Prolog

Der Mann saß mit gefalteten Händen und einem ernsten, gesenkten Ausdruck an seinem freigeräumten Schreibtisch. Die letzten Tage hatte er mit dem auffälligen Verhalten eines reichen Studenten in einem der imposanten Nachbarviertel zu kämpfen gehabt.

Durch die halb verhangenen Gardinen fiel dumpfes Mondlicht auf die grüblerischen Gesichtszüge des Mannes. Schließlich seufzte er, denn trotz seiner stundenlangen Überlegungen fiel ihm keine zufriedenstellende Lösung ein. Irgendwie musste er diesen Studenten beseitigen- denn dieser mischte sich in Angelegenheiten ein, die ihn nicht nur nichts angingen, sondern auch in eine tickende Bombe für den Mann verwandelten.

Der Mann lehnte sich zurück und atmete tief durch, bevor er zu seinem Handy griff, das hinter seinem Laptop auf der Tischplatte lag. Kurz darauf trat ein etwa sechzehn Jahre alter Junge in abgetragenen, viel zu großen Klamotten herein. Einen Moment lang schimmerte ein Streifen orangenes Licht durch den Türspalt, der sich hinter dem Jungen schloss. Regungslos blieb er vor dem Mann stehen, der nun die Finger wieder bedächtig verschränkte und sich dem Jungen zuwandte.  „Ich habe einen Auftrag für dich.", fing er mit schwerer Stimme an. „Ich werde dir viel Geld geben, egal, wie du ihn umsetzt. Nutze es gut." Der Junge hörte wortlos zu. „Denn-", der Mann hielt inne, doch dann besann er sich schnell und fuhr fort, „alle anderen meiner Rekruten sind zu wertvoll, um den Auftrag umzusetzen. Genau genommen ist mir der Ruf der anderen zu wertvoll. Es handelt sich um eine schnelle Erledigung. Aber versteh mich nicht falsch, auch du bist mir wichtig. Von daher erwarte ich nicht, dass du den Auftrag persönlich umsetzt." Stumm nickte der Junge. „Gut. Der Student, der uns seit einiger Zeit Ärger macht- Ich möchte ihn beseitigt haben. Er funkt zu sehr in unsere Pläne. Such dir vielleicht jemanden auf der Straße, der dringend Geld braucht. Solche Leute können sich die Hände schmutzig machen und wir verlieren kaum etwas dabei. Wichtig ist nur, dass du der Person meine Mailadresse aushändigst. Wer auch immer den Auftrag erledigt, sei es du selbst oder jemand Fremdes, soll mir eine Mail mit den Worten 'Der Adler hat den Fisch gefangen'  schreiben. Das ist die konfliktärmste Option, die uns offen steht. Hast du das verstanden?" Wieder stimmte der Junge zu. Er hatte von den Vorfällen mit dem Studenten bereits gehört. Außerdem hatte er überall Kontakte auf den Straßen der Reichenviertel, jemanden zu finden, würde ihm also ein leichtes sein. „Wie viel Geld?", war die einzige Frage, die sich ihm noch stellte. Die knappe Antwort lautete: „Viel. Machst du es schnell, noch mehr." Etwas unbefriedigt ging der Junge ein paar Schritte zurück, aber er wusste, mit Protest würde er nicht lebendig durchkommen. „Fünfstellig. Obere Hälfte.", setzte der Mann noch nach, als der Junge schon halb aus der Tür war. Mit diesen Worten fiel die Tür zu und tauchte den Raum wieder in durchdringende Schwärze.

Idee by  amazingpoppycock

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