"Es ist einfach unmöglich"

Als die Türe hinter Liz zugeht, weiß ich, dass es kein zurück mehr gibt. Ich muss zurück nach London gehen. In ein paar Stunden werde ich im Flieger sitzen und mein Leben in Sydney hinter mir lassen. Egal ob ich will oder nicht.

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"Melanie, wir fahren um 18:00 Uhr los, unser Flieger geht um 21:00 Uhr" sagt meine Mutter, als sie anders als Liz bei Luke, ohne vorher anzuklopfen, in mein Zimmer kommt. Meine Mutter und ihre Worte interessieren mich im Moment relativ wenig. Ich reagiere deshalb auch nicht auf ihre Worte und warte nur, dass sie wieder verschwindet. Anders kann ich es nach dieser Situation nicht ausdrücken.

Nachdem meine Mutter das Zimmer wieder verlassen hat, höre ich auf meine Sachen zusammenzusuchen und schaue vorsichtig auf meine Uhr. Sofort verschlimmert sich mein schlechtes Gefühl, weswegen ich erst gar nicht auf die Uhr sehen wollte.

"Drei Stunden" sage ich leise zu mir selbst. Als ob ich mir die Bestätigung geben müsste, dass die Zeit davonläuft. Es sind nur noch drei Stunden, bevor ich dieses Haus verlassen, mich von Luke verabschieden und mit meinen Eltern gemeinsam zum Flughafen fahren würde. In drei Stunden würde alles vorbei sein und ich müsste zurück in mein altes Leben gehen.

"Süße" sagt Luke liebevoll und schafft es damit, mich aus meinen Gedanken zu reißen. Ein Wort, das mich so glücklich machen kann, wenn es aus dem Mund des Jungens kommt, den ich über alles liebe. Ein Wort, das ich bald nicht mehr hören würde, zu mindest nicht in der Nähe von Luke.

"Hm?" ist alles, was ich als Reaktion von mir gebe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, mir fehlen im Moment einfach nur die Worte. Ich bin sprachlos, im negativen Sinne.

"Komm her" sagt Luke leise und zieht mich in seine Arme. Erst da merke ich, warum Luke plötzlich zu mir gekommen ist, obwohl er mir gerade noch geholfen hat meine Sachen einzupacken. Ich habe, wie schon so oft an diesem Tag, wieder angefangen zu weinen. Ununterbrochen kullern mir Tränen die Wange hinunter und nässen nun Lukes Shirt. Ich kann mich einfach nicht mehr zusammenreißen, es ist viel zu schwer.

Wie soll ich das überstehen? Ist eine Frage, die mir die ganze Zeit im Kopf herumspuckt. Wie sollen wir das überstehen? Wie schaffen Luke und ich es zusammen zubleiben obwohl uns Tausende von Kilometer trennen werden?

Ich kann mir keine Antwort auf die Fragen geben und ich weiß auch, dass Luke es nicht kann. So etwas kann niemand im voraus wissen. Es ist einfach unmöglich.

Wie soll eine Liebe so etwas aushalten, obwohl sie gerade erst begonnen hat? Wie soll eine junge Liebe eine solche Entfernung überstehen?

Natürlich sind Fernbeziehungen möglich, aber wie oft scheitern sie am Ende doch? Ich wünschte es wäre anders, aber ich kann einfach nicht daran glauben, dass es funktionieren wird. London und Sydney sind viel zu weit auseinander.

Ich bin mir nicht mal sicher, ob man dabei noch von einer Fernbeziehung sprechen kann. Es handelt sich hierbei nicht um zwei Städte, die ein paar Kilometer voneinander entfernt sind. Es handelt sich um zwei Kontinente. Andere Seiten der Erdkugel.

Als wüsste Luke genau, dass ich mir gerade den Kopf zerbreche, versucht er mich zu beruhigen und wenigstens etwas aufzumuntern. "Mel, hör bitte auf dir so viele Gedanken zu machen. Es wird alles gut werden und wir schaffen das. Und wenn wir die ersten wären, die es schaffen. Warum sollten wir etwas, was gerade erst begonnen hat, einfach wieder aufgeben? Dazu gibt es keinen einzigen Grund" versucht Luke mir klarzumachen.

Ich verstehe immer noch nicht, wie er so positiv sein kann, aber ich bin dankbar dafür, dass er es ist. Es gibt mir immerhin etwas Kraft und diese kann ich gerade nur zu gut gebrauchen.

"Ich habe einfach Angst davor dich zu verlieren" gestehe ich Luke und sehe ihn kurz an, bevor ich meinen Blick wieder von ihm abwende. "Süße, schau mich an" sagt Luke liebevoll, legt seine Finger unter mein Kinn und drückt mein Gesicht leicht nach oben, sodass ich ihm wieder in die Augen sehen muss. "Du wirst mich nicht verlieren! Du wirst mich niemals verlieren! Ich liebe dich und werde es auch immer tun! Ich werde dich niemals alleine lassen! Egal wo du bist!" sagt Luke voller Überzeugung und ohne zu zögern. Natürlich machen mich seine Worte unendlich glücklich, aber dennoch habe ich Zweifel.

"Luke. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr bald richtig berühmt seid. Ihr tourt schließlich mit One Direction um die Welt. Dort werden die reihenweise Mädchen zu Füßen liegen. Mädchen, die viel hübscher.." beginne ich meinem Freund meine Zweifel mitzuteilen, aber er unterbricht mich. "Hör doch bitte auf damit. Mach dich nicht noch fertiger, als du es ohnehin gerade bist" beginnt Luke und nimmt meine Hände in seine.

"Es ist mir sowas von egal, wie viele Mädchen mir zu Füßen liegen werden. Ich glaube sowieso nicht, dass wir so berühmt sein werden, aber das ist jetzt auch nicht das Thema. Es interessiert mich doch überhaupt nicht, was irgendwelche Mädchen von mir halten. Sie mögen mich alle nur wegen meiner Stimme und vielleicht meinem Aussehen. Sie kennen mich nicht so, wie du mich kennst und sie werden es auch niemals tun. Ich werde dich niemals verlassen, für Nichts und Niemanden" macht er weiter und sieht mir tief in die Augen.

"Du bist das Mädchen, das ich über alles liebe. Du bist das hübscheste, wundervollste, süßeste, liebevollste, lustigste, einfach das perfekteste Mädchen, das ich kenne. Das wird auch kein anderes Mädchen ändern können. Niemand wird jemals deinen Platz einnehmen können" sagt Luke ohne seinen Blick auch nur einmal von mir zu nehmen.

Erneut laufen mir Tränen die Wange herunter. Dieses Mal allerdings nicht aus Trauer, sondern vor Rührung. Die Worte von Luke waren die schönsten, die je einer zu mir gesagt hat. Natürlich neben jenen anderen, die er zuvor schon zu mir gesagt hat. "Ich liebe dich so sehr" ist alles, was ich erwidern kann. "Ich liebe dich noch viel mehr" entgegnet Luke und legt liebevoll und sanft seine Lippen auf meine.

Bei dem Kuss hat etwas in mir Klick gemacht. Ich darf mir nicht immer das Schlimmste ausmalen. Auch wenn es nicht leicht werden würde, muss ich es zumindest versuchen. Luke und ich müssen das Beste aus der Situation machen.

"Es wird nicht einfach werden. Wahrscheinlich wird es sogar ziemlich schwer werden, aber wir müssen versuchen das Beste aus jedem Tag zu machen. Und ich will es versuchen, ich will für uns kämpfen. Ich will für immer nur dich. Ich gebe dich nicht mehr her, egal was kommt. Es gibt nur du und ich, nur noch uns" sind Lukes Worte, die alles noch einmal toppen. Wenn man glaubt, dass es nichts mehr gibt, was einen noch glücklicher machen könnte, kommt Luke und schafft es mit seinen Worten.

"Wir werden kämpfen. Wir werden kämpfen und wir werden es schaffen!" sage ich entschlossen mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Ohne zu zögern, stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und küsse Luke. Mit allem, was ich in diesem Moment empfinde, küsse ich den Jungen, den ich so sehr liebe. Ich küsse ihn, als wäre es das letzte was ich machen kann.

Innerlich weiß ich jetzt, dass es nicht das letzte sein würde. Das würde es noch lange nicht. Ich gebe nicht auf. Niemals.

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