40|ehrliche Gespräche

Ich war dankbar das Mels Eltern uns das Wohnzimmer überließen damit wir einen unserer bekannten Filmabende auf der Couch abhalten konnten. Es fühlte sich schon fast zu unwirklich an. Neben mir Mel und auf der anderen Seite der Couch Jan der sich Chips reinstopfte.

Als ich die wissenden Gesichter von Mels Eltern heute Abend gesehen und den leichten Geruch von Lavendel wahrgenommen hatte war mir sofort klar das etwas passiert war. Oder besser gesagt jemand. So schnell wie ich nach oben gerannt war, wunderte es mich das ich auf den Weg nach oben nicht auf die Schnauze gefallen war. Doch als ich Mels verblüfftes Gesicht gesehen hatte war all die Angst und all der Kummer für einen Moment verschwunden.

Ich legte meinen Kopf auf Mels Schulter und atmete ihren Duft ein. Das sie fast eine Woche lang im Ministerium festgehalten wurde, war zwar für keinen von uns schön gewesen aber Mel hatte mir lächelnd versichert das es allein an bürokratischen Fehlern gelegen hatte und sie sich zu Tode gelangweilt hatte. Ohne Handy oder anständige Kerle die man sich hätte ansehen können.

Ich wollte nicht allzu skeptisch wirken und nachhaken, nachdem ich die Tage zuvor mit Jan darüber gesprochen hatte und er mir seinen Verdacht geäußert hatte. Ich wollte zumindest das wir heute einen normalen Abend hatten und uns nicht gegenseitig misstrauten oder Fragen stellten.

In der Mitte des Actionfilms den wir uns ansahen bemerkte ich vermehrt die Blicke von Mel und Jan auf mir. Von Jan wahrscheinlich, weil er wollte das ich mein Versprechen einhielt und mit ihm und Mel über das Wochenende und den Überraschungsbesuch von Nico sprach. Jan hatte mir versichert das Nico zurückgefahren sei und mich nicht mehr belästigen würde. Ich war zwar neugierig und wollte wissen woher er sich so sicher sei aber er meinte bloß, dass ich ihm vertrauen sollte. Was auch immer das zu bedeuten hatte.

Und Mel hatte mich bisher noch nicht ausgefragt was in ihrer Abwesenheit passiert war, aber ich spürte ihren neugierigen und fragenden Blick auf mir.

"Was ist?", fragte ich deshalb dümmlich nach als ihr Blick wieder einmal zu lange auf mir statt dem Film verharrte. Doch wieder erwarten wich sie der Frage nicht aus.

"Meine Eltern meinten du würdest mir was erzählen wollen."

Erstaunt hob ich meine Brauen. Meinten ihre Eltern damit vielleicht meinen Austritt aus dem Rudel? Hätten sie es Mel schon erzählt, hätte sie mich sicherlich mit Fragen gelöchert. Ich setzte mich etwas aufrechter hin und sah von Jan zu Mel. Das sollte ich ihr wirklich schnell erzählen. Immerhin musste auch sie Zeit bekommen zu überlegen wie es für sie weiter ging.

"Ich habe beschlossen das Blackwood Rudel zu verlassen."

Erstaunt sah mich Mel an.

"Ok das hatte ich jetzt nicht erwartet. Das freut mich zu hören, aber gibt es einen Grund für deinen Sinneswandel?", fragte sie. Doch ich war zu verwirrt was ihre Reaktion betraf. Ich dachte sie wäre die Erste die jubeln würde, nachdem sie es seit zwei Jahren regelmäßig zur Sprache brach das ich aus dem Rudel austreten sollte.

"Ähm, ich hab nochmal neu drüber nachgedacht. Die Sache mit Luna hat mich schon sehr getroffen.", antwortete ich etwas überfordert. Es war doch egal weshalb ich mich dafür entschieden hatte. Hauptsache war doch das ich endlich weg wollte. Das sahen aber die beiden vor mir anders.

Jan räusperte sich einmal und ich sah ernst zu ihm hinüber.

"Willst du nicht noch was hinzufügen?", fragte er ganz nebensächlich und ich sah ihm böse an.

"Nein will ich nicht."

"Bist du dir sicher?", fragte er wieder und blickte dieses Mal vom Fernseher zu mir.

"Gibt es denn noch einen Grund?", hakte Mel jetzt auch nach. Ich atmete tief durch und betrachtete die beiden.

"Nein, nichts was diese Entscheidung betrifft.", sagte ich.

"Aha. Ich hätte wetten können der Amalon Typ hätte da von einer Seelenbindung zwischen dir und seinem Bruder gesprochen. Hat das etwa nicht mit deinem Entschluss zu tun? ", sagte Jan herausfordernd und ich öffnete erschrocken die Augen, während Mel nach Luft schnappte.

"Wer hat was behauptet? Du hast einen Gefährten? Aber seit wann?", fragte Mel laut nach und ich verzog nur das Gesicht.

"Ich hab keinen Gefährten! Und das weiß Jan auch!"

"Ist dem wirklich so? Ich glaub die sehen das anders.", sagte Jan mit verschränkten Armen. Mel blickte von ihm zu mir und fragte bevor ich reagieren konnte: "Wer sind die? Beantwortet mal wer bitte ordentlich meine Fragen!"

Ich starrte Jan nieder. Was ein Arsch! Dachte er wirklich ich würde mich nicht an unsere Abmachung halten?

"Am Wochenende hat jemand fälschlicherweise angenommen ich wäre seine Gefährtin. Aber ich hab das Missverständnis schon bei Seite geräumt.", antwortete ich und ich hörte Jan schnauben.

"Das denkst du vielleicht. Aber für die ist die Sache sicherlich noch nicht abgeschlossen. Und wenn du uns vielleicht auch mal erzählen würdest was am Wochenende wirklich passiert ist könnten wir dir versuchen zu helfen. Aber selbst seitdem Mel hier ist hast du ihr nicht mal erzählt das du wegziehen möchtest, geschweige denn das ein Werwolf hier vor deiner Haustür stand.", warf mir Jan vor. Ich ballte die Hände zu Fäusten als ich Mels enttäuschten und besorgten Blick sah.

"Ich habe gesagt ich werde euch noch davon erzählen."

Jan presste die Lippen verstimmt zusammen und selbst Mel schüttelte leicht den Kopf.

"Lu du vergisst wie oft wir das schon uns mitansehen mussten. Du verkriechst dich in deinem Zimmer und isst nicht mehr ordentlich. Und wenn wir versuchen mit dir zu sprechen verlangst du immer von uns das wir dich in Ruhe lassen sollen bis du auf uns zukommst. Aber wenn das was Jan eben gesagt hat stimmt, dann kannst du uns nichts warten lassen. Wir machen uns Sorgen und wollen dir helfen und dir keine Vorwürfe machen. Da können wir leider nicht länger warten bis du soweit bist.", sagte Mel mit traurigem Blick und am liebsten hätte ich ihnen vorgeworfen, dass sie mir selber Dinge nicht erzählten die ich wissen wollte. Und wenn sie es doch so oft mitansehen mussten, warum wussten sie dann nicht das ich die Dinge erstmal für mich selbst bereinigen wollte, bevor ich andere mit da rein zog? Ich konnte über manche Dinge erst nach einem gewissen Abstand sprechen und das warfen sie mir nun vor?

"Ich hätte noch mit euch darüber gesprochen. Ich wollte einfach nur einen gemütlichen Abend haben, bevor mich diese scheiße wieder einholt verstanden? Ihr könnt doch nicht verlangen das ich euch sofort alles erzähle. Mel du bist gerade mal seit vier Stunden hier und erwartest das ich dir direkt alles erzähle was die vergangen Woche passiert ist? Kann ich nicht vorher erstmal genießen das ich meine Freundin wieder bei mir habe? Was ist daran so verkehrt?"

Jan sah unbeeindruckt aus. Er hatte wohl echt gehofft nachdem Mel wieder hier war das wir über all dies sprechen konnten. Nur Mel sah gerade etwas schuldbewusst aus, aber ich wusste das sie mir jetzt nicht recht geben würde und nach Antworten verlangte.

Schweigen bereitete sich über uns aus und ich seufzte tief. Ich wollte nicht darüber sprechen. Aber sie hatten ein Recht es zu wissen. Erst recht nachdem Nico hier aufkreuzt war und damit bewiesen hat das ich noch nicht aus dem Schneider war. Ich war seitdem wirklich am überlegen, ob es überhaupt noch eine gute Idee war auf das Fest zu gehen. Wenn dort all diese Wölfe auf mich warten, würde ich keine ruhige Minute mehr bekommen. Doch leider musste ich dringend mit meinem Vater sprechen

Mel blickte hilfesuchend zu Jan der aber nur den Fernseher leiser stellte. Sie warteten bis ich wieder das Wort ergriff, aber nach meinem kleinen Ausbruch wollte ich ehrlich gesagt ungern einknicken.

"Ich kann verstehen, dass du einen ruhigen Abend haben wolltest. Und ich würde auch am liebsten den ganzen Mist vergessen und ignorieren können. Aber wenn das stimmt und irgendein Rudel davon überzeugt ist ein Anrecht auf dich zu haben, dann sollten wir davon erfahren. Glaubst du nicht es wäre schlauer sich uns anzuvertrauen?"

Stumm stimmte ich Mel zu und blickte in ihre hellen Augen. Warum musste sie bloß recht haben? Sollten wir nicht über Jans Verhalten und Mels Verschwinden viel mehr beunruhigt sein? Aber nein heute lag der Fokus wohl auf meiner Wenigkeit.

Seufzend gab ich nach und nickte. Ich setzte mich etwas bequemer hin und konnte einen vorwurfsvollen Blick leider nicht unterdrücken.

"Ich erzähle euch davon. Aber ich möchte das ihr auch mir gegenüber ehrlich seid. Es fällt mir schwer das zu erzählen und ich weiß immer noch nicht was ich von dem Ganzen halten soll."

Jan und Mel nickten synchron und Jan pausierte den Film. Ich versuchte das Wochenende Revue passieren zu lassen.

"Nachdem ihr mich am Freitag abgesetzt hattet, wurde ich auf mein Zimmer gebracht und danach direkt zu einem Wilkommensessen geführt. Die Gastgeber waren zunächst recht nett zu mir. Haben sich gefreut das ich anwesend war und so. Beim Essen hatte sich Silvana aber schnell durch meine Anwesenheit angegriffen gefühlt und einen kleinen Aufstand veranstaltet. Es ist niemanden was passiert aber es hat dafür gesorgt, dass die Stimmung zwischen meiner Familie und der anderen Oberhauptfamilie angespannt war. Der Freitag war damit eigentlich auch so gut wie gelaufen."

Jan und Mel lauschten mir mit ernsten Gesichtern und Mel griff nach meiner kalten Hand.

"Der zweite Sohn der Familie, Nicolai Amalon, hat mich den nächsten Tag begleitet und mir das Schloss und das Gelände gezeigt. Beim Picknick mit seiner Mutter und meinem Bruder hatte mich Luna aufgefordert irgendein Werwolfsspiel zu spielen das ich nicht kannte. Ich wusste nicht wirklich wie ich damit umgehen sollte und bin gegangen bevor irgendwer noch Wind davon bekam das ich mich nicht verwandeln konnte. Sie hatten angeblich keine Ahnung von meinen nicht vorahnenden Wandlungsfähigkeiten. Aber das ist ja eigentlich auch egal. Ich war am selben Abend dann zu einer komischen Teenagerparty in einem versteckten Bunker eingeladen und die Leute dort waren wirklich nett zu mir. Es war etwas gruselig. Sie hatten mir Drinks gegeben mich unter sich aufgenommen als wäre ich eine der ihren. Und nach dem ganzen Abend ist irgendwie alles den Bach runter gegangen."

Mels Gesicht verzog sich nachdenklich und Jan blickte finster drein. Hatte er etwa schon eine Ahnung? Ich seufzte wieder und strich mir müde über das Gesicht. Was konnte ich den beiden anvertrauen, ohne das sie einen Herzinfarkt erlitten? Silvanas Drohungen und Benjamins Kuss sollte ich wahrscheinlich am besten unerwähnt lassen.

"Es kam unerwartet zu einem Streit zwischen zwei Wölfen und ich bin ausversehen darin verwickelt worden als der eine nicht aufgepasst hat und dann auf mich drauf gesprungen ist."

"Er hat was?", fragte Mel erschrocken doch ich winkte meiner Hand ab.

"Es ist kaum der Rede wert. Ich erinnere mich nicht besonders gut daran und mir ist nicht passiert. Ich habe mich hauptsächlich nur erschreckt und die Party wurde danach beendet. Nico hatte mich in mein Zimmer gebracht, aber irgendwie muss sein älterer Bruder dahinter gekommen sein das auf der Party etwas passiert ist und hat uns deshalb abgefangen."

Mel sah von mir zu Jan und fragte: "Ist das der Kerl der behauptet dein Gefährte zu sein?"

Ich nickte.

"Ja. Benjamin ist sein Name. Ich hatte ihn bis zu diesem Moment noch nicht kennengelernt und ich glaube im Nachhinein hätte das auch ruhig so bleiben können."

"Was wollte er denn?", hakte Jan interessiert nach.

"Ich weiß es nicht. Nico meinte am nächsten Tag ich solle mir keine Gedanken machen und das sein Bruder bloß genervt war. Aber ich konnte sie die Nacht selbst über die Zimmertür hindurch hören. Sie hatten sich ziemlich gestritten. Ich ging davon aus das es etwas mit meinem Aufenthalt beim Bunker zu tun hatte, aber jetzt im Nachhinein bin ich mir nicht mehr so sicher."

Jan und Mel sahen mich nachdenklich an als ich fortfuhr.

"Naja, den Rest könnt ihr euch vielleicht schon denken. Der Ball war eine einzige große Katastrophe. Ich wusste nicht recht was von mir erwartet wurde und war recht panisch. Ich hab die zwei Kleider gesehen die du mir eingepackt hast und hab mich zunächst für das schlichte schwarze entscheiden, doch das wurde von einem Kellner mit Orangensaft besudelt."

Mel bekam große Augen und schlug sich die Hand vor dem Mund.

"Ich muss zwar zugegeben das ich nicht glücklich war als ich das silberne Kleid gesehen hatte, aber es hat mir den Hintern gerettet. Die Cousine von den Brüdern, die ich am Vorabend kennengelernt hatte, hat mir geholfen mein Aussehen wieder auszubessern bevor ich zum Ball erschienen bin. Es kam mir zu dem Zeitpunkt alles nur noch wie ein schlechter Witz vor. Ich saß am Blackwood Tisch und musste mit ein paar Wölfen reden bevor mich Nico von meiner Familie getrennt hatte. Und dann..."

"Und dann was?"

Ich blickte zu Jan der mich aufmerksam ansah.

"Naja, der Bruder, also Benjamin, hat mich nach Nico zum Tanzen aufgefordert. Er war zu dem Zeitpunkt nett, keine Frage und hat irgendwie versucht Smalltalk zu führen."

"Smalltalk?", hakte Mel verwirrt nach. Ich nickte.

"Ja irgendwie schon. Er hatte mir Komplimente gemacht und wollte dafür sorgen das ich mich wohler fühle. Er hat mich geduzt und mir versichert das er nicht sauer auf mich sei und das er daran schuld sei das ich am Vorabend zwischen die Fronten geraten bin."

"Ok, bis jetzt hört sich das ja noch nicht beunruhigend an.", meinte Jan und Mel zog eine Augenbraue hoch.

"Bist du dir sicher? Werwölfen kann man nie über den Weg trauen. Das sie alle auf einmal nett sein sollen glaub ich nicht.", erwiderte Mel und ich stimmte ihr zu. Wir hatten zwar bisher nur gesehen wie die Blackwoods sich mir gegenüber verhielten, aber das Wochenende sprach dafür das alle Werwölfe Idioten waren.

"Ich stimme Mel zu. Mir hätte in dem Moment auffallen müssen, das da etwas faul war. Niemand kann von dem einen auf den nächsten Tag super nett sein. Ich hätte schlichtweg vorsichtiger sein müssen und das weiß ich jetzt."

Mel sah mich bedauernd an und Jan seufzte.

"Wie ging es weiter?", fragte er und ich blickte aus dem Fenster und versuchte nicht zu auffällig zu schlucken. Das nächste war mit Abstand das Schlimmste.

"Ich hab ihn auf der Fläche stehen lassen, weil nach mir verlangt wurde. Silvana fand es nicht gut das ich mit zwei sehr bekannten Jungwölfen getanzt hatte und beschloss das es an der Zeit war für mich zu gehen."

"Was ist denn so besonders an den beiden Typen?", fragte Mel verwirrt nach und ich musste kurz schmunzeln. Selbst Jan hob die Augenbrauen und erklärte daraufhin: "Die Amalons waren die Veranstalter und sind gleichzeitig auch die Oberhäupter der West Region. Sie haben recht viel Einfluss und wenn es mich nicht täuscht dann sind die zwei Brüdern von denen Luana sprach die Söhne des Alphas und nicht irgendwelche entfernten Verwandten mit demselben Nachnamen. Habe ich nicht recht?"

Mels Augen wurden noch größer, wenn möglich und mit offen Mund betrachtete sie mich.

"Oh.", war das Einzige was ihr einfiel. Und das traf es ziemlich gut. Keiner von uns hätte gedacht das ich so viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde.

"Aber das heißt ja das der Alpha Anspruch erheben könnte. Weil du die Gefährtin des Jungalpha sein sollst?", stammelte sie überfordert und Jan legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Lass Lu erstmal fertig erzählen. Da kommt doch sicherlich noch was oder?"

Mel und Jan sahen mich durchdringend an und ich musste stark gegen die aufkommenden Tränen blinzeln, als ich mir die Situation mit Ben wieder und in den Kopf rief. Besorgt nahm mich Mel in den Arm und ich grub mein Gesicht in ihre Halsbeuge. Ich atmete tief durch und versuchte die aufkommenden Gefühle wieder zu zügeln. Aber ich war so verletzt und enttäuscht von mir selbst, dass es mir schwer fiel mich von Mel wieder zu lösen.

Mel streichelte mir über den Rücken und ich spürte wie das Sofa hinter mir etwas absackte und daraufhin auch Jans Hand über meinem Rücken strich. Ich schluckte hart und legte den Kopf in den Nacken und blinzelte die Tränen weg. Verdammte Emotionen!

"Benjamin, der Jungalpha, hat mich später abgefangen. Mich und Silvana. Sie wollte sicher gehen, dass ich ihrer Aufforderung nachkomme und den Ball verlasse. Er hat sie jedoch davon überzeugt das er mich begleiten würde, damit sie nichts vom Ball verpasst. Ich war zunächst glücklich Silvana los zu sein. Doch er hat mich wo anders hingebracht um ungestört mit mir zu reden."

Ich atmete tief durch. Der Kuss die Lügen und all diese hoffnungsvollen Blicke sollten mich davon überzeugen seine Gefährtin zu sein. Aber es stimmte einfach nicht. Was Nicos Erscheinen da zu bedeuten hatte wollte ich nicht wissen.

"Er hat zunächst mit mir über das Anwesen und Nichtigkeiten gesprochen. War höflich und schien interessiert. Das kam mir schon so komisch vor, aber ich dachte mir nicht viel dabei. Dann hat er angefangen über Silvanas Verhalten zu sprechen und meine Beziehung zu ihr in Frage zu stellen. Ich hab versucht ihm klar zu machen das ihn das nichts angeht. Mein Leben meine Familie einfach alles. Er wollte das ich ihm vertraue. Das Rudel verlasse und mich ihnen anschließe. Es war total irre. Ich wusste nicht was er wollte, meinte oder gar auch nur andeutete. Da Wölfe so selten außerhalb ihrer eigenen Rasse Gefährten haben und ich mich nicht als vollwertigen Wolf betrachte ging ich davon aus das es schlicht nicht möglich wäre. Deswegen dachte ich nicht mal daran das er sowas meinen könnte. Er verstand nicht warum ich ihm nicht vertrauen und wegwollte. Bis er auf einmal davon angefangen hatte zu sagen das ich seine Gefährtin sei und aufhören sollte so zu tun als würde ich seine Gefühle und diese Meinung nicht teilen."

Der Kloss in meinem Hals wurde größer und Mel betrachtete mich mitleidig und umarmte mich erneut als ich schniefen musste. Ich wischte mir über die Augen und lachte trocken. Was war ich nur für ein Waschlappen.

„Naja, wie soll ich sagen. Er fand es nicht so lustig das ich nicht seiner Meinung war. Wir hatten irgendwie einen Streit und ich musste mit Gewalt von ihm weg als er... als er...", dass er mich gezwungen hatte ihn zu küssen und mich nicht mehr loslassen wollte brachte ich nicht über die Lippen. Meine Stimme kam ins Stocken und Mel streichelte mir beruhigend über den Kopf.

„Schhh. Du musst nichts mehr sagen."

Ich war dankbar das sie nicht weiter hinterfragten und verstanden. Tränen liefen meine Wange hinab und ich atmete zitternd durch.

Ich schob Mel von mir und lächelte sie dankbar an, als sie mir aufmunternd über die Wange strich.

„Ich schwöre bei meinem Leben das diese Idioten dafür bezahlen werden!"

Mel sagte das mit solcher Ernsthaftigkeit und Wut in den Augen das ich nicht anders konnte als ihr zu glauben. Und irgendwie beruhigte es mich eine talentierte Hexe auf meiner Seite zu haben die das Fell eines jeden Wolfes in Sekundenschnelle versengen konnte.

Ich drehte mich kurz zu Jan um der immer noch seine Hand auf meinen Rücken hatte und der mich nun mit einem aufmunternden Lächeln bedachte.

„So jetzt hab ich aber genug von meinen blöden Emotionen!", sagte ich und die anderen nickten verstehend.

„Ich habe aber ehrlich gesagt noch eine Frage. Immerhin wissen wir zwar was am Wochenende passiert ist, aber nicht warum diese Idioten sowas behauptet haben. Ganz zu schweigen davon das Jan erwähnt hatte das dir ein Wolf hier zuhause aufgelauert hat.", sagte Mel mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht und ich konnte es ihr gesagt nicht verübeln deswegen nachzuhaken. Ich wusste noch nicht mal ob Mels Eltern von Nicos Besuch Wind bekommen hatten.

„Naja, so wie ich das sehe gibt es nur zwei Möglichkeiten was diese Amalon Brüder betrifft. Entweder sie glauben wirklich das Luana ihre zukünftige Luna ist oder sie haben sich einen echt blöden Streich ausgedacht."

„Und warum hört sich das zweite aus deinem Mund so abwegig an? Diese Werwölfe sind zu nichts nutze und haben wieder einmal bewiesen was für ein ehrenloses Pack sie sind!", erwiderte Mel böse guckend, während sie mir mein Glas mit Wasser reichte. Jan seufzte.

„Ich habe nie gesagt, dass sie es nicht sind. Aber mir kommt das Ganze zu merkwürdig vor."

„Was meinst du?", fragte ich Jan nachdem ich das Glas abgestellt hatte und meine Stimme wieder gefunden hatte. Jans braune Augen wanderten zu mir und betrachteten mich mit ruhigem Ausdruck.

„Ich kenne Nicolai Amalon nicht, aber ist es nicht übertrieben nur wegen einem Streich durch das halbe Land zu fahren um mit dir zu sprechen? Klar es war etwas aufdringlich von ihm hier direkt vor der Haustür aufzutauchen, aber er hat sich entschuldigt und ich glaube das würde kein Idiot tun der sich nicht um deine Gefühle scherrt."

Ich versuchte das Gefühl in meiner Brust zu ignorieren das bei diesen Worten entstand. Ich hatte bewusst nicht an das Treffen mit Nico denken wollen.

„Das ist der Typ gewesen der dich zu dieser Party mitgenommen hatte oder? Was hatte er denn hier zu suchen? An welchen Tag war er überhaupt hier?", hakte Mel nach.

„Ja das war Nico. Er war gestern Abend hier gewesen. Ist einfach vor dem Haus aufgetaucht und wollte mit mir reden.", sagte ich seufzend. Mel bekam große Augen.

„Ich hoffe du hast ihn aber einen Arschtritt verpasst und gesagt er könne sich verpissen.", sagte Mel und ich schnaubte belustigt. Wäre es doch bloß so gewesen.

Mel sah besorgt von mir zu Jan. „Was hat er gewollt?"

Ich sah zu Jan der den Mund verzog und auch den Blick abwandte. Es musste auch für ihn nicht schön gewesen sein das mit anzusehen. Ich hatte mit ihm nach Nicos Besuch nicht mehr darüber gesprochen und ihm auch erklärt das ich auch nicht über das Ganze reden wollte. Er hatte es akzeptiert und ist dann gegangen.

„Er hat mich erneut verarscht, dass ist passiert.", sagte ich kurz angebunden und Mel verzog verwirrt die Stirn kraus.

„Er hatte sich bei ihr entschuldigt und sie darum gebeten nochmal in sich zu horchen. Zu gucken ob sie doch nicht etwas von einer Gefährtenverbindung spürt."

Zum Glück erwähnte Jan nicht wie erschrocken Nico geguckt hatte als ich ihn angeschrien hatte und ihm erklärt hatte das ich keinen Wolf unter der Haut trug. Er wusste es bestimmt schon längst. Oder es war schlichtweg einfach egal.

Ich sah Mels mitfühlenden Blick auf mir und seufzte tief.

„Da war nichts. Ende der Geschichte. Ich hab ihn rausgeschmissen und ihm erklärt das er sich seine Lügenmärchen sparen kann. Die haben mich von vorne bis hinten verarscht. Und anscheinend ist es ihnen erneut gelungen."

Ich spürte wie Mel meine Hand nahm und ich starrte Richtung Fernseher um mir so wenig wie möglich anmerken zu lassen wie sehr es mich verletzte erneut so behandelt worden zu sein.

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