Feuer und Schwert

Hastig stieß die Prinzessin die Tür auf und trat hinaus. Vor ihr lagen die ersten Treppenstufen, die schon bald im Schatten verschwanden. Die Prinzessin sprang die steinernen Stufen hinab. Die Wände färbten sich auch hier schwarz. Die Dunkelheit schien zu flüstern,  unverständliche Worte, leise in der Finsternis gewispert. Keine Fackeln brannten, die allumfassende Schwärze hatte sie gelöscht, zischend verglühen lassen. Die Wände rückten näher an die Prinzessin heran, griffen mit schwarzen Händen nach ihr, rissen an ihren Haaren und hauchten ihr dunklen Ruß ins Gesicht. Hustend erreichte die Prinzessin die letzte Stufe und hetzte hinaus in den Gang, der an den Turm anschloss. Die Dunkelheit folgte ihr. Langsam kroch sie hinter der Prinzessin her und hüllte alles was sie verschlang in tiefe Schwärze. Wispernde Schatten an den Wänden, die ihr kichernd folgten. Die Prinzessin beschleunigte ihren Lauf. Sie huschte um eine Ecke und hielt zielstrebig auf eine Rüstung zu, die am Ende des Ganges auf einem Sockel trohnte, ein blitzendes Schwert in den Händen. Mühsam entwand die Prinzessin das Schwert der eisernen Rüstung. Das kalte Eisen wog schwer in ihrer Hand, entschlossen fasste sie es fester und lief weiter, immer dem Sonnenlicht nach. Sie trat durch die Pforte. Das Sonnenlicht hüllte sie in wohlige Wärme, vor ihr auf dem Hof der Ritter.

Das Schwert in den Händen trat sie näher an ihn heran. "Ritter!", hallte ihre Stimme über den leeren Platz, "Ich fordere Euch zum Kampf!". Mit diesen Worten richtete sie das blitzende Schwert auf des Ritters Brust.
"Versucht es nur, versucht mich zu töten! Eure Mühen werden vergebens sein.", amüsiert neigte der Ritter leicht den Kopf. Entschlossen trat die Prinzessin einen Schritt vor. Kalt blitzte das Schwert auf, als es auf die Brust des Ritters zufuhr. Die Klinge zersprang. Funkelnde Splitter fielen zu Boden, stahlend wie Sternenstaub. Entsetzt wich die Prinzessin zurück.

Lautlos kam der Ritter auf sie zu, streckte langsam die Hand nach ihr aus. Doch bevor seine Finger sie fassen konnten, erstrahlte der Himmel in rotem Licht. Flammen wanden sich durch Wolken aus Rauch, Funken sprühten, und aus dem Rauch schälte sich ein Schatten. Weiße Schuppen blitzten auf. Lächelnd und mit ausgebreiteten Armen sah die Prinzessin in den Himmel hinauf und ließ die Funken auf sich herabregnen. Der Drachenkönig ließ den Himmel für sie brennen. Wie ein Falke stieß er herab und wand seinen schlanken Leib um den nunmehr schwarzen Turm. Sein Blick war auf den Ritter gerichtet.
"Mein König.", sagte der Ritter und verbeugte sich spöttisch, "Was hat Euch hierher verschlagen. Wurde Euch der Norden zu kalt?". Hasserfüllt sah der Drachenkönig auf den Ritter hinab. "Mir wurde eine Nachricht gesandt", antwortete er, "ich nehme an sie kam von Euch.". Er sah die Prinzessin an.
Der Prinzessin hüpfte das Herz bei diesem Blick, es schien ihr als würde ihr Herz ihn schon immer kennen. Ihre Seele jubilierte, und die sanfte Melodie ließ ihr Inneres erschauern. Leise gesellte sich eine zweite zu der ihren. Eine tiefere Melodie voller Sehnsucht und...Liebe? 

"Wenn Ihr sie mir nehmen wollt, müsst Ihr mir erst ein Duell gewähren.", gurrte der Ritter mit seidenweicher Stimme. Der Drachenkönig schenkte der Prinzessin einen langen Blick, bevor er knurrend erwiderte,"Es sei".

Der Ritter zog sein flammendes Schwert, als der Drachenkönig elegant im Hof landete. Langsam umkreisten sie sich. Ritter und Drache. Schwarz und Weiß. Schatten und Licht. Fauchend durchnitt das Flammenschwert die Luft. Funken sprühten und der Drache erwiderte mit einem gleißend hellen Flammenstoß der den Ritter in glühendes Licht hüllte.
Es begann ein Tanz, ein Tanz auf Leben und Tod. Schön und schrecklich zugleich. Funken wirbelten, Rauch hüllte alles in dunstige Schatten. Man hörte das Fauchen des Schwertes und das Zischen des Drachen. Weiße Schuppen, schwarze Rüstung. 

Dann kehrte Stille ein. Alles verstummte, langsam lichtete sich der Rauch und die Prinzessin sah den Ritter. Er lag im Staub. Rubinrotes Blut schimmerte auf seiner Rüstung und gab ihr einen feuchten Glanz. Tiefe Krallenspuren zogen sich über seine Brust, sein Schwert lag neben ihm. Es würde nie mehr in lodernden Flammen erstrahlen. Die Prinzessin ließ ihren Blick weiter wandern. Hinter dem Ritter lag der Drachenkönig, die weißen Schuppen rot vor Blut. Sie stürzte zu ihm und ließ sich neben ihm in den Staub sinken. Vorsichtig bettete sie seinen gehörnten Kopf in ihren Schoß und strich ihm über die schneeweißen Schuppen. Der Drachenkönig schlug die Augen auf, sah sie an mit diesem warmen Blick, der sich der Prinzessin tief ins Herz bohrte. "Warum habt Ihr das getan?", flüsterte sie. Tränen stömten ihr über die Wangen.
"Weil Ihr mein Herz berührt habt.", antwortete er und sah ihr tief in die Augen.

In ihren Tiefen fand die Prinzessin alles was sie selbst fühlte. Erstaunen, Glück, Trauer und Liebe. Verzweifelt sah sie ihn an,"Aber Ihr könnt mich nicht verlassen. Nicht jetzt, nicht jetzt". Die letzten Worte waren nur ein Hauch. "Ich werde Euch nicht verlassen. Unsere Seelen sind eins.", flüsterte er. Seufzend schloss er die Augen. Sein Herz verstummte. Der Drachenkönig war fort. Schluchzend schmiegte die Prinzessin sich an seine warmen Schuppen.

Leise flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr,"Ich werde immer bei dir sein. Ich bin ein Teil von dir.". Ein leichter Hauch nur, der sie streifte. Doch in ihrem Herzen wurde es warm, wie ein Funke der sich entzündet und wohlige
Wärme verbreitete. Stumm lauschte die Prinzessin der leisen Melodie in ihrem Herzen, dass nicht mehr alleine sang. Sie lauschte noch lange. Und aus dem Funke wurde eine Flamme, hell lodernd, die niemals verlöschen würde.


Ihr hasst mich jetzt oder?
Ich hoffe der letzte Teil war nicht zu schnulzig, ich sollte während dem Schreiben keine Lieder aus König der Löwen hören.
Erdsee

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top