe ich etwas, ich sehe wie Aiden vor meinem Gesicht hockt und mir immer wieder Luft in den Mund bläst. Es fällt mir schwer, aber ich hebe langsam meinen Arm und berühre ihn mit aller Kraft, die ich noch habe. Mehr als nur ein Ächzen bekomme ich nicht heraus.
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