Ein seriöser und guter Award!

Bei einem seriösen und guten Award steht die kompetente Jury an oberster Spitze. Dazu müssen es nicht einmal erfahrene Autoren sein. Ein normaler Mensch sollte fähig sein, ein gutes Buch von einer nicht allzu guten Lektüre unterscheiden zu können. Der eigene Geschmack sollte aber dabei nicht im Vordergrund stehen, da man so ziemlich voreingenommen an die ganze Sache herangeht. Dabei ist auch das Alter der Juroren nicht immer ausschlaggebend. Selbst jüngere Leser können objektive Meinungen abgeben, auch wenn sie selbst noch keine vierzig Jahre alt sind. Daher ist es nicht schlimm, wenn die meisten Awards von jungen Menschen gemacht werden. Das hat nichts damit zu tun, ob sie dem Herr werden oder nicht.

Nun aber erstmal zu kleinen Fehlern im Aufbau eines Awards. Diese findet man meistens schon bei den Vorgängen. Meistens beginnen die Fehler schon damit, dass die Betreiber eines Awards viel zu viele Bücher annehmen. Je nach Juroren sollten die Bücher in den verschiedenen Genre maximal zehn Plätze beinhalten, vor allem wenn es der erste Award ist. Klar sind dann die Kategorien schnell voll, aber man muss bedenken, dass die Juroren ja hinterherkommen müssen. Zehn Kategorien und dann fünfundzwanzig freie Plätze ist schlichtweg zu viel. Denn jeder von uns kennt dann die darauffolgenden Ankündigungen:
"Oh mein Gott, wir kommen gar nicht nach mit dem Lesen (hier tausend Smileys einfügen) Wir müssen um mehr Zeit bitten, weil wir alle gerade super wichtige Prüfungen haben und ..."

Es ist ja wirklich nicht schlimm, wenn etwas privat passiert und man deshalb den Award verschiebt oder sogar im schlimmsten Fall schließt, wir sind alles nur Menschen. Aber bei einem Award, der zu zweit gemeistert wird, sind nunmal 250 Bücher binnen zirka drei Monate zu viel. Das ist ein Fakt! Vor allem um diese dann objektiv und gut bewerten zu können. Möglich wäre das quasi nur, wenn man eine akute Vorauswahl trifft. Sprich, man schmeißt schon mal alles raus, was in Rechtschreibung und Textaufbau versagt. Eben jene Geschichten, die bereits Dialoge verhauen und komplettes Satzzeichenkonfetti betreiben. Diese sollte man bei jedem Award quasi schon vorab von der Liste der zu Lesenden streichen, weil besser werden die meistens ohnehin nicht.

Gut, wenn man sich auf eine kleinere Auswahl an Büchern beschränkt und die Bewertungsphase realistisch gestaltet hat, kommt das nächste Problem, welches uns mitunter sehr am Herzen liegt. Die Votingphase!!! Ja, wir alle kennen die Votingphase und diese ist so sinnlos wie zeitraubend. Meistens läuft diese Art Wettbewerb zwei bis vier Wochen und soll ... Was genau soll sie eigentlich? Diese Wettbewerbsphase sagt weder etwas über die Qualität der Bücher aus noch ist sie in irgendeiner Weise bereichernd. Im Grunde hebt sie nur die Geschichten hervor, die entweder schon sehr lange bei Wattpad zu lesen sind oder eben einen gewissen Nerv getroffen haben. Kleinere Geschichten oder nicht allzu sehr dem Mainstream folgende Bücher haben nie so viele Votes wie die hundertste Badboy-Entführungstory, bei deren Titel einem schon das flüssige Hirn aus der Ohrmuschel läuft. Und das ist ebenso ein trauriger Fakt! Wirklich gute Bücher kommen auf eine Votinganzahl von rund fünf bist fünfzehn Votes (das wurde bereits beobachtet), während oftmals dubiose BoyxBoy Geschichten lächerliche hundertdreißigztausend Klicks verbuchen. Ja, und genau sowas lassen dann seriöse Juroren auch noch in ihre eigene Bewertung einfließen, yay. Ja, da haben auch kleine und unbekannte Geschichten Chancen, so wie die Jury meistens mitteilt *hust*. Meistens folgenden dann Aussagen wie: "Ja, das fließt etwas ein, aber macht euch keine Gedanken, das ist nicht alles!" Himmel Herrgott, was soll ein Autor mit so einer Aussage anfangen? Wie viel Prozent ist denn "etwas"? 10% oder 20%? Die meisten Autoren können bei solch einer Votingphase doch direkt ihre Teilnahme zurückziehen. Und nicht nur Teilnehmer nervt es, sondern auch die Leser, die zum hundersten Mal bei irgendeinem Award für ein Buch voten müssen. Macher eines Awards sollten sich Gedanken machen, für was genau sie die Votingphase brauchen und was sie bezwecken soll. Denn sie in die allgemeine Bewertung einfließen zu lassen ist ein absolutes No-Go!

Ganz zum Schluss des Awards kommen immer die Sieger - und manchmal Bewertungen. Allgemein sollte die Jury ihre Siegerentscheidungen begründen können. Das beweist den Teilnehmern, dass sie die Bücher gelesen und nicht bloß Münzen geworfen haben. So ein Award ist eine Menge Arbeit für eine reine Freizeitbeschäftigung, aber wenn man so etwas anfängt, weiß man das ja. Dennoch macht man sich ja Notizen, warum einem ein Buch gefällt und auch, warum man ein Buch nicht so gut findet. Die meisten Juroren stellen oftmals eine Liste mit möglichen Punkten in ein Kapitel, die zeigt, wie genau sie bewerten. Das ist meist schon mal eine gute Orientierung. Aber ab und an hat man auch die Awards, wo nur grob mitgeteilt wird, was alles so beachtet wird. Rechtschreibung, Grammatik, Cover, Protagonisten ... Nur irgendwie vermisst man den wichtigsten Teil einer Geschichte - nämlich die Bewertung der Handlung. Noch seltsamer wird es dann, wenn die Juroren nur stichprobeartig lesen. Ja, das gibt es auch. Juroren, die nur ein winzigen Anteil einer gesamten Geschichte lesen und sie dann bewerten. Und damit meinen wir nicht die Vorauswahl, wo die Geschichten rausfliegen, die einfach nicht lesbar sind, nein, sondern die, die dann ernsthaft bewertet werden. Juroren, die nach einer handvoll Kapitel meinen, dass sie das Buch kennen, wobei jede Geschichte ein anderes Tempo besitzt. Bei den einen geht es in Kapitel eins direkt zur Sache, bei den anderen fängt es ab Kapitel zwölf erst so richtig an, spannend zu werden. Liest man dann nur fünf Kapitel, ist klar, dass die andere weitaus mehr Chancen besitzt, einen Preis zu gewinnen, als die andere, wobei die langsamere nicht schlechter sein muss. Wenn man sich nicht durch alle Kapitel durchwühlen möchte, dann kann man in den Anmeldungen die Autoren bitten anzuführen - in einer Art "Zu lesen ist" Spalte - bis wohin man lesen muss, um sich ein Bild machen zu können. Nicht jedes Buch ist gleich und genau das sollte man beachten. Anderfalls heißt es leider und realistisch: "Wenn ihr keinen Bock habt Bücher zu lesen, dann Finger weg vom Veranstalten eines Awards!" Es bringt nichts, davon zu predigen, dass man das zum Spaß macht und alle Spaß haben sollen, wenn es eigentlich nur der eigenen Beweihräuscherung dient. Denn den Teilnehmern macht es auch nur dann Spaß, wenn sie als gute Verlierer vom Platz gehen können. Wenn sie nicht hinterfragen müssen, ob die Gewinnergeschichten überhaupt gelesen worden sind, wenn man den Punkten glauben möchte, nach welchen sie angeblich bewertet werden. Natürlich gibt es auch Gewinnergeschichten, die es wirklich verdient haben, ausgezeichnet zu werden. Bei diesen Awards, welche die Arbeit guter Autoren hervorheben, macht es auch Spaß teilzunehmen. Aber es kam eben aus beobachtender Perspektive schon vor, wenn man in die Gewinnergeschichten reingeschaut hat, dass man sich als Normalsterblicher fragte, welch grenzdebiler Gorilla dort die Tastatur betätigt hat - und letztlich, welche Kleinhirnamöbe das für einen ersten Platz vorschlägt. Bei diesen Awards gibt es auch meistens keine offenen Bewertungen. Da heißt es schlichtweg: "Friss oder stirb!" Natürlich könnte man sich dann als Autor darüber beschweren, warum diese Geschichte Platz 1 belegt, aber dann wäre man ja bloß neidisch oder ein schlechter Verlierer. Es ist ja alles nur Spaß und man soll ja Spaß haben. Spaß, Spaß, Spaß ... Aber mal Butter bei die Fische. Es tut schon weh, wenn man gegen eine Geschichte verliert, die weder Handlung noch eine gute Rechtschreibung oder überhaupt ausgearbeitete Protagonisten besitzt und nur den ersten Platz belegt, weil ... das weiß kein Schwein. Und oftmals muss man auch davon ausgehen, dass es die Juroren nicht wissen.

Fazit: Alles in Allem sollten sich die Juroren des Pensums bewusst sein, was sie bewältigen müssen, wollen und können. Jeder hat ein Privatleben und das geht vor. Dabei ist es dann ebenso wichtig, den eigenen Geschmack einmal beiseite zu schieben und wenn man das nicht kann, einem anderen Juror die entsprechende Kategorie zu überlassen, damit diese unvoreingenommen bewertet wird. Die Jury sollte ihre eigenen Eckpunkte beachten und danach handeln. Nicht eine Punktevergabe anpreisen, die dann nachweislich nie eingehalten wird. Steht den Teilnehmern Rede und Antwort. Begründet eure Siegerauswahl. Beharrt nicht immer auf dem Spaßfaktor, um euch vor unangenehmen Rückmeldungen zu schützen. Immerhin sollte es Gang und Gebe sein, dass man sich nicht sinnlos beleidigt. Wobei eine objektive Meinung keine Beleidigung ist, solange der Verfasser sie begründen kann - dazu braucht man allerdings keine Schimpfworte.


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