4.3 - All Das Hier

Ein Zug gerät außer Kontrolle und rast direkt auf fünf Gleisarbeiter zu, die durch diesen Zug getötet werden würden, sollte er nicht auf ein anderes Gleis umgeleitet werden.

Auf dem anderen Gleis jedoch befindet sich ein Kind, vermutlich, weil es Züge mag. Du stehst an der Weiche und musst nun entscheiden, ob das Kind überleben darf oder diese fünf Gleisarbeiter. Wer soll sterben und wer darf leben? 

Wie wirst du dich entscheiden?

https://youtu.be/nH24GsQNw1A

Impulse werden daraufhin von deinem Hirn an deine Muskeln geleitet, und joar, so agierst du halt :> So sah bisher die klassische Willensfreiheit aus. In den 1970er Jahren jedoch haben Neurologen anhand des "Libet-Experiments" nachweisen können, dass bereits einige hundert Millisekunden vor deiner Entscheidung dein Körper die entsprechenden bio-chemischen Prozesse einleitete. Also im Grunde:

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Als wüsste dein Körper um deine Entscheidung, noch bevor du dir überhaupt selbst darüber gewahr wirst.

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Mittlerweile gibt es jüngere Experimente, wie zum Beispiel das von "John-Dylan Haynes" am Max-Planck Institut, 2008, die belegen, dass dieser zeitliche Abstand sogar bis zu sieben Sekunden betragen kann.

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https://www.mpg.de/562931/pressemitteilung20080409

Da ist irgendetwas, das Entscheidungen trifft und "etwas" lässt dich glauben, du selbst seist es gewesen, doch trafst du diese Entscheidung nie und dieses "Etwas" bist nicht > Du <. 

Ob der Freie Wille dann überhaupt noch existiert? Ist der Freie Wille somit lediglich ...Illusion? In dem Moment, an dem ich meine, eine Entscheidung getroffen zu haben, war jene Entscheidung tatsächlich längst von meinem Körper entschieden?

Du erkennst sicherlich das Problem hierbei: Vor Gericht könnte man jetzt argumentieren, überhaupt keine Verantwortung mehr für seine Taten übernehmen zu können. Das wäre völlig undenkbar! Daher musste für diese Art von Problem eine Lösung gefunden werden - und zwar pronto! - welche Wissenschaftler (und Juristen, nehme ich an?) tatsächlich lieferten.

Sie lieferten eine Antwort auf das Problem, welche dem Fehlen des Freien Willens Paroli bieten würde.

Vorher jedoch, möchte ich dich mit einigen weiterführenden Gedanken vertraut machen diesbezüglich, denn, du hast es wahrscheinlich geahnt-> es wird mal wieder nicht ganz einfach werden werden für uns...

(dass du es aber bis hier hin geschafft hast, muss bedeuten, dass du offenbar mit allen Wassern gewaschen bist - und ich bin unfassbar stolz auf dich)!

Zumindest aber eine Sache möchte ich vorab schon sagen; damit versuche ich, es dir so einfach wie möglich zu machen. Es gibt ihn, diesen Freien Willen. Diesen will ich dir auch zeigen, aber dieser wird nichts sein, den du mit offenen Armen empfangen wirst. 

Erinnerst du dich, als ich im Vorwort schrieb:

,,Dir werden Gefühle entgegenkommen; manche von ihnen: Gefühle der Ablehnung... halte sie aus. Beobachte sie ganz genau."

Das ist dieser Part. Verabschiede dich von der klassischen Vorstellung eines Freien Willens. Das, was im Folgenden kommt, wird dein Vertrauen in mich, mit allem, was du kennst, auf die Probe stellen.

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Ich würde übrigens versuchen, den Zug zum Entgleisen zu bringen, indem ich die Weiche in eine Art Mittelposition zwinge. Passiert ja irgendwie ständig, dass Züge an fehlerhaften Weichen entgleisen. Der Versuch ist es zumindest wert und der Lokführer wird bestimmt nur ne Beule davontragen. Sorry Lokführer! Sorry liebe Insassen! Nur zu eurem Besten.

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Nun, zurück zum Thema und diesbezüglich ein paar weiterführende Gedanken also. Dazu werden wir eine kleine Exkursion in den Umweltschutz unternehmen. Und zwar...

in DIE NATUR - O^O




Muss, kann und vor allem ~ will ~ der Klimawandel aufgehalten werden oder ist er unabänderlich? Kann der Mensch vielleicht nichts für sein "menschliches" Verhalten und heißt "un"menschliches Verhalten automatisch etwas "Schlechtes"?

✨hä?✨

- let me explain ^^

Wenn - und weil - der Mensch ein Stückchen Natur ist ("eben ein Teil des Universums, würde der Kosmologe sagen"), ist all das der Natur scheinbar zuwidere Verhalten überhaupt nicht der Natur zuwider und der Mensch ist in seinem Verhalten zu 100% natürlich. 

Sind Menschen demnach ein Mechanismus der Natur, um beispielsweise im Boden eingeschlossenes CO2 zurück in die Erdatmosphäre zu befördern? Hohe CO2-Konzentrationen gab es (und wird es ständig) auf der Erde (geben), sowohl vor als auch nach dem Menschen. 

Tja und der Planet Erde, der bereinigt sich hierbei selbst von der Hervorbringung "Mensch", wie beispielsweise das sich selbst säubernde Programm einer typischen Haushaltsmaschine. Sämtliches Verhalten könnte demnach ein Aspekt der Natur sein, vollkommen natürlich und natürlichen Ursprungs, welches von Natur aus seine natürliche Ordnung, seine durchaus "natürliche Richtigkeit" hat. 

Ist das Verhalten von Menschen demnach gar nicht "menschlich", sondern "natürlich" und somit "un"menschlich? Somit wäre sämtliches Verhalten "gut", weil ja im Sinne der Natur. Dich träfe somit keine Schuld.

Natürlich ist auch der Protest zur Ergreifung von Gegenmaßnahmen zur Rückkehr in die Normalität. Nicht, dass man mich hier falsch versteht! Mir liegt die Natur auch sehr am Herzen und ein natürlich gutes Leben!

Wir sollten jedoch nie vergessen, dass ewiges Wachstum nicht im Sinne der Natur ist, wo doch Vergänglichkeit allgegenwärtig ist. Der Mensch ist und soll ein natürliches Wesen bleiben, nach der Selbsterhaltung strebend, gar keine Frage. Eines Tages jedoch wird die Zeit der Menschen enden ...das ist sicher. Vielleicht erleben wir bereits diesen Anfang vom Ende? Das, was es heißt, wenn überall von "wir leben in besonderen Zeiten" die Rede ist.

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Also eigentlich, um es mal eben bloß abzukürzen, frage ich mich, ob der Mensch tatsächlich ~Herr~ über sich selbst ist, oder ob er nicht vielleicht eher so etwas wie eine Art "Gefäß" oder eine Art "Sprachrohr" für eine außerhalb seiner selbst liegenden Kraft ist, die man gut und gerne auch Natur nennen mag?

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Meiner Meinung nach ist ja Logos, die Ratio, also der Weg der logischen Schlussfolgerung, was ja Kern jeder Philosophie ist, der einzige Weg zur gesicherten Wahrheit, griechisch: "Gnosis". Rene Descartes, den wir bereits in "Kapitel 2.3 - Die Selbstauflösung" kennengelernt haben, war ein solcher Philosoph gewesen, der sich dieser Wahrheitsfindung verschrieb.

Durch logische Schlussfolgerung bewies Descartes methodisch, dass man zweifelsohne existiere. Die Tatsache, dass gedacht wird, muss die eigene Existenz zur Bedingung haben, denn Du kannst nicht nicht-existieren, wenn dabei gedacht wird. Er formulierte seinen berühmten Ausspruch: "Ich denke! Also bin ich!" (Latein: "Cogito, ergo sum"). Hier ein Kommentar von Hegel:

So, und seitdem gehen nahezu alle Menschen davon aus, dass man es selbst sei, der/die/das hier denkt. Schließlich sei man es ja selbst, was hierbei aktives, also selbstbestimmtes Denken praktizieren würde, weil man ja schließlich existiert und denkt und so weiter und so fort, richtig? Well...

An Descartes' Quintessenz, also dass man zweifellos existiert, gibt es an sich nichts auszusetzen, doch seine Herleitung, also seine Methode zur Formulierung dieser Erkenntnis, war ...schludrig.

Denn wie sich später herausstellen mag, war diese Schlussfolgerung überhaupt nicht zu 100% gesichert. So kam Friedrich Nietzsche, ein Forscher der Philosophie, der darin eine wichtige Schwachstelle aufgespürt hat. Woher weiß denn Descartes, dass tatsächlich ~er~ es ist, der hier denkt und nicht vielleicht stattdessen "etwas" denkt? Klingt ein wenig spooky, oder? Wäre es denn möglich, dass hier, in diesem Augenblick, nicht +du+ denkst, sondern stattdessen ~etwas~ denkt?

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Nietzsche fragt also ebenfalls nach wahrem Erkenntnisgewinn und hinterfragt die an Descartes' verknüpfte Bedingung, man sei es selbst, das hierbei denkt. Ein sehr kluges Köpfchen, dieser Nietzsche! Ich hatte an dieser Stelle ein kurzes Video zu Friedrich Nietzsche, aber ich erspare euch besser das philosophische Gelaber. Wer trotzdem reinschauen mag, bitteschön :>

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Also, wären wir ~Herr~ über unser Denken, dann wüssten wir, was der nächste Gedanke sein wird. Weil wir das aber nicht wissen können, geschweige denn, was der übernächste Gedanke sein wird, müssen wir davon ausgehen, dass bei der Suche nach ECHTEM Erkenntnisgewinn, nicht einmal das Denken von einem Selbst stammt...

Für Friedrich Nietzsche war es klar und einleuchtend gewesen, dass die pure Annahme, der Denkprozess entspringe dem Selbst, mangelhaft sei. Daher behaupte ich, dass das Denken keine Praxis aus dem Selbst ist. Dass das Denken allerdings stattfindet, steht natürlich weiterhin außer Frage, jedoch findet dieses Denken eben außerhalb deiner Selbst statt. 

Das Selbst, die eigene Wahrheit (also, dass man existiert), bleibt von jeder Illusion fern, weil die eigene Existenz zu Recht bewiesen wurde (wenn auch methodisch ...schludrig, Descartes). Ich behaupte also, dass wir eigentlich gar nicht selbstständig denken, sondern "etwas" denkt. Und wir können sogar recht häufig diesen Denkprozess nachvollziehen, sowie verschiedene Gedanken kommen und gehen, oder wie es ja auch sinngemäß heißt: "in der Denkfabrik [Gehirn] rattert es".

Die pure Annahme dessen, dass "man selbst denkt", ist keine gesicherte Erkenntnis.

Beim anfangs erwähnten Exkurs in die Natur und den Klimawandel fragte ich mich, ob der Mensch tatsächlich ~Herr~ über sich selbst ist, oder ob er nicht eher so etwas wie eine Art "Gefäß", oder eine Art "Sprachrohr" für eine außerhalb seiner selbst liegenden Kraft ist, die man gerne auch Natur nennen mag.

Erliegen wir also bloß der Illusion, eigenständig denken zu können? 

Und wenn man es nicht selbst ist, das hierbei denkt, sondern ,,außerhalb seiner Selbst" denkt ,,etwas", was bloß kann dann noch ~das Selbst~ sein? Was in aller Welt bleibt dann noch als das zu untersuchende ~Selbst~ übrig, wenn wir wissen, dass das Selbst nirgendwo aufzufinden ist?

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...hää?

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Du erinnerst dich bestimmt noch, in "Kapitel 2.2 - Das Unbenennbare / Herleitung" und "Kapitel 2.3 - Die Selbstauflösung / Konklusion" haben wir erfahren, dass sich das Selbst als unbeweglich, ja geradezu unortbar herausstellt. ~Das Selbst~, welches über keinerlei Ausdehnung verfügt und unser Verständnis von - Existenz - transzendiert, dennoch existiert das Selbst und das, ohne jeden Zweifel. Seit Rene Descartes' ,,Cogito Ergo Sum" wissen wir darum, und dass du dir deiner selbst gewahr bist, so behaupte ich, ist dem sich selbst erlebenden Universum zuzuschreiben, welches sich durch ~dich~ hindurch ~ jetzt in diesem Augenblick ~ als solches erlebt.

Du bist das sich selbst erlebende Universum.

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"...Ja, aber Moment mal... was du da sagst, bedeutet doch, dass wenn das Selbst "Nichts" ist, dass dann ja auch niemand existiert, sagen wir, um diese Kaffeetasse hier wahrzunehmen! Wenn das Selbst "Nichts" ist, wo bin dann ich in all dem Ganzen? Was ist mit der Wahrnehmung des Denkens und das ganze 'sich selbst erlebende Universum' und so?"

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Und dann gäbs da noch eine weitere kleine Feinheit...

Eine weitere, noch tiefer gehende Schicht, wenn man so will, die bis hierhin, well, nun ja... bloß implizit erwähnt wurde. Du erinnerst dich aus [Kap. 2.3]: ,,Du bist also und gleichzeitig..."

,,das Unaussprechliche

(weil sich der Begrifflichkeit entziehend)

< = >

und all das hier

(das sich selbst erlebende Universum)"


Wir steigen also noch tiefer ein in den Kaninchenbau und ich werde dir eine neue Sicht der Dinge aufzeigen. Mit diesem Wissen wollen wir den Freien Willen ergründen, doch ist es zunächst wichtig, dass du All Das Hier auch gut verinnerlicht hast.

Es gibt eine Wahrheit...

So derart tiefgehend und profund, dass sie von so gut wie keinem der über sieben Milliarden Menschen hier auf dieser ~blauen Perle~ begriffen wird. Ausgerechnet in "Plain Sight" - also in Anbetracht des Offensichtlichen - verbirgt diese Welt eine brachial schwer zu fassende Wahrheit. Eine Wahrheit, die mit 99 prozentiger Gewissheit 99 Prozent der Weltbevölkerung vorenthalten blieb - bisher - und das, nebenbei, darf eine durchaus großzügige Schätzung darstellen. Diese Wahrheit betrifft: ~Dich ~

Sie betrifft sowohl Dich, die Gesellschaft als auch die Menschheit als Ganzes. Es ist - profan gesagt - eine Tragödie, dass diese Wahrheit von eben, naja, fundamentaler Natur ist, von Wichtigkeit, also keine abstrakte, philosophische Wahrheit ist, von der man gerne liest und die aber getrost ignoriert werden kann, sondern ich spreche von einer Wahrheit, die dich eben auf direkte Weise betrifft. Das ist, was ich im Vorwort als das fortschrittlichste, tiefgreifendste, das am wichtigsten und zugleich das am meist herausforderndste Konzept bezeichne, das ich auf meinen Reisen der Persönlichkeitsentwicklung entdeckt habe.

Nicht nur, dass (quasi) die (gesamte) Menschheit auf der abgewandten Seite dieser Wahrheit seinen Blick verlor, nein, die Abkehr von dieser Wahrheit hat direkt und / oder indirekt zum Leid aller geführt. Dabei begegnen wir ihr [Wahrheit] wortwörtlich in jedem Augenblick aufs Neue. Das ist so offensichtlich und allgegenwärtig, dass es schon beinahe weh tut, wie schwer es einem gemacht wird, so etwas [...ja in Wahrheit ziemlich Einfaches eigentlich, eben Offensichtliches!] mit einem Menschen zu kommunizieren. Ein bisschen so, als würde man versuchen, höhere Dimensionen zu kommunizieren.

DAS SELBST

Ich kann verstehen, dass man Probleme damit hat, sich höhere Dimensionen vorzustellen, insbesondere, da es auf viele verschiedene Arten gedacht werden kann. Die Definition ist schwammig. Die spirituelle Person, die das Wort "Dimension" verwendet, denkt beispielsweise an eine ihr fremd anmutende Welt. Physiker, die das Wort Dimension verwenden, denken an einen Vektor im Raum. Nur beide sind sie zwei völlig unterschiedliche Dinge. Daher verwende ich den Begriff der Dimension eher nicht im Sinne einer fremdartigen Welt oder eines Vektors im Raum. Ich stelle mir eher eine Art Maßstab vor. Atome, die Zellen bilden, die Körper bilden, die Planeten bilden, die Sterne bilden, die Galaxien bilden. Und jetzt stelle man sich vor, man wäre so ein Atom. Du würdest die Welt erleben, wie du sie eben als Atom erleben würdest. Du würdest all die Atome um dich herum beobachten, wie sie wohl wie Sterne aussehen, aufgrund der enormen Distanzen zwischen den Atomen zueinander. Deine Welt würde sich auf eine ganz bestimmte Weise verhalten und ganz plötzlich würde ich dich zu einem neuen Maßstab heranwachsen lassen. Auf die normale Größe, wie du sie jetzt zum Beispiel hast. Als Atom würdest die Welt nicht wiedererkennen! Du würdest vielleicht sogar vermuten, plötzlich in einem fremden Universum gestrandet zu sein, mit völlig neuen Naturgesetzen und allem. Tatsächlich aber existierst du in dem selben Universum wie noch eben zuvor - lediglich der Maßstab hat sich verändert.

Bei der Untersuchung nach dem Selbst entledigen wir uns sämtlicher Dinge, die das Selbst nicht sein können. Die Welt, die sich dir daraufhin auftut, wird eine völlig fremdartige sein. Sie wird deine bisherige Sicht auf die Welt komplett über Bord werfen. Und dann wirst du sehen und verstehen, was ich meine, wenn ich sage, dass sie [ Die Wahrheit ] - hidden in plain sight - also stets vor deiner Nase war.

Erinnerst du dich? Wir hatten [ in Kap. 2.2 ] festgestellt, dass es diese äußere und diese innere Welt gibt. Diese Kaffeetasse hier zum Beispiel gehört dieser Außenwelt an; und obwohl es zunächst widersprüchlich klingt, sind selbst Dinge im Innern deines Körpers dieser Außen-Welt zuzuschreiben, jedenfalls immer vom eigenen Standpunkt aus betrachtet. Gedanken, Gefühle, ja auch Wahrnehmung - einfach alles. All diese Dinge spielen sich außerhalb von einem Selbst ab, weil das Selbst, dort in diesen Dingen, nirgends vorzufinden ist. Wir haben augenscheinlich eine Trennung erzeugt, die die Vorstellung von einem "Außen" und einem "Innen" suggeriert.

Dass sich allerdings das Selbst als "Nichts" herausstellt, geht hingegen mit einigen sehr interessanten Eigenschaften einher. Das Selbst, das sich als un-ortbar, geradezu unbegreifbar herausstellt, lässt sich ganz gut mit einem "nulldimensionalen Punkt" vergleichen. Was ist, wenn ich dir sage, dass es hierin gar keine Unterscheidung mehr gibt zwischen einem nulldimensionalen Punkt und all dem Ganzen hier? Was ist, wenn mit der Auflösung des Selbst, als etwas Unauffindbares, die Unterscheidung zwischen der inneren und der äußeren Welt von illusionärer Natur ist?

War all das bis hierhin also nur ausgemachter Stuss?

Natürlich war das kein ausgemachter Stuss. Was ich lediglich zu kommunizieren versuche, ist nichts Geringeres, als dich davon zu überzeugen, dass du noch so unterschiedlich sein kannst, und doch haben wir alle eine Gemeinsamkeit. Dass du in Wahrheit un-unterscheidbar bist vom Rest der Welt, dem "Allem, was ist". Let me show you how.

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Dadurch, dass ein nulldimensionaler Punkt weder über Länge, Breite noch Tiefe verfügt, wird er un-unterscheidbar sein vom Rest der Welt.

Nimm ein Blatt in die Hand und du wirst "sehen", was nicht gesehen werden kann. Es befinden sich auf dem Blatt lauter nulldimensionale Punkte. Sie sind unsichtbar und unauffindbar, ohne Frage, jedoch wird es quasi unmöglich sein, sie zu verfehlen, wolltest du einen treffen.

Eine gewöhnliche Linie besteht aus unendlich vielen nulldimensionalen Punkten. Diese nulldimensionalen Punkte werden buchstäblich zur Linie, und das, obwohl wir sie nicht direkt wahrnehmen können. Unfassbar oder? Dass so etwas Simples unser alltägliches Verständnis von Existenz transzendiert und das vor unseren Augen...

Wenn du ein Blatt bekritzelst, wurden dann dadurch auf irgendeine Weise diese nulldimensionalen Punkte tangiert? Du ahnst vermutlich schon, worauf ich hinaus will...

Wenn du das Blatt zerschneidest, verbrennst, zerstörst, ist dann ebenso der nulldimensionale Punkt verbrannt, zerschnitten, zerstört? Hier müsstest du antworten: Nö, denn der nulldimensionale Punkt kann ebenso wenig wie die Zahl zerschnitten und zerstört werden und somit bleibt unser nulldimensionaler Punk erhalten, tja selbst dann auch, wenn das greifbare, materielle Medium zerstört wurde. (Ich glaube, dadurch kamen dann irgendwann Überlegungen von der unsterblichen Seele und bla, aber frag mich nicht..)

Ein nulldimensionaler Punkt entzieht sich dem Wandel der Zeit, also der Vergänglichkeit. Alles im Universum altert und vergeht. Dein Körper altert. Durchaus möglicherweise auch deine Seele (wo es heißt, es gäbe junge und ,,alte Seelen"). Du bist aber nicht dein Körper, so auch nicht diese Seele, auch wenn man dich das glauben lässt. Das, was du bist, ist raum- und zeitlos. So ist die Natur eines nulldimensionalen Punktes. sry. But not sry.

Solch ein nulldimensionaler Punkt ist im wahrsten Sinne des Wortes eben unbegrenzt, denn eine weitere, sehr interessante Eigenschaft eines solchen nulldimensionalen Punktes ist, und hier entsteht meiner Meinung nach etwas wirklich MAGISCHES, dass mit der Auflösung dieses Punktes als etwas Un-unterscheidbarem vom Blatt, sich auch die Wahrnehmung darum auflöst. Du erinnerst dich aus "Kapitel 2.2 - Das Unbenennbare / Herleitung", dass Wahrnehmung ja heißt,

"etwas für wahr zu nehmen, was im Außen stattfindet"

Was hier passiert, verhält sich analog zu dem, was passiert, wenn du mit der Zahl Null multiplizierst. Jede Multiplikation mit der Zahl Null ergibt Null. Und so verhält es sich mit unserer Wahrnehmung bei unserer Analogie mit dem nulldimensionalen Punkt, also unseres unauffindbaren Selbst.

Buchstäblich und tatsächlich jedes Mal kollabiert das "klassische Verständnis von der Wahrnehmung", weil die Grenzen zwischen dem Selbst und dem Rest der Welt verschwimmen. [Das ist ziemlich wild und erfordert ne Menge... uhh, Selbsterkenntnis].

 - wie soll ich das erklären? Uhm...

Das, was du jetzt, gerade in diesem Augenblick, vor dir siehst, das bist du selbst. Das Universum, das sich seiner Selbst gewahr wird durch sich selbst ~ jetzt in diesem Augenblick ~ und ich vermute alle haben sie auf eine Weise recht, wenn sie behaupten, "Alles sei Eins". Jetzt verstehst du hoffentlich, warum und wie sich das herleiten lässt...

Es bleibt nichts anderes übrig, als anzuerkennen, dass diese Trennung zwischen "Dir" und ,,All dem hier" eine Illusion, eben eine Tragödie ist, sowie wir in Wahrheit un-unterscheidbar sind von "Allem, was ist".

Es gibt in Wahrheit keine Trennung zu "All dem hier", weil wir in Wahrheit "nichts" sind, was ansonsten eine solche Trennung erforderlich machen müsste. Die wahrgewordene Realisierung dieses Widerspruches, dass wir als Nichts, neben ,,Allem, was ist" auf ,,Alles, was ist" ~also auf uns selbst~ schauen. 

Dass sich das Selbst herausstellt als un-unterscheidbar vom Rest der Welt, betont, dass, wohin du auch blickst...  permanent begegnest du dir selbst ... Was ja auch nur Sinn ergibt, wenn man sich als das sich selbst erlebende Universum begreift, welches jetzt ~in diesem Augenblick~ durch sich selbst auf sich selbst blickt. Einzig, dass es dir die ganze Zeit über verschleiert gewesen war, trennt dich von dem, was du schon immer warst, obwohl es, mit allem, was du kennst, stets vor deiner Nase war - hidden in plain sight.

Das gegenseitige Zufügen von Leid würde auf Basis dieses Wissens obsolet werden. Man würde als ein Kollektivum einen Zustand erreichen, der im buddhistischen Raum als "Bodhisattva" bekannt ist.

Zitat: "Bodhisattva (Sanskrit, m., बोधिसत्त्व bodhisattva; aus bodhi „Erleuchtung" oder „Erwachen" und sattva „das Seiende", „Wesen", Pali bodhisatta) bedeutet „Erleuchtungswesen". Im Mahayana-Buddhismus werden Bodhisattvas als nach höchster Erkenntnis strebende Wesen bezeichnet, die auf dem Wege der „Tugendvollkommenheit" (Sanskrit paramita) die „Buddhaschaft" anstreben bzw. in sich selbst realisieren, um sie zum Heil aller lebenden Wesen einzusetzen. Diese Ausgangsmotivation wird „Erleuchtungsgeist" (bodhicitta) genannt. Praktizierende verschiedener Traditionen des Mahayana rezitieren Bodhisattva-Gelübde und bekunden damit ihren Willen, auch selbst diesen Weg zu gehen."

~

"...sobald du es einmal verstanden hast, siehst du es immer und überall"

~

Was allerdings wirklich sehr schwierig zur Meisterschaft zu bringen sein wird, ist jedes Mal zu bemerken, wie die Behauptungen und Notwendigkeiten nach einem "Ich" erneut auftreten werden, was eine Getrenntheit von "Allem, was ist" wiederherstellt. Diese Trennung zu "Allem, was ist", also dieses ICH, deute ich als den Ursprung allen Übels dieser Welt.

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(übrigens kann ich an dieser Stelle wirklich richtig gut mein Projekt [und Sorgenkind, weil slow...] "Tiefenpsychologie, Carl Jung & das absolute Grauen" empfehlen, in welchem ich die erneute Getrenntheit von "Allem, was ist", aber vor allem dessen Wiedervereinigung thematisiere. Schaut gerne rein. Hast du so auch noch nie gesehen, behaupte ich. Das versprochene Grauen lässt allerdings auf sich warten. Das Projekt ist ein echtes Mammutprojekt und ich tue mich sehr schwer damit, daran weiterzuarbeiten. Nichtsdestotrotz verspricht das Grauen wirklich heavy zu werden, wie es aussieht...)

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Anyway. Was man hier eigentlich tun muss, um in der Wahrheit zu bleiben und nicht zurück in den Zustand der Lüge zu fallen, ist, dass man diese Auflösung der Wahrnehmung am Sein und das völlige Eingehen als das Sein zurück gewinnt. Wie sieht so etwas aus? Du musst mit radikaler Selbstehrlichkeit, gepaart mit konsequenter und absoluter Hingebungsgabe, die Enttäuschung ("Ent-Täuschung") über das Lügenkonstrukt über dich selbst und dein Leben verinnerlichen und praktizieren.

Es ist unser Geburtsrecht und in gewisser Weise auch unsere Pflicht, uns selbst bis zur Gänze zu erkennen, um darum unseren Platz und unseren Wert in der Welt richtig einschätzen zu können. Aber die Enttäuschung über das Konstrukt der Lüge über dich selbst, das ist etwas, was wohl kaum jemand gewillt ist, zu leben. Es ist, als würde man loslassen, was einem Lieb und teuer ist. Die Selbstlüge. Weil die Stimme in deinem Kopf mit tausend wirklich (also wirklich!) guten Gründen kommen wird, dich von der Wahrheit fernzuhalten, dabei unwissend um die Vorzüge, die mit der Selbstrealisation einhergehen.

Und dann kommt ja auch noch hinzu, dass es darum keinen Freien Willen mehr gibt im klassischen Sinne, und das seit den "Libet-Experimenten" aus den 70er Jahren definitiv. "Der Wille geschieht", wie wir wissen, bevor die Psyche meinen zu müssen, uns mit dem Gewissen zu übertragen, man sei es selbst, wer hier die Entscheidungen trifft, doch in Wahrheit geschieht diese Verkettung bio-chemischer Prozesse außerhalb des Selbst. Wir sitzen der Illusion auf, unsere Entscheidungen selbst getroffen zu haben.

Der klassische Freie Wille ist eine Illusion

...Weil das aber aus juristischen Gründen nicht haltbar ist, einigten sich Wissenschaftler (und Juristen, nehme ich an?) und erkennen somit auch an, dass es zwar keinen Freien Willen gibt, stattdessen aber einen "Freien Unwillen". Diese Form des Freien Willens ist nicht das, was sich die meisten Menschen unter einem Freien Willen vorgestellt haben. Dieser Freie Wille ist das VETO. Etwa 50 Millisekunden vor der Ausführung einer jeden Handlung gäbe es einen engen Zeitraum, in welchem unsere moralischen Werte und Ideale die Entscheidung übernehmen, um eine Handlung doch nicht auszuführen.

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"Libet mutmaßte weiter, dass das Veto selbst nicht unbewusst eingeleitet werde, sondern unmittelbar auf bewusster Ebene stattfinde. Diese Vermutung stützte er jedoch nicht auf experimentelle Befunde. Zur Begründung verwies er stattdessen darauf, dass ihn alternative Annahmen zu unbefriedigenden Schlussfolgerungen hinsichtlich der Willensfreiheit führen würden. Unter Verweis auf die verbietende Formulierung vieler sozialer Regeln („Du sollst nicht...") sah er aufgrund seiner Mutmaßung die moralische Verantwortlichkeit des Menschen wiederhergestellt." - Wikipedia, Libet-Experiment

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Wenn du also denkst, du hättest eine eigene Entscheidung getroffen, dann hat dir wiedereinmal, entsprechend deines Unterbewusstseins, irgendetwas ein Schnippchen geschlagen; etwas, das mit Sicherheit nicht du selbst bist. Es gibt nur ganz wenige Augenblicke, an denen wir vollkommen frei sind. Zumindest dann, wenn wir zu jedem Zeitpunkt verneinend eingestellt sind, ja manchmal sogar gegenüber der Verneinung selbst, sind wir wahrlich frei von Zwang. 99,9% der über sieben Milliarden Menschen hier auf diesem Planeten sind zu 99,9% ihrer Zeit Gefangene dieser Illusion. 99,9% der über sieben Milliarden Menschen hier auf diesem Planeten sind zu 99,9% ihrer Zeit unfrei und unbewusst. Und das, nebenbei, darf eine durchaus großzügige Schätzung darstellen.

Niemand ist hoffnungsloser versklavt als jene, die fälschlicherweise glauben, frei zu sein.

- Johann Wolfgang von Goethe -

Das Nein als der ultimative Freiheitsbegriff. Die absolute Entsagung. Einfacher wird es sein, wenn wir begreifen, dass das Selbst "Nichts" ist und somit auch nichts verneint werden muss, um in Freiheit zu sein. Mich erinnert es an Siddhartha Gautama als Buddha und seiner Loslösung allen Weltlichem. Ich vermute, das wird es wohl unter anderem sein, weshalb man ihn fortlaufend seit über 2.500 Jahren den Erleuchteten nennt.

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