Schwarze Mauern
Hasserfüllt stand die Prinzessin am Fenster, wie sooft in den letzten Tagen, und sah in den Hof der Feste hinunter. Da stand er wieder. Der schwarze Ritter. Groß und gleißend im Sonnenlicht, seine pechschwarze Rüstung funkelte wie frisch poliert. Ruhig stand er da, wärend die Prinzessin vergeblich versuchte ihren feurigen Hass zu zügeln und die Krähen oben am Himmel wütend krächzten.
Ja, die Prinzessin spürte ihre Wut. Die Wut darüber, dass er einen der Ihren getötet hatte. Sie sah, wie die Krähen mit funkelnden Augen über dem Ritter kreisten, immer darauf bedacht, in ausreichender Höhe zu bleiben, um den todbringenden Bolzen zu entgehen.
Doch den Ritter kümmerten die kreischenden Krähen nicht, unnahbar stand er dort und genoss das aufgeregte Treiben am Himmel und den wutfunkelnden Blick der Krähenprinzessin. Seine riesigen schwarzen Hunde saßen neben ihm und folgten mit ihren rot glühenden Augen den kreisenden Krähen. Klebrige Speichelfäden troffen ihnen aus den mit scharfen Reißzähnen bewehrten Mäulern.
Das Treiben am Himmel wurde immer wilder. Schneller und schneller begannen die Krähen zu kreisen. Ein schwarzer Strudel aus glänzenden Federleibern, der sich immer enger über dem Ritter zog. Dann stießen sie hinunter. Eine schwarze Woge, die unaufhaltsam auf den schwarzen Ritter zustürzte. Mir Entsetzten beobachtete die Prinzessin, wie die Krähen sich auf den Ritter stürzten. Sie wusste, dass ihre Krallen nichts gegen die Rüstung des Ritters auszurichten vermochten, doch sie konnte sich nicht regen. Sie konnte einzig und allein dem grausigen Schauspiel folgen, das sich tief unten im Hof zutrug.
Federn wirbelten, hüllten alles in eine schwarze Wolke, und das Kreischen der Krähen vermischte sich mit dem schmererfüllten Jaulen der Höllenhunde. Der Ritter, den man in dem Durcheinander aus wirbelnden Krallen, schnappenden Schnäbeln und wild schlagenden Flügen nur erahnen konnte, bewegte sich nicht. Er wankte nicht, sondern blieb fest wie ein Fels stehen. Nach einer scheinbar endlosen Zeit ließen die Krähen von ihm ab und schwangen sich erschöpft, mit langsamen Flügelschlägen in die Höhe. Die Hunde des Ritters lagen tot zu seinen Füßen, tiefe Wunden im nunmehr blutverschmierten Fell. Der Ritter aber stand immer noch. Nur die tiefen Rillen, die die Krähen mit ihren Krallen auf seiner Rüstung hinterlassen hatten, zeugten von ihrer Wut.
Der Ritter hob den Kopf und sah die Prinzessin direkt an. Sie konnte spüren, wie sich sein finsterer Blick in ihre Seele zu bohren schien. Ihr schauderte. "Meine Geduld ist am Ende, Prinzessin.", drang die Stimme des Ritters zu ihr hinauf,"Eure gefiederten Freunde können euch nicht helfen und ihr selbst werdet nicht mehr lange in diesem Turm bleiben. Nein, die Zeit des Versreckens ist vorbei.". Kalt, so kalt klang die Stimme des Ritters. Der Prinzessin gefror bei ihrem Klang das Herz in der Brust. "Nun, mein Ritter, denkt ihr wirklich ich würde aufgeben? Ihr irrt. Es ist noch lange nicht vorbei!", erwiderte die Prinzessin mit ebensolcher Kälte. Der Ritter lachte schallend. "Mir stehen noch andere Wege offen, glaubt mir Prinzessin.", erwiderte er lachend,"Und diesen einen Trupf werde ich noch ausspielen.". Mit diesen Worten erhob der Ritter die Stimme und begann zu sprechen. Doch die Worte die aus seinem Mund kamen waren der Prinzessin unbekannt. Zischend klangen sie, dunkel und schwer. Worte voller Finsternis, die langsam ihre Kraft entfalteten und in den Boden zu sickern schienen. Und dann, verfärbten sich die ersten Steine des Turmes. Sie wurden dunkler und dunkler, bis sie sich schließlich schwarz färbten. Langsam kroch die Schwärze nach oben. Stein um Stein umschloss sie, eroberte Stück für Stück den Turm, und die Prinzessin wusste, dass wenn der ganze Turm von der Finsternis umschlungen wäre, es kein Entrinnen mehr gäben. Hastig stürzte sie zur Tür um sie zu öffnen.
Und mit diesem fiesen Kliffhänger endet das Kapitel. Ja ich bin fies. Aber es kommt langsam zum Showdown, da muss es ja ein bisschen Spannung geben. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch trotzdem.
Erdsee
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