Kapitel 10 - Der Abend

Dieser Satz von ihm lässt gerade mein Herz explodieren. Ich weiß gar nicht, was ich antworten soll. Weiterhin schaut er mich mit seinen großen Augen an. Beim genaueren Betrachten bemerke ich, wie seine Augen langsam etwas feucht werden. Doch dann taucht in seinem Gesicht ein großes Lächeln auf. Wahrscheinlich nicke ich gerade unterbewusst. Ist aber auch egal. Wir schlafen nur nebeneinander. Da wird schon nichts passieren. Ich bin aber auch froh darüber, heute Nacht nicht allein sein zu müssen. Aber ich bekomme einfach dieses merkwürdige Gefühl nicht los. Dieses Gefühl taucht immer auf, wenn ich an Aiden denke und ja, ich mag ihn, er ist wirklich lieb, da kann man sich nur Sorgen machen. Aber woher kommt dieses Gefühl und was bedeutet es? Ist es vielleicht ein brüderliches Gefühl wegen dieser Verbindung durch den Kellner? Oder liegt es an diesem Ding in uns, was uns vielleicht seelisch miteinander verbindet? Jedoch bevor ich meine Gedanken fortsetzen kann, reißt mich Aiden aus ihnen heraus. Er steht auf einmal vor mir und reicht mir seine Hand.

,,Komm, Noah, es wird dunkel. Wir sollten langsam zurück."

Auch dabei lächelt er mich wieder wie ein Honigkuchenpferd an. Aber warum? Klar, er ist froh heute Nacht nicht allein zu sein, aber ich kann spüren, dass da noch mehr ist, vielleicht weil ich ihn gesucht habe, das hat ihm bestimmt viel bedeutet. Das kann nämlich nicht nur dieses Ding in uns sein. Da muss noch etwas anderes sein. Es ist mir fremd und doch gibt es mir ein kribbelndes Gefühl in der Brust. Ach egal, genug nachgedacht für heute. Wir sollten echt zurückgehen. Daraufhin packe ich Aiden seine Hand und ziehe mich mit einem kraftvollen Schwung hoch. Als ich nun vor ihm stehe, trennen nur noch wenige Zentimeter unsere Gesichter.

Ein intensiver Blickkontakt entsteht, als ich vor ihm stehe. Ich spüre eine plötzliche, von ihm ausgehende Wärme. Es ist, als wäre die Zeit gerade stehen geblieben. Mir ist bis jetzt nicht aufgefallen, wie schön seine Augen eigentlich sind und vor allem wie einzigartig. Seine rechte Pupille ist von einem strahlenden Blau erfüllt, während seine linke von einem warmen Braun umgeben ist. Je länger ich in seine Augen schaue, desto intensiver wird dieser Blick. Seine unbeschreibliche Energie durchströmt meinen Körper. Solche Augen habe ich echt noch nie gesehen.

Ein Gefühl von Glück und Freude steigt in mir auf. Er umgibt mich mit einer so warmen Präsenz. Es ist fast so, als ob ich in seinen Augen ein Stück von mir selbst wiedergefunden hätte. Ich kann nicht definieren, was das für ein Stück das ist, aber es fühlt sich an, als hätte ich das schon ewig gesucht.

Jedoch reißt mich plötzlich ein raschelndes Geräusch aus dem Hintergrund aus diesem intensiven Moment heraus und schickt mich zurück in die Realität. Wodurch unser Blickkontakt abbricht.

,,Oh, entschuldige, ich... ich... ich wollte dich nicht so anstarren... ähm, lass uns lieber zurückgehen, okay... Schließlich ist es auch schon spät", stottere ich etwas errötet vor mich hin und gehe ganz hektisch einen Schritt nach hinten, wobei ich beinahe stolpere.

,,Noah, pass auf", ruft Aiden schnell. Das war echt knapp. Ich bin fast über diese große Wurzel gestolpert. Das ist mir gerade echt etwas peinlich, ich weiß nicht, wieso ich gerade so nervös geworden bin.

,,Noah, es ist alles gut. Beruhig dich erstmal. Es ist nichts passiert und du hast mich auch nicht angestarrt. Ich hatte dir nur hochgeholfen. Daher ist alles gut. Mach dir nicht so viele Gedanken.", spricht Aiden mit gesenkter Stimme zu mir. Irgendwie hat er ja recht. Es ist nichts passiert, aber das eben, ich weiß nicht wieso, aber ich kann spüren, dass definitiv noch etwas anderes zwischen uns ist, aber was ist das nur. Ich meine, wir kennen uns ja im Grunde erst seit fast einem Tag, aber ich war eben so in seinen Augen versunken, dass ich gar nicht mehr den Blickkontakt verlieren wollte, vor allem weil er wirklich schöne Augen hat. Es war eben so, als wäre ich in Trance und diese Trance war wirklich wunderschön. Es war, als hätte ich in seine Seele geblickt, nur warum ich das tat, verstand ich nicht. Und warum fühle ich mich eigentlich bei ihm so wohl? Genauso frage ich mich, warum er jetzt anfängt, wieder so zu lächeln, ich habe doch gar nichts gemacht. Man, was geht hier eigentlich ab? Es breitet sich wieder ein stechendes Gefühl in meiner Brust aus. Ich kann einfach nicht anders, als für einen kurzen Moment zurück zu grinsen.

Nach diesem merkwürdigen Moment kommt Aiden auf mich zu und streckt seine Hand nach mir aus. Sein Blick ist auch anders. Er schaut mich sowohl besorgt als auch verunsichert an.

,,Komm, lass uns zurückgehen. Wir sollten langsam schlafen gehen. Es war echt ein langer Tag", gibt er erschöpft von sich und reibt sich dabei am Kopf. Wie aus Instinkt lächele ich ihn erneut an, dabei nehme ich seine Hand an und folge ihm. Meine Gedanken rasen in meinem Kopf immer mehr. Ich bekomme einfach kein Wort mehr heraus. Eben geriet ich noch ins Stottern, und jetzt bin ich wie erstarrt. Es ist, als würde sich alles in meinem Körper drehen. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich nehme nur noch Aiden seine schöne und vor allem warme Hand wahr. Ich finde es einfach schön, wie er sie hält. Auch wenn ich das alles noch nicht ganz verstehe, fühle ich mich bei ihm einfach sicher. Auch seine Augen gehen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, sie sind so schön und einzigartig, ich meine wie kann nur ein derart schönes Farben spiel überhaupt existieren.

Nach etwas Weg, auf dem wir uns tatsächlich nur anschwiegen, sind wir nun wieder am Spielplatz angekommen. Von dort an gehen wir auch direkt zum Häuschen zurück. Dort angekommen, lasse ich seine Hand los und schaue ihn kurz an. Noch immer hat er diesen nervösen Blick in den Augen, auch sein Gesicht beginnt zu erröten. Als er das bemerkt, schaut er schnell weg. Wie ein Schuss trifft mich sein Blick, kurz darauf spüre ich eine sich ausbreitende Wärme in meinem Gesicht. Ich kann fühlen, dass ich plötzlich auch ganz rot werde, als ich ihn weiter ansehe.

Aiden nimmt daraufhin unsere Rucksäcke und legt sie auf den Boden. Er packt irgendwie alles aus, was nicht weich ist, doch dann wird er ganz starr. Er hält ein Bild in seiner Hand, wodurch ihm eine Träne über die Wange läuft. Er dreht das Bild um und ich erblicke ein Bild auf dem Elisa und ich uns an meinem Geburtstag küssen. Wie aus dem Nichts bleibt mein Herz stehen, die Zeit um uns herum hält an. Ich sehe nur noch intensiv dieses Bild an, ich bin wie in Trance und sehe schockiert Elisa an. Es ist wie eine Erinnerung aus vergangener Zeit, nur lässt mich gerade diese Erinnerung unkolliert immer schneller Atmen. Jedoch sehe ich plötzlich nicht mehr Elisa. Mein Kopf blendet sie nur noch aus und wie aus Reflex füllt mein Kopf diese Lücke mit jemand anderem, ich sehe... Aiden, aber warum? Liegt das an dieser Verbindung, die wir haben? Ich verstehe diese Welt nicht mehr, was hat das alles nur zu bedeuten, bin ich denn echt so blöd um das zu verstehen? Aber egal, ich sollte am besten zu Aiden gehen.

Wie gefangen in der Stille gehe ich vorsichtig und ruhig zu ihm rüber, dabei gehe ich vor ihm auf die Knie und schaue ihm tief in seine feuchten Augen. Wie auch vorhin verlor ich mich wieder ihn ihnen. Aiden wird auf einmal ganz starr, er ist wie eingefroren und blickt mich nur mit seinen glasigen Augen an. Instinktiv nehme ich vorsichtig das Bild aus seiner Hand und zerreiße es in Tausend Teile, dabei versuche ich nicht den Blickkontakt zu unterbrechen, da er wirklich die schönsten Augen überhaupt hat. Sein Gesicht ist genauso eingefroren wie der Rest von ihm, er verzieht keine Mimik, nur seine Augen zucken wie wild, es ist als würde er sich fürchten, aber das tut er nicht, das kann ich spüren.

Ich merke, wie auch mein Gesicht sich langsam erwärmt und meine Wangen leicht erröten. Ich fühle mich glücklich und verletzlich zugleich, ich kann einfach nicht anders, als Aiden anzulächeln. Ein nasses Gefühl breitet sich ebenfalls in meinen Augen aus, mir erscheinen die ganzen Bilder vor meinen Augen, mit Elisa, unsere Zeit, die wir hatten, und wie schön sie war, doch sie verschwinden schnell wieder aus meinem Kopf. Stück für Stück wird mein Kopf leerer und Bilder von mir und Aiden drängen hervor. Auch dieses merkwürdige stechende Gefühl breitet sich wieder in meiner Brust aus und mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Es ist, als würde sich die Vergangenheit von mir abschneiden, alles, was ich für wichtig hielt, verschwindet immer mehr. Meine Ausbildung, meine Freunde, Elisa, alles. Ich fühle mich zum ersten Mal frei. Auch wenn ich vorhin noch glaubte in mein altes Leben zurückkehren zu können, wird mir jetzt bewusst, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist. Mein neues Leben ist jetzt hier im Wald und das mit Aiden, ob er in sechs Tagen sterben wird, wird sich noch herausstellen, aber allein deswegen kann ich nicht zurückkehren. Aber im grunde will ich auch garnicht zurück, selbst wenn ich es könnte, warum sollte ich? Wieso sollte ich wieder in den Kreis der Gesellschaft zurückkehren und versuchen es jedem recht zu machen? Realistisch gesehen geht das auch nicht, ich würde wahrscheinlich Menschen verletzen und Aiden, er müsste allein sein und das will ich alles nicht, vor allem weil Aiden mir durch den heutigen Tag schon sehr ans Herz gewachsen ist, ich will mittlerweile gar nicht mehr weg von ihm.

Versunken in meinen Gedanken zieht mich plötzlich etwas an, es ist wie eine Macht, die mich zu sich zieht, langsam neige ich mich zu Aiden. Ich will nur noch seine Nähe spüren, und es fühlt sich so richtig an. Je näher ich ihm komme, desto größer werden seine Augen, seine wärmende Aura umgibt mich wieder und seine Wangen erröten immer mehr. Ein leichtes Gefühl von Verlegenheit macht sich in mir breit, dabei spüre ich, dass es nicht nur mir so geht. Als ich nun kurz vor seinem Gesicht bin, kann ich spüren, wie sein Herz rast. Es ist, als wären wir noch immer verbunden, denn auch vorhin spürte ich sein Herz schlagen, als ich ihn suchte. Es ist, als könnte ich all seine Emotionen in nur einem einzigen Herzschlag spüren.

Instinktiv schließe ich langsam meine Augen, lege meine Hand auf Aiden's Wange und neige meinen Kopf leicht zur Seite. Ich spüre nur noch, wie sich ein weiches Gefühl auf meinen Lippen ausbreitet und ein Strom von Wärme und Intensität durch meinen Körper fließt. Dieser Kuss ist wie ein Tanz zwischen unseren Lippen, jeder Moment ist perfekt aufeinander abgestimmt. Seine Lippen sind so zart und weich, sie sind aber auch gleichzeitig leidenschaftlich und kräftig. Es ist, als ob wir beide in einem anderen Universum sind, fernab von der Realität. Die Welt um uns herum schwindet, als wir uns immer mehr in diesen Kuss vertiefen. Ich kann seine Hände auf meinem Rücken spüren, wie sie sanft hinuntergleiten und mich noch enger an ihn heranziehen.

Es ist ein magischer Moment, voller Leidenschaft und Sehnsucht. Ich hätte niemals gedacht, mich so sehr von einem Menschen angezogen zu fühlen, vor allem von einem Jungen, da ich doch eigentlich immer dachte, Hetero zu sein, vor allem verstehe ich das noch immer alles nicht, wie kann ich mich nur so hingezogen zu ihm fühlen und das nach einem Tag? Es ist einfach so schön, ach egal, ich muss einfach aufhören so viel zu denken. Er gibt mir nämlich in diesem Moment einfach das Gefühl, lebendig und frei sein zu können. Es ist, als hätten wir uns schon ewig gekannt. Er weiß einfach, was ich brauche. Ist das vielleicht dieses Gefühl, was ich den ganzen Tag schon über habe? Dieses starke Gefühl von Verbundenheit? Was es auch ist, vielleicht verstehe ich es ja bald, aber im Moment will ich ihn nur noch an meiner Seite habe und dafür sorgen, dass er heute Nacht wieder besser schlafen kann.

Während dieses langen und vor allem intensiven Kusses spüre ich, wie sich langsam seine Lippen sanft von meinen lösen. Es ist ein langsamer und sinnlicher Abschiedskuss, der meine Sinne weiter betäubt. Wir öffnen nun instinktiv unsere Augen und sehen uns gegenseitig an, dabei bemerke ich wie errötet wir beide sind. Ich kann spüren, wie sich unsere Blicke ineinander verfangen. Es ist ein Moment der Stille, der von dem Klang unseres schweren Atmens erfüllt ist. Ich kann fühlen wie er seine Hand auf meine Wange legt und sanft über sie streicht. Ich glaube dass er das eben genauso empfunden hat wie ich.

,,Komm, Aiden, lass uns zusammen hinlegen", spreche ich kurz und ruhig zu ihm. Ich merke, wie sich erneut meine Wangen erröten, aber das ist mir egal. Es ist mit ihm einfach nur schön, schön war auch eigentlich schon der ganze Tag, trotz der Vorfälle der letzten Tage.

Kurz darauf lächelt er mich an und nickt kurz. Er kramt daraufhin aus seinem Rucksack zwei Decken heraus und fummelt sie kurz auseinander.

Daraufhin steht er auf und zieht sich bis auf seine Boxershorts komplett aus und flüstert: ,,Ich hoffe das ist okay für dich. Weißt du, ich will dich heute Nacht einfach spüren, vorallem nach diesem Kuss eben."

Richtig süß reibt er sich dabei am Arm und schaut an sich runter, er wird dabei auch wieder richtig rot, aber das werde ich auch. Ich bin einfach nur sprachlos. Als meine Blicke nun auf seinen Körper fallen, spüre ich schnell ein Kribbeln in meinem Bauch. Er hat so einen schönen und schlanken Körper. Seine Ausstrahlung hat mich in binnen von Sekunden umgehauen. Er wirkt zwar immer so bescheiden auf mich, aber wenn man ihn erstmal kennengelernt hat, wird er schnell ganz anders. Außerdem ist das der erste Männerkörper, den ich richtig wahrnehme und man, Männerkörper sind wirklich wunderschön. Aber ist ihm eigentlich auch bewusst, wie schön sein Körper ist? Denn Aiden ist ein wirklich unglaublicher und wunderschöner junger Mann. Ich habe es wahrscheinlich schon oft genug gesagt, aber all das verwirrt mich immer noch. Ich weiß teils gar nicht, was ich als Nächstes tun soll. Genauso verwundert bin ich, dass ich Elisa so schnell loslassen konnte, denn ich glaube langsam unsere Beziehung war wirklich nur Freundschaft. Warscheinlich hatte der Vorfall im Restaurant der Beziehung den Rest gegeben. Okay, genug nachgedacht für heute, schließlich wartet Aiden auf mich.

,,Aiden, auch wenn ich eigentlich nie Interesse an Jungs hatte und mich das alles noch immer verwirrt, muss ich sagen, du bist einfach wunderschön."

Ich sehe wie er nach dieser Aussage, immer roter wird und sich nur noch über seinen Hals reibt. Vor Scham erfüllt schweigt er und legt sich schnell auf die Decke, die er bereits dort hingelegt hatte und zieht die zweite Decke über sich. Er sieht so süß aus, wie er da liegt. Na gut, jetzt bin ich wohl dran. Ich stehe nun auf und ziehe mich aus. Ich bemerke, wie er seinen Blick einfach nicht von mir abwenden kann. Er mustert mich immer wieder von oben nach unten ab, wie kann man nur so süß sein? Nachdem ich fertig bin, schaut Aiden errötet schnell zum Boden und weicht meinem Blick aus, er versucht wohl ganz unschuldig zu wirken, was er aber bei weitem nicht ist. Irgendwie ist das echt süß von ihm. Daraufhin atme ich noch einmal tief ein und aus. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich neben einem Jungen nachts schlafe, wodurch die Aufregung kaum auszuhalten ist. Je näher ich jedoch Aiden komme, desto mehr kann ich spüren, wie immer schneller unsere Herzen schlagen. Es ist fast so, als würden sie aus unserer Brust springen. Ich bin nur froh, dass er auch so aufgeregt ist wie ich. Ich kann seine Aufregung förmlich spüren, und das trotz seines wunderschönen Lächelns. Aber eine Sache verwirrt mich bei alldem immer noch. Vermisst er gar nicht seinen Freund, es ist, als hätte er ihn bereits vergessen?

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