15|Saufen und Laufen

Ich glaubte in Selbstmitleid zu baden war mein neues Hobby in den letzten Tagen geworden. Jedenfalls fühlte es sich so an, als ich mein verheultes Gesicht betrachtete das mir gerötet entgegen strahlte. Ich hatte mich zwar geduscht, um meinen eigenen Angstschweiß von vor ein paar Stunden nicht mehr riechen zu müssen, aber die Angst das jemand morgen auf den Ball verlangen könnte das ich mich verwandeln sollte benebelte meinen Verstand. Wie konnte ich zuvor nicht daran denken? Lupras hatte wirklich nicht öffentlich gemacht das ich kein Wolf in mir trug. Wie erbärmlich und beschämend so etwas für ihn sein musste. Wahrscheinlich ist das Ganze Rudel beauftragt worden das nicht an die Außenwelt zu lassen und ich könnte mir vorstellen das sie dies mit einem Schwur unterlegt hatten.

Seufzend sah ich auf mein Handy runter. Ich hatte Mel geschrieben doch noch keine Antwort erhalten, was mich um ehrlich zu sein sorgte. Ansonsten ging sie immer an ihr Handy. Selbst im Unterricht oder während sie duschte konnte man sich sicher sein das sie innerhalb einer Minute antworten würde. Stattdessen aber kam die Nachricht noch nicht einmal bei ihr an.

Ich löschte die Nachricht wieder. Wenn sie wirklich nicht ran ging dann musste bestimmt irgendetwas los sein oder sie hatte es vergessen zu laden. Ich will nicht das sie im Nachhinein ein schlechtes Gewissen hat, weil sie nicht sofort geantwortet hatte. Ich würde es einfach später nochmal versuchen, damit sie die Chance hatte sofort ans Handy zu gehen.

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die hölzerne Decke. Sollte ich den ganzen Tag nun im Zimmer verbringen? Es war gut möglich das Nico mich wieder aufsuchte. Doch wenn ich ehrlich war würde es mich wundern wenn er erneut an meiner Tür klopfen würde. So komisch wie ich mich verhalten habe und auf einmal geflüchtet bin muss mein erster guter Eindruck bestimmt schon wieder verflogen sein.

Betrübt sah ich auf mein Handy. Was sollte ich bloß mit meiner Zeit anstellen? Das Schloss zu erkunden erschien mir nicht richtig, aber ich wusste wenn ich hier bleiben würde, würden meine Probleme auch nicht verschwinden.

Unzufrieden mit mir selbst deckte ich mich mit der dünnen Decke zu und schloss die Augen. Vielleicht konnte eine kleine Mütze Schlaf meine Nerven beruhigen und dafür sorgen das ich später etwas rationaler an die Sache ran gehen konnte.

...

Lachend lief ich mit Bella durch den Gang, während mir meine blonde Cousine erzählte wie Ben Silvana die Meinung gegeigt hatte. Das hatte die alte Schreckschraube auch verdient. Zum Glück war Ben was diese Frau anging meiner Meinung.

"Ey kommst du heut eigentlich zum Bunker?", fragte mich Bella als wir kurz davor waren uns an der Treppe zu trennen. Ich überlegte kurz ehe ich nickte.

"Ja glaub das ich mich blicken lasse. Hab keinen Plan ob mein Vater wieder ein Dinner geplant hat, aber ich hoffe das Picknick hat genügt. Außerdem müssen die Blackwoods ja anscheinend ihre Hausaufgaben nacharbeiten. Also ist die Chance schon mal groß das ich heut Abend mal wieder frei hab.", sagte ich grinsend worauf Bella beide Daumen hoch hielt.

"Sehr gut. Dann drück mir mal die Daumen das mir dein Bruder nicht noch mehr Arbeit als eh schon rein drückt. Manchmal hab ich echt das Gefühl der schläft nie.", seufzte sie und ich betrachtete sie mitleidig. Ich wusste wieso ich mich schon zu Anfang aus diesen Vorbereitungen gezogen habe. Zu viel Verantwortung und Arbeit der ich in meinen Augen nicht gewachsen war. Ich würde eh nur wieder Umstände bereiten, da ich mit meiner direkten Art niemals zum Vermittler taugen würde. Das haben mir schon mehrere gesagt und so würde ich auch um den ganzen Scheiß einen großen Bogen machen.

"Ach ich würde auch gut ohne dich klar kommen.", sagte ich fies grinsend, worauf sie mir mit den Ellenbogen in die Rippen stieß.

"Idiot! Gib zu ohne mich wird es eh langweilig.", sagte sie großkotzig. Und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ach was. Das glaubst auch nur du! Ich habe eh geplant jemanden mitzubringen. Das wird sicher interessanter als auf dich aufpassen zu müssen.", sagte ich triumphierend und lief langsam den Gang weiter, während sie verwirrt am Treppenansatz stehen blieb.

"Du musstest noch nie auf mich aufpassen. Immerhin bin ich diejenige die heute Dienst hat und auf die Anderen aufpasst. Und du bringst mal jemanden mit? Willst du etwa Oma Hildegard aus dem Sessel prügeln? Ich kann mir niemand anderen vorstellen der es freiwillig mit dir aushält.", rief sie mir böse hinterher. Ich drehte mich um und lief rückwärts weiter, während ich sie mit hochgezogener Augenbraue musterte.

"Haha echt lustig. Statt dich über mich lustig zu machen solltest du deine Arbeit erledigen und hoffen das du es rechtzeitig bis heut Abend schaffst. Immerhin willst du doch Hildegard nicht warten lassen.", sagte ich. Sie knurrte frustriert als ich mich umdrehte und mit meinem rechten Arm ihr zuwinkte.

"Ey lässt du mich jetzt ernsthaft hier stehen?", rief wie weiter entrüstet, da die Unterhaltung für sie noch nicht beendet war.

"Jap."

"Wehe du bringst Anton mit! Der sabbert mir schon seit Monaten hinterher seit seine Pupertät anfing. Nico? Ey versprich mir das du nicht diesen Sabberlappen mitbringst!", rief sie auf einmal panisch und ich musste kurz diabolisch grinsen bei dem Gedanken wirklich Anton einzuladen. Die Idee Bella ein bisschen damit zu quälen erschien mir sehr amüsant. Aber würde ich das wirklich tun oder nur Andeutungen dieser Richtung von mir geben würde sie heute Abend nicht mehr kommen und sie brauchte die Entspannung genauso dringend wie jeder andere hier. Außerdem hatte sie Dienst und wenn sie nicht erschien musste ich übernehmen, obwohl ich anderes im Sinn hatte.

"Jaja, ich verspreche es!", sagte ich schließlich und hörte ihr Aufatmen bis hierher. Der arme Anton müsste wohl auf seine Chance warten müssen um bei Bella zu punkten. Ich hatte so oder so vor jemand anderen einzuladen.

...

Mit dröhnenden Kopfschmerzen wachte ich auf und blickte mich suchend im Zimmer um. Irgendetwas hatte mich geweckt und ich wusste nicht sofort um was es sich handelte. Die Sonne schien gerade unterzugehen und das letzte Abendlicht schien in das Zimmer. Oh Gott wie lange musste ich denn geschlafen haben? Wahrscheinlich habe ich damit den Schlafmangel von letzter Nacht wett gemacht.

Als ich ein Klopfen hörte zuckte ich zusammen und fiel beinah aus dem Bett. Das war es anscheinend gewesen was mich geweckt hatte. Strauchelnd lief ich zur Tür ohne darüber nachzudenken wem ich da eigentlich die Tür öffnete und wie mein Aufzug gerade aussah.

Blinzelnd betrachtete ich die Person vor mir und rieb mir erst einmal die Augen, um mein schnell schlagendes Herz zu beruhigen.

"Was willst du denn hier?", fragte ich Nico, während ich gähnen musste. Er sah kurz verwundert auf meinen Aufzug, wobei sein Blick kurz auf meinen Beinen verharrte ehe er mich belustigt ansah.

"Autsch. Da hat wohl jemand unsere Verabredung für heute Abend vergessen.", witzelte er.

Verabredung? Wann hatte er mich denn noch gleich eingeladen? Das musste heute mittag bei der Tour gewesen sein.

"Sorry, hab ich verpennt.", sagte ich und machte Platz, sodass er in den Raum kommen konnte. Er lief an mir vorbei und ließ sich wie gestern Abend in den Sessel gleiten.

"Ja anscheinend hast du es wirklich wortwörtlich verpennt.", sagte er

"Ich hab mich doch schon entschuldigt.", gab ich leicht murrend von mir. In Nicos Anwesenheit traute ich mich meine Launen raus zu lassen. Er schien damit umgehen zu können.

"Ja ich weiß. Und um deine Entschuldigung abzurunden ziehst du dir jetzt eine lange Hose und diesen Hoodie hier an. Ich hab dir ja gesagt das ich dich noch wohin bringen möchte und da kommst du nicht drum rum.", sagte er bestimmt und warf mir einen schwarzen großen Hoodie zu, den ich ungelenk auffing. Verwirrt betrachtete ich den Stoff in meinen Händen der stark nach Nico roch und ging ohne Widerworte zu meinem Koffer um mir eine Hose zu holen.

"Was? Kein Gemecker oder Gezeter?", fragte Nico belustigt und ich bedachte ihn mit einem bösen Blick den er aber nicht ernst zu nehmen schien.

"Würde das was an der Situation verändern?", fragte ich ernst und lief Richtung Bad.

"Nö.", sagte Nico als ich an ihm vorbei lief.

"Also lohnt sich doch das Meckern gar nicht. Sag mir lieber worauf ich mich wappnen soll und ob ich mich ansonsten noch fertig machen muss.", sagte ich und schloss die Badezimmertür hinter mir, ehe ich anfing meine kurze Schlafhose gegen eine enganliegende blaue Jeans zu wechseln.

"Wenn ich sage lass dich überraschen wärst du nicht zufrieden oder?"

"Korrekt", sagte ich und schloss die Hose. Ich nahm den schwarzen BH und das schwarze Top was noch am Badewannenrand lag und zog mir diese an, um später den Hoodie darüber zu ziehen.

"Ich will dich ein zwei Leuten vorstellen und der Ort ist ziemlich gemütlich. Außerdem ein Geheimtreff wo uns die Alten nicht so schnell finden.", erklärte mir Nico.

"Und wozu dann der Hoodie?", fragte ich noch, als ich ihn mir überzog.

"Der ist wegen dem Geruch. Keine Sorge du brauchst keine Angst vor den Leuten zu haben. Es kennzeichnet nur das du zu mir gehörst und nicht aus Zufall dahin gelangt bist. Das entspannt sozusagen vorweg schon die gesamte Situation.", versucht er es schön zu umschreiben.

Währenddessen hatte ich mir einen lockeren Dutt gebunden und blickte zweifelnd in den Spiegel. War das eine gute Idee? Ich wusste nicht wohin er mich bringen möchte und kannte ihn nicht gut. Natürlich ist er mir total sympathisch und er hat mir heute geholfen, aber den Wölfen traute ich einiges zu. Und das ich einen Pulli zu meinem Schutz tragen musste ließ die Situation in meinen Augen nicht unbedingt sicherer erscheinen. War das alles vielleicht doch nur ein Witz?

"Ist das wirklich eine gute Idee? Ich hab nicht das Gefühl als hättest du das so recht bedacht und ich weiß nicht ob ich unbedingt weitere Leute kennenzulernen brauche. Heute war schon ein anstrengender Tag.", versuchte ich mich raus zureden. Was wäre wenn wieder von mir verlangt werden würde mich zu verwandeln? Ich wusste nicht wie ich mit all dem umzugehen habe und nachts allein mit anderen Wölfen unterwegs zu sein hörte sich rational nach der dümmsten Entscheidung seit langem an.

"Luana mach die Tür auf.", hörte ich nur Nico sagen, während ich schluckend zu der Tür blickte. War es das wirklich wert? Sollte ich mich diesem Risiko stellen?

Seufzend machte ich die Tür auf und sah zu Nico der nachdenklich auf mich hinab sah.

"Glaub mir dir wird nichts passieren. Du kannst die ganze Zeit zu mir kommen. Und glaub mir so etwas wie heute Mittag wird auch nicht passieren. Wenn du dich nicht verwandeln kannst oder etwas nicht möchtest, dann wird dich niemand zu etwas zwingen. Es werden alle sehr sozial sein und sobald du dich unwohl fühlst verschwinden wir. Aber du würdest es bereuen es nicht wenigstens probiert zu haben. Glaub mir. Du musst mir nur vertrauen."

Nico reichte mir seine Hand und wartete bis ich sie ergriff. Er überlies die Entscheidung mir ob ich ihm vertraue. Ich atmete tief durch und sah schreckhaft von seinem Gesicht zu seiner Hand hinab. Mein Kopf schrie das ich ablehnen sollte und das dieses Vertrauen in eine unbekannte Person ein zu hohes Risiko darstellte.

"Woher weißt du das mit der Verwandlung?", fragte ich stattdessen. Ich musste wissen was er wusste und was er damit meinte. Ich musste einfach in Erfahrung bringen wie sein Wissenstand war.

"Ich weiß nicht wovon du redest. Man hatte dir nur vorhin angesehen das dir dieses Thema bei Luna unangenehm war. Aber was du hast und was dort vorgefallen ist, weiß ich nicht und ich zwinge dich auch nicht mir das zu erzählen. Ich respektiere deine Privatsphäre und will dir bloß einen netten Abend außerhalb dieses Zimmers bescheren.", erklärte er und bedachte mich mit ernsten Blick. Er wusste anscheinend nichts über meine menschliche Seite.

Mit großen Augen betrachtete ich ihn und ich wusste das ich dies alles bereuen würde. Es war eine verdammt dumme Idee, trotz das er nicht über meine Schwäche wusste.

"Keine Verwandlung. Und wenn irgendwas an der Sache faul ist bin ich sofort weg.", sagte ich bestimmt und ich sah wie sich auf Nicos Gesicht ein Grinsen breit machte.

"Dann haben wir das ja geklärt.", sagte er und ich ergriff todesmutig seine Hand.

...

"Ich wusste das dies eine dumme Idee war!", schimpfte ich, während ich Nico neben mir lachen hörte.

"Ich hab dir doch gesagt du würdest die Sportschuhe brauchen.", sagte er grinsend und stieg über die nächste Wurzel.

"Ach ja und woher hätte ich wissen können das wir einen Wanderausflug bei Nacht machen?", schimpfte ich schnippisch. Nico blieb ein paar Meter weiter stehen und wartete auf mich bis ich zu ihm angelangte.

"Hätte ich gewusst das deine Augen so schlecht nachts sind hätte ich noch für die Prinzessin eine Taschenlampe mitgenommen.", sagte er und ich musste bloß die Augen verdrehen. Das er mit den Augen nicht falsch lag wollte ich ihm jetzt auch nicht beichten. Zwar waren meine Augen besser als die von gewöhnlichen Menschen, aber an die Nachtsicht eines Wolfes würden sie sicherlich nicht ankommen.

"Hör auf Witze zu reißen und sag mir lieber wann wir an deinem geheimen Ort ankommen.", sagte ich zu ihm und sah mich in den dunklen Wald um. Wir haben uns vom Schlossgelände geschlichen und sind bestimmt zwanzig Minuten durch den Wald gelaufen um zu seinem besagten Ort anzukommen. Doch außer Bäumen und dunklen Schatten sah ich nichts. Der Wind hatte über die letzten Minuten zugenommen und ich war um so mehr dankbarer für den Hoodie.

Doch jetzt wo ich mich so umsah fragte ich mich wieder ob es so eine gute Idee war. Allein mit einem Wolf nachts in einem Wald. Eigentlich könnte ich mich gleich schlagen und ihm sagen das er mich direkt umbringen könnte. Aber diese Gedanken waren wahrscheinlich bloß wieder meiner Panik zu verschulden.

"Eigentlich sind wir längst angekommen.", sagte Nico und sah gespannt zu mir. Verwirrt blickte ich mich um, aber ich sah nichts außer Wald.

"Verarsch mich nicht. Wo sind wir hier?", fragte ich ungeduldig und zog den Hoodie enger um mich.

"Konzentrier dich Luana. Dann hörst du sie vielleicht.", sagte er nur verschwörerisch und strich sich seine langen Haare aus dem Gesicht. Genervt blies ich die Luft aus meinen Lungen und schloss die Augen. Ich konzentrierte mich auf meine Sinne und versuchte die sonst so ruhenden Sinne in mir aufzuwecken. In manch seltenen Momenten gelang es mir diese zu verstärken und mehr von meiner Umwelt wahrzunehmen.

Ich spürte den kalten Wind und hörte das Rauschen des Windes. In der Ferne hörte ich sogar das heulen einiger Wölfe die vom Wind hergetragen wurden. Nico atmete flach um mir die Aufgabe zu erleichtern und als ich beinah schon aufgeben wollte, vernahm ich eine leichte Vibration vom Boden. Konzentriert hockte ich mich hin und fokussierte mich. Es wummerte ganz leicht. Als wäre irgendwo eine Musikbox mit Bass oder so was ähnlichem. Verwirrt sah ich zu Nico auf, doch der grinste ehe er sich zu mir hinhockte.

"Mach mal Platz.", sagte er sanft und tastete den Boden ab. Als er einen metallenen Griff zeigte der aus dem Boden ragte wurden meine Augen groß. Er zog einmal kräftig ehe eine weitere Tür mit Eingabefeld sichtbar wurde. Er gab schnell eine sechsstellige Zahlencombi ein und die Tür öffnete sich stumm.

"Cool was?", sagte Nico als er meinen erstaunten Blick sah und öffnete die Lucke nun gänzlich. Man hörte nun deutlich das Gelächter von Wölfen und Musik die von unten herführen musste. Er stellte sich richtig hin und ging in die Lucke rein. Er stieg hinab, weshalb ich an die Lucke krabbelte und sah das er an einer Leiter hinab stieg.

"Komm rein mit dir, bevor die Tür sich schließt.", sagte er und stieg die Treppe weiter hinab. Suchend blickte ich mich um und stieg daraufhin seufzend die metallene Treppe hinab. Immer wieder war an der betonierten Wand LED Lichter angebracht die den Abstieg somit erleichterten.

Als ich unten ankam sah ich wie Nico breit grinsend auf mich hinab sah.

"Und war es so schwer?", fragte er und ich schüttelte bloß den Kopf. Mein vorlautes Mundwerk von eben war wieder im Keim erstickt. Die Angst vor dem Unbekannten lies wieder meine stille Seite zum Vorschein kommen.

Ich hörte wie sich die Lucke laut schloss und es einmal piepte.

"So nun können wir auch rein.", sagte Nico mit dem Blick zur Lucke. Er lief einen langen Flur entlang dessen Wände komplett mit Holz verkleidet waren.

"Wo sind wir hier?", traute ich mich zu fragen, als wir den Geräuschen entgegen liefen. Nico drehte sich zu mir um.

"Wir nennen es den Bunker. Ein Geheimtreff von uns Jungwölfen. Es ist in der unbewohnten Ecke des Waldes und wird nur zweimal im Monat genutzt, weil es ansonsten zu offensichtlich wäre wenn alle möglichen Jugendliche plötzlich nachts verschwinden würden. Es wird immer wieder abgewechselt wer den Raum nutzen darf. Wir haben ihn selber gestaltet und er hat auch einen Eingang vom See aus, aber es hätte zu lang gedauert um diesen per Fuß zu erreichen. Auch wenn der Bunker unter der Erde ist und uns dies Respekt einjagt ist der Ausgang zum See ideal für alle die Platzangst bekommen."

"Wissen die Erwachsenen davon?", fragte ich nun interessiert. So ein Geheimtreff hörte sich wahrlich spannend an.

"Ach was. Natürlich nicht. Es ist meinem Bruder zu verdanken das dies hier existiert. Der Alpha weiß zwar aus Sicherheitsgründen das der Bunker existiert, aber er weiß nicht wo und mein Bruder hat sein Wort darauf gegeben das hier niemanden etwas zustößt und bloß eine Möglichkeit für die Jungwölfe darstellt aus dem Wald zu flüchten und was anderes zu sehen. Also sowas wie ein geheimer Jugendtreff sozusagen.", erzählte er und blieb vor einer großen hölzernen Tür stehen aus der man Musik und Gelächter heraushörte.

"Bist du soweit?", fragte er dann und ergriff die Türklinke. Innerlich wollte ich zwar nein sagen und war wirklich kurz am überlegen einfach umzudrehen und den ganzen Weg wieder zurück zu gehen, doch Nico machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er öffnete die Tür und zog mich an der Schulter hinter sich her in den großen Raum.

Überrumpelt stolperte ich ihm hinterher und sah mich erstaunt um. Alles war hauptsächlich holzverkleidet und erstreckte sich in drei Zonen. Direkt neben der Tür war eine breite Sitzecke in der viele Sessel und drei lederne Sofas standen die sich um mehrere kleine Tische sammelten. Auf den Tischen standen vielen Getränke, einige Kartenspiele und auf den Sesseln und den anderen Sitzgelegenheiten tummelten sich viele Wölfe die sich lautstark unterhielten. Es hingen Boxen an den Ecken des Raumes und zwei Fernseher hingen an der Wand die irgendwelche Sportsendungen zeigten.

In der Mitte des Raumes die den Mittelpunkt bildete, war eine große Bar aus dunklem Holz. Hinter und vor ihr standen weitere Wölfe die sich regelmäßig Getränke Nachschub holten und es standen anscheinend zwei Wölfinnen die sich die größte Mühen gaben alle Getränke richtig auszugeben.

Auf der rechten Seite des Raumes standen einige Tischkicker und Billardtische. Auch dort tummelten sich einige Wölfe die entweder die Tische zum Spielen oder Tratschen nutzten. Weiter hinten im Raum sah man eine Glasfront die dem beschrieben See widerspiegelten und ich fühlte mich durch all die verschiedenen Gerüche und Geräuschen überrumpelt. Doch Nico machte dies anscheinend nichts aus, denn er lief mit mir schnurstracks Richtung Bar wo ihm ein blondes Mädchen angeheitert entgegen kam.

"Ey Nico! Dachte schon du kreuzt gar nicht mehr auf. Den alten Eingang hat ja schon ewig keiner mehr genutzt.", sagte sie lachend und umarmte ihn überschwänglich.

Ich stand etwas abseits von den beiden und sah mich schüchtern um. Ich bemerkte wie einige Wölfe neugierig in unsere Richtung blickten und intuitiv machte ich einen weiteren Schritt zu Nico. Die Blicke waren aber nicht alle unbedingt freundlich.

"Ja sorry, wurde etwas aufgehalten.", sagte Nico lachend und blickte kurz zu mir. Die Blondine bemerkte seinen Blick und betrachtete mich mit zusammen gekniffenen Augen.

"Ach ich versteh schon. Aber sag mal was sucht denn das Problemkind hier?", fragte sie an Nico gewandt und ich errötete. War ich etwa mit Problemkind gemeint? Nico sah kurz böse zu ihr hinab und schob sie sanft zur Seite.

"Sie gehört zu mir. Ich hab sie eingeladen. Sie ist ganz cool und wir können ihr vertrauen.", sagte Nico ernst und das Mädchen nickte bloß. Sie war wahrlich eine Schönheit und unter ihren skeptischen Blicken wollte ich mich am liebsten erst recht verkriechen.

"Tja wenn du das sagst, dann muss da was dran sein. Nur ein bisschen still das Kindchen was?", sagte sie grinsend zu Nico und kam auf mich zu gelaufen um mich urplötzlich in eine enge Umarmung zu schließen. Erstarrt starrte ich panisch zu Nico der nur grinsend die Schultern anhob.

Als das Mädchen sich von mir löste grinste sie mich breit an.

"Ich hab viel von dir Problemkind gehört. Du sollst anscheinend dieser eingebildeten Silvana die Meinung gesagt haben. So jemand ist hier herzlich willkommen. Die meisten hier sind ja selber so Problemkinder wie du. Darauf steh ich. Ach ja wie war noch mal dein Name?"

"Luana.", sagte ich bloß und sie quietschte vergnügt auf. Hatte die irgendetwas genommen? Doch wenn ich die Mengen an Alkohol und ihre Art betrachtete war sie wahrscheinlich nur angetrunken.

"Toll dich kennenzulernen Lu. Darf ich dich Lu nennen? Ach egal jetzt nenne ich dich einfach so. Meine Name ist Bella und ich bin die bescheidene Cousine dieses Trottels da.", sie zeigte auf Nico der bloß die Augen verdrehte.

"Bella hör auf sie zu überrumpeln. Bring uns am besten einfach ein paar Drinks und dann kannst du sie immer noch ausquetschten.", unterbrach Nico ihren Redefluss und zog sie an der Schulter weg von mir und schubste sie Richtung Bar. Sie streckte ihm zwar den Mittelfinger entgegen und beschimpfte ihn, aber sie weigerte sich ansonsten nicht und tat das was er verlangt hatte.

"Komm wir setzten uns.", sagte Nico und schob mich zu der Sitzecke wo uns die Jungwölfe interessiert musterten. Etwas nervös setzte ich mich auf die Couch auf die Nico deutete.

"Versuch dich ein wenig zu entspannen. Sie merken es wenn du dich zu sehr anspannst und hören nicht auf dich so zu mustern.", flüsterte mir Nico leise zu und ich nickte bloß schluckend. Die anderen Wölfe die mit uns am Tisch saßen hatten zuvor noch Karten gespielt und betrachteten uns stumm. Sie nickten bloß Nico zu und versuchten dann nicht auffällig in unsere Richtung zu starren.

Ich war also doch hier deplaziert. Oh man. Hoffentlich wird dies wirklich kein Desaster. Ich spürte wie Nico seinen Arm um meine Schulter legte und meine Haare durch wuschelte.

"Kein Trübsal blasen. Du entspannst erstmal und dann haben wir den restlichen Abend erstmal Spaß.", sagte er aufmunternd eher er sich aufrichtete um die Getränke von Bella entgegen zu nehmen. Diese quetschte sich lachend an den anderen Wölfen vorbei und setzte sich direkt neben mich, sodass auf meiner linken Seite sie und auf der rechten Seite von mir Nico saßen.

"So Lu der hier ist für dich.", sagte sie grinsend und reichte mir ein volles Glas. Es roch süßlich und stark nach Alkohol. Die Eiswürfel und die Zitrone darin schwammen oben und Bella grinste mich hocherfreut an, als sie ihr eigenes Glas in die Hand nahm.

"Auf einen erfolgreichen Abend!", rief sie erfreut und stieß überschwänglich an mein Glas was Nico von der anderen Seite erwiderte. Sofort setzten sie zum Trinken an und unter den Blicke der anderen Wölfe blickte ich meinen alkoholischen Untergang entgegen und fing an aus dem Glas zu trinken.

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