"Zwei Optionen"

"Wer hat gesagt, dass sie es erfahren muss?" fragt er mich und hat dieses Grinsen im Gesicht, welchem ich ein einfach nicht widerstehen kann. Egal wie sehr ich es versuche.

"Luke!" sage ich lachend aber schaue ihn dennoch ernst an. So schwer es mir auch fällt. "Ja ist doch wahr, was geht es Emily an? Klar, sie ist deine beste Freundin und meine Schwester. Aber das gibt ihr noch lange kein Mitspracherecht" meint Luke. Wo er recht hat, hat er recht, aber trotzdem ist es nicht richtig.

"Aber Emily anzulügen und so zu tun, als wäre da nichts ist auch nicht gerade die beste Lösung" entgegne ich. Luke nickt verständlich."Dann machen wir es anders" sagt Luke. Ich schaue ihn neugierig an und höre gespannt zu. "Wir überstürzen nichts und lassen alles ganz langsam angehen" erklärt er. So komisch es auch klingt, finde ich finde ich die Idee sofort ansprechend.

Ich bin so unerfahren in all dem. Ich hatte noch nie einen Freund. Ich kenne das Gefühl nicht, jemanden an meiner Seite zu haben. Ich weiß nicht wie es ist intimer mit einem Jungen zu sein. Ich war noch nicht einmal auf einem wirklichen Date.

"Und wie stellst du dir das Ganze vor?" frage ich Luke und lächele ihn an. Ich finde die Idee zwar nicht schlecht, aber wer weiß, ob Luke darunter dieselbe Vorstellung hat wie ich. "Wir kennen uns erst seit vier Tagen. Ich würde sagen wir lernen uns besser kennen. Wir gehen auf Dates und machen Sachen, die man halt so macht" meint Luke und grinst mich an. "Will ich wissen, was Sachen, die man halt so macht, sind?" frage ich ihn und kann mir wegen dieser speziellen Formulierung ein Lachen nicht verkneifen. Luke stimmt in mein Lachen ein und schüttelt den Kopf.

"Du weißt ganz genau, was ich meine" entgegnet Luke. Ich schüttele grinsend den Kopf und strecke ihm die Zunge heraus. "Du weißt, was ich damit sicher NICHT meine" verbessert sich Luke und schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich kann nicht anders, als wieder zu lachen. Er ist echt süß, wenn er versucht sich aus etwas herauszureden. Ich setze mich anders hin und "lege" mich wieder in seine Arme.

"Ich finde die Idee gut" sage ich zu Luke und hebe meinen Kopf, sodass ich ihn ansehen kann. "Wirklich?" fragt er mich. Ich nicke zustimmend. "Ich hatte sowas noch nicht. Da wäre es schon toll, wenn ich alles mit dir erleben könnte. Ich meine richtig kennenlernen, verlieben - also noch mehr, als ich es sowieso schon bin -, auf Dates gehen, die Freunde kennenlernen und ein richtiges Paar werden" erkläre ich Luke. Er lächelt mich an und küsst mich auf meinen Kopf.

"Und wenn es an der Zeit ist, wird auch Emily es erfahren" sagt Luke nach einer Weile. Ich nicke. Irgendwie werden wir sie besänftigen können. Es muss einen Weg geben. Luke und ich werden diesen sicher beschreiten. Zusammen. "Und was ist mit deinen Fans?" frage ich ihn vorsichtig.

"Die sind nicht schlimmer als Emily, glaub mir" lacht Luke. Ich haue ihn leicht. "Aber das sind ein paar tausend Mädchen mehr als Emily. Also ist es schlimmer" sage ich. "Wir haben zwei Möglichkeiten" meint Luke. Ich schaue ihn neugierig an. "Erste Option: Wir sagen es Emily und verheimlichen es der Öffentlichkeit vorerst. Dann wäre zunächst nur Em das Problem. Wenn sich Emily damit abgefunden hat, wäre die Öffentlichkeit ist das neue Problem" beginnt Luke. So gut finde ich die Idee nicht gerade. "Und was ist die zweite Option?" frage ich ihn deswegen.

"Zweite Option: Wir machen es öffentlich, wenn es soweit ist. Dadurch bekommt auch Emily es mit. Dann haben wir beide Probleme auf einmal. Vielleicht im ersten Moment doppelt so schlimm, aber auch das wird sich früher oder später regeln" meint Luke und grinst mich an. "Klingt beides sehr toll" entgegne ich ironisch und spiele mit meinen Haaren. "Was ist die dritte Option ohne Probleme? Bei der keiner etwas dagegen hat?" will ich wissen. "Die steht leider nicht zur Verfügung" antwortet Luke. Super.

"Aber lass uns jetzt keine Gedanken daran verschwenden. Wir haben noch Zeit" meint Luke und nimmt meine Hand wieder und verschränkt seine Finger mit meinen. "Du hast Recht. Wir sollten das Beste aus dem machen, was wir jetzt haben. Und aus dem, was noch kommen wird" stimme ich ihm zu.

Mindestens fünf Minuten liege ich in Lukes Armen und keiner von uns sagt ein Wort. Gerade, als ich kurz davor bin wegzuknicken, kommt mir wieder etwas in den Sinn. "Warum warst du heute eigentlich in der Schule?" frage ich Luke. Dieser antwortet sofort. "Ich musste zum Rektor. Nächsten Monat ist doch der Herbstball an der Schule und der Rektor hat Em gebeten, dass ich mal zu ihm komme" erklärt Luke. "Wieso das?" hacke ich weiter nach. Und was für einen Herbstball? "Er will, dass wir an dem Herbstball spielen. Also als Band. Den Abend über für die Musik zuständig sein" antwortet Luke. "Ich habs bereits nach dem auf dem Herbstball spielen kapiert" sage ich lachend. Luke grinst einfach nur. "Und macht ihrs?" will ich wissen. "Ich muss noch mit den Jungs reden, aber ich glaube schon" entgegnet Luke. Ich freue mich jetzt schon darauf, ihn wieder live singen zu hören.

"Ist dieser Herbstball jedes Jahr?" will ich wissen, da ich bis gerade eben noch nie etwas davon gehört habe. "Nein, der ist dieses Jahr zum ersten Mal und es weiß auch noch nicht jeder. Der Rektor ist nur auf Em zugekommen, weil sie im Festausschuss ist und er weiß, dass ich in 5SOS bin, da ich deswegen auch die Schule verlassen habe" erzählt Luke. Ich nicke. "Und wann ist der genau?" frage ich Luke. "Am letzten Schultag vor den Herbstferien" antwortet Luke mir. "Cool" ist alles, was ich daraufhin sage. "Muss ich mal mit Emily darüber reden" meine ich und grinse. "War ja klar" entgegnet Luke und lacht leicht.

"Wollen wir dann eigentlich mal von hier weg? Wir sitzen im Auto auf einem Parkplatz auf dem Schulgelände" sagt Luke und erinnert mich an die Tatsache, dass ich eigentlich in der Schüle hätte sein sollen. "Ich sollte vielleicht mal wieder in die Schule gehen" entgegne ich obwohl ich keine Lust darauf habe. Ich kann meinen Eltern schlecht erzählen, dass ich jeden zweiten Tag nicht in die Schule gegangen bin, als sie nicht da waren. Luke grinst mich an und steht auf. "Du warst ja erst "krank", fast vergessen" sagt er lachend, während er aus dem Auto aussteigt.

"Allein deine Schuld" sage ich und steige ebenso aus. So sehr ich die Schule auch hasse, es ist einfach viel zu viel nachzuholen, wenn man einen Tag nicht da ist. Und zu viele Fehlstunden darf ich auch nicht haben. "Immer wieder gerne" meint Luke und legt seine Arme auf meine Schultern. "Du sieht wirklich wunderschön aus, egal was ist, aber ich glaube du willst so nicht in deine Klasse gehen" meint Luke. Ich schaue ihn verwirrt an, bevor ich einen kurzen Blick in den Außenspiegel seines Autos werfe.

"Oh mein Gott" ist alles, was ich sagen kann, als ich mein Spiegelbild sehe. Mein Gesicht ist ziemlich schwarz und meine Augen immer noch etwas gerötet vom vielen Weinen. Mascara und Kajal sind in meinem ganzen Gesicht verteilt und meine Haare durcheinander gewuschelt. Ich sehe einfach nur schrecklich aus. Schlimmer als schrecklich eigentlich.

"Ich sehe scheußlich aus!" sage ich laut. Luke lacht zuerst, doch entgegnet dann "Du siehst immer wunderschön aus". Natürlich, sonst noch was? Ich sehe aus wie ein Seeungeheuer, aber sonst ist alles gut. "Ich geh dann mal aufs Klo und bringe das wieder in Ordnung" sage ich zu Luke und lächle ihn an. Auf einmal klingelt die Pausenglocke. Geschockt schaue ich auf die Uhr. Es ist bereits 11:00 Uhr. Sprich zweite Pause. Ich bin seit 8:30 Uhr in der Schule und seitdem zweieinhalb Stunden mit Luke zusammen. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Und keiner hat etwas gemerkt.

"Geh, bevor dich noch zu viele sehen und du Panik bekommst" sagt Luke und grinst mich an. Er weiß nur zu gut, was in meinem Kopf vorgeht. Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn herzlich. Luke erwidert die Umarmung. Als wir uns wieder lösen, gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange und verschwinde mit einem Winken.

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