Kapitel 5: Der Morgen danach

Der Morgen war trüb und von tristem Grau, obwohl die Sonne durch die Scheiben des Gewächshauses schien.
Frederik erwachte nur halb bekleidet auf dem Boden zwischen der Bank und dem Apfelbaum, der sich nun wieder starr und unbeweglich himmelwärts reckte.
Sein Kopf pochte unangenehm, so dass er die Schmerzen in seinem restlichen Körper zunächst kaum bemerkte und ihm war aussergewöhnlich übel.
„Oh... was hab ich nur getan?", fragte er halb sich selbst, halb den Apfelbaum, als könnte er ihm antworten.
Nur langsam und undeutlich kehrt seine Erinnerung an letzte Nacht zurück. Er errötete bei dem Gedanken an den bebenden Leib, an dem er sich in dieser Erinnerung rieb; die vollen, süssen Lippen des Jünglings, die feuchte, heisse Spuren über seinen Körper gezogen hatte, liessen ihn erneut erschauern, obwohl der Spuk längst vorüber war.
Hastig knöpfte Frederik sein Hemd zu um wenigstens angezogen genug zu sein, um durch das Haus laufen zu können, dann zog er sich rasch in sein Schlafzimmer zurück um sich einigermassen präsentabel herzurichten.
Dabei fiel sein Blick für einen kurzen Moment auf sein Spiegelbild. Sein zunehmend heruntergekommenes Äusseres hielt ihn für gewöhnlich davon ab, lange vor dem Spiegel zu stehen, doch etwas liess ihn stutzen.
An seinem Hals entdeckte er drei, gereizte, gerötete Stellen, wie von Liebesbissen. Seine Finger zitterten, als er das Hemd aufknöpfte, seine abgemagerte Brust entblösste und weitere dieser Male vorfand. Sie waren überall dort, wo sein Körper am empfindsamsten war.
Frederiks Gesicht wurde noch eine Spur fahler als es ohnehin bereits war und er sank von plötzlichem Schwindel geplagt auf die Bettkante.
Wie war das möglich? Diese Flecken waren die offensichtlichen Zeichen einer äusserst leidenschaftlichen Liebesnacht, aber das war ganz ausgeschlossen. Er hatte doch nicht... Nicht wirklich ...
War es vielleicht möglich, dass jemand in sein Gewächshaus eingedrungen war? Irgendein Halunke, der ihn dort im Delirium liegen gesehen hatte und seine Gelegenheit gesehen hatte, selbst etwas Spass mit ihm zu haben?
Er erschauderte mit Abscheu. Das grenzte doch an Schändung!
Aber die Welt war voller skrupelloser Gesellen, man musste nur einmal die Zeitung aufschlagen, und sicherlich hätte keine ehrbare Dame und kein ehrbarer Gentleman den Nerv, auch nur an etwas Derartiges zu denken.

Er sagte dem Hausmädchen mit knappen Worten, sie solle die Polizei rufen, da er Grund zu der Annahme habe, dass in der letzten Nacht eingebrochen worden sei und verliess das Haus mit hochrotem Kopf, als sie berichtete, sie sei in der Nacht aufgewacht und habe geglaubt, ein seltsames Geräusch gehört zu haben.

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