23| Ein Tanz
Mein Puls setzte aus als ich ein leises "Psst" hinter mir hörte. Ich drehte meinen Kopf leicht nach rechts um denjenigen zu signalisieren das ich den Ton gehört hatte. Ich blickte weiterhin lächelnd zu den Gästen im Saal, während Ben neben mir stolz das Kinn gehoben hatte und so tat als würde er unserem Vater aufmerksam zuhören. Aber ich wusste das er sehr nervös war. Erst recht heute Abend.
Er war zwar beim Empfang beschäftigt gewesen doch hatte er dort schon bemerkt das Luana nicht im Kreise ihrer Familie stand und war dementsprechend beunruhigt gewesen. Ich habe ihn nur mit meinen Worten versucht zu überzeugen das alles gut sei und Bella bei ihr wäre und es sich bestimmt nur um eine Verzögerung handelt. Aber je länger Luana gefehlt hatte, desto mehr erkannte man die verkrampfte Haltung und den suchenden Blick meines Bruders. Er war besorgt und beunruhigt. Und ich erst recht.
Als ich jedoch Bella hörte die sich hinter den Vorhang an der rechten Seite vor den Augen der anderen Wölfe verborgen hielt, konnte ich tief ausatmen. Ich habe selbst kaum bemerkt wie sehr ich mich versteift hatte.
Ich schielte zu Bella die ich nur am Rande sehen konnte, aber es reichte um ihre geflüsterten Worte zu verstehen.
"Luana ist auf den Weg zu ihrem Platz. Ihr geht es nicht gut. Du musst sie nach der Rede schnell von ihrem Platz wegholen."
Ich schluckte hart. Das konnte doch nicht wahr sein. Als hätte man Ben geschlagen riss er seine Augen kaum merklich auf und richtete sie auf mich. Fuck.
Das letzte was mein Bruder erfahren sollte war, dass es seiner Gefährtin an solch einem wichtigen Abend nicht gut ging. Ich hob leicht meine Hand an um ihn zu signalisieren das ich es im Griff hatte und nickte kaum merklich Bella zu. Schlimm genug das meine Mutter neben mir mich verwirrt gemustert hatte, doch vor den Augen der gesamten Ballgemeinschaft konnte ich nicht von dem Podest abhauen.
Wahrscheinlich war es der einnehmenden Stimme meines Vaters zu verdanken das nicht mehr Wölfe die geflüsterten Worte von Bella gehört hatten. Aber Ben kannte die Rede unseres Vaters in und auswendig und konnte demnach seine Aufmerksamkeit auf der Bühne anderen Dingen zuwenden. Das seine Aufmerksamkeit mein Versagen zum Opfer gefallen war, war natürlich unpassend.
Was Luana nun widerfahren war und warum es ihr nicht gut ging wusste ich nicht. Aber ich konnte jetzt nicht Bella fragen und hoffte einfach das Luana schlau genug war sich so lange bedeckt zu halten bis ich zu ihr konnte.
Als hätte Luana nur darauf gewartet, dass wir von ihrer Ankunft erfahren, hörte ich klackernde Schritte von Absätzen die in dem Saal voller ehrfürchtigem Schweigen wiederhalte. Mein Vater sprach mit kräftiger Stimme, dennoch blickten einige Werwölfe zu Luana, als diese zwischen den Gästen zu ihrem Tisch glitt.
Sie sah wahrlich schön aus und ich konnte verstehen warum Ben seinen Blick nicht von ihr nehmen konnte. Mit erhobenem Kinn und wehenden weißen Haaren schritt sie fast schon Elfengleich durch die Reihen und ignorierte die Blicke der europäischen Wölfe. Nur ihre geballten Fäuste und ihr suchender Blick lieferten mir Grund zur Sorge.
Sie wurde schnell nervös und wusste nicht welche Rolle sie zu füllen hatte. In gewisser weise ähnelten wir uns darin. Ich konnte mir vorstellen wie es wäre gemeinsam mit Luana Zeit zu verbringen und Gedanken auszutauschen. Aber ich musste meinem Bruder zuliebe aufhören so über sie zu denken. Sonst würde er nur noch einen Konkurrenten in mir sehen und kein Familienmitglied.
Als Bella Luana sah verschwand sie aus meinem Blickfeld und machte sich wahrscheinlich zu ihrem eigenen Platz. Ich beobachtete weiterhin Luana aus dem Augenwinkel und versuchte nicht halb so abgelenkt wie Ben zu wirken. Wahrscheinlich fiel sein Starren schon auf, da musste ich den Leuten nicht noch mehr Grund liefern Luana anzusehen.
Luana hielt kurz vor dem Tisch ihrer Familie inne, als Silvana sie mit einem wütenden Blick bedachte. Doch Luana versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Schlaues Mädchen. Eine Szene mit einer Oberhauptluna würde nicht gut enden. Sie setzte sich daraufhin neben ihren Bruder und seiner eigenen Seelenverwandten ehe sie zum Podium und damit zu uns nach oben blickte.
Ich atmete beruhigt durch und schenkte ihr ein kleines aufmunterndes Nicken, ehe ich mich der Menge wieder zuwandte.
"Außerdem möchte ich an dieser Stelle meinen ältesten Sohn danken der diesen wundervollen Abend für uns alle organisiert hat. Bitte einen Applaus für meinen Sohn Benjamin", hörte ich meinen Vater sprechen. Alle klatschten, mir inklusive, während unser Vater darauf wartete das Ben zu ihm nach vorne schritt, doch Ben stand wie angewurzelt da und sah nur kurz von Luana weg um dankbar zu lächeln. Das er nicht zu unseren Vater gegangen war, war ungeplant und in Nelsons Gesicht zeigte sich kurz ein Zucken im Mundwinkel vor Verwunderung, ehe er als wäre nichts passiert, sich lächelnd der applaudierenden Menge zuwandte.
Eigentlich müsste nun Ben vorne stehen und erzählen was es für eine Ehre wäre alle Wölfe vereint anzutreffen und die Kandidaten des Stellvertreterposten zu ihrer Kandidatur beglückwünschen. Doch er tat es nicht und der einzige Grund warum Ben das erste Mal seine Pflichten vernachlässigte konnte nur dieses sonderbare Blackwood Mädchen sein das abgelegen vom eigenen Rudel lebte.
Mein Vater hatte Bens Text umgewandelt und selber gesprochen ehe er mit den Worten: "Genießt den heutigen Ball und bedient euch eifrig am Büffet. Der Ball wird nun mit dem Oberhaupttanz eröffnet!", den Ball für eröffnet erklärte.
Der Geräuschpegel im Saal stieg rasant an als die Menge applaudierte und mein Vater sich unserer Mutter zuwandte die lächelnd auf ihren Mann zulief. Wir stiegen das Podium herab und überließen dem kleinen Orchester die Bühne um sich aufs musizieren konzentrieren zu können.
Meine Geschwister und ich setzten uns an den Tisch, an dem andere wichtige Alphas unter unserer Obhut saßen. Bella saß nicht weit weg von uns an einem Tisch mit wichtigen Vertretern unseres eigenen Rudels. Viele spanische und französische Alphas saßen in unserer Nähe, während bei den Blackwoods viele polnische, slowakische und ukrainische Alphas saßen.
An der anderen Ecke des Saals gab es noch die Norweger, Engländer und Finnländer aus dem Norden. Das Oberhaupt Paar stammt aus dem Aamont Rudel und war ein sehr widerstandsfähiges Rudel, welches sich ideal an seine Natur angepasst hatte. Aus deren Mitte trat ein stämmiger Mann und eine große blonde Frau die sich auf das Parkett zu bewegten.
Auch Silvana und Lupras liefen auf die Fläche auf der sich meine Eltern schon positioniert hatten. Wir warteten nur noch auf die letzte Ecke mit den Tarantino Oberhäuptern. Um sie herum saßen viele Alphas die rund ums Mittelmeer lebten. Doch die italienischen Rudel waren sehr groß und zogen damit die breite Masse in der südlichen Region auf sich.
Soweit ich es wusste erhoben sich Silvanas Tante und Onkel um sich den anderen Oberhäuptern anzuschließen. Ich hatte heute nochmal nach recherchiert nachdem ich die Gästeliste gesehen hatte. Ben hatte einmal erwähnt das Silvana von einem dominanten Rudel abstammte, aber das sie so hoher Abstammung war, war mir bis heute Mittag nicht bewusst gewesen. Sie musste wahrscheinlich selten im Leben auf Widerstand und eine Gegenmeinung treffen und benahm sich wahrscheinlich mitunter deshalb so brachial, wenn jemand nicht ihrer eigenen Meinung war.
Ich lehnte mich zu Ben herüber als die Geiger anfingen zu spielen und das kleine Orchester einen langsamen Walzer von sich gab. Schwebend begannen die Oberhäupter ihre Frauen zu führen und die vier Paare vollzogen in prachtvollen Gewändern einen wunderschönen Tanz den fast alle staunend bewunderten. Doch mein Blick war auf Ben gehaftet der gedankenverloren zum Blackwood Tisch hinübersah.
Ich wusste das er sich Sorgen machte und gleichzeitig sehr aufgeregt war. Es war nicht vielen von uns vergönnt einen Seelengefährten zu haben, aber bei Alphas war es sehr wahrscheinlich das sie im Laufe ihres Lebens einen Partner finden um das Gleichgewicht im Rudel aufrecht zu erhalten. Das jedoch Ben so früh seine Gefährtin fand, war erstaunlich und beängstigend zugleich. So frühe Findungen waren meist einem Ungleichgewicht in der Natur zu verschulden. Zum Beispiel wenn ein Rudel aus welchen Gründen auch immer auseinandergerissen wurde und der Nachwuchs gesichert werden musste. Oder wenn sich ein neues Rudel niederlässt, wird ein neuer Alpha im Rudel meist kurze Zeit darauf zur Welt gebracht um die Erbfolge zu garantieren. Zumeist hatte ein solcher Alpha seinen Seelengefährten längst im Rudel.
Was aber Bens frühe Findung erklären könnte wusste ich nicht. Auch die Blackwoods hatten mit ihrem Sohn schon eine Findung hinter sich und das Luana die nächste sein wird, könnte ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht in deren Rudel darstellen. Ob sich das nur deswegen auf uns ausweitet oder ob unserer Rudel etwas widerfahren würde, konnten nur die Götter wissen. Ich hoffte nur inständig das Ben wieder zu sich selbst finden würde und das Luana ihn anerkannte. Und das so schnell wie möglich.
Das sie heute keine Fragen bezüglich Ben gestellt hatte, hatte mich stutzig gemacht, aber vielleicht war sie sich selbst nicht so sicher und vertraute mir in der Angelegenheit nicht genug. Ich würde aber heute der erste sein der sie zu ihrer Findung gratulieren wird. Erst recht freute ich mich auf die erstaunten Gesichter meiner Familie, wenn sie erfuhren was der eigentliche Grund für Bens Verhalten war. Sie würden ihm alle im Nu verzeihen und damit anfangen nach den Festlichkeiten Luana mit allem möglichen Dingen zu Überhaufen.
Wenn ich schon so euphorisch darüber nachdachte konnte ich mir kaum vorstellen wie es gerade in Ben aussah. Wahrscheinlich fragte er sich bloß ob Luana auch an ihn dachte und wann er endlich zu ihr konnte.
Ich grinste. Wenn Luana es zuließ, wird dieser Abend nicht wie sie wahrscheinlich erwartet hatte ein Albtraum, sondern einer ihrer schönsten Tage im Leben werden.
"Wenn du nichts einzuwenden hast würde ich nach dem Tanz zu ihr gehen und sie von dem Tisch wegbringen. Ich werde später mit ihr gemeinsam zu dir kommen. Du wirst wahrscheinlich gleich von vielen angesprochen werden. Es würde Vater sicher nicht gefallen, wenn du sofort von der Bildfläche verschwindest."
Ben atmete tief durch und sah aus dem Augenwinkel zu mir herüber.
"Pass auf sie auf. Keiner soll sie verängstigen oder dafür Schuld tragen das sie sich unwohl fühlt. Wenn etwas passiert ruf sofort nach mir. Ich weiß immer wo ihr seid."
Ich nickte und wollte mich schon wieder abwenden als Ben seine Hand auf meinem Arm legte. Ich sah wieder zu ihm auf und seine Augen bohrten sich in meine.
"Ich meine das ernst. Ich werde so schnell wie möglich zu euch kommen und sie für mich beanspruchen."
Ich lächelte bloß und legte meine Hand beruhigend auf seine.
"Keine Sorge Ben. Ich werde dafür sorgen das euch keiner stört und ihr allein seid. Es wird auch keiner von mir etwas erfahren", sagte ich ihm beruhigend. Ben lächelte mir dankbar zu und applaudierte wie ich, als die Oberhauptpaare in der letzten Pose verharrten.
Nachdem das Lied wechselte und sich einige Paare zur Fläche gesellten, erwachte der Saal zum Leben. Kellner aus meinem Rudel liefen mit alkoholischen Getränken umher um sie zunächst den hohen Gästen anzubieten, während die ungeduldigen oder hungrigen Gäste aufstanden um mit ihren Tellern zum Büffet zu eilen.
Ich lächelte einem Kellner zu der mir ein Glas Champagner anbieten wollte und lehnte dankend ab. Würde Ben sehen wie ich Alkohol konsumierte bevor ich Luana an ihn übergeben hatte, würde er gewiss skeptisch drein gucken.
Stattdessen nahm ich mein Glas Wasser in die Hand und nippte daran als unsere Eltern sich uns näherten. Sara stand auf um direkt unsere Mutter in den Arm zu nehmen und ich stand auf um unseren Vater für die gelungene Darbietung zu gratulieren. Das ich das nur der Etikette zuliebe tat wusste wahrscheinlich jeder, aber ich wollte heute Abend mal keinen Stress verursachen. Meine Mutter hatte dafür mir heute Mittag schon genug zu verstehen gegeben wie ich mich heute verhalten sollte. Immerhin ging es hier auch um Bens Ansehen und nicht nur um das meines Vaters. Da würde selbst ich mich mal bemühen.
Ich lief wieder zu meinem Platz und holte mir meinen Teller ehe ich meiner Mutter einen kurzen Kuss auf die Wange gab und mich mit den Worten: "Ich habe einen Riesenhunger. Also werde ich mich erstmal Richtung Büffet machen. Hoffe ihr werdet mich nicht lange vermissen.", verabschiedete.
Doch ihre hochgezogene Braue und den kritischen Blick versuchte ich mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck zu bekämpfen. Sie wusste das ich mich mit Absicht gegen unsere Absprache verhielt, aber sie würde mich nicht hier und vor aller Augen bezichtigen. Dafür war meine Anwesenheit noch nicht all zu wichtig.
Also lief ich von unserem Tisch weg und sah nach einem Blick über die Schulter, wie Ben kurz seinen Blick zu mir schweifen lies ehe er und Sara sich zu Angehörigen der Aamont Familie wandten. Tief durchatmend gab ich einen Kellner meinen leeren Teller und bog nachdem ich beim Büffet ankam nach links ab um zum Blackwood Bereich zu kommen.
Schon von weitem sah ich wie Luana sich neben ihren Bruder erhob um mit angespanntem Lächeln die Hand von Silvanas Tante zu ergreifen. Aufgrund des lauten Geräuschpegels konnte ich nicht verstehen was sie sagten, doch die dunkelhaarige Italienerin ging weiter um Nico lachend zu umarmen und Lupras danach auf die Schulter zu klopfen. Silvana stand bloß neben ihm und lächelte ihrer Tante zu, während ihre jüngste Tochter Luna wie ein Schutzschild vor ihr stand.
Mein Ziel fest im Visier hätte ich beinah eines der polnischen Mitglieder umgerannt. Ich entschuldigte mich ausführlich auf Englisch bei der älteren Dame. Sie sah kurz erzürnt aus, aber nachdem sie in mein Gesicht sah hellte sich ihre Miene auf und sie zog mich mit an ihrem Tisch um weiteren Gästen von meiner Anwesenheit zu berichten.
Aufgeregt gaben mir die polnischen Mitglieder Champagner in die Hand und beglückwünschten mich und meine Familie für den gelungenen Ball. Wahrscheinlich waren sie froh überhaupt ein Mitglied der Amalon Familie abgegriffen zu haben und ich war in ihre Falle gelaufen.
Lächelnd hörte ich ihnen zu und lachte an den richtigen Stellen nur um kurz zu Luana rüber zu schielen. Sie hatte sich wieder auf ihren Stuhl gesetzt und tat so als würde sie angeregt den ganzen Strom an Wölfen die an ihren Tisch standen zuhören, doch ihr Blick lief suchend im Saal umher.
Etwas zögerlich versuchte ich mich aus dem Kreis zu befreien, doch der Alpha des Rudels bemerkte dies und hakte sich unter meinen Ellbogen ein und klopfte mir kameradschaftlich mit der anderen Hand auf den Rücken.
Verdammt. Wie immer sprachen sie alle inhaltlich über belangloses, aber ich durfte nicht zu direkt sein. Am Ende würden nur dumme Gerüchte über mich kursieren und darauf konnte ich wirklich verzichten.
Als ich mich schon beinah dazu gezwungen fühlte mich etwas lautstärker zu verabschieden spürte ich ein Tippen auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und sah Luis in einer Kellner Uniform der entschuldigend zu mir und meiner kleinen Gesellschaft sah. Er sprach auf Englisch das es ein Problem beim Personal gebe um das ich mich dringend kümmern müsste. Dankbar lächelte ich meinen Freund an, ehe ich mich mit trauriger Miene umwandte und mich entschuldigte.
Danach löste ich mich schon fast rennend aus der Gruppe und legte meinen Arm um Luis Schulter um ihn beim Laufen nah an mich ran zu ziehen.
"Danke alter, du warst meine Rettung. Ich dachte ich werde da nie mehr rauskommen."
Luis nickte mir schmunzelnd zu, aber sein Gesichtsausdruck wurde recht schnell besorgt.
"Kein Problem dir helfe ich gerne, aber ich dachte du würdest gerne wissen das Luana vorhin in einem schlechten Zustand war und wahrscheinlich Hilfe braucht."
"Ja, davon hat mir Bella berichtet. Was ist denn überhaupt passiert?", fragte ich besorgt nach, als ich es schaffte mich etwas abseits mit Luis zu positionieren. Er seufzte und strich sich durch die Haare ehe er sich wieder mir zu wandte.
"Während des Empfangs lief sie durch die Botengänge und ich bin in sie hineingelaufen. Ich habe ausversehen das halbe Tablett mit Orangensaft über sie ausgekippt und das war einfach zu viel für sie. Sie hat eine Panikattacke oder sowas in der Art bekommen und ist auf den Boden zusammengebrochen. Ich hab nur noch schnell Bella angerufen und nachdem sie da war musste ich weiter machen. Ich schwöre dir ich wäre geblieben, aber ich musste leider weg und da war noch", ehe Luis weiter sprach legte ich meine Hände auf seine Schultern und unterbrach ihn.
"Du hast alles richtig gemacht. Jetzt mach dir keine Sorgen mehr und mach den restlichen Abend nur noch deinen Job. Ich werde mich um Luana kümmern. Das Einzige was du noch machen könntest wäre, mich so nah wie möglich an ihren Tisch zu bringen, bevor noch jemand auf die Idee kommt mich anzusprechen."
Luis nickte mir erleichtert zu und schnappte sich ein frisch vollgeladenes Tablett und lief daraufhin mit mir zusammen zum Blackwood Tisch. Einige Mitglieder der Wölfe erkannten mich nicht, weil ich gut hinter Luis versteckt war oder sie bemerkten es zu spät da ich mit Luis zügig lief.
Als ich den Tisch fast erreicht hatte nickte ich Luis zu, der daraufhin in der Masse unterging um weiter zu servieren. Ich stattdessen lief weiter auf den großen Tisch zu und setzte mein bestes Zahnpasta Lächeln auf.
Am Tisch saß Luana aufrecht und mit nervösem Blick da und hörte Lupras zu der gerade mit dem Mann von Silvanas Tante sprach. Er war fast genauso groß wie Lupras, nur hatte er die typisch italienischen Merkmale. Neben Luana saß einmal ein für mich fremdes Rudelmitglied der Blackwoods, welches sie gewissentlich ignorierte, während Nico ihr Bruder einige Meter entfernt dem Gespräch von den Oberhäuptern beiwohnte. Das Einzige, dass Luana anscheinend ihre Aufmerksamkeit schenkte waren Silvanas kurzen und bösen Blicke. Ich nutzte die Gelegenheit und steuerte auf den freien Platz neben Luana zu, als ich ein Räuspern hörte.
Innerlich fluchend drehte ich mich lächelnd zu Silvana um und betrachtete sie und ihre Tante. Beide waren sehr schlank und in große Ballkleider gehüllt. Sie hatten ähnliche Gesichtszüge und die gleiche Hautfarbe, doch Silvanas blonde Haare waren ein Kontrast zu den schwarzen Haaren der Lady Tarantino.
"Na wenn das nicht mal der jüngste Sprössling der Amalon Familie ist.", sagte Silvana grinsend als sie auf mich zu geschritten kam. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Luana sich zu mir umdrehte und mich aus großen Augen betrachtete.
"Lady Blackwood. Lady Tarantino.", sagte ich nickend zu den mir beiden höher gestellten Wölfinen. Lady Tarantino lächelte aufrichtig, während ihre Nichte fast schon diabolisch mich von oben bis unten betrachtete. Wahrscheinlich war sie noch auf Rache aus wegen dem Gespräch was wir an der Tafel geführt hatten.
"Wie kommt es das ein Mitglied der Amalons uns so schnell persönlich begrüßt? Ich hatte da zwar eher an deinen Bruder Benjamin gedacht, aber dich zu sehen ist auch eine Überraschung."
Am liebsten hätte ich ihr vor die Füße gespuckt. Aber wahrscheinlich würde ich danach nicht mehr stehen, sondern von Wölfen überlagert sein. Ihr Tonfall und wie sie den Namen meines Bruders aussprach, bewies das sie nichts von uns hielt. Das sie wahrscheinlich Benjamin noch weniger als mich leiden konnte war wirklich eine Meisterleistung von Ben gewesen. Doch allein das sie mich als Jüngsten abstempelte und Sara vollkommen außer acht ließ, zeigte das sie weder Interesse an mir noch an meiner Familie hatte. Dafür hatte ich aber ein Interesse an ihrer Familie.
"Es tut mir leid euch enttäuschen zu müssen Silvana. Doch ich bin nicht hier um euch und Lady Tarantino zu schmeicheln. Ich hatte da eher an ein anderes Mitglied eurer Familie gedacht.", sagte ich grinsend ehe ich einige Schritte auf sie zuging. Silvana betrachtete mich aus verengten Augen ehe ich mich leicht zu ihrem Ohr hinab beugte.
"Immerhin wollte ich eure Tochter um einen Tanz bitten. Sie sieht heute doch reizend aus nicht wahr?"
Hätte Silvana Gift spucken können wäre ich damit übersäht. Doch ich begnügte mich nur damit das sie wütend zischte und ihr Blick auf Luana fiel die uns beide immer noch stumm beobachtete. Dass ich anscheinend ihren wunden Punkt getroffen hatte gefiel ihr nicht. Und wahrscheinlich gefiel es ihr erst recht nicht sich nicht verteidigen zu können. Luana war nun mal in der Öffentlichkeit ihre Tochter und sie mussten ein einheitliches Bild repräsentieren bevor auch nur einer einen Zweifel an die Familie Blackwood hegen konnte.
"Ich würde dir empfehlen sie den restlichen Abend und ihr restliches Leben in Ruhe zulassen. Am Ende bist es nämlich du die in der Unterzahl sein wird.", flüsterte ich ihr noch als letztes ins Ohr ehe ich von ihr lächelnd zurückwich und mich vor den beiden Damen verbeugte.
Lady Tarantino sah verwirrt und skeptisch zu ihrer Nichte die wütend die Hände zu Fäusten ballte und mich mit zornverdecktem Blick bedachte. Sie konnte zwar nur spekulieren, aber das ich ihr eine solche offensichtliche Andeutung machte sollte Silvana ausreichen um zu verstehen das Luana nicht mehr alleine und ohne Schutz im Blackwood Rudel lebte. Wenn sie sogar schlau genug war, würde sie wahrscheinlich eine der ersten sein die wussten das Luana für unser Rudel etwas Besonderes war. Und zwar eine zukünftige Luna. Ein Mitglied das auf Augenhöhe mit Silvana stand.
Zufrieden verließ ich die beiden Frauen und umrundete den Tisch um vor Luana stehen zu bleiben. Luana sah mit großen Augen zu mir herauf und wollte schon ansetzen zu sprechen, als ich ihr galant meine Hand hinhielt.
"Lady Blackwood, würdet ihr mir die Ehre erweisen und mir euren ersten Tanz schenken?"
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