32| Lupras Blackwood
Nach dem aufklärenden Gespräch mit meiner Familie wollte ich nur noch etwas frische Luft schnappen. Meine Wut auf Ben war in dem Moment verraucht als ich merkte das ihm wirklich keine Schuld wegen Luana anlastete und das er mit Abstand am meisten unter dieser Situation zu leiden hatte.
In meinem Kopf ging ich alle Gespräche mit ihr durch, jedes Zucken oder jeder nervöse Tick der von ihr ausgegangen war. An einem Tag hatte sogar ihr Zimmer nach Erbrochenem gerochen und ich hatte es abgetan als wäre es nichts. Ich hatte ihre Kommentare versucht zu überhören an dem Abend als ich sie geküsst hatte. Und ich spürte immer noch wie ihre grauen Augen missbilligend meine Hand betrachtet hatten, als ich versucht habe sie aufzuhalten.
Und wenn ich das Gespräch von eben Revue passieren lies und mir versuchte vorzustellen wie Luana meinen Bruder mit solch einem Blick bedachte wurde mir fast schlecht. Doch einen Lichtblick gab es. Und das war Lupras Blackwood. Ein Oberhaupt der seine eigene Tochter außerhalb ihres Geländes leben lies und der die hässlichen Seiten seiner Gefährtin zuließ. Warum unternahm er nichts? War ihm etwa ihre Zukunft egal? Kein dominanter Wolf handelte so. Hat Luana ihnen etwas angetan oder was musste in ihrer Vergangenheit geschehen sein damit sie Luana so sehr von sich stießen?
In meinen Gedanken versunken bemerkte ich erst durch die spielenden Kinder im Flur das ich mich im Gebäudetrakt befand in dem viele Gäste noch über die Feierlichkeiten blieben. Ich wich den Kindern geschickt aus und lief automatisch in den Gang wo sich Luanas Zimmer befunden hatte. Vor gerade mal zwei Nächten hat mein Bruder mich hier zusammengeschlagen, weil ich ihn von seiner Gefährtin getrennt hatte. Die Gefährtin die nun noch weiter weg war. Und ich wusste nicht ob Ben recht gehabt hatte als er mir vorgeworfen hatte das ich hätte mehr tun sollen. Immerhin war Luana meine zukünftige Luna unter der ich dienen würde. Ein etwas absurder Gedanke wo sie doch mindestens ein Jahr jünger war als ich selbst. Einer jüngeren später zu dienen hatte ich auch nicht erwartet.
Als ich an Luanas Zimmer vorbei laufen wollte hielt ich inne. Hier hatte ich sie die letzten Tage abgeholt und hier würde noch ihr Duft am stärksten hinterblieben sein. Ich müsste den anderen Bescheid geben das sie dieses Zimmer nicht für andere bezugsfertig machen dürften. Egal ob Ben hier vielleicht Trost fand, war es wichtig das selbst ich nochmal ihren Geruch aufnahm und darauf achtete. Wenn es so weit kam und Luana wirklich zum Fest der Götter erschien, würden Ben und ich alles daran setzten ein Auge auf ihr zu haben. Wenn sich nämlich noch mehr Blackwoods auf dem Gelände befinden und sie sich genauso abweisend wie am Ball verhielten müssten wir aufpassen.
Es war vielleicht etwas drastisch anzunehmen das sie vielleicht misshandelt wurde, aber bevor ich keinen Gegenbeweis hatte waren wir alle dazu verpflichtet unsere zukünftige Luna zu beschützen. Auch wenn sie uns zu Zeit als abstoßend empfand.
Ich ging auf die Tür zu und öffnete sie. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich tief ein und versuchte jede Nuance wahrzunehmen. Das Bett sah noch benutzt aus, aber unabhängig davon hatte Luana das Zimmer sauber und ordentlich verlassen. Außer ihrem Geruch hätte nichts auf die Repräsentantin der Blackwoods verwiesen. Ich öffnete das Bad und sah das der Teppich etwas verschoben war.
Ich öffnete auch den Klodeckel und roch noch die Überbleibsel von dem sauren Geruch von Erbrochenem. Sie hatte sich wohl die letzte Nach erneut übergeben müssen.
Stirnrunzelnd ging ich wieder zurück ins Zimmer und vermied es irgendwas anzufassen. Wahrscheinlich war sie nach dem Besuch bei Ben panisch gewesen und überfordert mit der Situation. Woraufhin sie ihre Freunde gerufen hatte. Das sie aber keine Werwölfe abgeholt hatte, war nicht überraschend gewesen. Wären es aber welche gewesen so hätte ich es wahrscheinlich mit ihnen aufnehmen können. Aber gegen zwei ausgewachsene Hexer und einem Vampir dessen Alter unbestimmbar war, zu kämpfen wäre schier Wahnsinn gewesen.
Nachdenklich betrachtete ich das Zimmer und genoss die Ruhe. Das Wochenende war auch für mich Kräfte zehrend gewesen und die ganzen Ungereimtheiten bezüglich Luana machten mich fertig. Und das schlimmste war das ihre blöden Eltern auf unsere Kosten die Beine hochlegten und davon wahrscheinlich rein gar nichts mitbekommen hatten. Sie waren wahrscheinlich von den Feierlichkeiten zu sehr vereinnahmt gewesen um auch nur annähernd auf sie acht zu geben.
Das Öffnen der Tür hinter mir sorgte dafür das ich aufhörte nachzudenken und ich drehte mich um, um meinen Bruder entgegen zu sehen. Er schien nicht sonderlich überrascht mich zu sehen, doch ich hätte erwartet das er noch mit unserem Vater und dem Beta sprechen würde.
Schweigend trat er ins Zimmer und sah sich genau wie ich zuvor alles genau an. Ich betrachtete ihn wie er gierig den Duft einatmete und langsam durch den Raum schritt als würde seine bloße Anwesenheit dafür sorgen, dass der Duft von Luana verschwand.
"Das ist der einzige Raum in dem ich keine Kopfschmerzen bekomme.", sagte er leise. Ich betrachte Ben von der Seite wie er mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken legte.
Ich war schon am überlegen, ob ihm diesen Moment in ihrem Zimmer allein lassen sollte, als er wieder die Augen aufschlug und mir ins Gesicht sah.
„Es tut mir leid, dass ich dir vorhin diese Dinge an den Kopf geworfen habe."
Ich nickte verstehend. Er hatte genug Gründe gehabt sauer zu sein und ich verstand das, aber dennoch war ich erleichtert diese Worte von ihm zu hören. Immerhin stritten wir beide so gut wie nie und Ben so aufgebracht und emotional zu sehen war ein Schock gewesen. Aber auch ein Beweis dafür wie nah ihm diese Situation ging.
„Ist schon vergessen.", erwiderte ich nur und ich sah wie sein Mundwinkel zuckte. Anscheinend hatte er nicht mal die Energie für ein Lächeln.
„Es gibt da etwas was ich von dir verlangen möchte.", fing Ben an und ich betrachtete ihn aufmerksam
„Ich weiß sehr zu schätzen was du das Wochenende bereits alles getan hast. Aber ich muss dich wieder um etwas bitten."
Ich nickte und drehte mich komplett zu ihm. Nun war ich neugierig.
„Ich kann leider nicht weg von hier und wenn Mutter und Vater Wind davon kriegen würden, dass ich das Gelände verlasse würden sie sofort Amok laufen. Deswegen kann ich mich bei dieser Angelegenheit nur an dich wenden.", erklärte er mir und ich sah ihn aufmerksam an.
„Ich möchte das du diese Nacht das Gelände verlässt und dich auf dem Weg zum Blackwood Gebiet machst um Luana zu überwachen."
Erstaunt über diese Bitte zog ich die Augenbrauen hoch. Doch das verzweifelte Gesicht von Ben ließ darauf schließen, dass er alle anderen Alternativen bereits durchgegangen ist. Und wenn ich darüber nachdachte hatte er recht. Er selbst wie auch die gesamte obere Regie der Werwölfe wurde benötigt um das Fest zu planen und zu koordinieren, während Ben mit Argusaugen der anderen Rudel beobachtet wurde. Wenn er nun das Gelände verlies um zu Luana zu gelangen, würden ihm das alle Mitglieder der Gemeinschaft nachtragen. Und öffentlich bekannt zu geben das er seine Gefährtin aufsuchen wollte, würde nur sehr viele unangenehme Fragen aufwerfen. Seine einzige Chance war es jemanden los zu schicken um ein Auge auf Luana zu haben und ihm Bescheid zu geben falls sich etwas bei ihr änderte. Und da nur unsere Familie (inklusive des Betas) von Luana wusste, musste es irgendwer sein der unbemerkt und vor allem ohne Pflichten gegenüber des Fest war, der diese Aufgabe übernahm.
Ich seufzte und nickte bestätigend.
„Sag mir was ich genau machen soll und wann ich es machen soll und es wird geschehen.", sagte ich und ich hörte wie Ben erleichtert ausatmete.
„Danke."
Ich nickte ihm nochmals zu und wappnete mich für Bens Plan den er mir mit genauen Anweisungen vermittelte.
...
Ich konnte meine Erleichterung kaum in Worte fassen, als Nico mir zugesagt hatte zu helfen. Deswegen lies ich alles stehen und liegen um ihn bestmöglich zu helfen und alles vorzubereiten. Nachdem wir alles besprochen hatten ist er direkt in sein Zimmer im Schloss geeilt um eine Reisetasche still und heimlich zu packen. Er müsste sich heute Abend auf jeden Fall nochmal bei unseren Eltern sehen lassen und ihnen gegenüber Andeutungen machen das er sich über die nächsten Tage zurückzog. Er hatte bestimmt genug geeignete Ausreden parat um seine Abwesenheit zu verschleiern. Immerhin war es nicht allzu selten das er mal spontan unterwegs war oder einfach keine Lust hatte bei Meetings oder dem familiären Abendessen anwesend zu sein.
Vielleicht war er mir sogar dankbar dem Gewusel fremder Wölfe entgehen zu können. Immerhin würden in den nächsten sechs Tagen bis das Fest begann mehrere hunderte, wenn nicht sogar tausende magische Wesen (Werwölfe inklusive) hierher pilgern. Und um die Koordination dieser ganzen Gäste war natürlich ich zuständig. Ein Werwolf der zu Zeit alles aber nicht konzentriert war. Meine Gedanken kreisten stetig um Luana und es war schwer gewesen aus ihrem Zimmer zu treten. Dort wo ihr Duft am stärksten war und meine aufgeriebenen Sinne ein wenig zur Ruhe kamen. Aber je länger ich dort stehen würde, desto blasser würde ihr Duft werden. Und dies wollte ich unbedingt vermeiden.
Ich blickte auf die Uhr und war am überlegen, ob zu dieser Zeit schon die Blackwood Familie zu Abend aß. Denn unabhängig davon das ich unbedingt mit Lupras über Luanas Vergangenheit sprechen musste, brauchte ich eine viel wichtigere Information von ihm. Und zwar wo sie wohnte. Wir wussten das sie nicht auf dem Rudelgelände lebte und das war wahrscheinlich unser einziger Trumpf wie auch ein großes Problem. Würde sie unter den Werwölfen leben hätte Nico keine Chance in ihre Nähe zu kommen, aber dadurch das sie außerhalb wohnte war das Risiko für Nico geringer. Ich musste nur noch in Erfahrung bringen wo genau sie lebte. Und ich wollte keinen unserer Experten auf die Suche nach ihr ausschicken, wenn wir jeden hier vor Ort selbst brauchten.
Seufzend strich ich mir übers Gesicht, als ich mein Handy aus der Hosentasche holte und Bella anrief.
"Was gibts?", fragte sie sofort.
"Weißt du wo sich aktuell die Blackwood Familie aufhält?"
"Will ich wissen warum du mich danach fragst?", erwiderte sie ernst.
"Das willst du nicht wissen", warf das Einzige was ich entgegnete und ich hörte sie leise seufzen und ein Rascheln, was darauf deutete das sie gerade ihre Unterlagen durchsuchte.
Ich hatte nämlich Bella vor einigen Tagen aufgetragen, den Tagesablauf der Blackwoods zu notieren falls ich sie aufsuchen musste oder etwas bezüglich des Fests bräuchte.
"In zehn Minuten sollten sie mit dem Abend essen fertig sein. Dadurch das dein Vater und deine Mutter unpässlich waren, werden sie wahrscheinlich im Gästetrakt gegessen haben."
"Ok danke dir", war das Letzte was ich sagte bevor ich auflegte.
Dadurch das die Blackwood eine Art Familienwohnung für angesehenere Gäste bekommen hatten mit eigenem Empfangszimmer und mehreren Schlafzimmern waren sie nicht in dem Gang in dem Luana genächtigt hatte, sondern ein Stockwerk höher in einem anderen Gang.
Als ich mich mit eiligen Schritten in diese Richtung begab überlegte ich was ich sagen konnte ohne das es zu auffällig oder gar beunruhigend erschien. Lupras würde wahrscheinlich das geringere Problem darstellen, wenn ich an Silvana dachte. Sie hatte mit Sicherheit bemerkt das ich nicht zum Ball zurückgekehrt war und war deswegen bestimmt nachtragend. Was sie tun würde oder ob sie Lupras beeinflussen wollte wusste ich nicht. Und wegen all dieser Ungereimtheiten und wegen ihres Verhaltens gegenüber Luana war es wichtig, dass sie nichts von der Verbindung zwischen mir und Luana erfuhr.
Im richtigen Gang hielt ich inne und lauschte nach den Geräuschen vor dem Empfangszimmer. Ich hörte die Familie miteinander sprechen und es waren keine Geräusche von Besteck zu hören. Wahrscheinlich würde gleich jemand kommen der die Reste und das Besteck mitnahm. Zerknirscht wegen dem Umstand das ich immer noch höflich gegenüber dieser Familie bleiben musste atmete ich tief durch.
Ich hoffte bloß, dass die Blackwoods gegenüber meinen Eltern schweigen über diesem Treffen bewahren würden. Immerhin hatten wir beschlossen wegen Lupras nicht voreilig zu handeln. Und es war sein gutes Recht mit seiner Familie ein ruhiges Fest zu genießen und hier unser Gast zu sein. Doch all die Vorwürfe die im Raum lagen und das Verhalten der Familie machte es mir ungemein schwer Ruhe und Rationalität walten zu lassen. Verdammt wenn sie Luana wirklich geschadet hatten, war es mein Recht und das Recht meines Rudels Rache zu verlangen. Doch das durfte ich noch nicht. Nicht heute. Irgendwann, aber noch nicht heute.
Und mit diesem Gedankengang klopfte ich an der Tür. Die Stimmen im Zimmer wurden ruhiger als Lupras ein: "Herein", von innen rief.
Mit neutralem Gesicht betrat ich das Zimmer und nickte allen Anwesenden zu. Luca betrachtete mich mit Argusaugen als hätte er gehört das ich eben noch vor der Tür stand. Seine Gefährtin saß auf einem Sessel weiter hinten mit der kleinen Luna auf den Schoß, während Silvana eben noch über den Tisch gebeugt war und sich einigen Unterlagen gewidmet hatte. Lupras kam gerade aus einem, der Schlafzimmer und sah mich kurz an ehe ein freundliches Lächeln sein Gesicht zierte.
"Benjamin, schön dich zu sehen. Weswegen suchst du uns auf?", fragte Lupras beiläufig als würde er die angespannte Stimmung seiner Frau und seines Sohnes ignorieren wollen. Silvana sah abwartend und ohne den Anflug eines Lächelns zu mir.
"Tut mir leid euch alle noch so spät zu stören, aber ich bin wegen ein paar Anliegen gekommen.", versuchte ich neutral zu sagen. Luca zog eine Augenbraue hoch und Lupras nickte, als Silvana den Mädchen signalisierte das sie den Raum verlassen sollten. Die Brünette schnappte sich die kleine Luna und verschwand mit ihr in eines der Zimmer.
"Was brauchst du?", fragte Luca als er sich nach hinten in einen der Stühle zurückfallen ließ. Ich ignorierte das "Du", da es mir bei einem gleichaltrigen Wolf recht egal war.
"Ich wollte wissen ob ihr eure Ständeverteilung bereits korrigiert und abgegeben habt. Wir bräuchten sie zügig um weiter planen zu können."
Ich pokerte in der Hoffnung das Bella heute bei dem Stress die Blackwoods noch nicht danach gefragt hatte und das diese sie noch nicht abgegeben hatten. Hätten sie bereits alles abgegeben würde ich jetzt doof dastehen.
"Wie stellst du dir denn vor innerhalb von zwei Tagen alles zu überarbeiten und neu anzuordnen? Wir arbeiten schon so schnell wie es aus der Entfernung möglich ist. Du wirst die Liste schon bekommen, wenn wir fertig sind.", antwortete Silvana und ich musste innerlich schmunzeln als ich ihre angespannten Schultern und ihre abwehrende Haltung registrierte. Da hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen.
"Ihr hattet mit Samstag drei Tage um euch darum zu kümmern. Die Liste muss nicht super ordentlich aussehen. Hauptsache wir haben endlich was in der Hand womit wir arbeiten können. Morgen Mittag um zwölf Uhr will ich sie spätestens auf meinen Tisch liegen haben."
Silvana bleckte leicht die Zähne doch sie knurrte nicht und hielt an sich. Luca sah nur verwundert zu mir herüber. Er hatte wahrscheinlich nicht erwartet das ich so mit seiner Mutter sprechen würde. Vielleicht hatte er es auch nur verdrängt das ich offiziell das Fest plante.
"Ich bringe es morgen persönlich vorbei. Und bleibe falls es Fragen gibt. Falls es aber dann doch erst um eins oder zwei wird, entschuldige ich mich schon mal im Voraus. Ich habe einige der Wölfe falsch angeleitet und werde mich deswegen selbstverständlich darum kümmern die Fehler die ich getan habe zu berichtigen.", erwiderte Luca. Ich sah verblüfft zu ihm herüber. Er war also für die Ständeverteilung mitverantwortlich gewesen. Wahrscheinlich war das der Grund warum Silvana bei der Besprechung über die Fehler so sauer war. Kein Wunder, wenn jemand die Arbeit ihres ältesten Kindes kritisierte. Dennoch kein Grund sich jedes Mal so daneben zu benehmen.
"Gut ich werde morgen auf dich warten.", sagte ich und Luca nickte bestätigend.
"Brauchst du sonst noch was?", fragte Silvana und ich überlegte wie ich es schaffen könnte Lupras von ihnen weglocken könnte.
"Ähm, ich müsste kurz mit Lupras etwas besprechen.", sagte ich bloß, weil mir auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen war.
"Warum denn?"
Natürlich war es Silvana die als erste aufgesprungen war und alarmbereit zu ihrem Gefährten sah als hätte er die Antwort parat. Lupras sah von seiner Frau zu mir und ich versuchte mir irgendetwas auszudenken.
"Mein Vater und ich haben festgestellt das wir dich bei der Planung über die Sicherheitsvorkehrungen miteinbeziehen sollten. Doch wir haben bereits alles ausgearbeitet und würden dich daher nur bitten einmal drüber zu lesen und es abzusegnen. Damit wir eine Absicherung haben falls später Vorwürfe kommen oder jemand nochmal dagegen gelesen haben will."
"Muss das jetzt noch sein? Das können wir doch auch bestimmt noch morgen machen.", erwiderte Silvana stirnrunzelnd und selbst Lupras schien verwirrt.
"Es tut mir leid. Aber am besten wäre es, wenn es sofort erledigt werden würde. Wir müssen das immerhin dem Rat vorlegen und wir arbeiten auch über die Nacht hindurch um alle weltweit erreichen zu können.", war das Beste was mir einfiel und Lupras nickte verstehend.
"Ich lese es mir durch. Hast du es dabei oder schickst du es mir?", sagte Lupras und Silvana verzog verärgert die Brauen zusammen, während Lupras die Ruhe selbst war.
"Am einfachsten wäre es, wenn Sie mich in mein Büro begleiten würden damit ich es danach direkt versenden kann."
Lupras nickte ergebend und holte eine Jacke als sich Silvana auch dran machte nach einer Jacke zu suchen. Erschrocken das sie annahm mitkommen zu müssen sah ich zur ihr hinüber und entgegnete: "Ich brauche nur Lupras. Es gibt keinen Grund das ich sie beide damit belästige. Es wird auch nicht lange dauern."
"Wenn es so wichtig ist das du uns extra aufsuchen musst, dann will ich mitkommen und mich selbst von eurer Arbeit überzeugen.", war das Einzige was sie erwiderte und ich sah etwas hilflos von Silvana zu Lupras. Scheiße. So hatte ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt.
Lupras sah mir in die Augen und schien meinen Zwiespalt zu spüren den er lief daraufhin zu seiner Frau die gerade dabei war eine Jacke überzuziehen und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.
"Bleib ruhig hier. Luna freut sich bestimmt dich mal wieder etwas zu haben. Die letzten Tage waren auch für sie viel gewesen.", sagte er mit ruhiger und bestimmender Stimme. Silvana sah ihm nachdenklich entgegen und wollte schon etwas erwidern doch Lupras lächelte bloß beruhigend und strich ihr über den Arm.
"Für mich ist das kein Problem. Wenn etwas ist ruf ich dich an. Es wird bestimmt auch schnell gehen."
Silvana verkniff sich ihre Worte und nickte bloß ergeben und sah nochmal warnend zu mir herüber als sie sich von mir abwandte und ins Zimmer zu ihrer Tochter lief. Luca nickte mir auch nur noch zum Abschied ehe er vom Stuhl aufstand.
Lupras sah mich auffordernd an und ich war ihm sehr dankbar, dass er ohne es zu wissen mir einen großen Gefallen erwiesen hat. Ich verließ mit ihm zusammen das Empfangszimmer und lief mit ihn an meiner Seite zum nächsten Trakt. Wir schwiegen auf den Weg zu meinem Büro und begrüßten nur die Wölfe die uns entgegenkamen.
Obwohl ich recht groß war, überragte Lupras mich um bestimmt einen halben Kopf und gab mir das Gefühl unterlegen zu sein. Und unabhängig von der Niederlage gegen Sara durfte ich behaupten kein schlechter Kämpfer zu sein. Falls je wieder Krieg unter den Werwölfen oder zwischen anderen Rassen auftreten sollte, wäre unser Rudel darauf vorbereitet. Aber gewiss wollte ich nicht unvorbereitet auf jemanden wie Lupras stoßen. Der Alpha war nicht ohne Grund Oberhaupt und war trotz seiner Stärke einer der ersten Befürworter für das jetzige Friedensabkommen gewesen.
Es wunderte mich wahrscheinlich umso mehr, dass ein so ruhiger und besonnener Mann wie er solche Dinge in seiner Familie zuließ oder sogar begünstigte. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf. Warum sollte man sein Kind außerhalb und schutzlos vom Rudel leben lassen? Es anscheinend auch noch wollend ausschließen und kein Interesse zeigen? Bei dem Umgang der anderen Kinder fiel nicht einmal ein annähernd so nervöses Verhalten wie bei Luana auf und auch Nico hatte bloß Vermutungen aufgrund ihres Verhaltens anstellen können. Doch vielleicht würde mir Lupras erzählen ob Luana wirklich aus einer Affäre stammt und Silvana darüber nicht hinweg kam. Oder was wir nicht glauben ein Hybrid ist. Sie hat nach Werwolf gerochen, laut den anderen auch die Heilungskräfte und die Stärke besessen. Es gab keinen Grund sie auszuschließen. Selbst die schwachen Rudel Mitglieder versucht man zu integrieren. Das ist nichts wofür man sich schämen sollte.
In meinen Gedanken versunken, wäre ich beinah an meinem Büro vorbeigelaufen, aus dem immer noch regelmäßig andere Werwölfe strömten. Auch ohne meine Anwesenheit hatten sie ihre Aufgaben erledigt. Dafür müsste ich mich morgen unbedingt bedanken. Falls ich da nicht wieder do dünnhäutig war. Der einzige Grund warum ich nur annähernd ruhig blieb war das ich wertvolle Informationen zu Luana erhalten könnte und diese mir helfen können ihr Verhalten zu verstehen und sie vor allem von mir zu überzeugen.
Ich bat die Werwölfe die sich noch im Büro befanden ihre Arbeit auf die anderen Räume zu verlegen. Sie nickten ohne Widerstand oder Fragen als sie den Oberhaupt an meiner Seite sahen. Schnell packten sie ihre Unterlagen oder das Handy zwischen Ohr und Schulter und verließen den Raum ohne Müll zu hinterlassen.
Ich bot Lupras einen Stuhl vor meinem Schreibtisch an und suchte nach der richtigen Mappe. Ich hatte mitunter dafür gesorgt das die Sicherheitsvorkerungen als erstes bearbeitet wird und wusste das es nur noch wenig Möglichkeiten gab es auszubessern. Ich musste es dann nur noch schaffen das Gespräch ohne großes Aufsehen auf Luana zu lenken.
Lupras nahm dankend die Mappe entgegen und fing an zu lesen, während ich mich ihm gegenübersetzte und ihn beobachtete.
Er schien mir grob und eher überfliegend die Seiten zu lesen und verzog mit keiner Miene das Gesicht.
Als er gerade mal die Hälfte der Mappe überflogen hatte legte er sie ruhig auf den Tisch ehe er sich nach hinten lehnte und mich mit wissenden Augen betrachtete.
"Es ist bereits so gut ausgearbeitet das ich annehme das ich nicht mehr viel verbessern kann. Aber abgesehen davon sieht alles sehr professionell und sicher aus.", sagte er bloß und ich nickte ihm dankend zu und zog die Mappe zu mir.
"Das freut mich zu hören. Ich würde Sie dann nur noch darum bitten einmal hier zu unterschreiben damit ich ihr Fazit auch zu Not vorlegen kann.", erwiderte ich während ich nach dem Formular suchte das eigentlich mein Vater unterschreiben sollte. Es sollte so ziemlich egal sein welches Oberhaupt unterschrieb, es war nur nötig das sich jemand dafür verbürgt. Rein theoretisch hätte ich Lupras also nicht gebraucht. Aber ich hoffte einfach mal das meine Lüge unentdeckt blieb und er es einfach als eine weitere Absicherung meiner Arbeit betrachtete.
Nachdem ich ihm das Formular gereicht hatte unterschrieb er schnell und reichte es mir zurück.
"Möchtest du mir vielleicht jetzt erzählen weshalb du mich sprechen wolltest?"
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Hallo und einen schönen Abend 😊
Ich hoffe ihr konntet die Lesenacht genießen und seid auf den weiteren Verlauf der Geschichte gespannt.
Ich bitte euch ein kleines Feedback zu hinterlassen, ob euch die Lesenacht gefallen hat, wie die Story euch gefallen hat oder ob es irgendwo Verbesserungsbedarf gibt.
Ansonsten wünsche ich euch allen ein schönes Silvester 🎆 Wir sehen uns dann im nächsten Jahr mit neuen Kapiteln.
Myra
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