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Es war ein wunderschöner Sommertag. Die Sonne schien ihm ins Gesicht und die sanfte Brise sorgte dafür, dass die Temparatur dennoch im angenehmen Bereich lag. Seine Beine trugen ihn unermüdlich in einem joggenden Rhythmus weiter und die saftig grünen Wiesenflächen und die erblühenden Bäume des St James Parks zogen gleichmässig schnell an ihm vorbei. Der kleine See zu seiner Linken reflektierte die Sonnenstrahlen, wodurch die Wasseroberfläche kitschig glitzerte.
Nichts hätte in diesem Moment seine Stimmung trüben können. Die Zeit, die er die nächsten zwei Wochen für sich hatte, nutzte er voll und ganz aus. Dankbar dachte er daran, dass sich sein Leben seit seiner Jugend immer nur zum Positiven entwickelt hatte. Er war im Einklang mit sich und allem um sich. Er genoss seinen Erfolg – nicht so, dass er damit prahlte – aber es kam schon mit einigen Vorteilen; das Leben im Showbiz. Und er genoss seine vereinzelten Tage, die er frei gestalten konnte, wobei es einige mehr waren als noch zu seinen Bandzeiten.
Er musste sich finanziell keine Gedanken machen. Hatte so viel auf der Seite, dass er sich wohl in wenigen Jahren zur Ruhe setzen könnte, wenn er das denn gewollt hätte. Ihm waren Begegnungen mit Personen und Erlebnisse möglich, die sich viele erträumten, aber ziemlich sicher nie erleben würden. Und natürlich genoss er das Ansehen bei vielen Vertretern des anderen Geschlechts. Er war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen und stimmte seinem Kumpel Ed vollkommen zu, der soeben durch seine Kopfhörer sang: „I'm in Love with your body. Last night you were in my room, and now my bedsheets smell like you ..."
Dass er bei den Frauen gut ankam, spielte ihm zu und er hätte wohl täglich eine Neue haben können, was er zwar nicht ausnutzte, aber die Möglichkeit zu haben, reichte schon, um ihn gut fühlen zu lassen. Wer entsagte schon freiwillig schönen Frauen und dem möglichen Spaß mit ihnen? Es war ja nicht so, dass er ihnen dabei das Blaue vom Himmel versprach. Es war immer klar, was los war. Genauso klar wie das Stillschweigen der jeweiligen Ladys.
Der Weg führte in eine sanfte Rechtskurve was bedeutete, dass Harry's Joggingroute in wenigen Metern zu Ende sein würde. Jeden Tag machte er mindestens diese 30-minütige Tour – vorausgesetzt, sein Terminkalender ließ das zu. Doch diese und auch nächste Woche hatte er frei und so stand auch dem heutigen Mittagssport nichts entgegen. Nicht einmal angehalten wurde er, um ein Autogramm zu geben, oder in die Handy-Kamera zu grinsen.
Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Tages entschied er sich schlussendlich auch, erst zu duschen und danach einen Tee zu holen. Es gab ein Café in der Nähe seines Appartements, das er gerne mal besuchen würde und heute wäre dieser Tag.
Nach einer knappen Stunde verließ er sein Appartement bereits wieder und steuerte das originelle Café an.
Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass seine Glückssträhne betreffend des nicht-erkannt-Werdens mit dem Eintreten in das herrlich duftende Kaffeehaus endete.
Er hörte das Getuschel um sich herum, als er dabei war, einen Pfefferminztee zu bestellen und noch ehe er sich vollständig umdrehen konnte, war er von einer Traube wild durcheinander schnatternden jungen Frauen umgeben.
„Harry, machst du ein Foto mit mir?"
„Harry, ich liebe dich!"
„Harry, meine Tochter verehrt dich, kannst du ihr ein Autogramm auf diese Serviette schreiben?"
„Harry, da steht meine Nummer drauf."
Einige Minuten machte er brav mit, diese Frauen trafen schließlich nicht jeden Tag eine berühmte Person und er konnte ihren Eifer daher bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Als ihn ein Fan jedoch für ein Foto auf den Mund statt auf die Wange küsste, war für ihn Schluss. Er teilte den Frauen mit, dass er nun weitermüsse und dass sie auf sich aufpassen sollten. Damit fuhr er meistens am besten und die Fans folgten ihm selten noch weiter.
Auch heute hatte er wohl mehr oder weniger verständnisvolle Anhänger, denn nach einem letzten Foto – zu dem er praktisch gezwungen war, da die junge Brünette ihm den Ausgang versperrt hatte – war er wieder an der frischen Luft und beeilte sich, um in die nächste Straße einzubiegen.
Er liebte seine Fans. Ohne sie wäre er niemals dort, wo er jetzt war. Und doch gab es Tage, an denen er weniger Geduld aufwies, oder Fans, die nicht wussten, was zu weit ging. Dennoch konnte er glücklicherweise sagen, dass bis jetzt noch nie eine Situation bestanden hatte, mit der er nicht umzugehen vermochte.
Dieser kleine Überfall war also wirklich harmlos gewesen, auch wenn er zugeben musste, dass er ihn etwas überrascht hatte.
Bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, klingelte sein Handy und er las den Namen seines Managers auf dem Display. Etwas verwirrt darüber, dass sein Freund und Manager ihn mitten in der Nacht anrief, nahm er den Anruf entgegen. Hier in London war kurz vor 12:00 Uhr, was hieß, dass in Los Angeles gerade mal 4:00 in der Früh war.
„Hey Jeffrey, was gibt's? Warst du feiern, oder warum rufst du um 4:00 Uhr morgens an?", sprach Harry in das Mikrophon und ließ den leeren Pappbecher in den nächsten Mülleimer fallen.
„Hey Harold! Ja, ich war im Ausgang und hab jetzt gerade meine Mails gecheckt. Du weißt ja, dass in zwei Wochen ein Interview mit 'The Fader' ansteht. Ich weiß nicht, ob ich dich bereits über den Ort informiert habe. Jedenfalls findet das Interview in New York in ihrem Headquarter statt. Das Problem ist, dass sie es auf 12:30 Uhr vorverschoben haben, was für dich heißt, dass du direkt nach deiner Ankunft in New York von einem Chauffeur am Flughafen abgeholt und dorthin gebracht wirst. Sollte das für dich ein Problem sein, werde ich nochmals mit ihnen sprechen, aber ich habe ihnen schon mal provisorisch zugesagt. Was sagst du?"
Innerlich stöhnte Harry auf und fuhr sich mit der freien Hand durch seine wilden Locken. So konnte er sich das Wiedersehens-Essen, das er mit Mitch auf 13:00 gesetzt hatte, ans Bein streichen und er hasste es, wenn er Freunde versetzen musste, aber er wollte auch nicht als versnobter Musiker gelten, weshalb er Jeffrey also grünes Licht gab.
„Super. Dann sehen wir uns am Mittwoch in zwei Wochen. Genieße deine freien Tage in Großbritannien und grüß Anne von mir."
„Werde ich. Bis dann Jeff", erwiderte Harry und legte auf.
Leise murmelnd suchte er nach dem Kontakt seines guten Freundes und wartete dann, bis dieser den Anruf entgegennahm. In New York war nun 7:00 Uhr. Mitch war, wie Harry wusste, zu dieser Zeit bereits joggen gewesen.
Er wollte das so schnell wie möglich klären, nicht, dass er es am Schluss noch vergass.
„Hey Kumpel, was läuft? Hast du bereits nach drei Tagen Heimweh?", neckte der Mann mit den langen Haaren seinen Freund.
„Bro, dich vermisse ich immer", witzelte Harry mit, bevor er den Grund seines Anrufes vortrug.
„Hey, du bist ein Superstar, da muss ich mich damit abfinden. Wann hast du denn ansonsten Zeit?"
„Ich denke, Sonntagabend sollte ein Abendessen möglich sein. Passt das?"
„Nein, da habe ich bereits ein Date mit meiner Freundin Katie. Aber weißt du was? Warum schreibst du mir nicht einfach die Tage oder Abende, an denen du nix loshast und ich melde mich, was für mich möglich ist?"
„Hört sich gut an. Dann sehen wir uns irgendwann. Ich wünsch dir einen schönen Tag und grüß den Rest von mir."
„Klaro. Wir sehen uns."
Und somit war auch dieses Telefonat beendet. Seufzend ließ er sein Handy wieder in die Hosentasche gleiten und merkte, wie seine Schulter bei dieser Bewegung etwas schmerzte. Es fühlte sich an, als wäre er verspannt.
Der Gedanke, dass er sich nach seiner sportlichen Aktivität heute Morgen bestimmt auch etwas Entspannung verdient hatte, ließ ihn erneut das Handy zücken.
Das nächste Massagestudio war nur zehn Fußminuten entfernt, was perfekt war. Diese Massage würde ihn voll und ganz auf seine Ferien einstimmen. Blieb nur noch zu hoffen, dass sie für heute noch einen freien Termin hatten.
„Willkommen bei London Oasis. Ich bin Macy, was kann ich für Sie tun?", wurde Harry begrüßt.
Die junge Frau war noch mit dem Computer beschäftigt, doch als sie aufsah, konnte er in ihrem Blick sehen, dass sie ihn erkannt hatte.
„Ich wollte fragen, ob Sie heute vielleicht noch einen Termin frei hätten."
Die Braunhaarige räusperte sich kurz, ehe sie professionell antwortete: „Was für eine Massage wünschen Sie denn?"
„Ich dachte an eine Rücken- und Kopfmassage. Gibt es diese Combi?"
„Das ist möglich, ja. Wenn Sie sich noch eine halbe Stunde gedulden können, dann wäre wieder jemand frei", erklärte sie dem Sänger und strich sich eine Haarsträne, die sich aus ihrem Dutt befreit hatte, hinter das Ohr.
„Natürlich. Ich zahle auch gerne jetzt schon, dann kann ich mich danach voll und ganz der Entspannung hingeben", erwiderte er und erntete dafür ein Nicken und Lächeln der Empfangsdame.
Sie war eine schöne Frau. Ihre blau-grauen Augen kamen auch durch die Brille gut zur Geltung und er verwettete seine nächste Gage darauf, dass sie ein Fitnessabo besaß oder zumindest regelmässig joggen ging.
Sie hatte das Gesamtpaket und wäre er heute Abend nicht bereits anderweitig verplant, so hätte er sie direkt jetzt gefragt, ob sie Lust auf einen Drink hätte.
So blieb ihm nichts Anderes übrig, als ihr zuzuzwinkern und ab ihren errötenden Wangen zu grinsen – es funktionierte jedes Mal.
Die restlichen 30 Minuten verbrachte er im Plattenladen gegenüber. Er lebte für die Musik und solche Shops lösten in ihm jedes Mal ein Glücksgefühl aus.
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Darf ich vorstellen? Harry Styles, meine Damen und Herren.
Ist er euch sympathisch, oder verlässt er sich eurer Meinung nach zu sehr auf seinen Status?
Ich freue mich auf eure Meinungen und einen Vote (das Sternchen), wenn euch das Kapitel gefallen hat :-)
Lg
Eure StephVi
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