05|Das Rudel
Müde öffnete ich die Augen und sah mich mit verschwommenen Blick um. Ich saß hinten auf der Rückbank von Jans Auto und hörte wie er und Mel miteinander diskutieren. Wir fuhren gerade aus dem Wald raus und ich bemerkte das ich in Decken eingewickelt war. Die Sitzheizung war auch an und ich spürte meine Haare nass im Nacken kleben.
Stöhnend richtete ich mich auf und zog schmerzhaft die Luft ein, als ich ein schmerzhaftes Ziehen im Rücken spürte.
"Oh du bist wach.", stellte Mel fest und sah besorgt über die Schulter zu mir herüber. Ich nickte leicht und hustete ein wenig.
"Kann ich Wasser haben?", fragte ich aufgrund meines rauen Halses. Mel suchte bei sich vorne ein Flasche ehe sie mir eine reichte. Dankend nahm ich sie ihr ab und trank gierig die ganze Flasche leer.
"Was ist passiert?", fragte ich. Mein Kopf dröhnte und ich errinerte mich an den Streit auf den Vorsprung.
"Du bist die Klippe runter gefallen. Jan ist dir hinter gesprungen und hat dich aus dem Wasser gezogen.", klärte mich Mel auf und ich nickte.
"Na so bin ich jeden Falls auch mal gesprungen.", versuchte ich kläglich das Geschehene zu kommentieren. Mel verzog schmerzvoll das Gesicht und wandte sich ab. In dem Rückspiegel erkannte ich, wie Jan die Brauen zusammen zog.
"Tut dir was weh?", fragte er dann schließlich, als er meinen Blick bemerkte.
"Ich glaub mein Rücken und meine rechte Seite hat was abbekommen. Und meine Kopf tut weh.", sagte ich leise und sah wie er nur nickte.
"Mel, schreib deine Eltern bitte an das wir kommen und sie Schmerzmittel vorbereiten sollen. Sie sollten sich das mal am besten ansehen, bevor es was ernstes ist.", sagte Jan nüchtern und Mel nickte lediglich.
"Ist alles gut bei euch?", fragte ich unsicher aufgrund der angespannten Stimmung. Doch die beiden nickten lediglich. Seufzend lehnte ich mich zurück. Wahrscheinlich hatten die beiden noch eben über den Vorfall gesprochen und sind deshalb so angespannt.
Ich schloss wieder die Augen, in der Hoffnung, ich könnte trotz der Schmerzen etwas dösen. Doch meine Kopfschmerzen und die unbequeme Position ließen nicht zu das ich zur Ruhe kam.
Stattdessen ließ ich die Begegnung erneut Revue passieren und atmete zittrig aus. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass alles eskalierte und die Klappe halten sollen. Der Wolf Niklas hatte geradezu nach einem Streit gelähzt und hatte Mel absichtlich provoziert. Auch das der Mensch Matt nun von uns wusste machte mir Sorgen. Aber sowie ich die Wölfe kannte, würden sie alles tun nur damit er ihnen verzieh.
Als ich mich daran errinnerte wie Janett mir an den Haaren zog, wurde mir auch bewusst warum mein Kopf weh tat. Ganz leicht berührte ich meine Kopfhaut und musste ein schmerzhaftes Stöhnen unterdrücken. Wahrscheinlich war sie so gereizt, weil Janett ihre Wolfskraft benutzt hatte. Das war auch meine einzige Erklärungen, wie sie es schaffen konnte mich bis zum Abgrund zu schleudern.
Mir war leider erst im Fall bewusst geworden was passierte, sodass ich zum Glück reflexartig noch Luft geholt hatte. Aber als ich in das Wasser fiel, mir die Luft aus den Lungen gedrückt wurde und mein ganzer Rücken anfing zu brennen, hatte ich ausversehen aus Schock versucht Luft zu schnappen.
Die Erinnerung hing mir schwer im Magen und hart schluckend sah ich aus dem Fenster. Ich hatte wohl Jan mein Leben zu verdanken. Doch gerade hatte ich keine Kraft mehr mich dafür zu bedanken. Die Gedanken an das dunkle Gewässer und die Schmerzen die mich übermannten, mich kurz in Ohnmacht fallen gelassen hatte, waren immer noch zu prägnant in meinen Kopf.
Oh Gott wenn das Mel's Eltern bloß hörten? Würden sie uns beschimpfen und uns nie wieder dahin lassen? Es war gut möglich das die Wölfe sich jetzt öfter dort aufhielten, wenn Matt nun ein Teil des Rudels wurde. Es wäre nun dort viel zu gefährlich wenn ich mich dort aufhielt. Aber mir wurde gerade bewusst, dass es nun Jan und Mel auch nicht mehr leicht hätten.
Es lebten zwar viele magische Wesen hier, aber die größte Gruppe stellte schon seit langem das Blackwood Rudel dar. Es lebten zwar einige kleine Hexerfamilien hier und die Nymphen haben einen kleinen Teil des Waldes für sich erobert, aber viel mehr gab es hier nicht. Die meisten wurden von dem Rudel verscheucht und der einzige Grund warum Jan hier wohnte war, dass es hier keine anderen Vampire gab die ihn rum komandieren konnten. Und da Jan sich an alle Regeln hielt ließ ihn das Blackwood Rudel in Ruhe.
Doch jetzt wo Mel und Jan sich mit den Wölfen angelegt hatten, wusste ich nicht ob der Frieden zwischen ihnen noch lange anhielt. Sie waren eh unbeliebt bei den Wölfen da sie mit mir abhingen, aber jetzt wo sie sogar ein Rudel Mitglied verletzt hatten, machte sich die Panik in mir bemerkbar. Sollte ich versuchen morgen beim Treffen meinen Vater davon zu überzeugen sie in Ruhe zu lassen? Wahrscheinlich würde es ihn nur nerven das ich ihn vor allen anderen ansprach und seine Frau Silvana würde höchstwahrscheinlich alle noch darum bitten genau das Gegenteil zu machen. Oh man in was für eine Scheiße hatten wir uns hier bitte rein geritten?
Aus dem Fenster nahm ich das Licht der Straßenlaternen wahr und erkannte das wir bald zuhause waren. Als Jan auf der Einfahrt parkte sah ich wie Mel's Eltern auf den Wagen zu rannten. Mels Vater öffnete die Beifahrertür und nahm Mel in dem Arm, nachdem sie reuevoll zu ihm empor blickte. Mels Mutter und Jan öffneten meine Tür und die Frau mit den leuchtend roten Haaren sah erschrocken zu mir hinab
"Was ist bloß mit dir passiert Liebes.", fragte sie, ehe sie mir half aus dem Auto zu steigen. Mein Kopf brummte und mein Rücken schmerzte höllisch. Ich blinzelte meine Tränen weg und versuchte mich an einem Lächeln
"Matilda es ist nichts wildes.", versuchte ich sie zu beschwichtigen, aber nach ihrem Gesichtsausdruck glaubte sie meinen Worten nicht
"Das glaubst du doch selbst nicht?", fragte sie verärgert, als sie mich stütze. Ich zuckte nur die Schultern. Herold, Mel's Vater, brachte Mel ins Haus und forderte sie dazu auf alles zu erzählen, während Jan anbot mich ins Haus zu tragen. Ich stand auf zittrigen Beinen und nickte lediglich. Vorsichtig versuchte er mich hochzuheben, doch sein Griff um meinen Rücken tat sehr weh.
Matilda schloss Jans Auto zu und folgte mir und Jan ins Haus. Die Lichter im Flur und Bad waren an, während Matilda Jan dazu aufforderte mich auf einen Stuhl in der Küche abzusetzen. Matilda machte das Licht an und Jan setzte mich auf den Stuhl ab. Mel kam in die Küche mit einer handvoll Handtücher und reichte davon zwei an Jan der selbst auch noch nass war.
"Ich hol dir Klamotten von mir Junge. Bevor du dir eine Erkältung holst. Mel, am besten du holst Luana auch gleich trockene Kleidung.", sagte Herold und Mel nickte nachdem sie die restlichen Handtücher auf den Tisch neben mir ablegte. Beide hasteten nach oben zu ihren Zimmern, während mich Matilda aus den Decken befreite. Meine nassen Klamotten kleben weiterhin an mir und Matilda forderte mich auf das Shirt ausziehen.
Mit ihrer Hilfe zog ich mir das Shirt langsam über den Kopf und hörte Matilda scharf die Luft einziehen, während ich sah wie Jan den Blick abwandte.
"Komm wir ziehen dir die Schuhe und Hose auch noch aus damit du dich gleich richtig umziehen kannst.", sagte Mel's Mum, während sie mir half auch die restlichen Sachen auszuziehen, sodass ich im Bikini fröstelnd auf den Stuhl saß. Jan drückte mir ein Handtuch in die Hand, welches ich als Decke über meine Beine legte.
Mel's Mutter begann in der Zwischenzeit Kräuter und Tinkturen aus den Schrank zu suchen und forderte Jan auf ihr zu helfen Kräuter zu mahlen und richtig zusammen zu mischen. Matilda hatte ein Händchen für heilende Salben und belegte diese auch immer mit einen Hauch von Magie.
"Du hast da eine große Prellung am Rücken und deiner Hüfte. Wie ist das passiert?", fragte sie an uns beide gewandt, während sie konzentriert die Salbe herstellte. Jan und ich blickten uns in die Augen als er die Initiative ergriff.
"Wir waren beim Steinbruch wie angekündigt, als uns zwei Wölfe und ein Mensch überraschten.", fing er an, doch Matilda sprach dazwischen.
"Ein Mensch? Und was haben sie mit Lus Prellung zu tun?", fragte sie sofort, während ich schmunzeln musste über ihre Art. Sie war sehr neugierig und meistens zu ungeduldig um zu warten bis man mit der Erzählung fertig war.
"Das wollte ich doch gerade erklären. Matt, so heißt der Mensch, hat uns den Schlüssel für das Grundstück gegeben und ist der Sohn des Besitzers. Anscheinend ist er der Seelengefährte von dem weiblichen Wolf gewesen der ihn begleitete. Der dritte Wolf war ein Kerl der sehr feindlich uns gegenüber war. Dementsprechend ist unsere Unterhaltung eskaliert, als wir daraufhin anfingen uns zu prügeln. ", erzählte Jan weiter und Matilda nickte lediglich. Sie verurteilte uns nicht deshalb, sie war höchstens traurig und enttäuscht das es so gekommen war.
"Und weiter?", fragte sie. Jan seufzte.
"Naja, der männliche Wolf hatte sich verwandelt, weshalb Mel's und meine Aufmerksamkeit leider ihm zugewandt war, als der weibliche Werwolf sich mit Luana anlegte.", erzählte Jan als ich ihn unterbrach.
"Die Wölfin wollte nur ihren Bruder schützen, weshalb ich mich dazwischen geworfen habe. Sonst hätte sie vielleicht Mel getroffen die zu dem Zeitpunkt ungeschützt auf dem Boden lag. Daraufhin hatte sie mich an den Haaren gepackt und von sich gestoßen. Als ich auf dem Boden lag hatte ich mich zu weit zur Seite gedreht und bin die Klippe runtergefallen. Jan hat mir geholfen aus dem Wasser zu kommen. Danach haben wir uns sofort auf den Weg nach Hause gemacht. ", beendete ich die Erzählung, damit Jan nicht den strafenden Blick von Matilda zu spüren bekommt.
"Und das nennst du nichts wildes? Typisch. ", sagte sie kopfschüttelnd und nahm die fast fertige Paste in die Hand. Sie murmelte einige Worte und ihre Augen nahmen einen trüben Schleier an, als Mel und Herold durch die Tür zu uns kamen.
Mel lächelte mir aufmunternd zu und legte die Klamotten neben die restlichen Handtücher. Herold gab Jan die Klamotten und dieser verschwand ins Bad um sie sich schnell anzuziehen.
"Hier Mel verteil das großzügig auf Luanas Prellung. Lass keine Stelle frei. Das ganze wird etwas kribbeln und später auch miefen, aber es beruhigt die Haut und Muskeln. Herold, kannst du mir die selbstgemischte Haarkur bringen? Bestimmt ist Luanas Kopfhaut auch gereizt.", komandierte Matilda und die zwei Neuankömmlinge machten sich sofort ans Werk.
Während mir Mel die Salbe auf den Rücken schmierte kniff ich die Augen zusammen. Die Salbe kühlte zwar die erhitzen Stellen, aber die Berührung tat dennoch weh. In der Zwischenzeit suchte Mels Mutter wieder nach Kräutern und besah sich meiner Kopfhaut.
"Ja definitiv gereizt.", murmelte sie und suchte nach weiteren Pflanzen.
Als Herold wieder kam mischte Matilda die Haakur mit einigen Kräutern zusammen und sprach wieder einige Worte.
Herold sah mich in der Zwischenzeit besorgt an. Seine braunen Augen brannten sich in meine und der müde Ausdruck in ihnen und die grauen Strähnen in dem früheren braunen Haar, waren aufgrund der Sorgen der letzten Jahre mehr geworden.
"Sollen wir vielleicht versuchen das Treffen für dich abzusagen?", fragte dieser mich, als er sich auf einen Stuhl setzte. Seufzend schüttelte ich den Kopf.
"Das würde doch nichts bringen. Wenn ich wegen einer Prellung morgen nicht erscheine, werden die Folgen für mich schlimmer sein als das eigentliche Treffen. Ich brauch nur etwas Ruhe und dann werde ich das morgen schon irgendwie schaffen.", erklärte ich ihm und er nickte verstehend.
"Hast du eine Ahnung warum du morgen erscheinen musst? ", fragt er nach.
"Herold! Nicht jetzt. ", schimpfte Matilda und kam auf mich zu.
"Es ist in Ordnung. Ich habe aber leider selbst keine Ahnung wieso sie mich sehen wollen. Das einzige was ich mir vorstellen kann wäre, dass sie mit mir über den kommenden Ball beim Amalon Rudel sprechen wollen.", sagte ich an beide gewandt und spürte wie hinter mir Mel ihre Hand von meinen Rücken entfernte. Dankend nickte ich ihr zu. Herold und Matilda schienen in ihren eigenen Gedanken gefangen, als Matilda anfing meine Kopfhaut mit der Salbe einzucremen. Hier versuchte sie behutsam alles zu verteilen.
"In einer halben Stunde kannst du problemlos nochmal Schmerzmittel nehmen damit dir das Schlafen vielleicht einfacher fällt. Mel leg bitte Handtücher auf Luanas Bett, damit sich das Bettlaken nicht mit der Creme voll saugt. Und du Luana kannst deine Klamotten wieder anziehen und ein Handtuch um deinen Kopf wickeln. Nach dem Schlafen kannst du unbesorgt das Zeug beim Duschen abwaschen.", erklärte Matilda, während Mel nach oben lief und Matilda und Herold das Zimmer verließen, damit ich mich ungestört umziehen konnte.
Ich zog mir den Bikini behutsam aus und danach die Jogginghose und das weite Oberteil an. Dann nahm ich ein Handtuch vom Tisch und wickelte mir damit die Haare ein.
Als ich fertig war ging ich ins Wohnzimmer, wo Jan mit Mel's Eltern saß. Sie schwiegen vor sich hin, jeder in eigenen Gedanken versunken.
"Weckt ihr mich später?", fragte ich, aber Matilda winkte ab.
"Schlaf so lang du kannst. Wir wecken dich allerhöchstens damit du dich noch für deinen Termin fertig machen kannst.", sagte sie was ich dankend annahm. Meine Glieder fühlten sich schwer an und mein Kopf dröhnte noch.
"Ok danke. Dann noch eine schöne Nacht."
"Gute Nacht.", sagten alle im Chor ehe ich langsam die Treppe erklomm und in das ehemalige Gästezimmer ging, dass seit einigen Jahren mein Zimmer war.
Im Zimmer war Mel gerade fertig geworden das Bett mit Handtüchern zu belegen. Sie sah zu mir und hatte einen traurigen Blick.
"Mach dir keine Sorgen oder Vorwürfe ok? Das wichtigste ist erstmal, dass du bis morgen wieder zu Kräften kommst.", sagte Mel zu mir und drückte mich zum Abschied. Ich nickte ihr zu und sah wie sie das Zimmer verließ. Was ein turbulenter Tag.
Ich stieg ins Bett und versuchte mich so hinzulegen, dass die geprellten Stellen nicht zu sehr weh taten. Seufzend schloss ich die Augen und hoffte einfach nur darauf, dass ich bald einschlafen könnte.
...
Ein Schmerz durchzuckte meinen Körper als ich mich auf den Rücken drehte. Mist. Ich hab da ja immer noch die Prellung. Stöhnend richtete ich mich auf.
Das Licht schien durch meine geöffnete Jalousienen und blendete mich als ich mich aufsetzte. Ich roch an meinen Shirt und rümpfte die Nase. Das Zeug stank ja wirklich. Das Handtuch auf meinen Kopf legte ich auch zur Seite. Schnell schnappte ich mir gemütliche Sachen und machte mich auf den Weg ins Bad.
Ich hörte unten Stimmen doch ich ignorierte dies und ging weiter ins Bad. Dort zog ich mir schnell die stinkenden Klamotten aus und legte sie in den Wäschekorb. Im Spiegel sah ich meinen Rücken der die Salbe komplett aufgesogen hatte und noch leicht gerötet war. Doch im Gegensatz zu dem wie es mal war, war dies schon um Welten besser. Ich konnte den Rücken leicht dehnen und auch wenn ich ihn berührte tat es nicht mehr so weh.
In der Dusche versuchte ich mich sehr gründlich zu reinigen damit der Gestank verschwand und meine Muskeln sich entspannen konnten. Das anfängliche Jucken auf meiner Kopfhaut verschwand auch schnell, sodass ich mich erschöpft an die Wand lehnen konnte.
Was mich wohl erwartete? Ich wusste nicht recht ob ich wieder Angst und Panik verspüren durfte. Man sollte meinen ich wäre langsam abgehärtet gegenüber den Worten und Taten meines Rudels. Doch könnten sie sich überhaupt noch mit ihrer Grausamkeit steigern? Immer war meine Antwort nein gewesen. Doch sie haben mir immer das Gegenteil bewiesen. Ich spürte den dicken Klos in meinen Hals und die kommende Panik.
Mörder. Unheil. Bastard. Was war ich denn noch alles? Ich wusste es längst und dennoch rieben sie mir alle diese Bezeichnungen unter die Nase, als wüsste ich nicht längst das mein Vater Silvana fremd gegangen war und ich dabei entstanden bin. Es war selbst für mich ein unvorstellbares Rätsel, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Kein Seelengefährte tat dem anderen freiwillig weh und ging ihm erst recht nicht fremd! Scheiße, mein Bruder war längst auf der Welt, als mein Vater mit mir im Rudel auftauchte.
Mein Sicht verschwam, sodass ich ergeben die Augen schloss. Wenn ich es schnell ins Rudelhaus schaffte und mich wenige zuvor wahr nahmen, konnte ich bestimmt ohne Probleme mich dazu stellen. Ich wusste, dass sie mich nicht da haben wollten. Und ich selbst wollte da auch nicht hin. Warum tun sie mir das überhaupt an? War ich meinen Vater etwa doch so egal wie jeder behauptete? Eigentlich sollte ich es längst wissen und von hier verschwinden. Doch ich konnte nicht. Mein einziger Bezug zu meiner Herkunft war hier und den wollte ich nicht verlieren.
Ergeben stieg ich mit zittrigen Beinen aus der Dusche. Ich trocknete mich ab und setzte mich auf den Badewannenrand. Ich muss nur für die 2 Stunden durchhalten. Ich muss nur in dieser Zeit meine Wahrnehmung abschalten. Ich muss nur still sein und es aushalten. Dann kann ich wieder gehen. Dann kann ich wieder durchatmen.
...
Als ich im Auto saß und den Wald an mir vorbei ziehen sah, war die Stimmung aufgeladen. Mel's Eltern saßen vorne mit ernster Miene und versuchten einen normalen Ausdruck zu wahren, während Jan und Mel mit mir auf der Rückbank saßen. Mel umfasste meine Hand klammernd. Leider konnte ich die beiden nicht davon überzeugen mich allein hier hin fahren zu lassen. Zu besorgt und panisch waren sie alle. Und dieses Mal glaubte ich daran, dass sie dazwischen gehen würden, wenn auch nur so etwas annäherndes wie gestern geschah.
Mel's Eltern hatten mir vor der Abfahrt den Plan geschildert. Sie würden mich bis zum Dorfstor fahren und dort die ganze Zeit auf mich warten. Jan würde seine Vampir Gaben einsetzten um mich zu verfolgen. Er würde explizit mit seinen Gehör auf mich achten. Falls was eskaliert sollte ich nur Hilfe schreien und Matilda und Herold würden mit ihren magischen Tricks für Ablenkung sorgen, sodass mich Jan unbemerkt aus dem Dorf holen konnte. Mel würde auf den Wagen aufpassen und zu Not weg fahren, falls es so weit kommen würde.
Aber dies war nur der Notfallplan. So hoffte ich doch. Ich hatte keine Lust auf einen Kleinkrieg zwischen Wölfen, drei Hexern und einem Vampir. Dafür war das Rudel zu groß und einflussreich.
Als das Auto langsam bremste sah ich schon die ersten Hütten zwischen den Bäumen stehen. Ich schluckte als Matilda und Herold ausstiegen. Noch einmal blickte ich schluckend zu meinen Freunden, ehe ich den anderen folgte. Ich hörte wie Jan auch ausstieg und sich neben das Auto stellte. Er würde ab jetzt seine Sinne auf mich fokussieren.
Mels Eltern drückten beide nochmals meine Hände als ich vor dem großen Tor zum Stehen kam. Was eine scheiß Situation. Mit diesen Dorf sind so viele negative Erinnerungen verbunden und dennoch zieht es mich immer wieder hierher zurück.
Tief durchatmend setzte ich meine ersten Schritte ohne zuruckzublicken. Willkommen zuhause Luana. Willkommen in deinem verhassten Rudel.
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