35|gereizter Schlagabtausch

Ich hatte nicht erwartet Luana sofort zu finden, dennoch war ich enttäuscht nach vielen Stunden im Auto in der Nähe der ersten Gesamtschule nichts gefunden zu haben. Ich hatte weder morgens als ich vor den ersten Schüler ankam ihre Fährte gerochen, noch hatte ich sie oder den Vampiren gesehen.

Ich war mir auch nach dem Unterricht recht sicher, dass sie hier nicht zur Schule ging. Denn es waren nicht viele Werwölfe hier gewesen und sie trugen auch nicht den Geruch der Blackwoods an sich, welchen ich bei dem Blackwood Rudel erwartet hätte. Also musste hier wahrscheinlich irgendwo in der Nähe ein kleineres Rudel leben, welches nur unter der Obhut des Oberhaupts stand, aber einen anderen Alpha hatte.

Ermüdet startete ich den Motor des Geländewagens. Ich hatte auf einen LKW-Rastplatz die Plakette gewechselt und mir nur bei Tankstellen etwas zu Essen gekauft. Nicht mal ein Klo hatte ich benutzt. Stattdessen musste ich irgendwo im Dunklen einen Busch aufsuchen und hoffen das niemand mich gesehen hatte.

Ich fragte mich schon wann ich mir wie ein Stalker vorkommen müsste. Es gab beinah nichts langweiligeres als kleine Kinder beim Spielen und Streiten zu beobachten.

Als meine Augen durch die lange Autofahrt und des Starrens anfingen zu brennen, entschied ich mich einen Klamottenladen und eine Drogerie aufzusuchen. Wenn ich Glück hatte gab es irgendwo in diesem Kaff eine Einkaufsstraße. Immerhin wollte ich, wenn möglich Klamotten die nicht mal ansatzweise nach mir oder dem Rudel rochen und so viel Deo, Parfüm und Trockenshampoo kaufen das ich förmlich daran ersticken könnte. Ich würde mich am Ende dieses dummen Tipps hassen. Und Ben irgendwann diese ganzen Artikel an den Kopf werfen damit er sie gerecht entsorgen konnte. Wahrscheinlich würde das Auto nachdem ich ein paar Tage darin lebte auch so stark stinken das kein Werwolf freiwillig je wieder ein Fuß darin setzte.

Das Handy navigierte mich schlussendlich in eine kleine Mall ein paar Dörfer weiter zu einer Kleinstadt. Es lag so oder so auf dem Weg da dort nicht weit entfernt die nächste Gesamtschule auf mich wartete.

Bevor ich aus dem Auto stieg holte ich nochmal die Deodose heraus. Ich sprühte mich ein und versuchte nur noch flach zu atmen. Ich musste selbst jetzt für einen Menschen wie eine laufende Duftwolke riechen. Aber manche von denen standen ja drauf.

Ich schnappte mir noch was vom Bargeld und stieg aus dem Auto. Schnell schloss ich es ab und lief entspannt in die kleine Mall. Ich roch zwar keine Werwölfe aber das war wahrscheinlich mehr dem Fakt zu verdanken das ich wie eine bunte Blumenwiese roch und nichts mehr darüber hinaus riechen konnte. Einfach mal hoffen das es für alle anderen auch so war.

Als ich die Drogerie betrat sah ich eine gelangweilte Verkäuferin an der Kasse und ein paar jüngere Mädchen die wahrscheinlich erst vor kurzem Schluss hatten. Als sie mich sahen kicherten sie und wurden rot. Ich musste grinsen und lief weiter in den Gang mit den Deosachen und dem Duschgel. Schnell schnappte ich mir zwei unterschiedliche Düfte, damit ich nicht jeden Tag die gleiche Spur hinter mir herzog. Danach suchte ich noch ein billiges Trockenshampoo. Ich hatte das Zeug noch nie verwendet und würde mich wahrscheinlich hassen nachdem ich das Zeug in meinen Haaren verteilt hatte. Wahrscheinlich würden meine Haare trotz des Shampoos fettig werden. Ich hoffte das mein Dutt dafür sorgte das es nicht so extrem auffallen würde.

An dem Regal mit Getränken schnappte ich mir noch ein paar überteuerte Wasserflaschen und legte sie, mitsamt der anderen Sachen, auf das Band. Die Verkäuferin nickte nur angebunden zur Begrüßung. Ich legte noch eine Tüte hinzu und bezahlte schnell. Danach ging es direkt in den nächsten Laden. Ein typischer Klamottenladen von irgendeiner Marke die ich nicht kannte. Es waren hauptsächlich Frauenklamotten vorhanden aber ich sah auch eine kleine Männerabteilung.

Ich stellte mich vor die Klamotten und versuchte die Blicke einiger junger Mädchen zu ignorieren. Wahrscheinlich sahen sie nicht jeden Tag einen fremden neunzehn jährigen in so einem Laden. Normalerweise würde ich auch einen großen Bogen um diese Mainstream Läden laufen, doch es war wahrscheinlich nur von Vorteil für mich, wenn ich etwas anders aussah als gewöhnlich.

Ich sah mir ein paar Shirts an mit Band Aufschriften und war gerade bei den Sporthosen angekommen, als eine bekannte Stimme mich aufhorchen ließ. Über das Treiben der normalen Menschen hätte ich sie beinah überhört, aber als ich etwas zur Seite ging und zur Drogerie sah, sah ich sie.

Ich wollte beinah instinktiv nach ihr rufen, aber hielt mich zum Glück zurück. Luana sah gerade zur Drogerie zurück und dann zu ihrem Vampir Freund der bloß den Kopf schüttelte und mit ihr die Mall verlassen wollte.

Verdammt war ich ein Glückspilz! Ich würde mich demnächst wohl nicht mehr über blöde Shopping Malls aufregen, wenn sie mir immer so viel Glück brachten.

Ich legte die Klamotten die ich mir schon rausgesucht hatte bei Seite und beobachtete unauffällig wie die beiden in Richtung Ausgang gingen. Ich zog mir die Kapuze über und verließ langsam den Laden und blieb hinter anderen Besuchern die mich verdeckten.

Auf dem Parkplatz liefen sie nach links. Ich versuchte sie nicht aus den Augen zu verlieren als ich nach rechts zu meinem Auto lief. Die beiden unterhielten sich nicht und stiegen ins Auto ein, als ich hastig den Geländewagen öffnete und die Tüte hineinwarf.

Schnell startete ich den Motor, schnallte mich nicht mal an und parkte aus sehr zum Widerwillen eines anderen Autofahrers der noch an mir vorbeifahren wollte. Ich hob zur Entschuldigung die Hand und fuhr dem blauen Wagen in dem Luana auf dem Beifahrersitz saß nach. Schnell fischte ich mir meine Sonnenbrille raus und setzte sie mir auf. Das Warten hatte wohl ein Ende gefunden. Und das wesentlich schneller als erwartet.

Etwas nervös fuhr ich mit genügend Abstand hinter den beiden hinterher. Ich fuhr einen Kreisel entlang und bog zweimal an einer Ampel ab, bevor ich den belebten Teil der Kleinstadt hinter mir lies. An einem Wohnviertel wo ich wesentlich langsamer fahren musste, musste ich mich anstrengen die Spur nicht zu verlieren. Doch ich hatte mir schon mal das Kennzeichen gemerkt.

Am Rand des Wohnviertels welches an einem Feld angrenzte bog das Auto ab. Ich fuhr eine Einfahrt früher ab, da es sonst auffallen würde das ich sie verfolgte und parkte am Rand der Straße. Ich stoppte den Motor und stieg aus. Leise lief ich die Straße herunter und überprüfte ob ich das blaue Auto hier irgendwo sah. Als ich es hier nicht sah war für mich klar, dass es ein Haus direkt am Feld sein musste. Ich atmete tief ein und versuchte meinen Gang zu ändern und lief entspannt die Straße lang wie ein normaler Spaziergänger. Ich hoffte einfach mal das ich niemanden hier in der Straße besonders auffiel.

Erst nach hundert Meter sah ich ein weißes Familienhaus mit Vorgarten und einer großen Einfahrt, vor dem das blaue Auto stand. Ich unterdrückte ein Grinsen und beobachtete aus dem Augenwinkel das Haus. Ich hatte mir die Hausnummer und die Straße direkt gemerkt und versuchte noch irgendetwas nützliches herauszufinden. Es stand ein weiterer Wagen neben dem blauen und auch das Kennzeichen merkte ich mir. Erst als ich an dem Haus vorbeilief roch ich den Duft von Luana und dem Vampiren.

Aber was mich erstaunte war der starke Duft nach Lavendel, obwohl ich keinen im Vorgarten gesehen hatte. Verwirrt zog ich die Brauen zusammen und versuchte nochmal einen Blick auf das Haus zu erhaschen und erst dort fiel es mir auf. Ein leichtes Flimmern wie im Sommer. Aber es war nicht heiß. Nein, das musste das Werk von Magie gewesen sein.

Sie lebte also unter Hexern.

...

Nach einer unruhigen Nacht und zu vielen Gedanken startete ich früh schon meinen Tag. Ich hatte viel nachzuholen und es half mir nicht weiter, wenn ich mich weiter mit den Worten von Lupras quälte. Ein mutterloses Kind das sich nicht verwandeln konnte. Ich wollte es nicht glauben.

Übermüdet nahm ich etwas Schmerzmittel. Normalerweise half das selten bei Werwölfen, da unser Körper schnell chemische Substanzen abbaute und wir eine gute Regenerationskraft hatten. Aber die beste Regeneration konnte nichts gegen das Fehlen eines Gefährten tun. Also war es ein Verzweiflungsversuch die Schmerzmittel zu nehmen. Das Einzige was ich tun konnte war zu warten und zu hoffen. Darauf das Luana mit sich reden ließ, das alles aufgeklärt werden würde und Nico sich schnell wieder bei mir meldete. Er musste wohl die ganze Nacht gefahren und längst im Gebiet der Blackwoods angekommen sein.

Nachdem ich fertig angezogen und bereit war, ging ich sofort in mein Büro und sah einige Wölfe die wohl die Nachtschicht erwischt hatte. Ich schickte ein paar von ihnen weg und übernahm deren Aufgaben. Es war umso wichtiger das meine Leute ausgeruht und fit im Kopf waren, wenn ich es nicht war. Es durfte nun nicht mehr zu Fehlern kommen und es durfte auch niemand merken das ich zu Zeit alles andere, aber nicht mehr das Fest, im Kopf rumspuken hatte.

Nachdem ich einige Nachrichten beantwortet hatte und einige Dokumente absegnete fiel mir auf wie viel langsamer ich arbeitete. Viel zu oft schweiften meine Gedanken ab und ich öffnete das Fenster und nahm einen großen Schluck Wasser um etwas klarer zu werden. Vielleicht half es, wenn ich heute Nacht draußen etwas Auslauf hatte. Es würde bestimmt meine Nerven beruhigen.

Nachdem Bella morgens in das Büro kam und mich mit einem Nicken begrüßte kam auch Gerald unser Beta. Beide lieferten mir eine kurze Zusammenfassung von dem gestrigen Tag und ließen Luana unausgesprochen. Wahrscheinlich würde ich erst irgendwann, wenn Zeit dazu blieb mit meinen Eltern erneut über Luana sprechen. Vorausgesetzt jemand sah sie auf dem Festgelände die nächsten Tage.

Nickend nahm ich alles zur Kenntnis und war froh zu erfahren, dass einige Hexen morgen hier ankommen würden um mit den Portalzaubern und den Schutzzaubern anzufangen. Diese waren nämlich unabdingbar. Es war zwar unwahrscheinlich, aber nötig einen Schutz zu errichten falls Menschen hierher fanden oder es Auseinandersetzungen innerhalb des Fests gab. Niemand außerhalb sollte davon Notiz nehmen und es würde sicherlich einige Tage in Anspruch nehmen die mehrere Kilometer große Fläche unter einer schützenden Kuppel zu versiegeln.

"Gibt es ansonsten noch eingereichte Anmeldungen? Oder welche die unvollständig sind?", fragte ich nach und beide nickten.

"Ok, sendet bitte allen Anführern oder Vertreter der Rassen ein Schreiben das sie nur noch sechs Stunden haben und danach keine mehr angenommen werden. Ich will nicht das kurz vorher irgendwer glaubt sich etwas herausnehmen zu können. Immerhin brauchen wir noch Zeit alles gerecht anzuordnen. Ich schätze mal die sehr frühen werden schon am Donnerstag oder Freitag erscheinen, dementsprechend werden wir die meisten Leute mobilisieren müssen um es morgen endgültig fertigzustellen. Es wird bestimmt zwar einige geben die tauschen wollen, macht aber keine Ausnahmen. Am Ende will jeder neben seinem besten Freund einen Stand haben."

Die beiden nickten wieder und ich entließ sie.  Als ich auf die Uhr blickte fiel mir auf das es schon nach elf war. Luca Blackwood würde mich wohl demnächst aufsuchen müssen. Seufzend fragte ich einen Werwolf meines Teams ob alle Lieferungen für das Fest angekommen waren und er berichtete das nur noch zwei Lieferungen fehlten, aber morgen Nachmittag in die vorgesehenen Lager auf dem Gelände gebracht werden würden.

Ich überprüfte dann nochmals die Anwesenheitsliste der Werwölfe die bereits eingetroffen waren und stellte fest das erst am Freitag die ersten Massen ankommen würden. Die Werwölfe würden mitunter die ersten auf dem Gelände sein und helfen alle weiteren Gäste anzuleiten und mit den Aufbauarbeiten zu beginnen. Es würde in der Mitte des Fests am letzten Tag ein riesiges Feuer zu ehren von Luna geben. Die Tage davor gab es bei den einzelnen Rassen und deren kleinen Siedlungen auf dem Festgelände eigene Festfeuer für ihre Götter. Doch erst am letzten Tag würde die Magie wieder erneuert werden und einige Abholzungsarbeiten mussten noch von statten gehen. Doch ich hatte jemanden zuverlässigen aus dem Rudel die Koordinierung überlassen.

Wahrscheinlich musste ich die nächsten Tage nicht mehr extrem viel planen, da alle Aufgaben sehr gerecht aufgeteilt waren und nur noch bei großen Problemen meine Hilfe benötigt werden würde. Nach meinem Zeitplan musste ich alles überprüfen, einige Vertreter willkommen heißen und ihnen Geschenke für ihre Anwesenheit überreichen. Manche von den alten Kreaturen waren sehr geizig. Doch ich musste meine Dankbarkeit demonstrieren da viele Walküren, Harpyien, Satyre, Greife, Zentauren und Hexer halfen die Ordnung und die seit Jahrhunderten bestehenden Regeln des Fests einzuhalten. Sie waren die Wächter und Richter die stellvertretend für verschiedene Gottheiten die Regeln durchsetzen. Und dieses Jahr würden die Werwölfe sie unterstützen und ihnen alle Hilfe gewährleisten die sie benötigten. Einige alte Dämonen und uralte Wesen deren Namen man nicht kannte, sprachen sich jedes Jahr erneut für diese Regeln aus und sorgten dafür das das Wort der Wächter eingehalten wurde.

Und dieses Jahr musste ich ihnen als Planer mit Rat und Tat zur Seite stehen, während die Gemeinschaft der Werwölfe als Veranstalter angesehen wird. Wenn das Ganze ein Flop wird dann würde man sicherlich nicht mehr den Werwölfen ein Fest überlassen. Wir waren auch im Vergleich zu einigen anderen Wesen eher in der unteren Kategorie der mächtigsten Kreaturen der Welt verzeichnet. Wir hatten keinen Zugriff auf die Magie um uns herum, konnten nur eine Magiequelle erspüren, hatten den Segen von nur einer Gottheit und können uns bloß durch unsere große Anzahl und der anpassungsfähigen Gemeinschaft an die Menschen schmücken. Vielleicht half das Fest unser allgemeines Ansehen als menschenfreundliches Hundepack zu verbessern.

Ich versuchte meine Kopfschmerzen weg zu massieren und betrachtete nachdenklich Bella die auf der anderen Seite des Raums mit jemanden redete. Ich brauchte jemanden der für mich die Aussagen von Lupras überprüfte. Oder zumindest versuchte ähnliche Vorkommnisse in der Geschichte zu untersuchen. Unser Archiv war zwar nicht so weitreichend wie das der Hexen, aber es gab genug gierige und sehr weise Wesen die sich in ein paar Tagen hier zu Massen sammeln werden. Wenn ich herausfand wen ich unbeschadet fragen konnte, konnte ich vielleicht in Erfahrung bringen ob Lupras gelogen hatte und ob ich Luana helfen konnte. Wenn sie überhaupt Hilfe wollte.

Ich überlegte weiter was ich tun konnte als ich sah wie Luca Blackwood anklopfte und den vollen Raum betrat. Ich atmete tief durch und winkte ihn hinein. Bella beobachtete ihn mit Argusaugen und auch die anderen Rudelmitglieder sahen zu ihn herüber als er vor meinen Tisch stehen blieb.

Er hatte ein schlichtes schwarzes Shirt an und eine dunkle Hose. Er schien sich wohl gerne in dunkle Kleidung zu hüllen die sich seinem äußeren gut anpasste. Aber für einen Kandidaten des zukünftigen Vertreteramtes war er nun wirklich zu locker angezogen. Ich mochte auch nicht immer gerne in Hemd und Anzugshose umherlaufen, aber solange ich hier vor Ort eine repräsentative Rolle vor anderen einnahm würde ich mich ordentlich anziehen und zusammen reißen. Ober er diese Kandidatur überhaupt wollte?

"Jungalpha Amalon.", begrüße mich Luca und ich betrachtete ihn berechnend. Laut Lupras hatte Luca einige Zeit in der Kindheit mit Luana zusammen verbracht, bevor Silvana den Kontakt unterbunden hatte. Hatte er je etwas unternommen um seiner kleinen Schwester zu helfen?

Ich schwieg immer noch und kämpfte gegen den Drang an ihn eins überzuziehen, als ich sah wie viele uns betrachteten. Meine Hand unter dem Tisch verkrampfte sich doch ich versuchte ein normales Nicken zustande zu bringen und ihn zu grüßen wie es der Strand verlangte.

"Jungalpha Blackwood.", das Wort schmeckte bitter auf meiner Zunge und ich sah wie die anderen sich wohl erleichtert abwandten. Hatten sie wirklich gedacht ich würde ihn abweisen? Wahrscheinlich war mein Verhalten doch zu auffällig.

"Hier sind die Pläne wie gewünscht. Ich habe die Anzahl der Stände reduziert und auf dem angegebenen Platz reduziert. Außerdem habe ich die ungefähre Anzahl der Werwölfe die hierher pilgern wollen und sich auf dem Platz neben der Stadt niederlassen wollen."

Er reichte mir mit neutralem Gesicht die Mappe und ich nahm sie entgegen. Die Stadt war der Mittelpunkt des Fests. Da wo sich die Stände, Arenen, Festfeuer, Essenstände, Freudenhäuser und die einzelnen Straßen befanden an denen die unterschiedlichen Rassen ihre Waren und Dienste anboten. Der Platz daneben war für alle die keinen Stand hatten und mit Zelten, kleinen Hütten oder anderen Unterkünften nächtigten. Der Platz war groß und in einzelne Areale aufgeteilt. Doch die Stadt musste von Anfang strikt geplant und aufgebaut werden. Der Schlafplatz dagegen stand für alle offen die einen Platz brauchten um ihre Sachen abzulegen oder über mehrere Tage verteilt bleiben wollten. Einige genossen es sogar mehr auf dem Schlafplatz zu verweilen statt in der Stadt und trafen sich dort bloß mit alten Bekannten. Das er mir sogar die ungefähre Anzahl nannte der Wölfe die vorhatten zu nächtigen war ein Vorteil zu unseren Gunsten. Wir konnten dadurch versuchen den Wölfen einen Teil eines ganzen Areals zu sichern, sodass sie nicht verteilt auf dem Schlafplatz sein mussten.

Ich las mir die Angaben durch und versuchte die Standverteilung mit dem bereits erstellten Plan abzugleichen. Die Anzahl und die Anordnung sprachen für eine eigene Straße und das konnte ich so weiter durchgeben. Es war sogar angegeben wer neben wem gerne Stehen würde. Ob das am Ende auch eins zu eins übernommen werden würde, war abzuwarten aber es wurde alles gemacht wie ich verlangt hatte. Und damit konnte ich die Blackwoods zu dem Stapel der europäischen Wölfe legen. Die ausländischen Oberhäupter und Alpha hatten auch ihre Standverteilung geschickt und überarbeiteten auch noch einige Kleinigkeiten. Aber spätestens in einigen Stunden würden wir alles zusammen haben

Ich nickte zufrieden und bedeutete einen meiner Organisatoren zu mir zu kommen. Schnell kam er zu mir an die Seite und ich sagte ihm wohin mit der Mappe und welchen Zweck sie diente. Er nickte und ging zu der passenden Ablage. Luca blickte mich abwartend an und stand weiterhin vor dem Tisch als ich mich wieder ihm zuwandte.

"Ich habe keine Fragen bezüglich der Angaben. Alle Bedingungen wurden erfüllt und wir werden unser Bestes geben alles so umzusetzen wie gewünscht. Wir können das aber nicht garantieren.", sagte ich an ihn gewandt und ich sah wie er die Augenbrauen hob.

"Das wars?", fragte er verwirrt.

"Das wars.", antwortete ich kurz angebunden. Luca schluckte und sah etwas nachdenklich aus, als er einen Schritt vorwagte. Ich hob die Augenbraue und hoffte das er einfach nur noch zügig verschwand.

"Ich wollte meine Hilfe anbieten. Also falls ihr noch Aufgaben habt natürlich. Ich denke mal es ist von Vorteil, wenn man noch jemanden externen aus einem anderen Rudel im Team hat.", bot er seine Hilfe an. Unter normalen Umständen hätte ich diese Geste nobel und nett aufgefasst, aber gerade sträubte sich mein ganzes Wesen Hilfe von dem Bruder meiner Gefährtin anzunehmen.

"Nein, danke. Wir haben alles unter Kontrolle.", sagte ich vielleicht eine Spur zu schroff. Doch er ließ nicht locker.

"Ich weiß und ich wollte auch nicht unterstellen das du das nicht hast, aber es wäre ein gute Möglichkeit Erfahrung zu sammeln und ich möchte auch gerne meinen Beitrag leisten. Immerhin bin ich jetzt in der Ständeverteilung geübt und könnte dort bestimmt auch vor Ort unterstützen.", argumentierte er. Er lag mit seinen Aussagen auch nicht so falsch, aber als er mich wie gestern einfach duzte und sich so nah an meinen Tisch vorgewagt hatte unterdrückte ich ein Knurren.

Er war zu nah!

Ich verzog die Nase und mein beinah Knurren verwandelte sich in ein etwas erzwungenes Grinsen. Wahrscheinlich sah es nicht mal mehr menschlich, sondern wölfisch aus. Ich lehnte mich vor und sah ihm in die Augen.

"Ich zweifle auch nicht an deinen Kompetenzen. Dennoch brauchen wir keine Hilfe. Lehn dich ruhig zurück und verbringe etwas erholsame Zeit mit deiner Familie. Ich glaube das sagt dir mehr zu.", sagte ich mit dem wölfischen Grinsen als ich aufstand und ihm die Hand zum Abschied reichte. Eine unmissverständliche Geste das das Gespräch an dieser Stelle beendet war.

Etwas wütend über meine Worte nahm Luca meine Hand entgegen.

"Wenn euch doch noch etwas einfallen sollte wobei ihr Unterstützung braucht lasst es mich wissen. Immerhin hatte ich bisher genug erholsame Zeit mit der Familie verbringen dürfen.", sagte er genauso falsch lächelnd wie ich. Was ein Idiot! Bevor ich mich bei ihm meldete würde die Hölle zufrieren.

"Ich glaube ihr hattet bestimmt nicht annähernd genug Zeit mit jedem Mitglied eurer Familie. Grüßt eure Schwester das nächste Mal wenn ihr sie seht. Wir melden uns bei dir falls Bedarf an Aushilfskräften besteht.", sagte ich gehässig als ich seine Hand los lies.

Überrascht weiteten sich seine Augen als ich seine Schwester erwähnte. Er wusste dieser Gruß war nicht an seine jüngste Schwester Luna gerichtet. Schnaubend schüttelte er leicht den Kopf und drehte sich um, um den Raum zu verlassen.

"Ich erwarte deinen Anruf.", rief er dennoch hinterher und am liebsten hätte ich ihm mein Handy gegen den Kopf geworfen und ihm zurückgeschrien das er lange warten konnte. Stattdessen aber lehnte ich mich wütend in den Stuhl zurück und zischte: "Wichser!"

Ich sah wie die anderen versuchten sich normal ihren Aufgaben zu zuwenden, aber ich glaubte niemand hatte meine Worte überhört. Und ich hoffte sie würden ihre Münder halten und nicht die Gerüchteküche zum Brodeln bringen. Ich hatte keine Lust das mir nachgesagt wurde das ich geizig bei der Planung des Fests war und niemanden ein Stück vom Kuchen gönnte. Doch mein Körper und jeder Nerv in meinen Inneren schien sich dagegen zu sträuben jetzt Silvanas Brut auf meine hart erarbeiteten Pläne loszulassen, nur damit sie sich damit brüsten konnte das ihr Sohn beim Fest mitgewirkt hatte. Sollten sie doch alle sauer auf mich sein. Ich war auch auf sie wütend und hatte wesentlich mehr Gründe ihnen die Kehle zu zerfetzen.

Ich sah wie mich Bella beunruhigt betrachtete und beschloss das jetzt eine gute Zeit war kurz frische Luft zu schnappen und meine Aggressionen unter Kontrolle zu bringen.

Als ich das Büro verlies und den anderen mitteilte das ich in ein paar Minuten wieder da sein würde, spürte ich schon wie mir meine Cousine zügig folgte. Als ich draußen auf der Wiese vor dem Wald ankam wartete ich auf Bella. Sie kam genau wie ich aus eine der Gartentüren geschlüpft und lief auf mich zu.

"Was gibts?", fragte ich tief durchatmend. Sie versuchte mich aufmunternd anzulächeln und hielt neben mir an. Heute hatte sie sich in eine weiße Bluse geschmissen, die oberen zwei Knöpfe waren offen und die Ärmel aufgrund der warmen Temperaturen hochgekrempelt. Ihr blonden Haare waren oben zu einem Dutt zusammengebunden und nach den letzten Stunden sind ihr einige Strähnen raus gegangen.

"Ich wollte fragen ob ich dir irgendwie helfen kann? Das eben... du sahst etwas gereizt aus und wenn du willst kann ich mich um die Blackwood Angelegenheiten kümmern.", bot sie mir ihre Hilfe an und ich strich mir seufzend übers Gesicht.

"Versteh mich nicht falsch, ich bin dankbar fürs Angebt, aber ich befürchte, wenn ich nicht auf ihre Fragen und Anliegen reagiere nehmen sie das persönlich. Trotz allem ist es eine Oberhauptfamilie.", sagte ich und ich sah wie Bella nickte.

"Was war denn eben los gewesen?", fragte sie vorsichtig nach und ich schüttelte bloß abwehrend die Hand.

"Nichts worüber du dir Gedanken machen müsstet. Er war mir einfach in dem Moment zu aufdringlich und ich konnte nicht an mich halten.", erklärte ich mich und Bella nickte verständnisvoll. Ich war ihr dankbar, dass sie keine weiteren Fragen stellte oder mich berührte. Mein Kopf tat immer noch weh und meine Nerven waren zu aufgerieben.

"Wenn etwas sein sollte sag mir Bescheid. Ich bin nur da um dir zu helfen. Die anderen sind mir egal. Die Aufgaben die ich zu Zeit habe können die anderen auch ohne Probleme übernehmen.", sagte sie bevor sie gehen wollte, doch ich hielt sie auf.

"Ich glaube es gibt wirklich etwas wo du mir helfen kannst."

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Hey hey,
Ich wollte mich nur nochmal kurz entschuldigen für die Verwirrung letztens. Aus versehen hat Wattpad einfach ein Kapitel veröffentlicht welches ich eigentlich noch am bearbeiten war. Hoffe das neue Kapitel war Entschädigung genug 😁

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