Kapitel 5
Anica war nicht allein.
Neben ihr stand ein Mädchen.
Ihre Haare hatten irgendeinen von diesen nicht genauer definierbaren Farbtönen, irgendwas zwischen braun und blond.
Sie hatte graugrüne Augen und perfekt geschwungene Augenbrauen.
Ihre zart rosafarbenen Lippen sahen verboten gu-...lass das, Nelly. Gedanken, das war die falsche Richtung! Weg da, Rückwärtsgang!
Sie trug eine weiße Bluse und halblange Jeans die ihre Figur gut betonte.
Dazu trug sie eine Kette, der Anhänger verschwand jedoch im Ausschnitt der Bluse, in die ich ja leider nicht hineingucken konnte.
Anica tippte sich zum Gruß mit einem Finger an die Schläfe und nickte.
Das Model-... Mädchen, meine ich, stand hinter ihr und musterte mich kritisch.
Mein Blick wanderte zurück zu ihrem Mund.
Der Kaugummi darin lebte echt gefährlich, immer fast am herausfallen. Jedoch wurde er von Zahnpasta-Werbungs-Weißen Zähnen daran gehindert, Klippenspringer zu spielen.
Den Anblick hatte sie mir ja wirklich gern ersparen können.
Mit einem Blick, welcher ihrer unendlichen Genervtheit Ausdruck verlieh, sah sie mir direkt in die Augen.
"Und ich dachte schon, ich wäre irgendwie overdressed!", schnaubte sie abfällig.
Ihre Augen jedoch verrieten mir, das sie nur meine Reaktion testen wollte.
Ich lächelte und richtete den Blick auf den Boden.
Leg dich nicht mit mir an, meine Liebe. Nicht vor meinem Haus.
Ich hob meinen Blick wieder und zwinkerte ihr gespielt anzüglich zu.
"Baby, für meinen Geschmack bist nur noch ein wenig zu sehr "dressed". Aber das ist ja nichts, was man nicht noch ändern könnte", gab ich zurück, wackelte spielerisch mit einer Augenbraue und strich mir mit einer gekonnten Bewegung die Haare zurück hinters Ohr.
Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte sie überrascht, dann aber lachte sie schallend.
"I need a Dollar, a Dollar is what I need", gab sie mit einem Augenzwinkern zurück und wackelte schwungvoll mit den Hüften.
Ich kicherte.
Anica gab sich alle Mühe und verkniff sich ein Lachen, ehe sie sich seufzend an mir vorbei ins Innere des Hauses schob.
Das Mädchen mit dem lockeren Hüftschwung kam nun auch zu mir.
"Dich mag ich", stellte sie erfreut fest und hielt mir ihre Hand hin.
"Cassy".
"Nelly".
Ich ergriff ihre Hand und schüttelte sie.
"Du bist mal nicht so verklemmt. Und ich muss schon sagen, der war nicht schlecht. Damit hab ich nicht gerechnet Süße", plapperte sie nur so drauf los während ich einen Schritt zurücktrat und sie ins Haus ließ.
Anica hatte das Wohnzimmer offensichtlich schon selbst gefunden, denn sie saß mit überschlagenen Beinen in einem der Sessel.
"Na also. Ich dachte schon ihr habt vor draußen Wurzeln zu schlagen. Flirten könnt ihr zwei später immernoch. Jetzt gehts um das Wichtige", meinte Anica.
Cassy ließ sich auf das Sofa plumpsen, also nahm ich im zweiten Sessel Platz.
Cassy schnaubte.
"Partnerschaften sind aber wichtig. Ohne sie wären wir aufheschmissen", gab sie an Anica weiter.
Diese sah aus als frage sie sich gerade ernsthaft, warum sie dieses Weibchen mitgenommen hatte.
Cassy war mir zwar symphatisch, aber genau diese Frage stellte ich mir auch.
Anica räusperte sich.
"Nelly, magst du Gästen nicht etwas zu trinken anbieten? Nur so... als Tipp für die Gastfreundschaft?", versuchte sie mich höflich in die richtige Richtung zu schmeißen.
Ich lächelte zuckersüß.
"Naja... nachdem ich eine gute Dreiviertelstunde gewartet habe, dachte ich mein Besuch bleibt aus und habe aufgeräumt. Also bitte
.. lass die Klauen von Themen die in Verbindung mit Höflichkeit stehen. Was zu trinken bekommst du natürlich trotzdem", antwortete ich nur mit vorwurfsvollem Unterton, stand auf und ging in die Küche.
Dort holte ich drei Gläser, füllte eine Glasflasche mit Wasser und stellte alles zusammen mit ein bisschen Knabberzeug auf ein Tablet.
Dieses balancierte ich vorsichtig zurück.
Anica lächelte bemüht entschuldigend.
"Ich weiß ich hatte gesagt, das ich um 10 hier bin. Aber ich bin nicht allein hergekommen, wie ursprünglich geplant. Aber gut, dazu mehr", rechtfertigte sich nun Anica und füllte sich ein Glas mit Wasser.
Cassy und mir goss sie auch welches ein.
Cassy schnappte sich nur eine Hand voll Salzbretzeln ehe sie sich wieder im Sessel zurücklehnte.
Ich bewunderte die Tatsache, das sie so sicher und ruhig wirkte. Ich hätte schon längst 4 Tshirts durch, einfach weil ich komplett überfordert gewesen wäre wenn ich bei jemand anderem zuhause gewesen wäre und mir etwas zu essen angeboten worden wäre.
"Cassandra hier hat mich ein wenig aufgehalten.
Aber gut, das ist vergessen", fügte sie hinzu nachdem sie ein paar große Schlucke Wasser genommen hatte.
Danach klang ihre Stimme ein wenig weicher, obwohl mir auch davor garnicht aufgefallen war das sie weniger melodisch klang. Wahrscheinlich weil ich sie noch nicht allzu lang kannte.
Cassy schnaubte.
"Cassy. Einfach Cassy. Was ist daran zu schwer für sie!?", brubbelte sie vor sich hin.
Ich grinste innerlich.
Was war ich froh keinen langen Namen zu haben von dem ich gerademal die Kurzform mochte...
"Nelly, Cassy", sie betonte die Kurzform übertrieben, "ihr seid Träumer. Cassy, sag kurz was zu deiner Art und was du bereits weißt. Nelly, du auch. Nur damit ich einen groben Überblick habe und weiß, wlmit wir am besten anfangen sollten", forderte sie uns auf und ließ ihren erwartungsvollen Blick auf mir ruhen.
Cassy nickte mir zu und bedeutete mir, anzufangen.
"Naja... ich bin Nelly. Ich gehöre bedauerlicher Weise keinem Element an, ich bin ein Verstärker", stellte ich mich vor und spürte, wie meine Wangen einen Hauch wärmer wurden.
Bitte, bitte lass mich nicht rot anlaufen.
Das würde es ja noch peinlicher machen als es eh schon ist.
"Yo. Ich bin Cassy und bin ein Erddrache. Ich kann, wie viele Erddrachen, sogenannte Krieger formen. Außerdem kann ich das Wachstum von Pflanzen beschleunigen. Also, jetzt nicht so krass stark wie in manchen Filmen, aber schon so n bisschen", stellte sich Cassy vor und lächelte mir mit erhobenen Augenbrauen zu.
"Verstärker ist doch bestimmt voll cool. Es gibt nur 'n paar davon, du verleihst Kräfte und wenn du lang genug überlebst wirst du bestimmt eine voll krasse Kämpferin", meinte sie mit ein wenig unterschwelliger Begeisterung.
Ich richtete den Blick auf einen Punkt seitlich der zwei.
Kämpferin.
"Ja... Kämpferin...", ich schnaubte.
"Ich bin... winzig und habe Katzenpfoten..", nuschelte ich peinlich berührt.
"Oh. Naja... trotzdem.. kannst du aus der Ferne verstärken?",versuchte Cassy die Situation ein wenig zu retten.
Ich nickte nur und sah Richtung Decke.
Eine unamgenehme Stille legte sich über uns.
Weder ich noch sie wussten etwas zu sagen.
"Ich bin Anica. Ich bin ein Feuerdrache und eine Träumerin. Meine Ausbildung ist abgeschlossen. Meine Träumerkräfte sind nicht sonderlich stark, aber ich kann und darf trotzdem unterrichten", grätschte Anica in diesem Moment rein und vertrieb die Stille, wofür ich ihr echt dankbar war.
"Was wisst ihr über Träumer?", hakte sie nach und setzte sich etwas bequemer hin.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Sie können in jeder Spezies auftreten, sind damit praktisch so eine Art seltene Zusatzfähigkeit.
Man kann damit Einblicke in die Zukunft erhalten oder die Vergangenheit sehen. Es sind keine normalen Träume sondern so gesehen eher eine Art Visionen. Außerdem hängt die Zeitspanne des Träumens und die Kontrolle darüber von der Ausprägung der Fähigkeit ab. Nur zwei Drachen können diese Fähigkeit tatsächlich so halbwegs kontrollieren", ratterte ich herunter und hielt dann kurz inne um zu überlegen ob ich etwas vergessen hatte.
Mein Blick wanderte zu Cassy.
"Ohoh, Streberle in Action", zwinkerte sie und zerbiss geräuschvoll eine Salzbretzel.
Anica rollte mit den Augen und wandte sich an Cassy.
"Und was weißt du dazu?", hakte sie nach.
Cassy zuckte mit den Schultern und warf mir einen Blick zu.
"Im Grunde genommen das selbe wie sie", gab sie zurück.
Anica nickte.
Dann wandte sie sich wieder an mich.
"Und.. dein Begleiter hat dir nichts über Träumer oder deren Fähigkeiten erzählt?"
Ich gab eine seltsame Mischung aus Schnauben und Lachen von mir.
Cassy sah mich überrascht an und hielt mit dem Wasserglas in der Hand auf dem Weg vom Tisch zu ihrem Mund inne.
"Mister Mysterium hat nichts dazu gesagt. Aber gut, es wäre leichter Antworten von meinem Hausdach zu erhalten als von diesem I-...Typen".
Während ich sprach deutete ich mit einer lockeren Bewegung vage Richtung Decke und rollte mit den Augen.
Cassy lachte.
Anica wirkte nachdenklich.
"Aber dein Begleiter hätte dich aufklären müssen, weil bei jedem Frischverwandelten die Chance besteht, das es ein mächtiger Träumer im Wachzustand ist!?", erläuterte sie.
Jetzt lachte ich schnaubend.
Zum Glück hatte ich in meinen Büchern hier gelesen.
Träumer im Wachzustand bedeutete so viel wie das tder Träumer noch nichts von seinen Fähigkeiten wusste.
Unterbewusst waren sie da, aber sie waren halt noch auf stumm geschalten. Manchmal sollten wohl auch wache Träumer Visionen bekommen, aber sie erkannten sie nicht als diese an.
Je mehr sie erfahren würden, desto schneller würden sie träumen und alte Visionen als diese anerkennen können.
Ich wollte zur Erklärung ansetzen, Anica wollte allem Anschein nach auch noch etwas loswerden -da sie den Mund geöffnet hatte- , aber Cassy schaltete sich just in diesem Moment ein.
"Ey Hitzkopf, Nellys Begleiter scheint nich so gut gewesen zu sein, ok. Aber es juckt nunmal nicht jeden was der tut oder lässt. Also lass das doch einfach auf sich beruhen und hols nach", forderte sie Anica auf.
Interessante Wahl für einen Spitznamen.
Anica verzog mürrisch das Gesicht.
"Cassandra, Ausdruck beachten. Und gut, dann holen wir es halt nach wenn nötig. Scheint aber eher nicht so. Nur noch eine Frage, Nelly. Woher weißt du dann trotzdem so viel über Träumer? Du hast praktisch das Basiswissen über sie Art. Auch wenn du noch lernen musst, die Fähigkeit zu nutzen", lauteten ihre Fragen.
Ich zog nur eine Augenbraue hoch und deutete hinter sie.
Die beiden drehten sich um.
Anicas rote Haare wogten bei dieser Bewegung um ihren Kopf wie ein Flammenmeer.
Da wurde man ja schon ein kleines bisschen neidisch.
Langsam kam ich mir zwischen den beiden nämlich vor wie das hässliche Entlein.
"Oh. Ok, das erklärt so einiges".
Jetzt fiel ihr Blick auch auf das Buch auf dem Tisch ubd Anica griff danach.
"Mh, Engel. Du liest wohl ziemlich gern?".
Ich nickte nur.
"Dafür hastes aber nich so mit andren Drachen, oder? Ich mein... du bist eher Einsiedler hier oben. Also, is nich böse gemeint, is hübsch hier. Aber du bist vielleicht grad mal so alt wie ich, oder jünger", hakte Cassy sich wieder in die Conversation ein.
Ich lachte und nickte.
"Kann man wohl so sagen. Aber ganz allein bin ich hier nicht, Minou ist auch noch hier", antwortete ich und sah mich suchend um.
Leise rief ich nochmal nach ihr und siehe da; das leise Klacken von Minous Krallen auf dem Boden näherte sich.
Cassy gab einen entzückten Laut von sich.
"Wie knuffig! Ein Kätzchen!"
Anica zog eine Augenbraue nach oben.
"Die ist nicht von hier. Die ist weder tödlich noch magisch, oder? Also ist sie definitiv nicht von hier", überlegte sie laut.
Ich nickte zustimmend und hob Minou hoch da sie um meine Beine strich und schnurrte.
"Stimmt. Sie ist mit mir aus der Menschenwelt hierher gekommen", erklärte ich das Ganze ein wenig genauer - nur ohne die überflüssigen Details - und kraulte sie hinter den Ohren.
Min streckte sich auf meinem Schoß aus und schloss die Augen halb.
Anica nickte nur während Cassy aufstand und zu mir kam.
Sie sah mir fragend in die Augen und ich deutete ein knappes Nicken an.
Sie hielt Minou ihre Hand hin, damit sie daran schnuppern konnte, aber Minou wollte lieber direkt gekrault werden.
Sie blinzelte Cassy zu und diese begann, Minou zu kraulen.
"Sie mag dich", schmunzelte ich und fasste damit das Offensichtliche mal wieder in Worte.
Anica leerte währenddessen ihr Glas und stand auf.
"Seit ihr bereit für die erste Übung?".
Cassy nickte, Minou hopste elegant von meinem Schoß und auch ich erhob mich.
"Nelly, gibt es hier in der Nähe irgendwo einen ruhigen, friedlichen Platz?", fragte Anica.
Ich nickte und ging vorran, die anderen beiden folgten mir.
Cassy lachte.
"Wir sind mitten in der Idylle gelandet und du fragst ob es hier einen friedlichen Platz gibt. Ich wette es geht schneller wenn du fragst wo hier oben Trubel herrscht".
Cassys Sarkasmus brachte mich zum Schmunzeln.
Und sie hatte sogar recht.
Hier oben gab es eigentlich keinen Platz, an dem so wirklich Trubel herrschte.
Draußen angekommen schloss Anica die Tür und folgte mir und Cassy dann in Richtung des Birkenwaldes.
Ich hatte einen ganz bestimmten Platz im Kopf.
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-2038 Wörter.
Krass, so ist es also zu einer ganz normalen Zeit zu updaten. O.o
Voll ungewohnt xD
-T. C:
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