37|Blutschwur
Ich hatte die Nacht nicht vor Luanas Haus verbracht. Es war zwar eine Idee von mir gewesen, aber das wäre reintheoretisch bloß Zeitverschwendung gewesen. Ich würde bestimmt nichts hören können, wenn ich in der Nähe war, aufgrund der magischen Barriere und ich schätzte die Lage nichts so ein das sie in der Nacht einfach verschwinden würde.
Der Vampir verlies auch einige Stunden später das Haus. In meinem Auto hatte ich gesehen wie der blaue Wagen wieder den Weg durch das Wohnviertel zurückfuhr. Es wäre zwar bestimmt eine gute Information gewesen zu wissen wo er wohnte aber ich wollte kein Risiko eingehen. Vampire hatten einen scharfen Verstand und gute Sinne. Er würde mich wahrscheinlich sofort bemerken, wenn er allein fuhr.
Also hatte ich mich später am Abend auf dem Weg zur zweiten Gesamtschule gemacht wo meiner Meinung nach wahrscheinlich Luana morgen auftauchen würde. Ich fuhr einmal um die Schule und parkte etwas entfernt, ehe ich den Pulli den ich mitgenommen hatte aus meiner Tasche holte. Ich atmete einmal tief ihren Duft ein und machte mich dann los.
Wie erwartet war der Duft des Blackwoods Rudels hier überall verstreut. Spätestens hier wäre mir aufgefallen, das s dies die richtige Schule sein musste. Ich bewegte mich schnell und leise und suchte nach einem offenen Fenster oder einer Tür. Nachdem ich gesehen hatte das im zweiten Stock ein Fenster wohl noch offen war suchte ich den besten Weg um da hoch zu kommen. Mit Anlauf stieß ich mich von der Wand ab und griff nach einem Rohr das die Wand entlang nach oben verlief. Zum Glück waren die Verankerungen in der Wand intakt und ich konnte ohne Probleme mich daran hochziehen. Von dort schaffte ich es an das nächste Fenster und stützte mich mit meinen Händen oben am Rahmen ab, während meine Füße auf dem schmalen Fensterbrett standen.
Tief durchatmend richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das nächste und letzte Fenster. Ich lehnte mich ganz zur Seite des Rahmens und streckte dann mein Bein aus. Mit meinen Fuß erreichte ich den Fenstersims und nachdem ich die Arme noch austreckte schaffte ich es mit einem Ruck durch das offene Fenster zu springen.
Mit einem lauten poltern landete ich in einem Klassenzimmer. Ich blieb mit schmerzenden Gliedern liegen und versuchte darauf zu achten ob sich jemand dem Klassenzimmer näherte. Doch draußen blieb es still.
Ich seufzte erleichtert und stand auf. Das Fenster schloss ich schnell hinter mir. Nach dem Aussehen der Klasse zu urteilen müsste sie zu den niederen Klassenstufen gehören. Mein Pech das die Schule recht große war.
Ich hatte Glück das die Klassenzimmertür offen war und schlich daraufhin durch die Flure. Ich fand an einer Wand in der Nähe der Eingangshalle einen Lageplan des Gebäudes mit allen Fluchtwegen und lief dorthin wo ich die Spinde vermutete. Wahrscheinlich wechselte sie oft die Räume, da war es wahrscheinlich am effektivsten nach einem Spind zu suchen der ihren Geruch trug.
Nach einer Dreiviertelstunde in der ich wie ein bekloppter an verschiedenen Spinden geschnüffelt hatte, lief ich zum nächsten Gang wo noch mehr Spinde auf mich warteten. Ich wurde schon etwas müde und wollte schon eine Pause machen als ich den Geruch des Vampiren wahrnahm. Er war sehr prägnant unter den vielen Werwolfsgerüchen. Wahrscheinlich fiel es mir deshalb schwerer Luana zu finden.
Ich lief zu seinem Spind und überprüfte es nochmal. Und ich hatte recht. Das war sein Spind. Doch ich roch nichts Außergewöhnliches darin. Vielleicht war Luanas Spind ja in der Nähe. Ich roch intensiver an den Spinden die in seiner Nähe waren und nach zehn Spinden fand ich den richtigen. Jackpot! Unter all den starken Werwolfsgerüchen ging ihrer geradezu unter. Kaum wahrnehmbar aber da.
Grinsend verlies ich das Schulgebäude und schrieb Ben.
Ich hab sie gefunden. Adresse und Schule schick ich dir später
...
Immer noch keine Nachricht von Mel. Ich hatte zwar den Abend mit ihrer Mutter verbracht um sie etwas abzulenken, aber wir beide hatten nur bedingt Freude daran ein Internat rauszusuchen. Wir hatten ein paar vielversprechende gefunden und auch überlegt ob es nicht vielleicht sogar ratsam wäre ins Ausland dafür zu gehen. Aber für mich kam das weniger in Frage. Falls Mel mich doch nicht begleiten wollte, wollte ich nicht allzu fern von meiner besten Freundin leben. Doch das hatte ich gestern nicht erwähnt.
Als ich heute in Jans Auto stieg waren meine Augenringe tiefer als gestern. Ich hatte zwei Stunden auf der Terrasse verbracht und stumm den Himmel betrachtet. Meine Finger waren danach steif wegen der Kälte und ich hatte lange gebraucht um wieder warm zu werden, aber ich hatte die kühle Luft und die Stille gebraucht.
Jan lächelte mich an und versuchte ein Gespräch zu starten während wir zur Schule fuhren. Ich meinte es zwar nicht böse, aber auch heute fielen meine Antworten spärlich aus. Ich hatte mir aber vorgenommen mit ihm später etwas ausführlicher über das Fest der Götter zu sprechen. Ich wollte wissen ob er mit uns anreisen wollte und ob er schon Ideen und Pläne hatte was er dort alles machen wollte. Wir hatten immerhin erst letzte Woche davon erfahren und seitdem nicht wirklich darüber gesprochen.
In der Schule versuchte ich wie am vergangenen Tag einfach alles schnell hinter mich zu bringen. Keine Meldungen oder Aussagen meinerseits, als ich wieder Spukbällchen in meinem Haar vorfand. Das ihnen das echt nicht langweilig wurde wunderte mich schon seit Jahren. Eigentlich hatte ich ja noch Glück. Die meistens Werwölfe sind nach der zehnten Klasse von der Schule gegangen. Früher waren vielmehr Werwölfe in meinem Jahrgang gewesen. Aber auch die jüngeren auf den Gängen machten sich einen Spaß daraus mir blöde Kommentare hinterherzuwerfen. Mich hatten auch in den letzten Jahren seltener meine Lehrer wegen der Mobbing Attacken angesprochen. Doch wenn es mal ein Mensch gewagt hatte lehnte ich bloß die Hilfe ab. Die Werwölfe würden eh nicht auf einen Menschen hören und das Mobbing würde höchstens abseits der Augen der Lehrer weitergeführt werden.
Als es zur Pause klingelte traf ich mich mit Jan auf dem Gang der schon in der Nähe der Spinde wartete.
"Ich muss nochmal schnell zu meinem Spind.", erklärte er mir und ich nickte.
"Passt. Brauche auch noch Bücher für die nächste Stunde."
Vor den Spinden tummelten sich wie immer Unmengen an Schülern und ich zwängte mich an ihnen vorbei und versuchte so unauffällig wie möglich meinen Pin vor ihnen zu verbergen. Ich musste diesen schon ein paarmal wechseln, da die Werwölfe es immer wieder schafften meinen Pin zu knacken und sich irgendwelche dummen Streiche auszudenken.
Nachdem ich einige Bücher aus meiner Tasche in den Spind getan hatte und mein Biologiebuch in meine Tasche packte fiel mir auf das Jan einfach vor seinem Spind stehen geblieben war.
Etwas verwirrt schloss ich schnell meinen Spind und drängelte mich zu ihm.
"Alles gut?"
"Ja ja. Alles gut. Ich hab mich nur unentschieden.", sagte er ausweichend und nahm meine Hand. Er lief mit mir zusammen raus auf den vorderen Platz der Schule statt auf den hinteren wo wir normalerweise die Pausen verbrachten. Ich blickte nach hinten, doch ich sah nichts an seinem Spind und folgte ihm daher.
"Ist wirklich alles gut?", fragte ich erneut als wir uns an der Turnhallenwand anlehnten von wo man aus einem guten Blick auf die Straße vor der Schule hatte.
"Ja, mir ist nur eingefallen das ich mein Biobuch zuhause liegen gelassen hab.", sagte er mit wegwerfender Geste und ich nickte zögernd. Das war zwar eine Erklärung dafür das er nichts aus seinem Spind geholt hatte, aber nicht weshalb wir nun hier statt drüben standen. Aber ich schob es einfach mal auf die vielen Schüler die den Weg zum anderen Ausgang blockiert hatten.
Die nächsten Stunden die wir zusammen hatten, sprach ich das Thema nicht mehr an. Er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein und ich war die letzte die deswegen einen Aufstand machte. Wie die anderen Stunden bearbeiten wir unsere Aufgaben, wobei Jan immer wieder hängen blieb.
Am Ende des Schultags konnte ich nur noch schwer meine Augen aufhalten. Wahrscheinlich müsste ich Jan sagen das ich mich zuhause direkt aufs Ohr legen würde. Doch bevor ich ihm davon erzählen konnte, fiel er mir ins Wort.
"Könntest du heute vielleicht mit dem Bus fahren? Ich hatte vor gleich direkt zur Blutbank zu fahren."
"Ähm, klar doch. Das ist kein Problem.", sagte ich sofort und Jan lächelte dankbar. Das er meinen Rat so schnell beherzigen würde und nun zur Blutbank wollte war überraschend. Meist wollte er mir die Busfahrt ersparen und fuhr mich und Mel meist nach Hause, wenn wir gemeinsam Schluss hatten. Doch vielleicht ging es ihm heute nicht gut und war deshalb unkonzentriert.
Er begleitete mich noch zur Bushaltestelle und wartete mit mir auf den Bus. Er umarmte mich schnell zum Abschied und ich lächelte ihn nochmal an bevor ich in den Bus stieg. Das war der richtige Weg. Wenn Jan es also einsah auf seine Gesundheit zu achten dann schaffte ich es bestimmt auch über das Wochenende weg zu kommen.
...
Ben hatte heute früh nur knapp mit einer SMS geantwortet und darin bestätigt das ich Abstand wahren sollte. Und das tat ich brav. Ich parkte am Morgen auf einer Straße in der Nähe der Sporthalle und war einmal während alle Schüler Unterricht hatten in der Nähe des Schülerparkplatzes und hatte das blaue Auto entdeckt.
Erst als es Mittag wurde parkte ich in der Nähe der Bushaltestelle die auch eine gute Sicht auf den Schülerparkplatz bot. Ich würde somit direkt mitkriegen wer das Gelände verlies. Doch ich holte zwischendurch immer wieder etwas Schlaf nach. Nach meiner nächtlichen Kletteraktion und den Nackenschmerzen von meiner unbequemen Schlafposition im Auto hatte ich beschlossen, diese Nacht auf jeden Fall besser zu schlafen. Von mir auch unter freien Sternenhimmel, wenn es hieß das mein Nacken mich nicht weiter umbrachte.
Am Nachmittag als mein Magen laut knurrte hatte ich erst etwas aus meinem kleinen Vorrat geschnappt. Ich mampfte eine alte Brezel, während ich sah wie wieder ein Schwall an Schülern das Schulgelände verließen. Es waren wesentlich weniger als zur Mittagszeit. Ich wollte mich schon wieder nach fünf Minuten abwenden, als ich einen hellen Haarschopf ausmachte.
Zusammen mit den Vampiren lief Luana nicht wie erwartet zum blauen Auto des Vampirs, sondern zur Haltestelle. Sollte ich dann den Bus verfolgen? Hatte sie vielleicht gleich irgendeinen Termin der außerhalb ihres Zuhauses war?
Ich legte die Brezel schon mal zur Seite und nahm einen Schluck Wasser als ich sah das sie noch mit den Vampiren auf den Bus wartete. Der Typ klebte ja ziemlich an ihr. Ich hatte zwar nichts gegen Vampire, aber es war dennoch komisch Luana ständig mit ihm abhängen zu sehen. Von Hobbys oder ihren Freunden hatte sie am Wochenende nicht wirklich was erzählt. Und sie jetzt in ihren normalen Leben zu betrachten war schon sehr komisch.
Würde sie sich überhaupt bei uns wohlfühlen? Dort wo nur Werwölfe lebten? Oder würde sie es erst recht nicht zulassen?
Ich versank in Gedanken und bemerkte dann zu spät das Luana den Vampiren umarmte. Mein Herz setzte kurz aus, als sie ihn anlächelte. Doch sie lief daraufhin etwas abseits wo ein Bus anhielt. Ich atmete erleichtert aus. Sie hatte ihn anscheinend nur freundschaftlich umarmt. Ich wüsste nicht was ich Ben sagen sollte wenn sich herausstellte das sie vielleicht mit den Vampiren zusammen war oder mehr als Freundschaft empfand. Aber da konnte ich mir auch nicht mal sicher sein.
Ich hatte sie nur zwecks eines Spiels geküsst. Hätte sie das vielleicht nicht gemacht, wenn sie schon Interesse an jemand anderen hatte? War sie vielleicht deswegen nicht an Ben interessiert? Oder war es vielleicht dem Umstand verschuldet, dass sie keine Werwölfe mochte?
Der Bus fuhr fort und ich wollte mich schon anschnallen, also mich ein Blick davon abhielt.
Fluchend wandte ich mich ab und setzte mir wie der letzte Vollidiot meine Sonnenbrille auf.
"Fuck! Fuck! Fuck", fluchte ich als ich mich anschnallte. Gerade als ich den Schlüssel umdrehen wollte um den Motor zu starten klopfte es an meiner rechten Fensterscheibe. Innerlich wäre ich am liebsten im Erdboden versunken, als ein braunes Augenpaar durch die Fensterscheibe auf mich sah.
"Ich weiß das du da drin bist. Mach die Tür auf.", hörte ich die Stimme des Vampirs. Obwohl ich getönte Scheiben hatte wunderte es mich nicht, dass er mich trotz der weiten Entfernung erkannt hatte.
Ich überlegte was ich tun sollte. Einfach abhauen und ihn stehen lassen? Wieder klopfte er an.
"Komm schon ich hab nicht den ganzen Tag Zeit."
Widerwillig entriegelte ich die Tür. Er öffnete sie und lehnte sich ins Auto rein. Er deutete mit dem Kinn auf dem Beifahrersitz der noch mit meinen Sachen voll war. Seufzend schnappte ich mir die Sachen und legte sie auf die Rückbank. Danach stieg er ins Auto und schloss die Tür. Verdammte Kacke.
Er verzog die Nase bei dem starken Deo Geruch und sah sich im Auto um.
"Ich glaub die Sonnenbrille brauchst du nicht mehr.", sagte er angebunden und ich verdrehte die Augen bevor ich sie abnahm und sie zurück ins Brillenfach legte.
"Was willst du hier?", fragte ich doch er schnaubte bloß und sah daraufhin mich an.
"Das könnte ich dich genauso fragen. Wer hätte gedacht das ich mich eines Tages mit Stalkern auseinandersetzen muss."
"Ich bin kein Stalker!", knurrte ich. Doch er hob bloß die Augenbraue.
"Wenn du kein Stalker bist was bist du dann?"
Darauf wusste ich keine Antwort. Ich atmete tief aus und strich mir durchs Gesicht. Ich saß knietief in der Scheiße. Und der Vampir würde erst von mir ablassen, wenn er mit mir fertig war. Einen offenen Kampf konnte ich nicht riskieren. Also musste ich mich wohl oder übel hier rausreden.
"Ich bin ein Abgesandter des Amalon Rudels.", meinte ich bloß.
"Aha. Und warum schleicht ein Abgesandter dann meiner Freundin hinterher?", fragte er mit verschränkten Armen.
Mein Kopf war wie leergefegt. Er könnte alles einfach Luana erzählen dann wäre diese Mission schneller vorbei als ich denken konnte.
"Ich will mit Luana Blackwood sprechen."
Der Vampir verzog bei dem Klang ihres Nachnamens den Mund. Und sah mich prüfend an.
"Denkst du das ist ausgerechnet jetzt eine gute Idee? Soweit ich das am Montag verstanden habe will Luana dich nicht wiedersehen.", sagte er distanziert. Natürlich hatte er das Gespräch mit Luana auf der Treppe mitgehört. Es war ja bei unserem Geschrei auch kaum zu überhören gewesen.
"Sie sollte mir dennoch zuhören. Es gab da nämlich ein ziemliches Missverständnis.", versuchte ich mich zu erklären.
"Du meinst ein Missverständnis zwischen ihr und deinem Bruder?", fragte er. Ich nickte. Er erinnerte sich auch an alles was ich gesagt hatte. Also wusste er das mit der Gefährten Problematik.
"Genau das.", bestätigte ich und er nickte. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Das war alles andere als ein normales Gespräch.
"Stimmt das mit der Gefährten Sache?", fragte er dann plötzlich leise. Ich schluckte hart und nickte.
"Wir sind überzeugt das sie seine Gefährtin ist."
Der Vampir runzelte leicht die Stirn und lies den Kopf seufzend gegen die Lehne fallen.
"Das erklärt einiges.", murmelte er. Vielleicht erklärte das ihm einiges aber nicht mir. Ich wusste zurzeit nicht mal seinen Namen und wenn ich Ben davon erzählen musste das ich mit jemanden über diese Verbindung gesprochen hatte der nicht Luana war, würde er mir dafür den Hals umdrehen.
"Wie ist dein Name?", fragte der Vampir mit einem Seitenblick zu mir. Ich lehnte mich an die Tür damit ich ihn besser betrachten konnte.
"Nicolai Amalon. Und deiner?"
Er schnaubte und verdrehte die Augen.
"War ja klar, dass es so kommen musste.", sagte er grummelnd als Antwort. Wahrscheinlich wusste er noch nicht das ich Teil der Oberhauptfamilie war.
"Und deiner?", wiederholte ich doch er grinste bloß.
"Das braucht dich nicht zu interessieren. So wie ich das sehe bin ich dir keine Rechenschaft schuldig."
Ich knurrte schon genervt und wollte was erwidern als er sich aufrichtete.
"Ich werde dir helfen unter ein paar Bedingungen."
Ich hob erstaunt die Brauen. War das eine Falle?
"Lass hören."
"Ich sorge dafür das du mit Luana sprechen kannst. Dafür bist du ja immerhin den ganzen Weg gefahren. Ich werde auch dafür sorgen, dass sie dir zuhören wird und nicht sofort die Tür vor der Nase zu schlägt. Aber wenn sie dir zugehört hat und immer noch möchte das du verschwindest dann tust du das auch gefälligst. Du wirst nach dem Gespräch in deine Heimat verschwinden es sei denn sie will es anders. Außerdem wird dein Rudel während des Fests Abstand zu ihr wahren. Das Fest ist eine sichere Zone für alle magischen Wesen und ihr seid dazu verpflichtet als Gastgeber niemanden zu nahe zu rücken. Falls ihr sie doch bedrängt oder auch nur ansatzweise belästigt, werde ich es erfahren."
Ich sah an seinem Blick das er nicht scherzte. Ich hatte zwar gemeint das ich hier war um mit ihr zu sprechen, aber der Vampir wusste es anscheinend besser. Wahrscheinlich wollte er mit diesem Deal nur sichergehen das ich sofort verschwinden würde. Und ich musste gestehen das war verdammt schlau von ihm.
"Ich schätze, wenn ich ablehne wirst du Luana von dem Gespräch erzählen.", mutmaßte ich und einzig sein kleines Schmunzeln bestätigte meine Annahme.
Verdammt nochmal. Ich musste annehmen. Anders kam ich hier nicht raus. Seufzend sagte ich: "Ich kann mich nicht für das Rudel verbürgen. Aber ich verspreche, dass ihr nichts auf dem Fest geschehen wird. Alle unterliegen einem Kodex der besagt nur auf die Gäste aufzupassen."
Er schnaubte abfällig und lehnte sich weiter vor.
"Du verbürgst dich für dein ganzes Rudel. Du wirst einen Blutschwur ablegen und niemand aus deinem Rudel wird Luana auf dem Festgelände ansprechen, es sei denn sie sucht das Gespräch. Außerdem wirst du stillschweigen ihr gegenüber bewahren was unser kleines Treffen hier betrifft und den Schwur mit keiner Silbe erwähnen."
Ich knurrte. So dreist konnte doch nur ein Vampir sein. Doch er blieb dort wo er war und betrachtete mich mit Argusaugen. War es wirklich so schlimm, wenn Luana von mir erfuhr? Wahrscheinlich vertraute sie mir noch weniger, würde die Flucht ergreifen oder gar nicht erst zum Fest kommen. Ich hatte jetzt ihre Adresse, wusste wo sie zur Schule ging und die Bestätigung das sie beim Fest erscheinen würde. Alles würde dann noch von meinen Worten abhängen die ich an sie richtete. Doch er versprach mir das sie mir zuhören würde. Und das Fest endete mit dem Tanz an Luna offiziell. Nach dem großen Lagerfeuer könnte Ben sie bestimmt noch abfangen. Und es war wahrscheinlich wesentlich sicherer für uns sie in unserer Nähe zu wissen um ein Auge auf ihr zu haben. Wir dürften ja bloß nicht in Kontakt mit ihr treten.
"Hab ich noch etwas Bedenkzeit?", fragte ich gereizt.
Der Vampir schüttelte den Kopf und sagte: "Entscheide dich jetzt."
Ich wollte am liebsten den blöden Vampiren die blonden Haare ausreisen aber stattdessen zog ich meinen Ärmel hoch und sagte unzufrieden: "Na schön."
Ein zufriedenes Grinsen überzog das Gesicht des Vampires als auch er sich den Ärmel seines rechten Arms hochschob. Er holte ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche und schnitt sich einen kleinen Schnitt in die Handfläche.
Widerwillig nahm ich das Messer entgegen als er es mir reichte und schlitzte auch meine Hand auf. Ich hoffte meine Familie würde mich für mein dummes Verhalten nicht zu hart bestrafen. Der Blutschwur war das liebste Bindungsmittel für Vampire um Versprechungen oder Verträge abzuschließen. Wenn einer der Parteien seinen Teil der Abmachung nicht einhielt hatte derjenige der seinen Teil erfüllt hatte das Recht sich etwas von dem Verweigerer zu wünschen. Etwas was dem unerfüllten Teil der Abmachung gleich kam. Das tückische bei magischen Versprechungen war das man sich schwer dagegen wehren konnte. Sollte sich also doch jemand in Luanas Nähe wagen, dann hatte der Vampir den Wunsch frei etwas von mir zu verlangen. Ob ich wollte oder nicht.
Als der Vampir das Messer nur stumm abwischte und in der Hosentasche verschwinden ließ wurde sein Gesicht etwas blass. Aber er wandte sich schnell von dem Blut ab und griff nach meiner ausgestreckten und blutigen Hand.
"Ich Nicolai Amalon, schwöre das Luana Blackwood auf dem Fest der Götter von keinem Mitglied des Amalon Rudels aufgesucht wird. Die Rudelmitglieder sprechen und interagieren nur mit ihr, wenn Luana das Gespräch gesucht hat. Außerdem werde ich nach dem Gespräch was mir zugesichert wird zurück in meine Heimat fahren, es sei denn Luana wünscht es sich anders."
"Ich verspreche das Luana dir zuhören wird.", sagte der Vampir bloß kurz angebunden und ich hätte vielleicht genervt die Augen verdreht über seine kurze Antwort, hätte ich nicht ein Kribbeln auf meiner Handfläche gespürt.
Als es aufhörte lösten wir unsere Hände und ich betrachtete die geschlossene Wunde wo jetzt nur noch ein heller Streifen Haut zu sehen war.
"Komm heute um 19 Uhr zu Luanas Haus. Brauchst du die Adresse?", fragte er noch als ich von meiner Handfläche aufschaute. Er blickte total unberührt von dem Schwur zu mir herüber.
"Nein die brauch ich nicht."
"Hätte ich mir auch denken können.", sagte er schnaubend als er die Tür öffnete. Kurz bevor er die Autotür schloss hörte ich ihn noch sagen.
"Sehen uns dann heute Abend."
Am liebsten hätte ich ihm den Mittelfinger gezeigt, aber stattdessen lies ich frustriert denn Kopf in den Nacken fallen. Das war ja mal eine absolute Lachnummer von mir gewesen. Ich konnte jetzt nur noch hoffen das ich später einen ganz überzeugenden Text hatte mit dem ich Luana um den Finger wickeln konnte.
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