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Sjarvana - 54 Jahre nach dem großen Krieg - Cayden


„Du bist so ein Schuft Cayden!"

Die Anstandsdame war aufgetaucht. Das Spiel konnte beginnen. Mit einer raschen Bewegung drehte ich mich weg von dem jungen Ding, das in unziemlicher Nähe zu mir, an einer porösen Hauswand in der dunklen Gasse lehnte. Und hinein in eine Ohrfeige, die zeigte, dass Junalie die letzten Jahre nicht nur mit Teetrinken und Tratschen verbracht hatte. Gott, wie ich es liebte, wenn ihre Augen so wütend funkelten. Locker fing ich ihre Hand auf und zog sie im Dämmerlicht der Gasse an mich. „Warum so aufbrausend, my Lady?" fragte ich sie neckisch. Sie versuchte sofort von mir loszukommen und nachdem ihre Wangen begannen, sich entzückend rot zu färben, ließ ich sie auch aus meinen Armen entkommen. Doch nicht ohne vorher noch einmal ihren Duft einzuatmen. Vanille. Wie immer. Schon als Kind hatte sie stets danach geduftet. Ohne Worte, nur mit einem vorwurfsvollen Blick, schnappte sie sich das Mädchen hinter mir, das die kurze Aktion mit großen Augen verfolgt hatte und zerrte sie zum Ende der Gasse. Schon bevor sie um die Ecke gebogen waren, begann Junalie ihrer Cousine eine Tirade zu halten. Ich wartete kurz und folgte den beiden dann langsam und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Das war ja besser gelaufen als erwartet. Ich hatte mich kaum mit dem jungen Ding aufhalten müssen, bevor sie aufgetaucht war. Meine edlen Schuhe klangen dumpf auf dem steinernen Weg, als ich der Straße fort von dem Herrenhaus folgte. Musik und Gelächter drangen mir aus der Richtung des Hauses entgegen. Der Ball würde noch bis tief in die Nacht gehen. Doch mein Vergnügen war zu Ende. Ich hatte etwas zu erledigen. Das Lächeln verschwand von meinen Lippen und mein Blick verfinsterte sich. Sachte strich ich über die Ärmel meines schwarzen Hemdes. Die Messer saßen noch immer perfekt. Dann holte ich tief Luft und bog in eine dunkle und menschenleere Nebengasse ein. In grausames Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Auf eine ergiebige Nacht!

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