Prolog - Wie der Berg Sofia auf ewig verschwand (694)
Manch einer erinnert sich vielleicht noch daran. Wie vor längst vergangener Zeit die stolzesten Wesen des Landes verschwanden.
Einst erstreckte sich ihre Macht über die ganze uns bekannte Welt. In jedem Land kannte man die Geschichten von den urmächtigen Wesen, die selbst wie Götter auf Erden gewesen. Und sie lebten in ewiger Einheit, die Flügelhörner und die Drachen. Geschaffen aus der zweischneidigen Klinge eines einzigen Schwertes.
Und zu ihren Füßen die Menschen und sterblichen Seelen. Es war eine heile Welt, voller Reinheit und Vertrauen.
In längst vergangener Zeit lebten sie alle auf dem Berg Sofia, die heiligen Flügelhörner und die mächtigen Drachen. Am Fuß des Berges erstreckten sich gewaltige Städte und der Wohlstand der Bewohner wuchs und gedieh durch die Zuwendung ihrer, als Götter verehrten, mächtigen Geschöpfe.
Die Flügelhörner, schneeweiße große Pferde mit gewaltigen Federschwingen an den Flanken und einem gewundenen Horn auf ihrer Stirn, galten als reine Wesen des Wissens, des wundersamen Heilens und des Glaubens an fantastische Dinge. Sie waren vollkommen und schön. Voller Mysterien und Anmut und der personifizierten Perfektion.
Die Drachen waren die Hüter uralter Magie und Weisheit und beschützten den Berg und all seine Städte vor fremden Ländern und Eroberern. Allein ihr Anblick schürte Ehrfurcht und größten Respekt in ihre Macht und Kampfkraft. Niemand wagte sich ihnen entgegen zu stellen. Gefürchtet und gleichsam geliebt.
So fühlten sich die Menschen und Sterblichen am Berg Sofia sicher im Schutz ihrer heiligen Geschöpfe und geborgen durch die Macht und das Wissen entwickelte sich das Leben in dieser heilen Welt.
Doch nichts wärt ewig.
Der leuchtende Glanz schürte Eifersucht und Hass anderer Länder auf die Heiligen Städte von Sofia. Ein fremdes Volk aus den Meeren dürstete nach der Macht und dem Reichtum der Drachen und Flügelhörner. Ein unendlicher Krieg forderte zahlreiche Opfer auf Seiten der Sterblichen und sogar bei den unantastbaren mächtigen Wesen erlitten viele den Tod. Lange Zeit tobte dieser Krieg, wurde immer wieder neu entfacht und schien nicht enden zu wollen. Er kostete schließlich sogar den heiligen Frieden zwischen Flügelhörnern und Drachen.
Nie hatten die Menschen den Berg Sofia jemals zuvor von Blut rot getränkt gesehen. Niemals hatte der Himmel vor Schmerz und Wehleid so laut geschrienen und gebrannt vor Zorn und Raserei. Ihr Krieg erschütterte den Berg und ließ die Städte beben.
Und bald schon war es eine grausame Welt.
Eine voller Mythen und Monster, voller Misstrauen und Habgier. Der Glanz der stolzesten Wesen war durch die vielen Tode beschmutzt und verhöhnt. Ihr Wissen und die uralte Magie hatte zu viele Opfer gefordert. Sie standen nun mehr für den Grund allen Übels. Es begann eine düstere Zeit der Jagd auf alle Magie der Welt. Drachenhaut und Flügelhorn-Felle wurde höher entlohnt, als man in einem Leben jemals brauchen würde.
Und man jagte sie alle. Die Feen und Trolle in den Wäldern, die Nymphen und Gorgonen und die Edlen Greifen in den Bergen und sogar das mächtige Volk in den Meeren sah sich gezwungen, in die dunkelsten Tiefen zu fliehen, jenem Ort von dem sie einst kamen. Man fand schnell die Unverwundbarkeit von Drachenschuppen heraus und die Federn der Flügelhörner wurden zermahlen und für die Heilung von Gebrechen und Leiden der Reichen eingesetzt.
Aber es war eine rare Ware. Viele Menschen versuchten ihr Glück an der Jagd. Viele gingen zugrunde an dieser ewigen Suche nach Geld und Profit. Die Jagd vernichtete eine große Anzahl aller magischen Geschöpfe. Bis kaum noch welche übrig waren. Und die Flügelhörner und Drachen entzweiten sich auf ewig.
Die Drachen verschwanden für immer in die Finsteren Gebirge von Sentima und hausten fortan in Höhlen. Bewahrten ihre Macht und ihre Schätze in der Dunkelheit ihres Gottes.
Die Flügelhörner stahlen den Berg Sofia. Sie lösten ihn aus dem Zentrum seiner Städte und hoben ihn hoch hinauf ins Reich geflutet von Licht und Reinheit. Ins goldene Licht einer Gottheit, verborgen vor aller Welt Augen in Wolken. Und sie wurden nie wieder gesehen. Sie alle entschwanden auf ewig, flohen ins Reich der Mythen und Legenden und wurden zu den düsteren Sagengestalten aus Märchen und uralten Schauergeschichten. Und bis heute weiß niemand, ob es wirklich die letzten ihrer Art gewesen waren.
Doch seid gewiss, denn so ist es geschehen, seit jeher wurde nie mehr ein Geschöpf wie sie gesehen ...
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