Kapitel 8 - Training

Raja

Ich trainierte gerade mit Sahra, da kam Eugene endlich herein. Abrupt ließ meine Freundin los, die ich gerade noch mit dem Knie auf die Mate gedrückt hatte. Sie rollte sich stöhnend zur Seite und sagte ärgerlich: "Musst du immer gleich so übertreibe?!" "Tschuldige, ich wollte nicht...", begann ich verlegen und half ihr auf. "Ach, schon gut", winkte sie ab, dann wand sie sich Eu zu der sich zu uns gesellte, "Was wollte der General von dir?" Doch unser Freund sah bedrückt aus, ohne zu antworten zog er seine Jacke aus und begann sich zu dehnen. Sahra und ich tauschten einen wissenden Blick aus, denn er war jedesmal so verschlossen nach dem er mit seinem Vater gesprochen hatte. "Eu, was ist denn...", wollte ich gerade nach hacken, doch er unter brach mich, "Wollen wir jetzt trainieren, oder nur weiter hier rumstehen?" Er schaute uns abwartend an, woraufhin die Latina neben mir sofort kopfschüttelnd verkündete: "Du kannst mit Raj trainieren, ich hab fürs erste schon genug eingesteckt." Ich erwiderte ein Augenrollen, während sie von der Matte ging und uns die Kampftäbezu warf, welche an der Wand lehnten.

Überall in der riesigen Halle sah man unsere Kollegen, wie sie versuchten sich gegenseitig zu Boden zu werfen. Wie jeden Tag, jeden einzelnen Tag meines Lebens seit ich denken konnte, nur etwas war anders, ein kleines Detail machte den Unterschied. Es lag eine nie gekannte Anspannung über uns, der Geruch der Veränderung lag in der Luft, denn nach diesem Tag begann ein neues Leben. Es warteten neue Herausforderungen und Abenteuer auf uns, doch ebenso Schmerz und Leid. Ich war voller Vorfreude aber seit gestern umgab eine dunkle Vorahnung meinen Geist.

Plötzlich ertönte ein lautes schepern, erschrocken fuhr meine Augen herum, um die Quelle des Lärmes zu finden. Mein Blick traf Eugens eisblaue Augen, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Unsere metallenen Stäbe waren laut auf einander geschlagen, ich hatte es gerade noch geschafft seinen Schlag ab zu wehren. "Konzentrier dich!", zischte er zwischen den Zähnen hervor, während er seinen Stab gegen meinen presste. Ich drehte mich geschickt zur Seite, woraufhin er einige Schritte nach vorne stolperte, diesen Moment nutzte ich um ihm einen Schlag in den Rücken zu versetzen. Er fiel, rollte sich jedoch über die Seite ab und schwang sich so gleich wieder auf die Beine. Verschmitzt lächelnd verkündete er: "Du bist unkonzentriert, doch nicht etwa meinetwegen?" "Wäre dein IQ genauso groß wie dein Ego, wüsstest du das du keine Chance hast", konterte ich und täuschte einen hieb gegen seine linke Flanke an, bevor ich seinen rechten Arm mit voller Wucht traf. Er ließ sich nicht aus der Reserve locken, stattdessen setzte er zum erneuten Angriff an. Eugene war stärker als ich, diesen Vorteil versuchte er nutzen in dem er brutal zu schlug, sein ungelenker und einfacher Kampfstyle bot mir jedoch viel Angriffsfläche. Keinem von uns gelang es den Anderen länger als ein paar Sekunden zu Boden zu ringen. Gerade wollte ich zu einer neuen Attacke ansetzen, da lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und ließ mich erstarren.

Eine seltsame Kälte umfing mich, die Welt vor meinen Augen verschwamm zu einem grauem Nebelschleier. Plötzlich tauchten vor mir dunkle Schatten auf, die verschwommen Flecken kamen näher und wurden zu den Umrissen mächtiger Krieger. Grausam und furchteinflößend thronten sie in der Finsternis, obwohl mein puls vor Angst rasste zog mich zu ihnen in die Dunkelheit. Ein Teil von mir wollte in den Schatten eintauchen mit ihm verschmelzen, endlich die Macht und Stärke erwecken, welche in meinem Inneren schlummert. Plötzlich traf mich etwas hartes am Hinterkopf und alles wurde schwarz.

Sahra

Ich setzte mich auf die kleine Bank an der Wand neben den Matten, so konnte ich meinen Freunden bei ihrem Kampf zu sehen. Was Nahkampf betraf waren beide um Längen besser als ich und sie waren es auch nicht müde mir das unter die Nase zu reiben. Die beiden lieferten sich eine harten Kampf, manchmal schienen sie zu vergessen das es sich nur um training handeln sollte. Mittlerweile hatten sogar einige unserer Kameraden ihre Waffen zu Seite gelegt und verfolgten den Kampf. Ich ließ meinen Blick im Raum um hergleiten, bevor auch ich meine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete.

Raja schien abwesend, denn über ihren schwarzen Augen lag ein trüber Schleier, es hatte den Anschein als wäre sie vollkommen erstarrt. Wie in Zeitlupe zerschnitt Eugenes Stab die Luft, in Erwartung eines gegen Schlages schaute ich gebannt zu, doch es geschah nichts. Die Weißhaarige, bekannt für ihre blitzschnellen Reflexe, regte sich kein bisschen und kippte steif nachvorne um. Besorgt rannte ich zu meinen Freunden um zu sehen was passiert war, auch Eugene hatte seine Waffe sofort sinken lassen. Er kniete sich neben sie und fühlte ihren Puls, bevor er meinte: "Ihr puls ist in Ordnung und sie atmet noch." Ich ließ mich neben ihn fallen, um ihm dabei zu helfen sie zur Seite zu drehen, doch plötzlich schlug Raja die Augen auf. Heftig atmend setzte sie sich auf, mit Schock geweiteten Augen starrte sie uns an. In ihrem Blick lag kein erkennen, verwirrt sah sie im Raum herum, und wie schon heute morgen war es als hätte sie ihre Erinnerungen verloren.

Raja war meine Zimmerkollegin, weshalb ich genau wusste, dass sie seit Tagen von Alpträumen geplagt wurde. Jeden Tag schienen sie heftiger zu werden und morgens hatte ihr Gedächtnis öfters Lücken. Raja wollte nicht darüber sprechen, immer wieder hatte ich versuchte sie damit zu konfrieren. Denn wenn sie sogar meinen Namen vergaß, konnte etwas nicht stimmen, aber das sie so einen Anfall jetzt schon Tagsüber hatte zeigte wie dringlich die Angelegenheit war. Ich hatte auch Eugen davon erzählt und er schien meine Sorge teilen, denn er warf mir einen wissenden Blick zu, bevor er sich an unsere Freundin wandte. "Raja", begann er, woraufhin die Angesprochene zusammen zuckte, "Alles gut, komm ich helf dir auf." Langsam stand er auf und reichte ihr zögerlich die Hand, doch sie beachtete ihn keine bisschen, stattdessen drehte sie ihren Kopf zur Tür. Erwartungsvoll betrachtet sie die Tür, wie ein kleines Kind das zu erstenmal einen Schmetterling sah.

Ich richtete mich ebenfalls auf, dabei schaute ich hilfesuchend zu meinem Freund. Schulterzuckend dementierte er meinen Blick ratlos, da öffnete sich die Tür mit einem Lauten zischen. Unsere Köpfe wie die aller Anderen fuhren gespannt herum, als General Phasma gefolgt von zwei dunklen Gestalten eintrat. Mein Blick blieb an den seltsamen Waffen der in schwarze Umhänge gehüllten Personen. Sie hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen während sie der weißblonden Frau durch die Halle folgten, doch ganz kurz schaute der Hintere von beiden in unsere Richtung. Ich konnte kein Gesicht aus machen nur ein metallenes Glitzern. Meine Eingeweide zogen sich unangenehm zusamme und ich hatte das Gefühl die Temperatur wäre unter den Gefrierpunkt gefallen. "Sahra", zischte der Rotschopf mir ins Ohr, woraufhin ich mich von der furchterregenden Gestalt abwand. Er bedeutete mir, dass alle anderen schon längst dabei waren sich in Formation zu begeben. Schnell reihten auch wir uns, da musste ich an Raj denken. Suchend schaute ich zur Matte zurück, doch sie stand bereits eine Reihe hinter uns, wobei ihre vorher milchig Augen nun wieder kristallklar auf die Personen neben Phasma gerichtet waren.

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