45|die Wahl

Hallo meine Lieben,

Weil die Geschichte heute die 20k erreicht hat, habe ich mich extra mit der Korrektur des Kapitel beeilt. Hoffe ihr freut euch genauso so sehr, dass die Geschichte in den letzten fünf Monaten so gewachsen ist :)

Liebe Grüße Myra


Ich wusste, wie man nach außen Autorität und Gelassenheit demonstrierte. Als Kind hatte ich oft genug meinen Vater beobachtet und nachgeahmt, weil seine stolzen Worte, ich würde in Zukunft das Rudel leiten, mich beflügelt hatten. Doch wenn ich mir all die Wölfe in diesem Raum ansah, die wie Hyänen tuschelten und nach Macht gierten, wollte ich immer weniger ein Alpha werden. Wenn ich so wie sie sein musste, um ein gutes Rudel leiten zu können, würde ich liebend gern jemand anderen diesen Posten überlassen.

Mein Blick huschte zu meinem Vater, der sich nach hinten gelehnt hatte um den Worten von Herold zu lauschen. Ob er überhaupt daran dachte, mich zu nominieren? Es wäre dreist mich selbst zu nominieren und ich würde daraufhin keine Unterstützung erhalten.

Ich musste nicht nach hinten blicken um zu wissen, dass meine Geschwister miteinander tuschelten und das ganz besonders eine sich amüsieren würde. Ich hatte vergessen wie verschlagen und dreist Sara manchmal sein konnte, aber als sie mich heute Morgen urplötzlich im Wald überrascht hatte und mich gönnerisch fragte, ob ich Interesse an Antworten hätte, konnte ich nicht länger so tun als wäre mir alles egal.

Am liebsten wäre ich gar nicht erst hierhergekommen. Ich hatte mich daran gewöhnt, mich selbst zu bemitleiden, alle anderen für mein Unglück verantwortlich zu machen und mich an Rachegedanken zu üben. Doch als Sara sich einfach ins Gras neben mich setzte, als würde sie meine schlechte Stimmung gar nicht bemerken, lief ich nicht weg.

Stattdessen erklärte sie mir genau was ich tun sollte.

"Bella hat erzählt das sie dich gestern aufgesucht hat. Ich hätte ihr im Vorhinein davon abgeraten, dich zu nerven. Immerhin bist du gerade soo beschäftigt."

Nachdem sie so angefangen hatte, wollte ich eigentlich gar nicht mehr zuhören. Aber sie hatte mich überrascht.

"Ich weiß das du am liebsten deine Ruhe hättest. Ich würde mich an deiner Stelle auch verkriechen wollen und jeden anknurren, der es wagt in meine Nähe zu kommen. Aber ich habe ein wenig über deine Situation nachgedacht und dachte das dich meine Gedankengänge bestimmt interessieren würden."

Ich hatte zu dem Zeitpunkt nur geschnaubt und mich abgewandt, aber sie hatte bloß gelacht.

"Jaja, gib mir einen Moment. Ich möchte nämlich auf das zurückkommen worum dich Bella gebeten hatte und dir vorschlagen, dass du zu der heutigen Besprechung erscheinst. Keine Sorge ich will nicht das du Papa den Arsch rettest, nein. Ich habe eher daran gedacht das du dich dafür einsetzten sollst der Gesalbte zu werden."

Ich hatte den Kopf gehoben und sie verständnislos in meiner Wolfsform angesehen, doch sie hob die Hände und fuhr fort.

"Ich weiß der Gesalbte zu sein gehört bestimmt nicht zu deiner Wunschliste, aber es würde sich für dich lohnen. Nur auf der Bühne geehrt zu werden und all deine harte Arbeit an ein blödes Ratsmitglied abzugeben, damit dieser gesalbt wird, erscheint mir nicht fair. Außerdem würde dir die Salbung einen gewissen Vorteil verschaffen."

Sara setzte sich auf und sah mir tief in die Augen.

"Es gibt genug Wesen auf diesem Gelände die für den Gesalbten morden würden und das sollst du dir zu nutzen machen. Als Gesalbter hast du etwas anzubieten und könntest wahrscheinlich ohne Risiken einen Handel eingehen. Ich weiß das hört sich sehr weit hergeholt an, aber denk einen Moment länger darüber nach. Du hättest Zugriff auf Wissen, welches außerhalb deiner Reichweite liegt und hättest viele Leute um dich herum die Interesse an dir hätten. Du wirst der Mittelpunkt des Festes sein. Du kannst Antworten auf all die unbeantworteten Fragen erhalten. Und vielleicht sogar ohne Hilfe der Werwölfe erfahren, wo sich Luana befindet."

Ich hatte mich aufgerichtet und wollte schon warnend nach ihr schnappen, weil ihr Vorschlag wirklich dreist war und die Rituale unserer Gemeinschaft in den Dreck zog, doch sie sah mich ernst an.

"Ben, du sitzt in der Sackgasse. Du hast alles getan was du konntest und ich wette das du sogar mehr weißt als du uns verraten möchtest. Und was ist das Endergebnis davon? Deine Gefährtin verzieht sich lieber als sich der Situation zu stellen und du erfährst das sie sich nicht in einen Wolf verwandeln kann. Auch wenn ich stolz auf mich bin das ich mit meiner These recht hatte, heißt das nicht das mich das nicht genauso sehr wundert wie dich. Stell Fragen. Erfahre was es mit Luana auf sich hat. Warum sie das Band nicht spürt und wie du sie finden kannst. Als Gesalbter wirst du all deiner Pflichten entbunden und kannst dich frei über das ganze Fest hinwegbewegen. Weder Vater noch irgendjemand anderes hat dann das Recht dich zu befehligen oder deine Zeit zu beanspruchen. Es ist ein Freifahrtschein. Für dich perfekt zugeschnitten und er wird dir helfen!"

Erst diese Worte waren zu mir durchgedrungen. Sie hatte mir nochmals ausführlicher erklärt was ich mit dieser Position alles erreichen konnte und auf meinen fragenden Blick am Ende hatte sie grinsend erwidert: "Ich weiß das du dich fragst, warum ich dir das alles erzähle. Aber du mein Bruder, vergisst wohl wieder einmal, wie neugierig ich eigentlich bin. Aber glaub nicht, dass ich das alles aus reiner Nächstenliebe tue. Du schuldest mir was."

Ich hatte die Augen verdreht, weil es nicht anders zu erwarten war. Doch Sara hatte mir versprochen mich zu unterstützen und mir immer wieder zugesichert, dass es gar nicht so unwahrscheinlich war das ich der Gesalbte wurde. Zugegeben wenn ich das Richtige tat und sagte.

Deswegen saß ich erstmal gelassen in meinem Stuhl und beobachtete. Ich wusste das, die Ratsmitglieder sich vordrängen würden und ich dann keine Chance mehr hatte. Ich musste als die einzig sinnvolle Option wirken.

Also wartete ich ab und hörte mir die ersten Vorschläge an, obwohl alles in mir schrie diesen überfüllten und stickigen Raum zu verlassen.

"Es sollte jemand von den Oberhäuptern sein, der auch schon unabhängig zum Fest viel für die Gemeinschaft getan hatte."

Das war die erste Aussage von Silvana und sie spielte den Ratsmitgliedern und ihren Mann in die Hände.

"Ich bin dafür das jemand der direkt mit den festlichen Aktivitäten verbunden ist diese Ehre gebührt. Immerhin soll der Gesalbte derjenige sein, der die für die Umsetzung des Festes verantwortlich ist. So will es die Tradition.", schoss Magnus direkt dazwischen und mein Vater nickte bestätigend.

Ich glaubte nicht das mein Vater so fest darauf aus war der Gesalbte zu werden, aber selbst er wollte es bestimmt nicht das jemand wie Lupras gesalbt wurde, der nun wirklich nur zweitrangig beim Fest mitgewirkt hatte.

"Dann sollten wir vielleicht denjenigen salben der die größte Verantwortung für das Fest übernommen hat. Immerhin haben viele verschiedene Parteien beim Fest mitgewirkt.", schoss Damaso Tarantino dazwischen.

Ich sah zwischen den verschiedenen Parteien hin und her und hoffte das Sara ihr Wort gehalten hatte. Denn sie war es gewesen die im Vorhinein mit den verschiedenen Familienmitgliedern gesprochen hatte und immer wieder angemerkt hatte wie unfair es wäre die Salbung den Ratsmitgliedern zu überlassen. In dieser Zeit hatte ich mich wieder vorzeigbar gemacht und mich für die Sitzung vorbereitet. Ob ihre Gespräche auch was bewirkt hatten würde ich gleich sehen, denn die Ratsmitglieder sahen sich verschwörerisch an ehe der linke das Wort erhob.

"Wie wir sehen, gibt es noch keinen konkreten Vorschlag. Wir würden dann mit dem ersten beginnen. Wir ihr schon angemerkt habt, sollte diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden und an eine Person übergehen die viel Einfluss auf das Fest genommen hat. Ratsmitglied und Alpha André war maßgeblich daran beteiligt mit den anderen Rassen und Vertretern eine Übereinkunft für die Wölfe abzuschließen. Nur seiner Beständigkeit und seinem diplomatischen Talent haben wir es zu verdanken, heute überhaupt hier zusammenzusitzen. Deshalb schlägt der Rat ihn vor."

Und nur diesem Ratsmitglied war wahrscheinlich auch die kurze Vorbereitungszeit verschuldet, die wir am Ende ausbaden mussten.

Ich beobachtete die Reaktion der Werwölfe und sah zu meiner Genugtuung das sich keiner zu dem offenkundigen Vorschlag positiv äußerste.

"Ich dachte der Rat der Werwölfe wäre dazu da eine repräsentative Instanz für die Werwölfe zu bilden. Lautet nicht euer der Schwur, dass ihr diese Pflicht ohne Gegenleistung ausführen werdet und das ihr euch geehrt fühlt, die Interessen aller Werwölfe durchzuführen? Ihr wurdet zu eurem Amt gewählt, um die Diplomatie zu vereinfachen. Ich finde es komisch, dass eine gewählte Gruppe intern entscheidet, welches Mitglied am meisten dazu beigetragen hat, obwohl die Verhandlungen der Rassen von mehreren Personen geführt wurde. Man sollte nicht aufgrund seines Status irgendwelchen Personen die Salbung zusprechen, wenn so viele weitere an dem Fest beteiligt waren. Ihr solltet dankbar dafür sein das ihr überhaupt mitentscheiden dürft und solltet wie eurer Schwur es besagt keine Gegenleistung für eure Arbeit fordern. Wir Werwölfe haben keine Herrscher. Wir haben eine hart erkämpfte Demokratie und dafür solltet ihr auch stehen!"

Ich musste ein Grinsen unterdrücken als ich Nicos Worte hörte und sah wie viele im Raum zustimmend nickten, während die Ratsmitglieder rot vor Zorn anliefen. Er hatte ohne es zu wissen genau das Richtige gesagt und es war typisch für Nico ehrlich zu sagen was ihn störte, auch wenn sein gegenüber viel älter und mächtiger war.

Ich sah wie sie den Mund öffneten um zu antworten, doch Flynn der älteste Sohn von Magnus und Jungalpha schaltete sich dazwischen.

"Ich bin dergleichen Meinung. Wir respektieren den hohen Rat und sind dankbar für ihr Engagement. Aber ihr habt nur dafür gesorgt, dass wir das Fest abhalten dürfen. Ihr habt es weder organisiert noch einen Platz dafür zur Verfügung gestellt. Nur die europäischen Wölfe haben das Recht über die Salbung zu entscheiden, weil wir unsere Kraft, Zeit und Ressourcen opfern mussten. Und dafür dürfen wir genauso viel Dankbarkeit vom Rat erhoffen wir der Rat von uns."

Die Tarantinos nickten bestätigend zu den Worten und die Blackwoods wandten nichts dagegen ein. Das rechte Ratsmitglied atmete tief durch und lächelte gezwungen.

"Verzeiht unser voreiliges handeln. Natürlich haben wir einen Schwur geleistet und wir empfinden die Salbung nicht als Bezahlung für unsere Dienste. Wir wollten bloß darauf aufmerksam machen, dass eine Peron unter unseren Reihen auch sehr für dieses Fest gekämpft hat."

„Und das haben wir etwa nicht?", hakte Sara auf einmal nach. Das Ratsmitglied lief rot an und sah wütend in ihre Richtung.

„Das wollten wir damit nicht andeuten."

„Und wieso benennen sie dann nicht jemanden hier in diesem Raum der hier vor Ort etwas für das Fest geleistet hat? Sie haben doch über den ganzen Tag den Fortschritt des Festes beurteilt und sollten doch mittlerweile gesehen haben, welche Personen maßgeblich daran beteiligt waren. Erfüllen sie ihre Aufgabe und beraten sie uns anstatt den Ruhm ernten zu wollen!"

Die Ratsmitglieder bekamen bei Saras Worten große Augen.

„Junge Dame, bedenken sie ihren Ton! Sie sind kein Alpha und sollten auf ihre Worte achten! Wir sind nicht hier um uns die Salbung unter die Finger zu reißen!"

Silvana lächelte gerissen, als sie sah wie die Ratsmitglieder gegen meine Familie feuerte. Mein Vater wollte sich schon entschuldigend an die Ratsmitglieder wenden, als ich mich erhob. Sara hatte alles richtig gemacht und in dem Moment zugetreten in dem die Ratsmitglieder sich nicht mehr wehren konnten.

„Dann sollten sie vielleicht aufhören meine Schwester so anzufahren. Sie hat viel für dieses Fest geleistet und das Recht wie jeder andere hier seine Meinung kund zu tun, dafür sollte man kein Alpha sein. Und ich glaube ich kann zurecht behaupten das viele ihre Meinung teilen oder irre ich mich da?"

Zustimmendes Gemurmel erklang und ich sah wie mein Vater mich mit erhobenen Brauen musterte. Wenn er sauer war das ich das Wort ergriffen hatte, so ließ er sich wenigstens nichts anmerken.

„Na, so wie ich es sehe ist das hier die allgemeine Meinung. Danke für ihren Beitrag, aber wie meine Schwester sagte, sollten sie bei ihrer beratenen Funktion bleiben und sich für einen Kandidaten aussprechen, wenn welche genannt wurden.", sagte ich mit einem professionellen Lächeln zu den Ratsmitgliedern die mich wütenden Augen musterten. Wenn sie wüssten das Sara dafür verantwortlich war, würden sie wahrscheinlich alles kurz und klein schlagen. Doch sie schafften es ihr verletztes Ego runterzuschlucken und nickten.

„Gut dann sollten wir zurück zum Anfang. Gibt es Vorschläge?", hakte ich mit verschränkten Armen nach und sah wie die Familien untereinander sprachen. Ich spürte Saras Blick auf mir und sah ihren zufriedenen Blick. Der hohe Rat war damit nun draußen. Nun musste ich nur noch gegen die Oberhäupter ankommen.

Ich sah wie Nico mich ernst betrachtete und nicht nur er. Auch mein Vater schien langsam dahinter zu kommen was meine Anwesenheit hier betraf. Doch ich sah an ihnen vorbei und betrachtete Silvana die sich auf einmal räusperte.

„Ich schlage Lupras vor. Er hat zu jeder Familie in diesem Raum ein enges Verhältnis und wir waren früh hier um die Amalons bei den Aufbauarbeiten zu unterstützen und haben maßgeblich dazu beigetragen wie weit wir nun sind. Außerdem hat er damals schon im Rudelkrieg für den Erhalt des Friedens gesorgt. Er ist in die Festlichkeiten miteingebunden und hat auch außerhalb des Festes eine große Rolle übernommen."

Die Tarantino und die Blackwood Familie nickte bestätigend, während Lupras fast schon ergebend die Augen schloss. Er wäre ein Narr, wenn er es nicht versuchen würde, aber ich bezweifelte das er es so sehr wollte wie Silvana. Dafür kämpfte er zu wenig dafür.

Ich nickte bestätigend und sah zu Magnus der das Wort erhob.

„Ich würde Nelson Amalon vorschlagen. Er und seine Familie haben ihr Land für das Fest zur Verfügung gestellt und haben mit am meisten Zeit und Ressourcen reingesteckt. Es wäre unfair einer anderen Familie diese Ehre zukommen zu lassen."

Wieder zustimmendes Gemurmel aus unterschiedlichen Ecken. Das direkt zwei Oberhäupter gewählt wurden, wunderte mich nicht. Auch wenn viele mehr als mein Vater geleistet hatten, so hatte er es am Ende genehmigt und es war sein Land. Ich sah kurz zu Sara hinüber. Wir hatten besprochen das von einer anderen Familie die Nominierung für mich kommen musste, ansonsten würde man mich nicht ernst nehmen. Und da schon zwei Oberhäupter ernannt wurden und die Tarantinos und Aamonts sich aus diesem Kampf raushielten, musste ich darauf hoffen das mich bald jemand nannte, denn es würde sich keiner freiwillig gegen zwei Alpha behaupten wollen.

Ich hörte wie sich Flynn räusperte und alle sahen auf den siebzehnjährigen jungen Mann.

„Ich hätte eine Frage an das Amalon Rudel. Habe ich Recht mit der Annahme das der Jungalpha Benjamin Amalon die Organisation des Festes übernommen hat? Immerhin wurden wir von ihn über alle Formalia des Festes informiert und bei Fragen war er unsere aller erste Ansprechperson."

Ich betrachtete meinen Vater der bestätigend nickte und mit ernstem Gesichtsausdruck fortfuhr.

„Das stimmt. Ich habe nach gewisser Zeit meinem ältesten Sohn die Verantwortung übertragen. Er und ein von ihm zusammengestelltes Team hat alle Festlichen Aktivitäten, Ressourcen und etwaige andere Aufgaben übernommen."

„Also haben sie eigentlich nur dem Rat ihre Zustimmung gegeben das Fest auf ihrem Land ausführen zu dürfen und haben die restlichen Aufgaben an ihren Sohn übergeben?"

Mein Vater runzelte die Stirn und sagte: "So kann man es auch betrachten."

„Dann möchte ich nicht wie mein Vater auf Nelson Amalon verweisen, sondern auf Jungalpha Benjamin. Der alle unsere Fragen beantwortet hatte, dafür gesorgt hat das alles reibungslos verlief und zu unser aller Überraschung es in dem jungen Alter schaffte ein ganzes Fest und einen dazu passenden Ball mit den verfügbaren Ressourcen zu organisieren. Alle die hier sitzen wissen das und haben erst am Wochenende gesehen zu was er fähig war."

Alle Blicke wanderten zu mir. Gemischte Ausdrücke huschten über die anwesenden Gesichter, aber niemand widersprach Flynn. Und das, weil sie wussten das er Recht hatte und mein Vater alles bestätigt hatte. Sie alle hatten es am vergangenen Wochenende gesehen.

Ich nickte Flynn zu und übernahm wieder die Gesprächsleitung, bevor die Ratsmitglieder dachten sie könnten wieder mitmischen.

„Gibt es weitere Vorschläge oder Einwände gegen die drei vorgeschlagenen Kandidaten?"

Niemand äußerte etwas, obwohl ich hätte schwören können Silvanas wütenden Blick auf mir zu spüren. Ich war derjenige der im Moment das sagen hatte und das gefiel ihr nicht.

„Gut, wenn dem so ist hätte ich nun Wahlen vorgeschlagen. Es werden von mir zwei Kandidaten aufgerufen und derjenige der mehr Stimmen erhält wird dann gegen den letzten Kandidaten stimmlich geprüft. Ich bitte euch bei dem Kandidaten den ihr befürwortet die Hand zu heben. Die Kinder in diesem Raum und Familienmitglieder ausgenommen."

Das hieß nur die Oberhäupter, die Jungalpha, Beta und die Ratsmitglieder dürften wählen. Immer noch genug für eine Wahl. Mir war bewusst das ich bei einer Wahl in der alle drei Kandidaten auf einmal genannt werden würden, verlieren würde. Dafür besaß ich zu wenige Anhänger. Aber wenn ich in einem eins zu eins Duell antrat hätte ich eine Chance, da diejenigen die ihren Kandidaten verloren hatten sich für mich entscheiden konnten.

„Zuerst Lupras Blackwood und Nelson Amalon. Wer für die Blackwoods ist hebe die Hand."

Die Ratsmitglieder ließen ihre Hände unten, während die gesamten Anhänger des Tarantino und Blackwood Rudels sich meldeten.

„Wer für die Amalons ist hebt nun die Hand."

Auch wenn es den Ratsmitgliedern missfiel hoben sie ihre Hände, das gesamte Aamont Rudel und meine Eltern miteingeschlossen. Ich war der letzte der die Hand erhob.

„Zwei Stimmen mehr für Amalon."

Die Anwesenden nickten und Magnus schlug meinen Vater kameradschaftlich auf die Schulter, während die Blackwoods untereinander tuschelten. Lupras schien aber nicht all zu überrascht. Jetzt würde es ernst werden.

Ich ließ mein Blick durch die Runde schweifen. Ich musste verdammt viel Glück haben nachdem die Blackwoods nichts von mir hielten. Vielleicht würden die Tarantinos jetzt wo Lupras nicht mehr zur Wahl stand sich für mich entscheiden. Und sei es auch nur, weil sie es keinem anderen Oberhaupt gönnen wollten.

„Gut, nun zur letzten Wahl. Wer für Alpha und Oberhaupt Nelson Amalon ist hebt die Hand.", sagte ich laut und die ersten Arme gingen in die Höhe. Silvana, der Beta und Luca von den Blackwoods meldeten sich. Von den Tarantino Francesca und ihr Sohn und von den Aamonts Magnus und sein Beta. Beide Ratsmitglieder hielten die Hände oben und ich zählte neun Stimmen. Verdammt.

„Wer für mich, Jungalpha Benjamin Amalon, ist hebt die Hand."

Ich erwartete nicht viel als ich die ersten Meldungen sah. Ingrid und Flynn meldeten sich und zu meiner Überraschung Lupras Blackwood. Ich sah in seine dunklen Augen und musste mich abwenden. Von den Tarantinos hatte sich der Alpha Damaso und sein Beta für mich entschieden und ich sah auch wie meine Mutter und Gerald sich meldeten. Langsam hob ich die Hand und zählte acht Stimmen. Nur mein Vater sah ernst zu mir herüber, die Hand noch auf seinem Schoss.

Ich schaffte den Ausgleich nicht. Die Ratsmitglieder schienen zufrieden, doch zu meiner Überraschung seufzte mein Vater und hob die Hand.

„Gleichstand.", sagte das rechte Ratsmitglied verblüfft und auch die anderen sahen sich überrascht an. Ich selbst war über die Meldung meines Vaters erstaunt, kommentierte sie aber nicht.

„Wie wäre es, wenn die restlichen Anwesenden sich mitbeteiligen? Vielleicht sehen wir dann eine genauere Gewichtung.", schlug Magnus überraschenderweise vor und die Ratsmitglieder hoben ihre Brauen.

„Wenn sie beide damit einverstanden sind können wir gerne den Rest zur Wahl hinzuziehen."

Nach dem fragenden Blick zu mir und meinen Vater nickten wir bestätigend.

„Gut dann erneut. Wer für Nelson Amalon ist hebt die Hand."

Viele Blackwood Hände erhoben sich und einige aus dem Tarantino Bereich. Die jüngsten Kinder ließen ihre Hände unten. Doch niemand aus dem Amalon, noch aus dem Aamont Rudel meldete sich.

„Wer für mich ist hebt die Hand.", sagte ich und betrachtete wie die Arme aus dem Aamont und Amalon Rudel in die Höhe schossen. Ich sah wie die drei Aamont Brüder siegessicher grinsten und ich sah zu meinen Geschwistern die genau wie Bella sofort die Arme hochgeschossen hatten. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht als ich bei den Tarantinos drei weitere Meldungen für mich sah. Die Blackwoods waren allesamt auf der Seite meines Vaters gewesen. Sara hatte einen guten Job gemacht.

„Damit steht es wohl fest. Der Organisator und Jungalpha Benjamin Amalon wird der diesjährige Gesalbte. Unseren Glückwunsch.", richtete das rechte Ratsmitglied sein Wort an mich und ich nickte ihm dankbar zu. Auch wenn sie widerwillig in meine Richtung sahen, konnten sie die Meinung der hier Anwesenden nicht mehr beeinflussen.

Ich wurde von mehreren Leuten gratuliert und schüttelte lächelnd die Hände der Gratulanten.

„Ich schätze mal sie werden sich selbst mit Oberhexe Vandola kurzschließen um die Zeremonie durchzugehen. Wir würden sie nur nochmal darum bitten uns den finalen Plan für die Zeremonie auszuhändigen, damit wir wissen wann wir unseren Teil der Rede halten."

Ich lächelte dem Ratsmitglied zu und nickte bestätigend

„Sie werden alles so schnell wie möglich erhalten."

Sie nickten kurz angebunden und erklärten die Sitzung für beendet. Die Werwölfe strömten in Scharren nach draußen und einzig und allein Lupras nickte mir anerkennend zu. Ich ließ mich erleichtert auf meinen Stuhl fallen und widerstand dem Drang mir meine Schläfen zu massieren. Ich hatte es zwar für die kurze Zeit geschafft ruhig und kontrolliert zu bleiben, aber die Blicke der Anwesenden und das Risiko was ich eingegangen war hatten mir zu schaffen gemacht. Unabhängig von den Kopfschmerzen die in meiner menschlichen Gestalt nicht weniger geworden sind.

„Ich weiß nicht was du geplant hast oder wieso du auf einmal der Gesalbte sein willst, aber die Verbote stehen weiterhin. Egal ob Gesalbter oder nicht bist du immer noch mein Sohn und ich dein Alpha.", sagte mein Vater auf einmal, als er sich von seinem Stuhl erhob.

Meine Mutter wollte schon auf meinen Vater einreden, doch ich hielt sie auf.

„Keine Sorge. Ich werde nicht gegen die Befehle meines Alphas verstoßen. Und wenn du glaubst das ich die Salbung nicht verdient hätte, hättest du dir deine Stimme sparen können."

„Ich habe für dich gestimmt, weil es das Richtige war. Ich hätte nur nicht von dir erwartet das du auf die Aufmerksamkeit und den Ruhm aus bist."

„Tja, dann hast du mich wohl falsch eingeschätzt.", sagte ich kurz angebunden. Mein Vater seufzte und verlies daraufhin den Raum. Gerald und meine Mutter folgten ihm nachdem sie mir kurz gratuliert hatten. Bella, Sara und Nico standen an der Tür und sahen meinen Eltern hinterher ehe sie wartend zu mir blickten. Sara sah kurz unseren Eltern hinterher ehe sie sich grinsend an mich wandte.

„Na, was hab ich dir gesagt?", sagte sie stolz und ich verdrehte die Augen.

„Jaja ich weiß. Das Ganze hätte aber auch nach hinten losgehen können."

Nico runzelte verwirrt die Stirn, doch Bella schien schneller drauf zu kommen.

„Ihr beide hattet das von Anfang an geplant?"

„Warum sonst sollten die drei Aamont Brüder sich auf einmal gegen ihren Vater stellen. Von selbst wären die ganz sicherlich nicht draufgekommen.", sagte Sara stolz.

„Und wozu das Ganze? Du hast doch Vaters Worte gehört. Nichts wird sich ändern.", sagte Nico ernst in meine Richtung und der Stolz und die Dankbarkeit von eben schwanden auch wieder so schnell wie sie gekommen waren.

„Ich weiß das sich nichts ändern wird. Und ihr solltet nicht alle an meinem Motiv zweifeln. Immerhin trage ich die Verantwortung für das Fest und habe es mir mehr als verdient.", sagte ich genervt und Nico und Bella sahen überrascht zu mir.

„Ich gehe jetzt frische Luft schnappen. Bella würdest du Vandola und die Ratsmitglieder über alles aufklären?"

Bella nickte überfordert, als ich aufstand und an ihnen vorbeilaufen wollte.

„Ben ich meins ernst. Stell keinen scheiß an.", sagte Nico ernst und ich hielt inne. Ich drehte mich zu ihm um und sah auf ihn hinab.

„Sag mir nicht was ich zu tun oder zu lassen habe. Kümmere dich um deinen eigenen scheiß und lass mich in Frieden. Du hast schon genug angestellt!"

Nico wollte den Mund wieder öffnen, wurde aber von Bella zurückgehalten. Ich ließ die drei zurück und beeilte mich aus dem Schloss rauszukommen. Die Gänge wurden mir wieder zu eng und das Atmen fiel mir immer schwerer. Ich wusste doch das sich nichts verändern würde. Aber wie mir Sara schon heut früh sagte, könnte ich vielleicht mit dem richtigen Wissen etwas an meiner Ausgangslage verändern. Dann bestünde die geringe Chance das Luana mich anhören würde.

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