Kapitel 77 - Generis

Generis spürte, dass die Welle gleich kommen musste. Nicht nur, dass er von hier das Meer sehen konnte, sondern er spürte auch ein Beben. Es war, als würde der gesamte Berg wackeln und er hörte, wie einige um ihn herum anfingen zu schreien. Unwillkürlich packte er Laskina fester, als er auf einmal einen lauten Schrei hörte. 

„Da! Zwei Schlangen! Sie kommen das Seil hinauf", rief jemand und sofort ließ Generis Laskina los und drängte sich durch die Menge. Tatsächlich erkannte er Tessina und Kosiris, die sich das Seil entlang nach oben schlängelten. Gleichzeitig wurde das Beben immer heftiger und das Seil schwankte gefährlich hin und her. 

„Kosiris! Tessina! Gleich habt ihr es geschafft", rief er ihnen zu und als hätten seine Worte sie beflügelt, schafften sie es und rekordverdächtiger Zeit nach oben. Tessina schlängelte sich sofort um sein Bein und hinauf bis zu seinen Schultern, wo sie zitternd liegen blieb. 

Generis strich sanft über ihren Körper und machte beruhigende Laute. Es war eindeutig, dass sie Angst hatte. Auch Kosiris kam auf ihn zu und sah ihn eindringlich an. 

„Es scheint, als würden Atimis und Rilsa ihre Aufgabe erfüllt haben", sagte er und Generis nickte. Anschließend warf er einen Blick aufs Meer und was er sah, ließ seinen Atem stocken. 

„Sieh nur", sagte er und nun deuteten auch andere Lebewesen mit den Fingern in Richtung des Meeres. Eine riesige Welle raste mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf das Land zu, dass es für jeden, der noch dort unten war, zu spät sein musste. 

Generis beobachtete, wie sie Welle mit einer solchen Wucht auf das Land prallte, dass der Boden unter seinen Füßen regelrecht erzitterte. Einige Leute schrien panisch, doch er blieb komischerweise ganz ruhig. Er sah, wie die Welle sich wie ein alles zerstörender Teppich ausbreitete und alles unter sich begrub. 

Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Grollen und er sah, wie ganze Siedlungen der Hohen Menschen einstürzen, bevor sie von der Welle erfasst wurden, ebenso der Regierungsbezirk. Ein Lachen durchbrach die Stille und erschrocken stellte er fest, dass es sein eigenes war. 

„Es hat geklappt!", rief Kosiris aus und nun lachte ebenfalls. Tessina schlängelte sich einmal um seine Schultern und zischte vergnügt, ihre vorherige Angst schien wie weggeblasen zu sein. 

„Seht nur, sie werden weggespült wie Puppen", sagte sie und als Generis genauer hinsah, erkannte er Menschen und auch einige Tiere, die von der Welle zurück ins Meer gezogen wurden. Für sie gab es keinen anderen Ausweg mehr als den sichern Tod. Komischerweise erfüllte ihn das mit Genugtuung. 

Auf einmal hörte er ein Wimmern und eilig wandte er sich um. Sein Blick fiel auf Laskina, die auf dem Boden kauerte und schluchzte. 

„Atimis, was ist mit Atimis?", fragte sie, panisch und vollkommen verzweifelt. Tessina glitt von ihm herunter und sofort eilte er zu Laskina und legte die Arme um sie. 

„He, beruhige dich. Mit ihm ist alles in Ordnung", sagte er beruhigend, aber Laskina schüttelte den Kopf. 

„Nein! Das kannst du gar nicht wissen. Er ist nicht hier bei uns, also muss er da unten sein", schrie sie beinahe und vergrub das Gesicht in den Händen. Bevor Generis noch etwas sagen konnte, sah er, wie Kosiris zu ihnen kam. 

„Laskina, Atimis ist in Sicherheit. Er wurde von Ikinngut, dem Orca, in Sicherheit gebracht", sagte Kosiris mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme und tatsächlich schien Laskina ein wenig ruhiger zu werden. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen und nickte. 

„Ruh dich etwas aus. Es wird noch eine Weile dauern, bis ihr herunter könnt", sagte Kosiris und noch immer nickend legte Laskina sich auf den Boden und schloss die Augen. Generis strich ihr noch einmal über das Haar, dann richtete er sich auf und wandte den Blick wieder nach unten, um das Ausmaß der Zerstörung zu betrachten. 

Langsam aber sicher zog sich das Wasser zurück und nahm nicht nur Lebewesen, sondern auch Häuser, Bäume und Erde mit sich. Es herrschte absolutes Chaos. 

„Aber wir sollten und auf den Weg machen. Wir müssen nach Überlebenden suchen und sie beseitigen", sagte Tessina, ließ noch einmal ihre Giftzähne aufblitzen und schlängelte in Richtung der Seilbahn. Kosiris folgte er, sah aber noch einmal zu ihm zurück. 

„Generis, begleitest du uns?", fragte er und ohne zu zögern nickte er. Ohne einen Blick zurück zu Laskina zu werfen folgte er den beiden Schlangen zur Seilbahn. 

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