Kapitel 4: Rausch und Verführung

Aber all dies hatte für Frederik nun keine Bedeutung; mit angenehm schweren Gliedern lag er auf der Bank - die Füsse baumelten über die Lehne - während das Gewächshaus sich unter seinem verschleierten Blick in den kristallenen Käfig der verlorenen Prinzessin verwandelte und die Bäume um ihn herum behutsame Schlaflieder zu summen schienen.
Der Klang dieser Lieder war kaum zu beschreiben: Ein leises, feierliches Brummen im Takt seiner tiefen Atemzüge, doch begleitet vom zärtlichen klingen gläserner Windspiele und dem verführerischen Klang der unendlichen Farben, in die das Licht des Mondes sich in den Kristallscheiben brach.

„Komm zu mir, Frederik."
Er wusste nicht, ob die Stimme des Jünglings Wirklichkeit war, oder ein blosser Traum der ihn in seinem Halbschlaf heimsuchte, aber sie klang süss in seinen Ohren.
Frederik öffnete die Augen blickte nach der verschwommenen Silhouette des jungen Apfelbaums, über dem ein einzelner Stern zu stehen schien.
„Ich darf es nicht...", hauchte er schläfrig.
Ihm war, als neige der Apfelbaum sich zu ihm hin.
Es war nicht das erste Mal, dass er die Stimme eines Jünglings hörte, während er sich dem Opiumrausch hingab und er war zu betört, zu entspannt um davor zurück zu schrecken.
Ein Zittern lief durch den schlanken Stamm des Baumes und Zoll um Zoll begann sich das Gesicht des Jünglings darin abzuzeichnen. Während seine Züge - die rosigen Wangen, das schlanke Kinn - immer wirklicher wurden, waren seine intensiv-grünen Augen das einzig Klare in Frederiks Wahrnehmung. Sie schienen ihm direkt in sein Innerstes zu blicken, auf all seine dunklen, verbotenen Begierden und Geheimnisse. Die vollen Lippen von der Farbe rosiger Apfelblüten kräuselten sich zu einem Lächeln.
„Du darfst also nicht... aber du willst es..."
Mehr und mehr formte sich der Körper aus dem Baumstamm, schon war der Kopf des Jünglings losgelöst, der schlanke Hals und die starken Schultern folgten. Seine Finger entwanden sich dem Geäst und senkten sich alsbald hinunter um Frederiks Wange zu streicheln.
Die vom Opium fast verstummte Stimme der Vernunft sagte Frederik, dass er aufstehen und gehen - flüchten - sollte, doch die Schwere seiner Glieder und die Berührungen des Jünglings - sie waren wie frisches Sommerlaub und hinterliessen ein willkommenes Prickeln auf seiner Haut - waren ihm so angenehm.
Dennoch versuchte er, sich aufzuraffen.
„Nein..." Seine Worte waren nur mehr ein Keuchen. „Das ist nicht richtig... Ich... ich..."
„Ach, was ist schon richtig, mein Lieber Frederik?", neckte ihn der Jüngling und die köstliche Kuhle zwischen seinen Schlüsselbeinen erbebte sanft unter seinem hellen Lachen, das wie von gläsernen Glockenspielen war. „Richtig ist nur ein Wort... Und du willst es doch so sehr...", wisperte er verführerisch, während seine Finger langsam ihren Weg unter Frederiks Hemd suchten, heisse Spuren über seine Haut zogen und sein Herz schneller schlagen liessen.
„Ich darf dich nicht lieben", hauchte Frederik zwischen zwei hastigen Atemzügen, wünschend dass die Berührungen tiefer wandern mögen und es zugleich fürchtend.
Wieder lachte der Jüngling sein Glockenspiellachen.
„Du sollst mich nicht lieben. Du willst mich nicht lieben. Du willst mich besitzen... mich nehmen...", hauchte er in Frederiks Ohr, küsste sanft seinen Hals, während seine Finger neckend Frederiks Lenden streiften. „Ich bin alles, was du begehrst und dir doch versagst, all die scheusslichen, dunklen Geheimnisse, die du in deinem Herzen weggeschlossen glaubtest, all die köstlichen Empfindungen, die dir verboten sind. Und du könntest mich haben..." Sie waren sich so nah, dass seine Lippen die Frederiks bei jedem Wort streiften. Der junge Botaniker stöhnte halb gequält, halb lustvoll auf. „Vergiss die Welt dort draussen, Frederik, sie ist nicht wichtig. Ein Wort von dir genügt und ich wäre dein. Alles, was du begehrst wäre ich für dich, wenn du dich nur hingeben würdest..."
Frederik tat einen tiefen Atemzug, umweht vom erdigen Aroma des Jünglings, und leckte sich über die trockenen Lippen, den zugleich süssen und herben Geschmack, der auf ihnen lag, wie von Harz und Honig zugleich.
Sein Körper war längst aus dem Halbschlaf in den sein Geist immer tiefer glitt - unfähig, sich gegen die sündigen Gedanken zu wehren -, erwacht und bog sich den neckenden Berührenden lüstern entgegen.
Es wäre so einfach...
Kein Zoll trennte ihre Lippen, wenn er sich nur ein bisschen aufrichten würde, könnte er den Jüngling gänzlich kosten, seinen eigentümlichen Geschmack auf seiner Zunge spüren, wie er sich in ihm Ausbreitete wie ein Feuerwerk aus Hitze und diesem Prickeln, das seine Berührungen hinterliessen. Die Erfüllung seiner Fantasien schwebte dicht vor ihm, er müsste nur die Hand ausstrecken und schon erbebte die Harme, seltsam glatte Haut des Jünglings unter seiner Berührung. nur ein bisschen mehr und er könnte jene delikate Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen liebkosen, seinen Hals, seine Schultern, seine Brust...
Nur ein kleines bisschen, was machte es schon?
Es war so einfach...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top