Kapitel 42 - Bloss micht Traurig sein
Raja
Atmen... Einfach atmen... Sch** drauf...
Wütend trat ich mit dem Fuß gegen die Wand. Diese Meditationübungen waren reine Zeitverschwendung. Ich wollte am liebsten auf irgendwas oder Jemanden einschlagen, dass half viel besser.
Frustriert schnaubte ich und ließ mich an der Wand hinab gleiten. Mein Kopf schwirrt immernoch von all diesen Gefühlen und Erinnerungen...
Was war da gerade mit mir passiert?
Ich stand da, sah all diese Leute und plötzlich... Plötzlich konnte ich ihre Gedanken sehen... viel mehr noch... es war als hätte sich ihre Seele vor meinen Augen geöffnet... Ich konnte alles sehen, alles was sie in ihrem tiefsten Inneren ausmachte...
... und ich sah Hoffnung.
Ich zog meine Beine fest an mich, denn in mir bereitete sich Angst aus. Es war die gleiche Angst die auch schon bei Akens Vision gespürt hatte. Wenn ich mein Schicksal erfüllen würde...
Was passiert dann mit der Macht?
Laute Schritte ließen mich erschrocken hochfahren. So gut es ging verdrängte ich die Gedanken, welche mir eben noch Kopfzerbrechen bescherte hatten und konzentriert mich wieder auf die Gegenwart.
Ruhig holte ich Luft, dabei versuchte mein Gesicht möglichst Ausdruckslos zu halten. Obwohl ich bereits wusste wer da auf mich zu kam, breitete sich dennoch ein seltsames Gefühl in mir aus.
"Raja...", stieß Sahra leicht erschrocken aus, fing sich sofort wieder, "Der General möchte, dass ich dir in dein Quartier zeige... Er dachte du brauchst nach dem ganze vielleicht noch etwas Ruhe..."
Sie sah mir nicht in die Augen. Mir vollkommen, wir waren keine Freunde... nicht mehr. Trotzdem verspürte ich einen unvermittelt Schmerz.
"Nein schon gut... Bring mich lieber zum Besprechungsraum...", erwiderte ich mit belegter Stimme, "Ich schaff das schon!"
Ich muss!
Als hätte sie meine Gedanken erraten, klopfte mir Sahra aufmunternd auf die Schulter.
"Klar... Lass es nur nicht so enden wie auf Xenon-14", versuchte sie zu scherzen, woraufhin wir beide ein gequältes Lächeln tauschten.
"Das war wirklich eine schlechte Idee, oder?", fragte ich immernoch zurückhaltend.
Sie musterte mich einen Moment lang ausdrucklos, bevor sie mit undeutbarer Miene entgegnete: "Falls es dir noch Niemand gesagt, du hast nur schlechte Idee... aber sie funktionieren... und das ist alles was zählt."
Endlich sah sie mir in die Augen, doch ihr Blick war seltsam, darin lag etwas bedrückendes. Ich kannte diesen Blick von früher, er bereitete mir Angst. Es war der Blick mit dem man jemanden bedachte der etwas schreckliches Tun sollte, dass man selbst nicht über sich brachte.
Ich ballte meine Hand zur Faust und wandte mein Gesicht zu Boden. Kalt forderte ich sie auf mich zu dem General zu bringen, danach herrschte eisige Stille zwischen uns.
Poe
Seufzend ließ mich in meinen Stuhl fallen und legte den Kopf in den Nacken. Ich spürte die Blicke von Finn, Rose und Kadel schwer auf mir Lasten. Sie alle erwarteten von mir zu erfahren, wie es nun weiter gehe.
"Das Mädchen wirkte sehr... überzeugend", brach Finn die drückende Stille. Ich sah ihn fragend an, da fügte er hinzu: "Ich mein ja nur... Sie hat eine Chance verdient... und wir wissen, dass sie eine... einzigartige Kriegerin ist. Vielleicht..."
"Sie ist noch ein Kind!", mischte sich plötzlich Kadel aufgebracht ein, "Wir haben es nicht diesen ihn aufzuhalten... Es ist unsere Schuld, dass aus einem Menschen ein Monster wurde! Und wir können ihn nicht aufhalten in dem wir ein Neues schaffen! Wir... Ich werde nicht zu sehen wie so etwas nochmal passiert!"
"Ach ja!", erwiderte ich wütender als beabsichtigt, "Und was sollen wir tun! Uns gehen die Möglichkeiten aus!"
Verzweifelt schlage ich mit der Hand auf den Tisch und sprang auf.
"Was sollen tun?! Sag schon!", schrie ich hoffnungslos, "Erzähl mir irgendetwas das wir noch nicht probiert haben! Sag etwas, egal was und ich bin sofort bereit dieses Mädchen da raus zu halten!"
Ich umklammerte die Tischkante, meine Knöchel traten weiß hervor, doch starrte nur erwartungsvoll meine Freunde an.
"Kommt!", schrie ich sie nochmals an, "Denkt ihr ich will! Ich will sie in den Tod schicken! Bitte..."
Plötzlich erstarrte ich und drehte meinen Kopf zur Tür. Sie stand offen, während mich Sahra mit einer Mischung aus Angst, Schock und Verständnis anblickte.
Ich öffnete den Mund, wollte sie beruhigen, doch kein einziges Wort kam über meine Lippen. Stattdessen Blickte ich sie nur verzweifelt an.
Sahra schien ebenfalls in einer seltsamen Art von starre, bis sie grob zur Seite gestoßen wurde.
"Kommt schon so schlimm ist meine Frisur auch nicht?", sagte Raja sarkastisch, als sie sich in den Raum drängte. In ihrer Stimme schwang Bitterkeit, doch sie ging festen Schrittes an mir vorbei. Lässig ließ sie sich auf dem Stuhl neben mir nieder und legte provokant die Füße auf den Tisch.
Erwartungsvoll sah sie mich an, bevor sie mit einem Augenrollen meinte: "Ich dachte wir wollen hier einen Mordkomplott besprechen, aber die Stimmung hier ist ja tot langweilig."
Ein makaberes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen, mit dem sie jeden von uns gewissenhaft bedachte.
"Ich hasse diese Begräbnisstimmung. Ihr solltet euch freuen oder wenigstens ein bisschen optimistisch sein...", fuhr sie in einem belustigt Ton weiter, "Kommt schon meinetwegen müsst ihr nicht so traurig sein... Ihr seid auch nicht besser dran als ich."
Fröhlich beschwingt stand sie auf und klopfte mir auf die Schulter. "Ohne Sorgen stirbst sich leichter. Also...", sprach sie freundlich, bevor sie sich an die anderen wandte, "Ich brauch ein Schiff, eine kleine Crew und... die Karte zum ersten Jedi Temple."
Fragend sah sie wieder mich an, woraufhin ich überfordert die Luft ausstieß. Mir schwirrte der Kopf, ich musste mich setzen. Raja machte einen Wink mit der Hand, sofort spürte ich wie der Sessel gegen meine Beine krachte. Schwungvoll plumpste ich auf den Hintern. Das Mädchen blinzelte mich freundlich an, diesmal ein unschuldiges Engelslächel auf den Lippen, welches ich ihr trotzdem nich vorbehaltlos abkaufte.
"So... wie siehst aus? Deal?", fragte sie in einem beschwingten Ton, der einen seltsam bittern Geschmack in meinem Mund zurück ließ.
Ich betrachtete ihre dunklen Augen, die mich mit einem Welpenblick bedachten. Danach schluckte ich schwer mit hoffentlich nicht zitternder Stimme erwiderte ich, etwas kleinlaut: "Wir schicken einen Piloten. Er kann dich hinbringe... aber du wirst nicht selbst fliegen."
"Sie kann gar nicht fliegen", erklang plötzlich eine Stimme von der Tür her. Überrascht drehte ich meinen Kopf herum, da fiel mir Sahra wieder ein. Auch Raja schaute zu ihr, mit einem eisigen Blick, welcher selbst mir eine kalten Schauer den Rücken hinab jagte.
"Ich kann fliegen... nur nicht besonders gut", murmelte Raja trotzig, woraufhin ich sie erstaunt anblickte.
Vorwurfsvoll, im genervt-aufgebrachten-beleidigten Tonfall den nur Teenager besaßen, erwiderte sie darauf: "Das liegt nur daran, dass da immer Nachsitzen musste. Phasma..."
"Bitte!?", kam es von dem anderen Mädchen mit einem Lachen, die plötzlich auf der anderen Seite von mir stand, "Jeder weiß... wusste, dass du das mit Absicht gemacht hast. Alles nur weil du Höhenan..."
"Ja ja schon gut", unterbrach sie die Weißhaarige schnell. Ihre Wangen waren leicht gerötet, bevor sie hinzugefügte: "Denkt darüber nach... Ich... Ich geh erstmal was essen. Sahra?"
Sie blickte die Andere als Aufforderung zum Gehen an. Die Angesprochene wollte noch etwas sagen, besann sich im letzten Moment noch einmal des besseren.
"Ja, ich bring sie in die Kantine", damit waren die beiden Mädchen so schnell wieder verschwunden, dass ich gerade noch mit bekam wie sich die Tür schloss.
Erschöpft rieb ich mir übers Gesicht und stieß ein resigniertes seufzen aus.
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