25|Eifersüchtig auf den Bruder

(einige Minuten zuvor)

Als ich Nico davon rauschen sah und den skeptischen Blick unserer Mutter betrachtete, hatte ich ein schlechtes Gewissen meinen Bruder die letzten Tage so sehr eingespannt zu haben. Nico war ein Freigeist und ich wusste das er nur mir zuliebe so viel auf Luana aufpasste. Zunächst war mein Auftrag auf sie aufzupassen Silvana und ihrer Mordlust verschuldet. Wer hätte denn immerhin auf einen eigenen organisierten Ball gerne fremde Familienstreitereien. Und da Nico ein gutaussehender charismatischer junger Mann war, war er der perfekte Mittelsmann für mich gewesen um ein Auge auf Luana zu haben. Silvana konnte nämlich keiner von uns beeinflussen. Jedenfalls nicht was das Thema Luana anging. Ich hoffte das ich bald herausfinden würde was eigentlich mit der Familie nicht stimmte und warum sie auf die Idee kamen Luana außerhalb des Rudels leben zu lassen.

Müde strich ich mir übers Gesicht. Die gesamte letzte Nacht war ich wach gewesen und nur Nico und meinem letzten Rest von Verstand war es zu verdanken das ich nicht in Luanas Zimmer gestürmt bin. Es war wahrscheinlich wirklich die weisere Entscheidung, wenn man bedachte das sie total angetrunken war und sich eh nicht so wohl unter so vielen Wölfen fühlte.

Das ich leider nur den restlichen Tag unausstehlich war machte mir etwas zu schaffen. Ich wollte mich noch bei Sara und Bella entschuldigen, doch beide hatte ich nach dem Vormittag nicht mehr gesehen. Nachdem ich meinen Vater darüber informiert hatte was im Bunker geschehen war, befahl er mir dafür Sorge zu tragen das sowas nicht nochmal geschehen sollte. Und das wirklich wirksamste Mittel gegen aufmüpfige Werwolfsteenager war es ihnen ihre Position zu verdeutlichen.

Ich hatte heute Morgen weder die Lust noch die Laune den unvorsichtigen Teenagern ins Gesicht blicken zu müssen die nicht auf meine Gefährtin aufgepasst hatten und Schuld an ihren Zustand trugen. Dementsprechend ruppig war ich.

Das auch noch gegen all meinen Zorn meine kleine Schwester Sara die Trotzigste von allen gegen meinen Befehl gehandelt hatte, hatte mich nur noch Rot sehen lassen. Das sie mich beleidigte war nichts Ungewöhnliches und normalerweise prallten ihre Worte wie Wasser an mir ab, doch sie alle hatten mir einfach schon zu viel zugesetzt.

Selbst jetzt in Anbetracht dessen das ich all meine zu Anfang aufgetragenen Aufgaben erledigt hatte, wie die Ballorganisation oder das Trainieren unserer Jungwölfe warteten noch so viel mehr Hürden auf mich die mich geradezu erdrückten. Am liebsten hätte ich heute nur geschrien und mich in die letzte Ecke verkrochen, solange wie ich endlich zu Luana durfte. Aber selbst das konnte man mir nicht eingestehen.

Stattdessen musste ich eben auf dieser blöden Bühne stehen, gezwungen dazubleiben und die Frau die mein Herz so schnell zum Schlagen brachte aus der Ferne zu beobachten. Sie sah immer wieder nervös durch die Gegend und ihre wunderschöne Erscheinung sorgte das viele sich zu ihr umdrehten. Die weißen Haare die offen über ihren Rücken fielen umrahmten ihr Gesicht und ich stellte mir schon die ganze Zeit vor wie meine Finger durch ihr Haar glitten und ich diesen zierlichen Körper fest an meinen drücken konnte.

Ich konnte nicht abstreiten wie attraktiv ich sie fand und obwohl ich schon Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gesammelt hatte, kam ich mir bei meinen Starren wie ein vierzehnjähriger Grünschnabel vor der das erste Mal eine nackte Frau sah. Das ich also zu meinem gereizten Nerven auch noch die ganze Zeit sexuell erregt war und mich nicht ablenken konnte, sorgte dafür das mein sonst recht ruhiges Gemüt selbst in diesem Moment zum Reißen angespannt war. Ein falscher Kommentar, ein falscher Blick oder eine Andeutung und ich wusste nicht wie derzeitig darauf reagieren würde.

Ich war wie ein Tier das zubiss sobald jemand einmal zu viel mit den Stock zugestochen hat. Und das war in Anbetracht dessen das hier viele politische Wölfe in meiner Umgebung waren, eine sehr unliebsame Mischung.

Ich atmete tief ein und stellte mich aufrecht hin, als einige Vertreter des Aamont Rudels auf uns zu liefen. Ich lächelte höflich und stellte mich neben Sara die genau wie ich ein professionelles Lächeln zur Schau trug. Das dieses sechszehnjährige Biest mich heute überwältigen konnte verschaffte ihr wohl diese gute Stimmung, denn genau wie mein Bruder Nico hielt sie normalerweise nicht viel davon Honig anderen ins Gesicht schmieren zu müssen. Doch heute waren unsere Rollen anscheinend vertauscht. Sie wirkte wie die erwachsene und ruhige Person die ich normalerweise verkörperte und ich war die ungeduldige und falsch lächelnde Person die sich am liebsten sofort verabschieden wollte. Was ein komischer Zufall das doch war.

Der große blonde Mann der etwas breiter gebaut war als ich, lief zunächst auf meinen Vater zu und klopfte ihn kameradschaftlich auf die Schulter.

"Du alter Hund kannst es ja immer noch! Hätte nicht erwartet dich so Gelenk tanzen zu sehen.", sagte er mit starkem Akzent und einem ehrlichen Lachen. Mit dem Aamont Rudel pflegte mein Vater die intensivsten Beziehungen und so war es kein Wunder das Magnus Aamont mit seinen drei Söhnen und seiner Frau Ingrid ein freundschaftliches Verhältnis mit uns hatte.

Ingrid küsste meiner Mutter die Wangen und streichelte lächelnd ihre Oberarme. Die drei Söhne Fynn, Sven und Laurin standen etwas weiter weg und lachten mit Anhängern ihres eigenen Rudels. Sie waren gerade mal Siebzehn Jahre alt und würden heute sicherlich nichts unversucht lassen um einige junge Wölflinen anzubaggern. Ich hoffte bloß, dass diese Jungspunde nicht versuchten Sara oder Luana aufzulauern. Ich wusste meine Schwester würde ihnen die Leviten lesen können wie es für eine dominante Werwölfen der Fall war, aber ich kannte Luana nicht um ihr Verhalten in solch einer Situation einzuschätzen. Ganz zu schweigen von meinem eigenen Verhalten.

Die drei Casanova im Hinterkopf behaltend umarmte ich Ingrid und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Wie auch bei meiner Mutter lächelte diese mich warm an und fasste probehalber meine Oberarme an.

"Wie ich sehe hast du trainiert. Beim letzten Besuch deiner Eltern warst du ja nicht da. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht du lehnst dich zurück und lässt dich fallen."

Ich lachte und schüttelte freundlich den Kopf.

"Sowas würde mir nicht im Traum einfallen Ingrid. Ich habe immerhin noch vor deinen Mann zu schlagen und dafür muss ich mehr als fit sein.", erwiderte ich und ich hörte ihren Mann herzhaft lachen ehe mir Magnus auf die Schulter klopfte.

"Ach träum weiter. Du brauchst noch ein paar Jahre auf dem Buckel um mich besiegen zu können.", witzelte Magnus kameradschaftlich mit mir.

Jedes Mal, wenn die Aamont uns oder wir sie besuchten, veranstalten die nordischen Wölfe liebend gern Wettstreite. Sei es Langlauf, Stammwurf oder ganz einfaches Armdrücken. Es war ein freundschaftlicher Wettstreit der dafür sorgen sollte, angestaute Energie los zu werden und seine Stärke unter Beweis zu stellen. Dominante Wölfe waren meist sehr begierig dabei mitzumachen und vor vielen Jahren hatte Magnus mit meinen zwölf jährigen Ich eine Wette abgeschlossen, in dem ich zehn seiner besten Fässer aus seinem Wein und Bierkeller haben durfte, wenn ich ihn in einen der Wettstreite je besiegen würde.

Damals erschienen mir zehn Fässer viel und wenn man bedachte wie wichtig Magnus seine Brauerei und sein Alkohol waren, fand ich diesen Wettstreit bis heute noch erstrebenswert. Ob es beim Fest der Götter wieder dazu kommen würde konnte ich zwar noch nicht sagen, aber ich wette Magnus hatte sich schon was überlegt um es für sich und sein Rudel interessant gestalten zu können.

"Lange kann es nicht mehr dauern. Aber schön das sich dein "Du wirst mich nie besiegen in ein "Du brauchst noch ein paar Jahre gewandelt hat", sagte ich lächelnd.

"Immerhin muss ich deine Hoffnung doch noch aufrecht erhalten. Ein Kamerad der bevor es los geht direkt aufgibt ist kein würdiger Gegner."

Ich hörte Magnus Witzeleien noch etwas zu als dieser sich wegen einem Themenwechsel an meinen Vater wandte. Meine Schwester war in ein Gespräch mit Ingrid verwickelt und meine Mutter sah kurz besorgt zu mir herüber. Ich versuchte ihr beruhigend zuzunicken, doch sie spürte das etwas nicht stimmte. Ob sie schon einen Verdacht hatte das ich an Nicos Abwesenheit schuld war?

Sie kam auf mich zu und berührte sanft meinem Arm.

"Alles gut bei dir? Du wirkst abgelenkt?", fragte sie flüsternd, während sie ihren Blick durch den Saal gleiten ließ. Sie war zwar keine Werwölfin, hatte aber dennoch eine Grazie und eine Auffassungsgabe die sehr bewundernswert waren. Sie konnte gut auf sich selbst aufpassen und nur dem beschützerischen und dominanten Verhalten von uns Wölfen war es verschuldet das wir sie am liebsten immer in unserer Nähe hatten um sie vor kommenden Gefahren zu schützen. Bei einer Werwölfin wäre dieses Verhalten unserseits nicht so ausgeprägt.

Dementsprechend beruhigend war ihre Nähe für meine aufgekratzten Nerven, sodass ich meinen Arm um sie legte und zu ihr hinab sah anstatt weiter nach Nico Ausschau zu halten.

"Mach dir keine Sorgen. Ich will nur das alles perfekt abläuft."

Sie sah skeptisch zu mir hinauf und hob die rechte Augenbraue.

"Das glaub ich dir nicht. Du weißt das alle an ihren Posten sind und die ganze Veranstaltung ist bis zum letzten Detail von dir geplant worden. Was beschäftigt dich wirklich? Du hättest sonst nie deinen Vater auf der Bühne so auflaufen lassen und dein Bruder wäre bestimmt nicht wieder verschwunden."

Ich musste wegen ihrer guten Auffassungsgabe beinah grinsen, aber stattdessen atmetet ich tief durch und versuchte zu überlegen was ich ihr sagen konnte. Ich wollte meine Familie und vor allem das Rudel noch nichts über Luanas Position erzählen. Das würde nur zu viel Aufregung führen und ich wusste nicht ob diese gänzlich positiver Natur war. Das ich Luana so früh gefunden hatte konnte auch ein negatives Zeichen für das Rudel sein und ob dies einen Konflikt mit den Blackwoods auslösen konnte wusste ich nicht. Nico hatte recht erstmal mit Luana in Ruhe zu sprechen und uns einen Plan zu überlegen wie wir das ganze angehen wollten. Nico hatte mir zwar erzählt das sie morgen schon abreisen wollte, aber wenn ich sie nachher endlich bei mir hätte würde sie einsehen das es besser für sie war hier zu bleiben und die Vorbereitungen wie auch das Fest der Götter gemeinsam zu genießen und daraufhin die Zukunft zu planen. Ich hoffte bloß, dass es für sie kein Problem wäre ihren alten Wohnraum aufzugeben und bei mir zu leben. Aber ich hatte ein gutes Gefühl dabei, wenn ich daran dachte das Luana keine enge Bindung zu ihrem Rudel hatte und meines sie mit Liebe mit Zuneigung überschütten würde. Sie müsste es nur zulassen und genießen.

"Bitte glaub mir, wenn ich dir sage das alles gut ist. Ich werde dir bald erklären was mich zur Zeit beschäftigt. Doch ist dies hier weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit dafür.", sagte ich und wies auf die Wölfe im Saal. Meine Mutter sah mir mit ihren blauen Augen tief in die Augen und akzeptierte meine Entscheidung nicht darüber reden zu wollen.

"Na gut. Aber versprich mir das du heute versuchst ein wenig zu entspannen und ein paar hübsche Frauen zum Tanzen aufforderst. Immerhin ist das ein Ball und zur Zeit ist ja keine junge Dame an deiner Seite. Du könntest wenigstens mal die Augen nach einer offen halten und dich umsehen ob jemand dabei ist der dein Interesse weckt."

Das sie mir immer noch so mütterliche Anweisungen gab was mein Liebesleben betraf versuchte ich zu ignorieren, aber mein Herz wurde warm bei den Gedanken das sie sich immer noch um mich sorgte und sich ihr Wunsch einen passenden Partner an meiner Seite zu wissen bald erfüllen würde.

"Ich werde versuchen mich zu amüsieren, versprochen.",msagte ich lächelnd. Meine Mutter nickte zufrieden und lief von mir zu Sara um sich in das Gespräch mit Ingrid einzubinden.

Ich atmete tief durch und suchte kurz mit meinen Blick nach Nico. Der müsste doch langsam mal irgendwo zu sehen sein. Ich lief etwas vom Tisch weg um mich umzusehen und begrüße dabei einige Werwölfe höflich. Als mein Blick sich zur Fläche hin drehte sah ich meinen Bruder mit Luana an seiner Seite am Rand der Tanzfläche stehen. Er hielt ihre Hand und sie sah sich etwas nervös um, während Nico ihr etwas sagte.

Ich presste meinen Kiefer aufeinander und betrachtete sie genauer. Sie hatte ein dunkelgraues Kleid an mit Beinschlitz und zwei dünnen Trägern über der Schulter. Wer auch immer gesagt hatte das sie dieses Kleid tragen sollte, hatte nicht die gierigen Blicke von Jungwölfen bedacht die geradezu auf ihren Ausschnitt glotzen.

Hart schluckend sah ich weg und lief wieder zu meinem Tisch zurück von dem ich eine bessere Sicht hatte. Hoffentlich glaubte meine Mutter nun das ich unterwegs gewesen war um Frauen auszukundschaften.

Finn, Sven und Laurin standen nun auch bei uns am Tisch und unterhielten sich mit Sara und ihrer brünetten Freundin. Da waren die Jungwölfe wohl schon aktiver als ich gewesen. Ich setzte mich auf meinen Platz und nahm mir einen Schluck vom Wasser, während ich die Umgebung überprüfte. Jeder war auf seinen Posten und die Gäste schienen sich zu amüsieren. Silvana war immer noch bei ihrem Tisch und bei uns waren nun auch Gäste vom Tarantino Rudel um meinen Vater zu beglückwünschen oder Grüße auszurichten.

Ich war froh das sie ihn gerade belagerten und meine Eltern versuchten mir heute den Rücken etwas frei zu halten. Wäre Luana und dieser Ball nicht hier, würde ich viel lieber das Fest der Götter weiter vorbereiten, aber manchmal muss man sich Prioritäten setzten oder Atempausen.

Als ich hörte wie die Musik zu einem Walzer, wechselte sah ich wie einige ältere Damen in meiner Nähe sich zusammenscharrten und aufgeregt miteinander tuschelten.

"Ist das nicht der junge Nicolai Amalon?"

Ich folgte ihren Blicken und sah wie sich mein Bruder mit Luana an seiner Seite auf der Fläche positionierte.

"Und das Mädchen an seiner Seite?", fragte eine andere Frau die sich interessiert aufrichtete um die beiden besser zu sehen. Auch ich sah die beiden an und hörte aufmerksam den älteren Damen zu.

"Keine Ahnung, habe sie nie gesehen."

"Warte Mal, ist das nicht die Kleine aus dem Blackwood Rudel?"

"Wenn meinst du Hildegard?", fragte wieder jemand anderes, als die beiden anfingen im Takt den langsamen Walzer zu tanzen. Nico hatte seine Hand auf ihre freie Schulter gelegt und Eifersucht regte sich in mir, während ich den Kiefer zusammenpresste.

"Ich glaube das ist Lupras und Silvanas erste Tochter Luana. Sie hat seit Jahren keinen Schritt außerhalb des Rudels gewagt, weil sie angeblich schwer erkrankt war und sich deshalb zurückgezogen hat."

"Ach du meinst das junge weißhaarige Mädchen von damals was immer still neben Lupras stand? Wer hätte gedacht das sie wieder in die Gemeinschaft integriert wird. Ich hatte nämlich Gerüchte gehört, dass das arme Kind ständig gehänselt wurde und damit zur Außenseiterin wurde die sich total unsozial weiterentwickelt hat. Angeblich soll sie kaum mit fremden Wölfen klarkommen und meistens zuhause im Rudel sein um keinen Fremden zu begegnen."

"Das hört sich aber sehr komisch an. Welches Aplhakind ist schon schwach und unsozial? Kein Wunder, dass das Oberhauptpaar sich dieser Schmach entziehen wollte. Jeder in einer solch dominanten Familie sollte ein stolzer Wolf mit einem sozialen und stabilen Gefüge sein. Sowas könnte ich an Lupras Stelle nur schwer ertragen."

Ich schloss wütend die Augen und versuchte nicht zu abrupt vom Tisch aufzustehen. Erschrocken sahen die Lästerweiber zu mir herüber und ich versuchte meine Wut über ihre grässlichen Kommentare hinunter zu schlucken. Sie wussten es ja nicht besser.

"Verzeiht mir, ich wollte sie nicht erschrecken.", sagte ich höflich ehe ich mich abwandte und ihre Blicke in meinen Rücken spürte. Ein besseres Gehör zu haben war nicht immer schön. Das man so einfacher Lästereien oder andere böse Kommentare in einem so großen Saal hören konnte war einer dieser Nachteile. Ich lief zu meiner Familie in der Hoffnung Ablenkung zu bekommen, aber meine Eltern wurden bei meinem Ankommen von Ingrid darauf aufmerksam gemacht, dass ihr jüngerer Sohn gerade tanzte.

"Nico? Ach wirklich.", sagte mein Vater erstaunt und blickte wie der Rest zur Tanzfläche, wo Nico Luana in eine Pose führte.

"Ich hätte nicht gedacht das Nicolai gerne tanzt.", sagte Ingrid vergnügt.

"Normalerweise tanzt er auch nicht gerne.", sagte meine Mutter nachdenklich und erkannte wohl im nächsten Moment das er mit Luana, meiner Seelenverwandten, tanzte. Ihre Miene hellte sich merklich auf und sie nickte verstehend.

"Wahrscheinlich liegt es daran das er mit der hübschen Luana tanzt. Das Mädchen sieht wirklich fabelhaft aus heute Abend.", sagte mein Vater grinsend und meine Mutter gluckste.

"Ach glaubst du dein Sohn lässt sich von Schönheit so schnell um den Finger wickeln? Er hat in den letzten Tagen viel Zeit mit ihr verbracht. Vielleicht mag er sie ja."

"So sehr das er freiwillig mit ihr tanzt? Dann muss das Mädchen ja was ganz Besonderes sein. Gut das ich sie eingeladen habe. Sonst hätte ich nie den Tag erlebt wo mein Sohn freiwillig mit einem Mädchen tanzt.", sagte mein Vater lachend.

"Wer weiß was noch kommt. Sie kommt ja wieder zum Fest der Götter. Vielleicht schafft es Nico ja doch sie zu überzeugen die Tage bis dahin bei uns zu verbringen und sie haben noch etwas mehr Zeit gemeinsam.", spekulierte meine Mutter aufgeregt. Ich atmete tief durch. Ich hoffte das ich die Person sein würde die Luana überzeugen könnte und nicht mein Bruder.

"Wenn du willst kann ich ja nachher mit Lupras sprechen und nachfragen warum sie früher abreist. Vielleicht schafft er es ja seine Tochter davon zu überzeugen länger zu bleiben.", bot mein Vater meiner Mutter an, als der erste Walzer wechselte.

"Wollt ihr beiden gerade euren Sohn verkuppeln?", fragte Ingrid belustigt.

"Nico hatte uns bisher noch keinen Partner vorgestellt. Ich hatte schon Angst das er sich womöglich für niemanden interessiert oder er sich vor uns dafür schämt. Manchmal kann Nico schon ein wilder Freigeist sein und vielleicht war niemand an ihm interessiert. Ich wäre glücklich, wenn ich meinen Sohn helfen könnte sich zu verlieben."

"Mach dir da mal nicht zu viele Hoffnungen. Bisher tanzen sie nur gemeinsam.", versuchte mein Vater die Hoffnungen meiner Mutter runter zu schrauben. Doch sie war wohl in ihrer eigenen Welt.

"Aber sowas ist doch wohl wirklich untypisch für ihn oder nicht? Was denkst du Ben? Du kennst deinen Bruder besser und vielleicht hat er dir was über sie erzählt.", fragte mich meine Mutter mit großem Interesse. Ich blickte in die Runde von erwartungsvollen Blicken und überlegte wie ich so unauffällig wie möglich auf diese absurde Frage antworten konnte.

"Nein mir hat er nichts erzählt.", sagte ich schließlich kopfschüttelnd.

"Hm, schon komisch. Normalerweise klebt ihr beide wie Pech und Schwefel aneinander. Vielleicht erzählt dir der gute Nico doch nicht alles was in seinem Liebesleben abgeht.", schaltete Sara sich plötzlich grinsend dazwischen. Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, doch sie schien sich prächtig zu amüsieren und meine angespannten Nerven bei dem Thema geflissentlich zu ignorieren.

"Was meinst du damit?", fragte ich direkt, doch sie schlürfte an ihrem Sekt und klimperte unschuldig mit ihren Wimpern. Sie reizte mich und wusste es anscheinend. Ich sah böse zu ihr hinab und war kurz vorm Knurren doch mein Vater legte lachend eine Hand auf meine Schulter um mich zu beruhigen.

"Ach komm schon Sara ärgere deinen Bruder nicht, wenn er dich doch schon fragt. Weißt du denn etwas was wir nicht wissen?"

Sie atmete tief durch und verdrehte die Augen. Bei den Göttern ich hoffte sie würde demnächst etwas reifer werden.

"Also genaues weiß ich auch nicht. Ich war nicht dabei, aber ich hab Gerüchte gehört das es zwischen den beiden gefunkt hat."

"Quatsch.", sagte ich wahrscheinlich zu schnell und energisch, denn die anderen sahen verwirrt zu mir herüber. Ich konnte ihnen immerhin schlecht sagen das ich Nico darauf angesetzt habe auf Luana aufzupassen. Immerhin gab es genug Wölfe hier die deutsch verstanden und sicherlich gerne bei den Oberhauptfamilien zuhörten. Und wenn raus kam das Luana nicht sicher vor Silvana war, könnte ich wetten das mir eben diese Frau den Kopf abreißen würde.

"Glaubst du ich lüge? Angeblich sollen sie sich sogar geküsst haben. Aber fragt nicht mich, ich hab es auch erst heute Nachmittag irgendwo aufgeschnappt. Wahrscheinlich ist gar nichts dran und irgendwer meinte bloß einen bösen Scherz draus zu machen.", sagte Sara verteidigend und als sie sagte das die beiden sich angeblich geküsst hätten, hätte ich mich beinah an meiner eigenen Spucke verschluckt. Ich hoffte wirklich das Sara sich hierbei nur einen bösen Scherz erlaubte. Denn wenn nach der gestrigen Aktion Nico mir sowas verschwieg wusste ich nicht wie ich ihm das so schnell verzeihen konnte. Wie kam denn jemand auf die Idee eine Repräsentantin zu küssen?

"Jetzt guck doch nicht so zerknirscht Ben. Wahrscheinlich meinte es niemand böse und du weißt das Nico sich aus sowas nichts macht. Wenn wirklich was zwischen ihnen läuft werden sie es uns bestimmt irgendwann sagen, falls es was Ernstes ist. Solange sollten wir den beiden ihren Spaß gönnen.", sagte mein Vater der meinen Blick etwas fehlinterpretierte. Aber solange er dachte das ich mir um Nicos Ruf sorgen machte und nicht eifersüchtig war, sollte es mir recht sein. Immerhin würde ich derjenige morgen sein der meiner Familie Luana vorstellte und nicht mein Bruder. Und das wollte ich ihnen so schnell wie möglich beweisen. Je länger sie über Nico und Luana tratschen, desto größer wäre die Überraschung und der Schock ihrerseits.

Ich antwortete auf die Aussage meines Vaters nicht mehr und nickte bloß. Alles was ich jetzt sagen würde, würde wohl falsch interpretiert werden. Und ich wollte nicht das Sara weiter mit ihren Fragen und Kommentaren rum bohrte.

Wir sahen Luana und Nico noch beim Tanzen zu, während meine Familie wieder anfing sich über andere Themen zu unterhalten. Ich hatte kein Interesse mich am Gespräch zu beteiligen, aber als der dritte Walzer gespielt wurde den Luana und Nico nun fast alleine auf der Fläche tanzten, sprach mich Ingrid an.

"Na Ben, du schaust die ganze Zeit schon auf die Fläche. Hast du denn auch jemanden mit dem du tanzen willst?"

Ich blickte von den beiden weg zu Ingrid und sah Neugierde in ihren Augen. Auch meine Mutter wartete meine Antwort ab. Immerhin hatte sie mir noch vorhin gesagt ich solle mir jemanden suchen.

"Ja ich habe jemanden.", sagte ich ehrlich und auf Ingrids Gesicht erschien ein breites Lächeln.

"Na worauf wartest du dann noch? Ab auf die Fläche mit dir!", sagten die beiden Frauen fast wie aus einem Munde. Ich musterte sie und überlegte kurz. Eigentlich gab es einige Gründe warum ich nicht sofort nach meinem Bruder mit Luana tanzen sollte. Immerhin war es doch etwas auffällig von gleich zwei Söhnen des Amalons Rudels hintereinander aufgefordert zu werden. Doch mein Körper wollte schon die ganze Zeit zu ihr und der Gedanke sie nah und vor aller Augen bei mir zu haben, ließ mich erschaudern. Es wurde Zeit das ich langsam anfing mein Territorium zu markieren und den Blicken der anderen Jungwölfe ein Ende zu setzten.

Ich blickte nochmal zur Fläche und nickte schon automatisch.

"Na gut. Dann mach ich mich mal auf den Weg.", sagte ich zu den beiden und ließ sie daraufhin stehen.

Ich strebte den Rand der Tanzfläche an und behielt die beiden Tanzenden fest im Blick. Sie redeten beim Tanzen und Luana schien sich bei den Schritten zu konzentrieren. Jedenfalls wirkte ihre Haltung etwas angespannt, doch Nico lächelte als wäre nichts.

Als ich versuchte Blickkontakt zu ihm aufzunehmen bemerkte er mich zum Glück schnell und nickte mir verstehend zu. Er wusste wohl was ich vorhatte. Zufrieden hob sich einer meiner Mundwinkel, während ich wartete das die beiden zu Ende tanzten.

Nico führte Luana an seine Seite und lächelte zu ihr hinab. Sie sahen schon gut nebeneinander aus, aber ich wollte nicht das sich dieses Bild in meinem Gehirn brannte. Ich wollte nicht länger den eifersüchtigen Bruder raushängen lassen, sondern der Bruder der froh war das seine Seelenverwandte sich gut mit seiner Familie verstand. Nico würde bestimmt für Luana eine Hilfe sein, wenn sie sich an uns gewöhnen musste.

Dieser Gedanke, ließ mich lächeln als ich den ersten Schritt auf Luana zu machte.

Sie bemerkte mich nicht sofort, doch als ihre grauen Augen mich erblickten veränderte sich ihre Haltung und ihr Gesichtsausdruck. Verwirrt sprach sie auf Nico ein, aber ich versuchte ihre Worte zu ignorieren.

Ich war jetzt bei ihr und würde ihr beweisen das sie mir genauso vertrauen konnte wie meinem Bruder der sie mir lächelnd entgegenbrachte.

"Lady Blackwood. Wir hatten bisher die letzten Tage nicht das Vergnügen gehabt. Dürfte ich diese Runde für meinen Bruder übernehmen und ihnen beim Tanzen Gesellschaft leisten?", fragte ich Luana. Sie versuchte sich wohl etwas zu fassen. Wahrscheinlich hatte sie nicht mit mir gerechnet. Doch ich hoffte sie wusste wie viel sie und ihre Antwort mir bedeuteten. Ihre Augen wanderten von mir zu Nico der sie nur aufmunternd anlächelte.

Ich schluckte und sah wie sie sich nervös die Hände abwischte, während ihr Blick mir eine Gänsehaut verpasste.

"Ich würde mich sehr über einen Tanz freuen. Ich bin bloß etwas aus der Übung was das Tanzen angeht.", sagte sie stotternd und ich musste augenblicklich erleichtert ausatmen. Bei der Göttin sie hatte ja gesagt. Ihre Stimme war ruhig und sehr schön. Bisher hatte ich sie nur gestern Abend einmal gehört.

"Ich glaube das werden wir beide zusammen schon schaffen.", antwortete ich ihr grinsend. Ehe mein Bruder sie mir übergab.

Als ihre zierliche Hand meine berührte musste ich ein Zittern unterdrücken. Glücklich sah ich auf sie hinab und beobachtete sie, während ihr Blick kurz meinen Bruder folgte. Ich führte sie an meine Seite und hoffte das sie mir mein schnell schlagendes Herz verzeihen würde. War sie genauso aufgeregt wie ich?

Behutsam legte ich meine Hand auf ihre Schulterblätter. Sie hielt kurz die Luft an, bevor sie ihre Hand auf meinen Oberarm legte und schüchtern zu mir heraufsah. Sie war wunderschön. Ihre grauen Augen waren leicht angeschwollen und die weißen Haare umrahmten ihr schönes Gesicht, während ihr Puls noch vom Tanzen beschleunigt war. Wusste sie welche Wirkung sie auf Männer hatte? Besonders auf mich? Und hatte ich diese Wirkung auch auf sie?

Als die Musik den Saal erfüllte wartete ich. Luana schien noch nicht soweit zu sein. Ihr Blick wirkte noch etwas unruhig, sodass ich es wagte mit meinen Daumen ihren Rücken zu streicheln. Sie sollte sich entspannen und bei mir wohl fühlen.

Erstaunt von dieser Geste wurden ihr Augen groß und es zeichnete sich eine leichte röte auf ihren Wangen ab, die mich schmunzeln ließ. Sie sah kurz hinab und schloss die Augen um tief durchzuatmen.

Nachdem sie sich gesammelt hatte nickte sie mir auffordernd zu und ich grinste auf sie hinab. Ich richtete mich weiter auf und stellte mich auf die Ballen um den ersten Schritt dieses langsamen Walzers zu tanzen.


✨✨Hallo meine Lieben,✨✨

wie in meinem Nachrichtenboard schon angekündigt versuche ich jetzt in den Semesterferien etwas mehr zu schreiben. Also könnt ihr euch auf mehr Kapitel über Luana freuen 😉

Dennoch habe ich ein paar Fragen die ich euch gerne stellen möchte. Und es wäre super lieb von euch wenn ihr diese beantworten könntet 🙏
Immerhin hat das letzte Kapitel schon 100 Reads, was bedeutet das diese Geschichte nun schon eine kleine Leserschaft hat (was mich ungemein freut!).

1.Ich habe Banner erstellt, so wie für Ben (siehe Anfang des Kapitels). Ich glaube das es für den Sichtwechsel in manchen Kapitel von Vorteil wäre diese einzuführen. Seht ihr das genauso? Oder nehmen die Banner im Kapitel nur unnötig Platz ein und sind überflüßig? Sie wären alle genau in diesem Format.

1.1 Falls ihr die Banner Idee gut findet, wollt ihr das ich für eine kurze Zeit ein Kapitel mit allen Bannern hochlade? Einige Charaktere haben nämlich zwei Banner zwischen denen ich mich dann entscheiden müsste. Ihr könntet mir dann bei dieser Wahl helfen. Ansonsten könnte ich nach dem Prolog ein Dauerkapitel einführen mit kurzen Beschreibungen der Charaktere, den Bannern und zukünftigen Moodboards. Wenn daran Interesse besteht, vor allem für diejenigen die aus der Geschichte schon etwas raus sind, sollen mir das bitte mitteilen!

2. Ich habe vor einigen Monaten mal angefragt ob ihr es interessant fändet wenn am Ende eines Kapitels kurze Informationen bezüglich magischen Wesen/Rassen und Fähigkeiten auftauchen, die passend zum Kapitel sind. Ich habe nämlich reichlich Notizen angefertigt in dem ich bestimmte Infos notiert habe um sie später zu Not besser erklären zu können. Interessiert euch sowas überhaupt? Oder könnt ihr euch alles selbst merken und wollt es nur durch die Geschichte selbst erfahren?

3. Dieses Kapitel hier ist über 4000 Wörter lang, weshalb es gedauert hat es zu schreiben und Korrektur zu lesen. Sind euch lange Kapitel mit größeren Updatepausen lieber oder kleinere die regelmäßiger erscheinen? Natürlich kommt es auch auf die Zeit an die ich privat habe, aber das könnte dennoch den Schreibfluss und vielleicht die Updates verändern.

Wenn ihr Zeit habt, wäre es mir sehr lieb und wichtig wenn ihr bei allen Fragen eine Antwort hinterlässt🙏
Muss auch nicht ausführlich sein, aber es soll dazu dienen eure Lesezeit schöner zu gestalten und diese Geschichte besser zu machen! Also denkt bitte daran 😊

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