"Gerüchte"
"Erzähl es mir bitte" sage ich schließlich. Luke nickt und macht weiter.
"Wie gesagt hatte Mia bereits einen Plan, als wir zusammen in die Küche gingen und sie mit mir "reden" wollte" sagt Luke und setzt das Wort "reden" mit den Fingern in Anführungszeichen. "Und was wollte sie wirklich?" frage ich leise und schaue Luke an. "Mit mir rummachen?" entgegnet Luke. Anstatt es wie eine Aussage klingen zu lassen, klingt es wie eine Frage.
"Zuerst hat sie mir "zufällig" ihren Becher Bier übers T-Shirt geleert. Da das Shirt weiß war und es scheiße aussah, hab ich es ausgezogen. Ich hab mir nicht wirklich etwas dabei gedacht. Ich wusste ja, dass sie mit James zusammen war und ich habe auch gedacht, dass sie ihn liebt" erzählt Luke weiter. Ich kann mir vorstellen, was danach passiert ist, aber ich schaffe es überraschenderweise zu schweigen und auf Lukes nächste Worte zu warten.
"Plötzlich stand sie ganz nah vor mir und in dem Moment die Küchentüre aufging und ein lachender James hereinkam, lagen ihre Lippen auf meinen" erzählt Luke weiter. Automatisch weiten sich meine Augen. "Als James plötzlich verstummte, löste sich Mia von mir und klatschte mir eine. Daraufhin lief sie weinend zu James und schrie mich an, dass sie das alles nicht wollte, dass ich sie zu etwas gedrängt hätte, dass sie nicht wollte und so weiter. Sie ließ mich einfach als Arsch dastehen" fügt er hinzu. "Oh mein Gott" ist alles, was mir dazu einfällt. Was für eine Bitch?
"Lass mich raten, James hat ihr geglaubt und nicht dir?" will ich von Luke wissen. Dieser nickt zustimmend. "Scheiße". "Kannst du laut sagen" meint Luke und versucht mir ein kleines Grinsen zu schenken. "Hast du versucht mit James zu reden?" frage ich Luke. "Mehr als einmal" antwortet er.
"Als James endlich die Wahrheit erfahren hat, war alles zu spät" spricht Luke weiter. Die Geschichte ist also mich nicht zu Ende. "Was meinst du damit?" frage ich ihn. "James hat gemeint, mir dafür, dass ich mich an seine Freundin rangemacht habe, nicht nur die Freundschaft zu kündigen, sondern auch mein Leben zur Hölle machen zu müssen" ist Lukes Antwort. Wieder weiten sich meine Augen vor Schock. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass James so gemein war. "Was hat er gemacht?" will ich wissen. Wenn ich schon etwas erfahre, dann soll es nicht nur die halbe Wahrheit sein.
"Er hat verschiedene Gerüchte über mich verbreitet" sagt Luke schulterzuckend. Im Nachhinein scheint es ihm nicht mehr viel auszumachen, doch ich wette damals sah es anders aus. "Was für Gerüchte?" hacke ich vorsichtig nach. "Zuerst ging herum, dass ich mich an Mia herangemacht hätte, obwohl sie mit James zusammen war. Später hieß es irgendwann ich wäre schwul... So ein Mist eben" erzählt Luke. Wie konnte James nur so etwas tun? Wie konnte er so ein riesen Arsch sein?
"Und was hast du gemacht?" will ich von Luke wissen. Ich wüsste nicht wie ich mit so einer Situation umgehen würde. "Ich hatte ja noch die Jungs und meine Schwester" meint Luke. "Also kennt Emily James?" frage ich geschockt. "Nicht wirklich. Sie weiß zwar, dass ich mal mit ihm befreundet war, aber sie weiß glaub nicht wie er aussieht. Er war komischerweise nie bei uns" entgegnet Luke. Seine Aussage beruhigt mich augenblicklich. Ich dachte schon, dass etwas komplett schief gelaufen ist. Emily hat schließlich von James und mir geschwärmt und ihn genau wie der Rest als "Stufenhottie" bezeichnet. Eine Kleinigkeit, die Luke wirklich nicht wissen muss.
"Wie ist alles zu Ende gegangen?" hacke ich weiter nach und meine Neugier lässt wieder grüßen. "Irgendwann hat Mia James ihr wahres Gesicht gezeigt und ihm gestanden, wie alles wirklich abgelaufen ist. Mia wollte nie etwas von James. Sie wollte was von mir und hat gedacht, dass sie mich und James "auseinanderbringen" kann und dann eine Chance bei mir hätte. Dem war allerdings nicht so und am Ende stand sie alleine da. Genau wie James" erklärt mir Luke.
"Er hat versucht sich bei mir zu entschuldigen, aber so bescheuert war ich nicht. Es ist eindeutig zu viel passiert. Hass ist das Einzige, das uns jetzt noch miteinander verbindet" bringt Luke es auf den Punkt.
"Und du meinst die Geschichte wiederholt sich nun, weil wieder ein Mädchen zwischen euch steht?" spreche ich meine Gedanken laut aus. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich das gesagt habe. Das war ziemlich unüberlegt. Du stehst zwar zwischen uns, aber das ist nicht dasselbe" entgegnet Luke und lächelt mich an. "Ganz sicher nicht. Ich will auch nichts von James. Geschweige denn will ich jetzt überhaupt noch etwas mit ihm zutun haben" gestehe ich Luke.
"Aber wie kann es sein, dass James jetzt so nett ist und von allen gemocht wird?" frage ich Luke, da mir diese Frage einfach nicht aus dem Kopf geht. "Als Mia ihn abserviert hat, sind einige Gerüchte über sie herumgegangen. Jeder hat mitbekommen, dass sie nur mit James gespielt hat. Das Mia in schlechtes Licht gestellt und James wieder in Gutes. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass James aus seinen Fehlern gelernt hat" meint Luke und zuckt mit den Schultern.
"Und die Gerüchte über dich?" will ich weiter wissen. "Sind in Vergessenheit geraten, nachdem das Ganze ans Licht gekommen ist. Ziemlich jeder, der damals mit mir zutun hatte, hat sich bei mir entschuldigt. Aber mir ist es heute auch ziemlich egal, ich bin nicht mehr an der Schule und lebe mein Leben, wie es mir gefällt" sagt Luke und grinst mich an.
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Luke und ich waren noch eine Weile im Park und haben weitergeredet, bevor wir uns wieder auf den Nachhauseweg gemacht haben. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und es ist bereits wieder Abend. Als wir das Haus betreten, vibriert mein Handy. Ein Blick auf das Display verrät mir, dass Emily mich anruft. Dabei fällt mir auch wieder ein, dass sie bereits öfters versucht hat mich zu erreichen.
"Hi Emily" sage ich fröhlich. "Ich glaub es ja fast nicht, Miss Summer geht mal an ihr Telefon" jubelte sie regelrecht auf der anderen Seite der Leitung. "Was gibts denn so wichtiges?" frage ich sie und sehe zu Luke, der mir zeigt, dass er in die Küche geht. Hoffentlich zaubert er uns dort erneut etwas zu Essen. "Ich muss dir was erzählen" sagt Emily total ernst. So habe ich sie bisher noch nie sprechen gehört. Irgendwie macht mich diese Tatsache nervös.
"Du machst mir Angst, Em" sage ich ehrlich zu ihr. "Glaub mir, mir geht es im Moment nicht anders" entgegnet Emily am anderen Ende der Leitung.
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